Kolumne Wädenswil

«Out of …»: Danny Zemp, Healesville, Australien

G’day. Ich bin der Danny Zemp und ich bin in Wädenswil aufgewachsen. Ich bin gerade 53 Jahre alt geworden und bin seit 1997 in Melbourne, Australien. Ich lebe etwa 70 Kilometer östlich von Melbourne in Healesville. Wir haben eine kleine Farm mit Ziegen und anderen Federviechern. Wir, das sind meine Frau Ela und ich. Zur Zeit arbeite ich in der lokalen Highschool als Lehrer-Hilfe in der Holzwerkstatt und in der Automobil-Ausbildung. 

Aus Wädenswil bin ich zuerst für fast ein Jahr nach Hamburg gezogen. Dort habe ich als Baumpfleger gearbeitet. Die Umstände hatten sich dann geändert und wir haben uns entschlossen, nach Australien zu ziehen. Ich hatte schon eine Arbeit als Baumpfleger, ich musste nur das Visum organisieren. 

Innert drei Monaten sind wir dann im Flieger gesessen mit allem, was wir tragen konnten. Chaos. Heute würden wir wie Obelix reagieren: «Die spinnen, die Römer!»

Es hat aber funktioniert. Wir hatten nicht viel. Was wir aber hatten, war unser jugendlicher Trieb für ein Abenteuer. Wir merkten schnell, dass es teurer ist, eine Wohnung zu mieten als ein Haus zu kaufen. Also haben wir fest gespart und uns ein kleines Haus gekauft. Die Familie in der Schweiz hat fast «Vögel gekriegt». Vor allem, als wir uns entschieden haben, uns ein weiteres Haus zu kaufen, gut 70 Kilometer östlich in Healesville. Ganz ehrlich, es war schon alles etwas «z’underopsi». Aber manchmal muss man ins kalte Wasser springen. 

Uns geht es gut. Wir haben Sachen erreicht, die wir in der Schweiz wahrscheinlich nie gemacht hätten. Als Baumpfleger konnte ich extrem grosse Bäume erklettern. Ich reiste viel im Bundesstaat Victoria. Die Arbeit war hart, und einmal bin ich auch abgestürzt. Das muss man auch mal erlebt haben. Ich hab nur ein Bein gebrochen. Mit etwas Hilfe ist die ganze Musik wieder zusammengewachsen. 

Diejenigen, die mich noch kennen, wissen sicher noch, dass ich immer gezeichnet habe. Das habe ich nie aufgegeben und heute bin ich ein «Award Winning Cartoonist». Meine Zeichnungen werden in einer lokalen Zeitung veröffentlicht. Je nach Saison arbeite ich viel an Karikaturen. Das hält mich auf Trab. 

Und wer hätte gedacht dass ich jetzt auch noch ein Direktor einer Bank bin? Ja, in der lokalen Filiale der fünftgrössten Bank in Australien. Nicht schlecht, hm?

Natürlich erinnere ich mich immer noch an die Schweiz. Sachen, die wir da gemacht haben bleiben immer. Den Blödsinn, den wir damals angezettelt haben. Die Sachen, die wir erlebt haben, das vergisst man nicht so einfach. 

Ich hab nach wie vor noch Kontakt zu «Wädischwil». Hauptsächlich zur Familie. Schliesslich bin ich der Einzige, der weggereist ist. Zurück kommen tue ich aber nur für Ferien. Ich habe solide Wurzeln in Australien geschlagen. Das ist jetzt unser Zuhause. 

Und weiter? Wir wollen den Kontinent noch etwas mehr bereisen. Ich glaube nicht, dass wir noch etwas zu beweisen haben. Wir hatten ein erfolgreiches Zahntechniker-Geschäft, ich hatte viel Spass bei meiner Arbeit als Baumpfleger, ich arbeitete in einem Motorrad-Geschäft, ich bin Motorradrennen gefahren, sogar in Seitenwagen. Ich restaurierte verschiedene Autos und Töffs. Wir besitzen ein schönes Haus mit vielen Geisslein – alle mit kleinen Glöcklein. 

Das einzige, was wir nicht erreichen konnten, ist Nachwuchs. Wir haben keine Kinder. Es wäre schön gewesen, aber was nicht ist, muss nicht erzwungen werden. Wir sind gesund und geniessen das Leben. Wir sind stolz, was wir erreicht haben!

www.dannyzemp.com
@zempart on instagram

Die neue Serie «Out of Wättischwiil» porträtiert ausgewanderte Wädenswilerinnen und Wädenswiler.

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