Der Risibach entspringt dem Chaltenbodenholz, heisst dort noch Chaltenbodenbach und fliesst als offenes Gerinne entlang eines geschützten Flachmoors. Unterhalb des Moors verschwand der Bach, der jetzt Risibach heisst, bis anhin in einer rund 500 m langen Bachleitung bis zur Mündung in den Aabach. Nun wurde der Bach offengelegt und revitalisiert.
Text & Bilder: Stefan Baumgartner
Das geschah nicht von heute auf morgen: vor rund 10 Jahren wurde mit der Planung der Offenlegung begonnen. Astrid Furrer, die neue Leiterin Planen und Bauen, meinte denn auch eingangs der Begehung, die Ende Oktober stattfand: «Was lange währt, wird endlich gut!» Es habe Gründe gehabt, dass das Projekt 10 Jahre Planung gebraucht habe, doch habe das Projekt beim Kanton erste Priorität genossen. Nicht nur habe der eingedolte Risibach ein ökologisches Defizit gehabt, man habe bei Unwettern auch ein Entwässerungsproblem am Hang gehabt. Die Landwirtschaft sei aber nicht besonders glücklich gewesen über diese Revitalisierung, gingen doch im benötigten Gewässerraum auch Fruchtfolgeflächen verloren. Der Gewässerraum sichert den Raum, den die Gewässer benötigen, um ihre natürlichen Funktionen wahrnehmen zu können. Zudem verhindert er, dass schädliche Stoffe aus Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln ins Gewässer gelangen. Er umfasst das Gewässer selbst sowie den Uferbereich. Die verlorenen Fruchtfolgeflächen jedoch konnten andernorts kompensiert werden. Überhaupt mussten die beteiligten Landbesitzer erst ins Boot geholt werden – und dies ging nur, da Pro Natura, die älteste Naturschutzorganisation der Schweiz, selbst zu den Landbesitzern gehörte. So kam ein Landabtausch für diese Revitalisierung zustande.
Stefan Schenk, Wädenswiler Landschaftsarchitekt und Mitglied der Arbeitsgruppe Landschaftsentwicklungskonzept (LEK), führte schliesslich durch das Projekt entlang dem neu offengelegten Risibach und erklärte die ausgeführten Arbeiten.
Vernetzung bis ins Sihltal
Er wies auch auf die Vernetzung des Baches hin: Einerseits zum Aabach hin, andrerseits zum Chaltenbodenholz. «Und wenn man weiterdenkt, geht die Verbindung bis ins Sihltal!» So wurde nun ein neuer Korridor für Amphibien und Kleinlebewesen geschaffen. Das sei ein grosser Wert dieses Projektes. Auch sei der Wasserdurchlass vergrössert und damit die Abflusskapazität verbessert worden. 65 000 km Flüsse und Bäche würden durch die Schweiz fliessen, bei rund 16 000 km sei der Zustand schlecht – eingedolt oder begradigt. Der Kanton Zürich habe 3600 km, die Gemeinde Wädenswil 80 km fliessende Gewässer, davon sind 16 km eingedolt. Der Bund hat sich zum Ziel gesetzt, innert 80 Jahren 4000 km aufzuwerten – auf den Kanton Zürich fallen davon 400 km, was pro Jahr 5 km bedeute. «Hier haben wir 500 m, was doch ein schöner Beitrag ist», meinte Schenk.
Auf dieser 500 Meter langen Strecken finden sich nun im Gewässerraum Schwarzerlen, die das neu geschaffene Bachbett künftig stützen sollen. Es finden sich Ast- und Steinhaufen für Wiesel. Hermelin und Mauswiesel waren einst typische und häufige Bewohner unserer Kulturlandschaft. Inzwischen sind die flinken Mäusefänger aber vielerorts selten geworden. Fehlen ihnen die nötigen Verstecke in der offenen Landschaft, werden sie schnell selber zu den Gejagten. Auch frisch gepflanzte Hochstauden und Gehölze bieten Deckung. Dass die Strukturen bei den Wieseln ankommen, hätten schon zahlreiche Sichtungen während des Baus gezeigt, wie «Pro Natura» weiss. Faschinen, also Bündel entweder aus Totholz oder aus Weiden, schützen vereinzelt vor der Auswaschung des Bachbetts. Dieses wurde so angelegt, dass Steine Verstecke bieten oder als Fischtreppe benutzt werden können.
Bachforellen und Steinkrebse
Markus Hohl, Biodiversität- und Naturschutzbeauftragter der Stadt Wädenswil, hofft darum, dass dereinst im Risibach wieder Bachforellen und Steinkrebse heimisch werden und sich auch Prachtlibellen und Wiesel im Gewässerraum ansiedeln. Alle Arbeiten seien darauf ausge-richtet worden. Es brauche aber auch die -Wirkungs- und Erfolgskontrolle über die nächsten 4 bis 5 Jahre. Wichtig sei auch die Pflege der Uferbereiche und des Baches selber. «Wir sind fertig mit dem Bau, aber mit dem Projekt -werden sich noch die nächsten zwei, drei Generationen beschäftigen», blickte er in die Zukunft.
Ein namhafter Betrag an dieses Projekt stammt vom Naturmade-Star-Fonds, und so erklärte Christoph Busenhart, Leiter Kraftwerke an der Limmat vom Elektrizitätswerk der Stadt Zürich, «was er denn hier draussen mache». Vor vielen Jahren wurde das Label «naturemade Star» geschaffen, wo Strombezüger pro konsumierter Kilowattsunde einen Rappen in diesen Fonds einzahlen. So kommen pro Jahr rund CHF 5 Mio. zusammen – und daraus würden solche Projekte finanziert. «Wir als Kraftwerksbetreiber stören den Zustand der Gewässer, weil wir Wasserkraft nutzen – und mit der Finanzierung solcher Projekte versuchen wir, in unseren Fliessgewässern etwas zu kompensieren. Einerseits bei unseren eigenen Stauräumen, aber auch bei solchen Projekten.»
Und die Kosten? Die Gesamtkosten belaufen sich auf 1,25 Mio. Franken, davon übernehmen Bund und Kanton CHF 800 000, der Beitrag des Naturmade-Star-Fonds beträgt CHF 300 000. Bleibt für die Stadt Wädenswil noch der bescheidene Restbetrag. Rita Newnam, Leiter Planen und Bauen, weiss: «Wäre der Naturmade-Star-Fonds-Beitrag nicht gesprochen worden, wäre das Projekt vom Gemeinderat nie bewilligt worden.»
Susanna Kramer hatte das Schlusswort dieser Projekt-Begehung. Sie ist eine betroffene Landeigentümerin, aber auch die eigentliche Ini-tiantin des Projektes. Sie bedankte sich bei allen Beteiligten. «Die von unseren Grossvätern -drainierte Fläche kann nun mit der Offenlegung wieder leben und beitragen zur Revitalisierung. Das war mein Hauptanliegen und Triebfeder!», schloss sie ihre Rede.
Der Risibach entspringt dem Chaltenbodenholz, heisst dort noch Chaltenbodenbach und fliesst als offenes Gerinne entlang eines geschützten Flachmoors. Unterhalb des Moors verschwand der Bach, der jetzt Risibach heisst, bis anhin in einer rund 500 m langen Bachleitung bis zur Mündung in den Aabach. Nun wurde der Bach offengelegt und revitalisiert.
Text & Bilder: Stefan Baumgartner
Das geschah nicht von heute auf morgen: vor rund 10 Jahren wurde mit der Planung der Offenlegung begonnen. Astrid Furrer, die neue Leiterin Planen und Bauen, meinte denn auch eingangs der Begehung, die Ende Oktober stattfand: «Was lange währt, wird endlich gut!» Es habe Gründe gehabt, dass das Projekt 10 Jahre Planung gebraucht habe, doch habe das Projekt beim Kanton erste Priorität genossen. Nicht nur habe der eingedolte Risibach ein ökologisches Defizit gehabt, man habe bei Unwettern auch ein Entwässerungsproblem am Hang gehabt. Die Landwirtschaft sei aber nicht besonders glücklich gewesen über diese Revitalisierung, gingen doch im benötigten Gewässerraum auch Fruchtfolgeflächen verloren. Der Gewässerraum sichert den Raum, den die Gewässer benötigen, um ihre natürlichen Funktionen wahrnehmen zu können. Zudem verhindert er, dass schädliche Stoffe aus Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln ins Gewässer gelangen. Er umfasst das Gewässer selbst sowie den Uferbereich. Die verlorenen Fruchtfolgeflächen jedoch konnten andernorts kompensiert werden. Überhaupt mussten die beteiligten Landbesitzer erst ins Boot geholt werden – und dies ging nur, da Pro Natura, die älteste Naturschutzorganisation der Schweiz, selbst zu den Landbesitzern gehörte. So kam ein Landabtausch für diese Revitalisierung zustande.
Stefan Schenk, Wädenswiler Landschaftsarchitekt und Mitglied der Arbeitsgruppe Landschaftsentwicklungskonzept (LEK), führte schliesslich durch das Projekt entlang dem neu offengelegten Risibach und erklärte die ausgeführten Arbeiten.
Vernetzung bis ins Sihltal
Er wies auch auf die Vernetzung des Baches hin: Einerseits zum Aabach hin, andrerseits zum Chaltenbodenholz. «Und wenn man weiterdenkt, geht die Verbindung bis ins Sihltal!» So wurde nun ein neuer Korridor für Amphibien und Kleinlebewesen geschaffen. Das sei ein grosser Wert dieses Projektes. Auch sei der Wasserdurchlass vergrössert und damit die Abflusskapazität verbessert worden. 65 000 km Flüsse und Bäche würden durch die Schweiz fliessen, bei rund 16 000 km sei der Zustand schlecht – eingedolt oder begradigt. Der Kanton Zürich habe 3600 km, die Gemeinde Wädenswil 80 km fliessende Gewässer, davon sind 16 km eingedolt. Der Bund hat sich zum Ziel gesetzt, innert 80 Jahren 4000 km aufzuwerten – auf den Kanton Zürich fallen davon 400 km, was pro Jahr 5 km bedeute. «Hier haben wir 500 m, was doch ein schöner Beitrag ist», meinte Schenk.
Auf dieser 500 Meter langen Strecken finden sich nun im Gewässerraum Schwarzerlen, die das neu geschaffene Bachbett künftig stützen sollen. Es finden sich Ast- und Steinhaufen für Wiesel. Hermelin und Mauswiesel waren einst typische und häufige Bewohner unserer Kulturlandschaft. Inzwischen sind die flinken Mäusefänger aber vielerorts selten geworden. Fehlen ihnen die nötigen Verstecke in der offenen Landschaft, werden sie schnell selber zu den Gejagten. Auch frisch gepflanzte Hochstauden und Gehölze bieten Deckung. Dass die Strukturen bei den Wieseln ankommen, hätten schon zahlreiche Sichtungen während des Baus gezeigt, wie «Pro Natura» weiss. Faschinen, also Bündel entweder aus Totholz oder aus Weiden, schützen vereinzelt vor der Auswaschung des Bachbetts. Dieses wurde so angelegt, dass Steine Verstecke bieten oder als Fischtreppe benutzt werden können.
Bachforellen und Steinkrebse
Markus Hohl, Biodiversität- und Naturschutzbeauftragter der Stadt Wädenswil, hofft darum, dass dereinst im Risibach wieder Bachforellen und Steinkrebse heimisch werden und sich auch Prachtlibellen und Wiesel im Gewässerraum ansiedeln. Alle Arbeiten seien darauf ausge-richtet worden. Es brauche aber auch die -Wirkungs- und Erfolgskontrolle über die nächsten 4 bis 5 Jahre. Wichtig sei auch die Pflege der Uferbereiche und des Baches selber. «Wir sind fertig mit dem Bau, aber mit dem Projekt -werden sich noch die nächsten zwei, drei Generationen beschäftigen», blickte er in die Zukunft.
Ein namhafter Betrag an dieses Projekt stammt vom Naturmade-Star-Fonds, und so erklärte Christoph Busenhart, Leiter Kraftwerke an der Limmat vom Elektrizitätswerk der Stadt Zürich, «was er denn hier draussen mache». Vor vielen Jahren wurde das Label «naturemade Star» geschaffen, wo Strombezüger pro konsumierter Kilowattsunde einen Rappen in diesen Fonds einzahlen. So kommen pro Jahr rund CHF 5 Mio. zusammen – und daraus würden solche Projekte finanziert. «Wir als Kraftwerksbetreiber stören den Zustand der Gewässer, weil wir Wasserkraft nutzen – und mit der Finanzierung solcher Projekte versuchen wir, in unseren Fliessgewässern etwas zu kompensieren. Einerseits bei unseren eigenen Stauräumen, aber auch bei solchen Projekten.»
Und die Kosten? Die Gesamtkosten belaufen sich auf 1,25 Mio. Franken, davon übernehmen Bund und Kanton CHF 800 000, der Beitrag des Naturmade-Star-Fonds beträgt CHF 300 000. Bleibt für die Stadt Wädenswil noch der bescheidene Restbetrag. Rita Newnam, Leiter Planen und Bauen, weiss: «Wäre der Naturmade-Star-Fonds-Beitrag nicht gesprochen worden, wäre das Projekt vom Gemeinderat nie bewilligt worden.»
Susanna Kramer hatte das Schlusswort dieser Projekt-Begehung. Sie ist eine betroffene Landeigentümerin, aber auch die eigentliche Ini-tiantin des Projektes. Sie bedankte sich bei allen Beteiligten. «Die von unseren Grossvätern -drainierte Fläche kann nun mit der Offenlegung wieder leben und beitragen zur Revitalisierung. Das war mein Hauptanliegen und Triebfeder!», schloss sie ihre Rede.