Wädenswil

Dorfversammlung in Schönenberg

Am 10. November fand in Schönenberg wieder einmal eine Dorfversammlung statt. Organisiert vom Dorfverein, ist dies ein Treffen von Schönenberg mit dem Wädenswiler Stadtrat; eine Gelegenheit, um sich näher zu kommen und allfällige Fragen zu klären.

Text & Bilder: Ingrid Eva Liedtke

Der Musikverein Schönenberg eröffnete den Anlass mit ein paar Kostproben aus seinem Repertoire. Ueli Landis, Präsident des Dorfvereins Schönenberg, moderierte den Abend, und Stadtpräsident Philipp Kutter (die Mitte), Claudia Bühlmann (Soziales, Grüne), Astrid Furrer (Planen und Bauen, FDP), Pierre Rappazzo (Schulpräsident, GLP) und Christof Wolfer (Finanzen, FDP), sprachen darüber, was in ihren Ressorts am Laufen ist, beantworteten Fragen, standen Red und Antwort.

Keine Fragen eingereicht

Wie Ueli Landis sagte, hat es im Vorfeld wenig Meldungen gegeben, weder Lob, Wünsche, Anregungen, noch Kritik. Auch Fragen sind kaum eingegangen. Landis stellte die Frage in den Raum, ob dies wohl ein Zeichen von Zufriedenheit sei. Nichtsdestotrotz meldeten sich im Laufe des Abends dann doch einige unzufriedene Bürger, und es wurden zahlreiche Fragen gestellt, die, weil der Stadtrat sich nicht darauf vorbereiten konnte, nicht immer vollumfänglich beantwortet werden konnten.

Ueli Landis hielt fest, dass der Kontakt des Dorfvereins mit der Stadt sehr angenehm sei und man meistens in guter Frist eine Antwort bekomme. Grundsätzlich herrsche eine kooperative Stimmung und man fühle sich ernst genommen.

Dass sich das Problem des Fussgängerstreifens beim Restaurant Rössli noch nicht lösen liess, liege ja bekanntlich beim Kanton, und die Unzufriedenheit der Schönenberger darüber, dass es keine Gratis-Alteisensammlung, keinen Bancomaten, keinen eigenen Bring- und Holtag und keinen Gratis-Häckseldienst mehr gebe, sei bekannt und man verstehe auch, dass solches Mehrkosten generieren würde, doch sei all dies halt ein Teil der Dorfidentität gewesen, weshalb Schönenberg nun weniger Dorfcharakter habe.

Diese Dorfidentität ist ein Thema, das immer wieder aufploppt, ein offensichtlich sehr wichtiges und ernst zu nehmendes Thema. Auch wenn Schönenberg nun ein Teil von Wädenswil ist, scheint es, als fühlten sich viele Schönenberger immer noch nicht wirklich zu der «grossen Stadt am See unten» zugehörig.

Welche Pläne hat die Stadt mit den übernommenen Liegenschaften?

Die meisten Anliegen bzw. die wenigen Fragen, die vorgängig eingegangen waren, betrafen Liegenschaften. Es wurde von brachliegendem Kapital gesprochen in Zeiten kontroverser Budget- und Steuerdiskussionen. Man wollte wissen, welche Pläne die Stadt hat, zum Beispiel für das Gemeindehaus und weitere Liegenschaften.

Stadtpräsident Kutter ergriff darauf das Wort, um eingangs ein paar Dankesworte an die Organisatoren des Abends, an die versammelten Gäste, an Schönenberg, zu richten. Mit ein paar Anekdoten über Anlässe, die er in Schönenberg besucht hatte, brachte er das Publikum zum Lachen. Dann übergab er das Wort an Christof Wolfer, der als Vorstand Finanzen auch für die Immobilien der Stadt verantwortlich ist.

Einige Liegenschaften würden schon intensiv genutzt werden, wie das Dorfhuus, das Schulhaus, die Turnhalle. «Wir sind super ausgerüstet mit Turnhallen!» In einer Liegenschaft an der Hüttnerstrasse würden Wohnungen saniert. Was das Gemeindehaus betreffe, seien schon verschiedene Ansätze und Ideen angedacht, Wohnraum, vielleicht altersgerechtes Wohnen, sei vorstellbar. Um diese umzusetzen, müsse das Gebäude zuerst aus dem Inventar der schutzwürdigen Bauten entlassen werden, ein nächster Schritt wäre dann, den Gestaltungsplan aufzuheben, eine Entscheidung des Gemeinderates. Dann könne man neue Nutzungen angehen. 

Das alte Schulhaus Mittelberg sei momentan ungenutzt, eine Wohnung vorübergehend vermietet, die andere stehe leer, und dann sei noch eine Spielgruppe einquartiert. Das Gebäude stehe in der Landwirtschaftszone, daher sei nicht sehr viel möglich. Auch hier gäbe es ein paar Ideen, auch die, es abzubrechen.

Dann ist da noch der Schützenstand, der abgebrochen werde, wenn er nicht mehr genutzt werde, da auch er in der Landwirtschaftszone sei und man den Ort dann wieder begrünen könne. Der Schlachthof Müsli sei vermietet an jemanden von Schönenberg. Man könnte ihn verkaufen, aber da er ausserhalb des Gemeindegebietes liege, sei er nicht von übergeordnetem Interesse für die Stadt.

Der Verkauf all dieser Liegenschaften zur Tilgung der Schulden der Stadt wäre laut Wolfer nur ein Klacks. Daher sei es vernünftiger, sie für die Bevölkerung zu nutzen. Was ihre Verwaltung betreffe, so müsse man mit dem Personal arbeiten, das zur Verfügung stehe.

Was geht mit den Altersheimen?

Claudia Bühlmann, Stadträtin Soziales, gab Auskunft zu Fragen bezüglich der Altersheime. Sie erklärte, warum eine Tariferhöhung nötig wurde: Die Frohmatt, wozu das Altersheim Stollenweid in Schönenberg gehört, schreibe ein Defizit von 1 Million. Daher mussten die Betreuungs- und Pensionstaxen um je 10 Franken pro Tag erhöht werden.

Man werde momentan nur das Nötigste sanieren, sei aber am Ausarbeiten einer Immobilienstrategie, um zu sehen, wie die Menschen zukünftig betreut werden möchten. Dies wolle man auch für den Standort Schönenberg weiterdenken. «Wir suchen Leute, die mit uns zusammen mitdenken, wie die Idealvorstellung von betreutem Wohnen aussehen könnte.»

Der neue Schulpräsident informiert

Die Planung des Schulbusses sei nicht sehr gut gewesen im vergangenen Jahr, weil die Stadt diese selber übernommen habe. Daher kam es Anfang Schuljahr zu einem Chaos. Das Ziel sei, dass im kommenden Jahr der Ablauf klappe, ohne dass einzelne Kinder nicht abgeholt würden. 

Was die Schulleitung von Schönenberg und Hütten betreffe, wollte man beide zusammen als Einheit sehen. Dies habe sich aber als schwierig erwiesen, worauf nun für nächstes Jahr für jede Schuleinheit einzeln eine Schulleitung eingesetzt werde. 

Über die BZO

Bisher hatte jeder der fusionierten Gemeinden eine eigene Bau- und Zonenordnung. Es gab 15 verschiedene Wohnzonen. Mit der neuen BZO soll eine Gesamtrevision diese beschränken. Momentan würden 200 Einwendungen bearbeitet. Schliesslich werde alles zusammengefasst. Es werde einen Bericht geben. Entschieden werde aufgrund des Baurechts. Der Gemeinderat berate über dieses grosse Paket dann im Frühling 2023. Die Planungskommission brauche etwa ein Jahr, also bis im Frühling 2024. Es könne sein, dass es zu einer Volksabstimmung komme, wenn jemand das Referendum ergreife. Dann könnte es gut noch ein Jahr dauern. Also könne man davon ausgehen, dass die neue Bau- und Zonenordnung Anfang 2025 rechtskräftig werde.

Dem Wunsch von Schönenberg nach moderater Aufzonung, wurde Rechnung getragen. Der Kanton habe sich gewehrt, weil das Gebiet nicht als Wachstumsgebiet definiert sei. Daher gebe es noch weitere Verhandlungen mit dem Kanton.

Ein gutes Projekt sei die Renaturierung der Bäche: Der Mattenbach sei nun ein schöner, naturnaher Bach. Der Kanton sei begeistert und habe darum das Projekt finanziert. Ebenso die Renaturierung des Risibach beim Chaltenboden.

Weitere Wortmeldungen –
wie früher! 

Der Abend drohte auszuufern und erinnerte ein wenig an frühere Gemeindeversammlungen. Immer wieder tauchten Fragen auf. Da und dort war ein Murren zu hören, und der Eine oder die Andere konnte nicht so recht glauben, dass da unten in der Stadt, die das Dorf nun verwaltete, alles mit rechten Dingen zuging.

Philipp Kutter sprach noch über Kultur und Dorfleben und holte die versammelten Dorfbewohner in ihrem Wunsch nach Gemeinschaft ab: «Ihr habt ein tolles Dorfleben, dem man Sorge tragen soll und will!», so fasste er ein gemeinsames Anliegen zusammen. «Es gibt viele tolle Vereine und dazu auch viele schöne Anlässe. Einiges ging vielleicht verloren, aber vieles bleibt erhalten und wird weiter stattfinden und gefördert werden.»

Es sei auch ein Anliegen der Stadt, dass die Infrastruktur so oft wie möglich gebraucht werde. 

Schliesslich zieht man jetzt an einem Strang.

Zum Abschluss des Abends bekommt der Musikverein Schönenberg Gelegenheit sich vorzustellen. Musik zur Förderung der Kameradschaft und als verbindendes Glied zwischen den Generationen – das wird begeistert von den Schönenbergerinnen und Schönenbergern beklatscht. Ebenso der darauffolgende Marsch.

Mit Wein, Wasser und Sandwiches, liebevoll bereitgestellt von ein paar freiwilligen Helferinnen und Helfern, nimmt dieser Abend des Austausches schliesslich sein Ende. n

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