Mit dem gereinigten Abwasser aus der Abwasserreinigungsanlage (ARA) kann mit natürlicher Wärme geheizt werden. Vorgesehen für gemeindeeigene Liegenschaften könnten sich auch Private günstig und umweltfreundlich wärmetechnisch versorgen lassen. Die Gemeinde sucht Interessierte.
Text: Reni Bircher, Bild: zvg
Längst ist klar, dass der Klimawandel die wohl grösste Herausforderung gegenwärtig und in Zukunft sein wird. Vom Menschen gemacht, müssen diese jetzt dringendst die Zügel herumreissen und nach möglichen Alternativen suchen, den Alltag klima- und umweltfreundlich zu gestalten.
Eine Möglichkeit, von fossilen Brennstoffen wegzukommen, ist die Nutzung von Fernwärme, welche unter anderem in Industrie, bei Verbrennungs- und Kläranlagen entsteht. Die Gemeinde Richterswil möchte künftig auf einem zirka zwei Kilometer lange Perimeter das gereinigte Abwasser aus der ARA nutzen. Dieses beträgt etwa 12 Grad Celsius, und man spricht bei dieser Art der Wärmverbreitung und -nutzung von einem Niedertemperaturnetz (NTN). Die Transportleitungen werden nicht zusätzlich isoliert, weil sie so die Erdwärme aufnehmen, was zur Netzstabilität beiträgt. Zudem sind nicht isolierte Leitungen kostengünstiger.
Erster Perimeter im Dorf
Geplant ist der Bau eines Rohrleitungssystems, welches das Abwasser von der ARA Richterswil zu den Gebäuden und wieder zurück transportiert. In einem ersten Schritt werden die gemeindeeigenen Gebäude sowie das Alterszentrum Wisli an das NTN angeschlossen. Die Hauptleitung erstreckt sich von der Kläranlage über das Gemeindehaus 1 und 2, zum Feuerwehrdepot zur Glarnerstrasse bis hin zum Alterszentrum Wisli. Private Liegenschaften in Reichweite der Linienführung können bei Bedarf ebenfalls an das NTN angeschlossen werden. «Wir möchten gerne möglichst viele Liegenschaften ‹mitnehmen›, welche sich an diesem Perimeter befinden», erklärt Gemeinderat und Werkvorsteher Christian Stalder.
Warum wird nicht in höheren Lagen ausgebaut? «Hier unten können wir mit normalen Druckverhältnissen arbeiten und Liegenschaften anschliessen, ohne das Abwasser rund um die Uhr nach oben pumpen zu müssen, denn das würde wieder Energie verbrauchen, die nicht nachhaltig ist», erklärt Stalder. Weitere Ausbauschritte kann man in der Zukunft andenken, wenn es im Dorf reibungslos läuft und wenn sich möglicherweise andere, höher angesiedelte Wärmequellen anbieten. Bei der Abstimmung sollten sich demnach Bewohner, welche ausserhalb des ersten Perimeters liegen, bewusst sein, dass das System ausbaufähig ist.
Wem nützt das NTN?
Es ist weder den Ingenieuren noch dem Gemeinderat möglich, eine Zahl zu nennen, wie viele Haushaltungen an das Netz angeschlossen werden können. «Das ‹Durchschnittshaus› gibt es in Richterswil nicht», so Stalder. «Wir stellen einfach sicher, dass es genug Energie für alle Abnehmer geben wird». In alten, nicht isolierten Häuser mit undichten Fenstern verpufft am meisten Energie. Das Interesse einer Sanierung alter Liegenschaften liege allerdings ausschliesslich beim Besitzer. Die Einsparung von Energie ganz allgemein fängt jedoch bei jedem Einzelnen an.
Das NTN eignet sich sehr gut für Bodenheizungen, weil für diese eine geringere Vorlauftemperatur nötig ist. Radiatoren brauchen mehr Energie. Bei Neubauten, wie dem Alterszentrum Wisli, kann das Energienetz im Sommer zusätzlich als Kühlung fungieren, weil das Abwasser in den Leitungen kälter ist als die Umgebungstemperatur. «Der Wärmetausch funktioniert so in gegengesetzter Richtung, es entnimmt der Luft die Wärme», erklärt der Gemeinderat weiter. Dadurch kann eine angenehmes Klima in den Räumen erreicht werden und es ist keine stromfressende Klimaanlage notwendig.
Baugenossenschaften und Miteigentümer von grösseren Liegenschaften wären als Grossbezüger die optimalen Kunden, denn für sie müssten weniger Laufmeter an Leitungen gebaut werden. Das bedeutet für die Gemeinde eine höhere Wirtschaftlichkeit, für den Kunden weniger Bauzeit und geringere Kosten.
Das NTN soll aber nicht als alleiniger Energieträger betrachtet werden, vielmehr fungiert es als Teillieferant von Wärme bzw. Kälte, die allerdings einheimisch, zuverlässig und klimafreundlich ist.
Mit dem gereinigten Abwasser aus der Abwasserreinigungsanlage (ARA) kann mit natürlicher Wärme geheizt werden. Vorgesehen für gemeindeeigene Liegenschaften könnten sich auch Private günstig und umweltfreundlich wärmetechnisch versorgen lassen. Die Gemeinde sucht Interessierte.
Text: Reni Bircher, Bild: zvg
Längst ist klar, dass der Klimawandel die wohl grösste Herausforderung gegenwärtig und in Zukunft sein wird. Vom Menschen gemacht, müssen diese jetzt dringendst die Zügel herumreissen und nach möglichen Alternativen suchen, den Alltag klima- und umweltfreundlich zu gestalten.
Eine Möglichkeit, von fossilen Brennstoffen wegzukommen, ist die Nutzung von Fernwärme, welche unter anderem in Industrie, bei Verbrennungs- und Kläranlagen entsteht. Die Gemeinde Richterswil möchte künftig auf einem zirka zwei Kilometer lange Perimeter das gereinigte Abwasser aus der ARA nutzen. Dieses beträgt etwa 12 Grad Celsius, und man spricht bei dieser Art der Wärmverbreitung und -nutzung von einem Niedertemperaturnetz (NTN). Die Transportleitungen werden nicht zusätzlich isoliert, weil sie so die Erdwärme aufnehmen, was zur Netzstabilität beiträgt. Zudem sind nicht isolierte Leitungen kostengünstiger.
Erster Perimeter im Dorf
Geplant ist der Bau eines Rohrleitungssystems, welches das Abwasser von der ARA Richterswil zu den Gebäuden und wieder zurück transportiert. In einem ersten Schritt werden die gemeindeeigenen Gebäude sowie das Alterszentrum Wisli an das NTN angeschlossen. Die Hauptleitung erstreckt sich von der Kläranlage über das Gemeindehaus 1 und 2, zum Feuerwehrdepot zur Glarnerstrasse bis hin zum Alterszentrum Wisli. Private Liegenschaften in Reichweite der Linienführung können bei Bedarf ebenfalls an das NTN angeschlossen werden. «Wir möchten gerne möglichst viele Liegenschaften ‹mitnehmen›, welche sich an diesem Perimeter befinden», erklärt Gemeinderat und Werkvorsteher Christian Stalder.
Warum wird nicht in höheren Lagen ausgebaut? «Hier unten können wir mit normalen Druckverhältnissen arbeiten und Liegenschaften anschliessen, ohne das Abwasser rund um die Uhr nach oben pumpen zu müssen, denn das würde wieder Energie verbrauchen, die nicht nachhaltig ist», erklärt Stalder. Weitere Ausbauschritte kann man in der Zukunft andenken, wenn es im Dorf reibungslos läuft und wenn sich möglicherweise andere, höher angesiedelte Wärmequellen anbieten. Bei der Abstimmung sollten sich demnach Bewohner, welche ausserhalb des ersten Perimeters liegen, bewusst sein, dass das System ausbaufähig ist.
Wem nützt das NTN?
Es ist weder den Ingenieuren noch dem Gemeinderat möglich, eine Zahl zu nennen, wie viele Haushaltungen an das Netz angeschlossen werden können. «Das ‹Durchschnittshaus› gibt es in Richterswil nicht», so Stalder. «Wir stellen einfach sicher, dass es genug Energie für alle Abnehmer geben wird». In alten, nicht isolierten Häuser mit undichten Fenstern verpufft am meisten Energie. Das Interesse einer Sanierung alter Liegenschaften liege allerdings ausschliesslich beim Besitzer. Die Einsparung von Energie ganz allgemein fängt jedoch bei jedem Einzelnen an.
Das NTN eignet sich sehr gut für Bodenheizungen, weil für diese eine geringere Vorlauftemperatur nötig ist. Radiatoren brauchen mehr Energie. Bei Neubauten, wie dem Alterszentrum Wisli, kann das Energienetz im Sommer zusätzlich als Kühlung fungieren, weil das Abwasser in den Leitungen kälter ist als die Umgebungstemperatur. «Der Wärmetausch funktioniert so in gegengesetzter Richtung, es entnimmt der Luft die Wärme», erklärt der Gemeinderat weiter. Dadurch kann eine angenehmes Klima in den Räumen erreicht werden und es ist keine stromfressende Klimaanlage notwendig.
Baugenossenschaften und Miteigentümer von grösseren Liegenschaften wären als Grossbezüger die optimalen Kunden, denn für sie müssten weniger Laufmeter an Leitungen gebaut werden. Das bedeutet für die Gemeinde eine höhere Wirtschaftlichkeit, für den Kunden weniger Bauzeit und geringere Kosten.
Das NTN soll aber nicht als alleiniger Energieträger betrachtet werden, vielmehr fungiert es als Teillieferant von Wärme bzw. Kälte, die allerdings einheimisch, zuverlässig und klimafreundlich ist.