Feuilleton Wädenswil

Ein tanzender Fisch in Wädenswil 

Im Mai 2022 erschien das Buch «Zürcher Totentanz» mit 120 Werken des Künstlers Harald Nägeli, herausgegeben vom Nimbus Verlag in Wädenswil. Im Rahmen des Besuchs des Verlags in der «Villa zum Abendstern» hat Nägeli im Mai 2022 spontan an die Fassade des Nimbus-Verlag-Bürogebäude gesprayt und dadurch zum ersten Mal auf der linken Zürchseeseite ein Werk hinterlassen.

Text: Noëmi Lea Hermann
Foto: Nimbus Verlag

Eines Tages im März 2021 fuhr der Künstler Harald Nägeli zusammen mit seiner Assistentin nach Wädenswil, denn er wollte sich das Haus des Schriftstellers Robert Walser unbedingt ansehen, nachdem er den von ihm verfassten Roman «Der Gehülfte», gelesen hatte. Der Schriftsteller Robert Walser schrieb den Roman im Jahre 1908 als er «Gehülfe» beim Ingenieur und Erfinder Carl Dubler in Wädenswil war.

Der Künstler Harald Nägeli wollte nun in Wädenswil seine beim Lesen in Kopf gebildeten Bilder des im Buch beschriebenen Hauses mit der Realität abgleichen. Daher stand er also nun plötzlich, ganz spontan im Garten des Verlegers Bernhard Echte, der ehemalige Leiter des Robert Walser-Archivs, der nun schon schon seit Jahren in der «Villa zum Abendstern» lebt und arbeitet. 

Bernhard Echte ist ein grosser Fan von Nägeli und wollte ihn schon immer mal persönlich kennenlernen, daher war er sehr erfreut ihn plötzlich vor seinem Haus stehen zu sehen. Nägeli liess sich einige Tage später das ganze Haus zeigen. Nach der Hausführung sagte Nägeli zu Bernhard Echte: «Ich möchte ein Buch bei deinem Verlag herausgeben!» und so ist das Buch «Zürcher Totentanz» entstanden. Rund 120 Abbildungen galt es im Buch zu inszenieren. Diese Bilder sind Fotos der Werke von Harald Nägelis Reihe «Totentanz Zyklus». Sie wurden von Kunstfans aufgenommen und dann zur Dokumentation an Nägelis Homepage gesendet oder sie stammen direkt aus Nägelis eigenem  Fotoarchiv. 

Das Leben des Künstlers 

Harald Nägeli wurde 1939 in Zürich geboren und in den 1970 Jahren als der anonyme «Sprayer von Zürch» bekannt. In so mancher Nacht fuhr er mit dem Fahrrad und einer Spraydose durch die Strassen in und um Zürich und sprayte seine grazilen Strichfiguren an die nackten Wände. Er startete einen Dialog mit der Stadt und ihren Bewohnern. Seine Kunst im öffentlichen Raum macht er jedoch mehrheitlich nicht legal. Er platziert seine tanzenden Figuren einfach dort, wo es im gefällt, daher kam er des Öfteren mit der Polizei ins Gespräch, wurde zu hohen Geldstrafen und sogar einer Gefängnisstrafe verurteilt. 

Ein Totentanz durch Zürich

Im Jahre 2020, zur Zeit des Lockdowns, tauchten in der Stadt Zürich plötzlich wieder beinahe täglich tanzende Skelette an den Hausmauern auf; An der Schifflände wurde der leere Restauranttisch bewacht, ein Seensemann erwartete einem vor dem Eingang des Kantonsspitals. Im ganzen liess Nägeli rund 50 Figuren durch Zürich tanzen, doch meist waren sie innerhalb eines Tages wieder fein säuberlich von den Wänden entfernt worden. Doch nach dem Motto: Auge um Auge, Wand um Wand, wird Nägeli der Stadt Zürich weiterhin auf seine spielerische Art sein Lied vom Tod spielen und uns so mit seinen tanzenden Strichen bewusst machen, welche Wege wir gehen und welche Spuren wir auf ihnen hinterlassen.

In Zusammenarbeit mit dem Nimbus Verlag verlosen wir drei Exemplare des Kunstbuchs «Zürcher Totentanz». Senden Sie uns dafür eine Mail an: wettbewerb@waedenswiler-anzeiger.ch mit dem Betreff «tanzender Fisch» und ein paar persönlichen Zeilen. Einsendeschluss ist der
31. August 2022.

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