Töffsegnung: Motorradfahrer versammelten sich auf dem Horn Richterswil, um sich den kirchlichen Segen für eine unfallfreie Biker-Saison abzuholen.
Text & Bilder: Noëmi Lea Hermann
Auf dem Horn Richterswil trafen sich am 29. Mai 2022 rund 250 Motorradfahrer zur Töffsegnung. Der Veranstalter Marco Malacarne, der 2012/13 zusammen mit seinem Vater Mario und Tobias Schwitter die Töffsegnung in Richterswil ins Leben gerufen hat, freut sich riesig, dass er nun zusammen mit seinem Motorrad Club RiSa wieder bei Sonnenschein mit so vielen Töfffans einen tollen Tag verbringen kann.
Der Richterswiler Pfarrer Mario Pinggera, der heute den Töfffahrern Gottes Segen mit auf die Strasse gibt, kommt in der ledrigen Motorradhosen und trägt die weisse Stola über dem schwarzen T-Shirt. Er ist selbst schon seit 1995 mit dem Töff unterwegs und nutzt den Töff auch beruflich: «Ich fahre zu jeder Sitzung mit dem Töff, und dafür bin ich mittlerweile bekannt».
Mit der Bibel in der einen und dem Mikrofon in der anderen Hand, spricht er zu den Motorradfahrern: «Wir kamen zusammen, um uns den Segen abzuholen. Der Segen ist etwas ganz Wichtiges. Es heisst: Ich meine es gut mit Dir. Das ist das, was wir brauchen».
Mario Pinggera erklärt, dass die Töffsegnung eigentlich etwas missverständlich ist, denn Wasser auf ein Stück Blech zu schütten, ist schnell passiert, aber mit dem ist es noch nicht getan. Der Segen gelte viel mehr für die Töfffahrer selbst. Wenn ihre Motorräder beim nächsten Mal nicht mehr hier seien, sei das die eine Sache, aber wenn jemand der Anwesenden dann nicht mehr da sei, sei etwas Einmaliges nicht mehr da. Damit alle auch nächstes Jahr wieder zusammen sein können, sind die drei Schritte einzuhalten: Hirn einschalten, Motor einschalten, losfahren.
Als Töfffahrer kann man die Natur hautnah erleben; den Wind, den Regen und die Sonnenstrahlen im Gesicht spüren. Doch ob man als Motorradfahrer die Natur geniessen kann, hat mit dem Fahrstil zu tun. Dieser Meinung ist auch Mario Pinggera: «Wenn wir über die Pässe rasen und das Würmchen am Rande nicht mehr sehen, sehen wir ein Stück Leben nicht mehr. Gerade jetzt kann man alles so schön blühen sehen, wieso sollte man da durchrasen, anstatt es gemütlich zu nehmen».
Segen mit auf den Weg geben
Nach diesen Worten erheben sich die Motorradfans für eine Schweigeminute, für all jene, die zur diesjährigen Töffsegnung nicht mehr hier sein können. So wird gebetet: «Lieber Gott, lass uns verantwortungsbewusst sein, wenn wir unterwegs sind. Wir dürfen auch mal schnell fahren, aber wir dürfen weder uns, noch jemanden anderen gefährden.»
Nach dem Vaterunser wird jedes einzelne der Motorräder mit ein paar Tropfen gesegnetem Wasser benetzt. Natürlich, wie gesagt, weniger, um das Blech zu segnen, sondern um denen, die auf dem Blech sitzen, den Segen mit auf den zu Weg geben, damit sie sicher auf der Strasse unterwegs sind.
Zwischen all den Töfffans hat Sascha aus Richterswil seine Harley Fatboy geparkt. Er sei zum ersten Mal an der Töffsegnung: «Es gefällt mir hier, mit so vielen anderen Töfffahrern zusammen zu sein, ist ein spezielles Gefühl.» Er hat in jungen Jahren angefangen Töff zu fahren, aber war danach sicher 15 Jahre nicht mehr mit dem Motorrad auf der Strasse. Vor drei Jahren dachte er sich, es wäre doch noch toll mal eine Harley zu fahren. Dieses Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit wieder zu spüren.
«Ich finde es auch toll, dass man sich als Töfffahrer auf der Strasse zuwinkt und grüsst, dass kennt man so unter Autofahrern nicht. Die gleiche Gesinnung schweisst zusammen, das finde ich schön».
Ein paar Meter vor Sascha hat der Wädenswiler Pfarrer Matthias Stauffer sein Motorrad von seinem Pfarrer-Kollegen Mario Pinggera segnen lassen. Er fährt schon seit Ewigkeiten Töff und hat natürlich schon einige Male einen Schutzengel an seiner Seite gehabt: «Ich bin auch schon mal geschleudert auf dem Pass und auf die Spur des Gegenverkehrs geraten, aber es kam zum Glück kein Auto. Nach so einer Töffsegnung fühle ich mich nicht alleine auf dem Töff. Ich
fühle mich beschützt, aber mir ist trotz dem guten Gefühl schon klar, dass immer ein gewisses Risiko besteht.»
Ich komme natürlich auch mit dem Pfarrer Mario Pinggera ins Gespräch: «Begegnen Sie hier oft Leuten, welche sich im Nachhinein bedanken für die Segnung und von brenzligen Situationen auf dem Motorrad erzählen?»
«Ja, es kommen an der Töffsegnung oft Leute zu mir und bedanken sich. Auch sonst ist es ein Anlass, der es niederschwellig ermöglicht, mit mir zu Sprechen, das gefällt mir. Ich treffe hier auch auf Menschen, die nicht in der Kirche zu mir kommen, aber an der Töffsegnung das Gespräch mit mir suchen, da es auf sie sympathisch wirkt mich hier zu treffen.»
Am Nebentisch sitzen die Bandmitglieder von Buddy Dee and the Ghostriders, welche mit ihrem relaxten Country Groove die Töffsegnungsbesucher zum Schwelgen von sonnigen Passfahrten bringen. Bero, der Schlagzeuger, ist ein richtiger Töfffan: «Die Begeisterung fürs Töfffahren habe ich in meinen Genen. Mein Vater ist schon in den 70er Jahren Töff gefahren und hat mich auf seine Fahrten mitgenommen, da habe ich mit meinen Füssen noch nicht den Boden berührt», erzählt er mir mit einem verschmitzten Grinsen. Seit 1981 ist er unfallfrei unterwegs. Ich frage ihn nach seinem Geheimrezept: «Man muss immer auch für den anderen Verkehrsteilnehmer mitdenken, fast mehr als für sich. Wenn einer kommt und links abbiegen will, musst du einfach vom Gas runter, du kannst dem anderen nicht trauen. Oder wenn jemand aus einer Ausfahrt fährt, muss man immer auf die Bremse.»
Noch bis in die frühen Abendstunden hinein brutzelten auf dem Grill die Würste, und an den langen Festbänken wurde einander mit Bier und Softgetränken zugeprostet, und so mancher twistete zur Live-Musik. Begleitet von ein paar Regentropfen ging es dann zusammen mit dem Schutzengel auf dem Motorrad wieder auf den hoffentlich unfallfreien Heimweg.
Töffsegnung: Motorradfahrer versammelten sich auf dem Horn Richterswil, um sich den kirchlichen Segen für eine unfallfreie Biker-Saison abzuholen.
Text & Bilder: Noëmi Lea Hermann
Auf dem Horn Richterswil trafen sich am 29. Mai 2022 rund 250 Motorradfahrer zur Töffsegnung. Der Veranstalter Marco Malacarne, der 2012/13 zusammen mit seinem Vater Mario und Tobias Schwitter die Töffsegnung in Richterswil ins Leben gerufen hat, freut sich riesig, dass er nun zusammen mit seinem Motorrad Club RiSa wieder bei Sonnenschein mit so vielen Töfffans einen tollen Tag verbringen kann.
Der Richterswiler Pfarrer Mario Pinggera, der heute den Töfffahrern Gottes Segen mit auf die Strasse gibt, kommt in der ledrigen Motorradhosen und trägt die weisse Stola über dem schwarzen T-Shirt. Er ist selbst schon seit 1995 mit dem Töff unterwegs und nutzt den Töff auch beruflich: «Ich fahre zu jeder Sitzung mit dem Töff, und dafür bin ich mittlerweile bekannt».
Mit der Bibel in der einen und dem Mikrofon in der anderen Hand, spricht er zu den Motorradfahrern: «Wir kamen zusammen, um uns den Segen abzuholen. Der Segen ist etwas ganz Wichtiges. Es heisst: Ich meine es gut mit Dir. Das ist das, was wir brauchen».
Mario Pinggera erklärt, dass die Töffsegnung eigentlich etwas missverständlich ist, denn Wasser auf ein Stück Blech zu schütten, ist schnell passiert, aber mit dem ist es noch nicht getan. Der Segen gelte viel mehr für die Töfffahrer selbst. Wenn ihre Motorräder beim nächsten Mal nicht mehr hier seien, sei das die eine Sache, aber wenn jemand der Anwesenden dann nicht mehr da sei, sei etwas Einmaliges nicht mehr da. Damit alle auch nächstes Jahr wieder zusammen sein können, sind die drei Schritte einzuhalten: Hirn einschalten, Motor einschalten, losfahren.
Als Töfffahrer kann man die Natur hautnah erleben; den Wind, den Regen und die Sonnenstrahlen im Gesicht spüren. Doch ob man als Motorradfahrer die Natur geniessen kann, hat mit dem Fahrstil zu tun. Dieser Meinung ist auch Mario Pinggera: «Wenn wir über die Pässe rasen und das Würmchen am Rande nicht mehr sehen, sehen wir ein Stück Leben nicht mehr. Gerade jetzt kann man alles so schön blühen sehen, wieso sollte man da durchrasen, anstatt es gemütlich zu nehmen».
Segen mit auf den Weg geben
Nach diesen Worten erheben sich die Motorradfans für eine Schweigeminute, für all jene, die zur diesjährigen Töffsegnung nicht mehr hier sein können. So wird gebetet: «Lieber Gott, lass uns verantwortungsbewusst sein, wenn wir unterwegs sind. Wir dürfen auch mal schnell fahren, aber wir dürfen weder uns, noch jemanden anderen gefährden.»
Nach dem Vaterunser wird jedes einzelne der Motorräder mit ein paar Tropfen gesegnetem Wasser benetzt. Natürlich, wie gesagt, weniger, um das Blech zu segnen, sondern um denen, die auf dem Blech sitzen, den Segen mit auf den zu Weg geben, damit sie sicher auf der Strasse unterwegs sind.
Zwischen all den Töfffans hat Sascha aus Richterswil seine Harley Fatboy geparkt. Er sei zum ersten Mal an der Töffsegnung: «Es gefällt mir hier, mit so vielen anderen Töfffahrern zusammen zu sein, ist ein spezielles Gefühl.» Er hat in jungen Jahren angefangen Töff zu fahren, aber war danach sicher 15 Jahre nicht mehr mit dem Motorrad auf der Strasse. Vor drei Jahren dachte er sich, es wäre doch noch toll mal eine Harley zu fahren. Dieses Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit wieder zu spüren.
«Ich finde es auch toll, dass man sich als Töfffahrer auf der Strasse zuwinkt und grüsst, dass kennt man so unter Autofahrern nicht. Die gleiche Gesinnung schweisst zusammen, das finde ich schön».
Ein paar Meter vor Sascha hat der Wädenswiler Pfarrer Matthias Stauffer sein Motorrad von seinem Pfarrer-Kollegen Mario Pinggera segnen lassen. Er fährt schon seit Ewigkeiten Töff und hat natürlich schon einige Male einen Schutzengel an seiner Seite gehabt: «Ich bin auch schon mal geschleudert auf dem Pass und auf die Spur des Gegenverkehrs geraten, aber es kam zum Glück kein Auto. Nach so einer Töffsegnung fühle ich mich nicht alleine auf dem Töff. Ich
fühle mich beschützt, aber mir ist trotz dem guten Gefühl schon klar, dass immer ein gewisses Risiko besteht.»
Ich komme natürlich auch mit dem Pfarrer Mario Pinggera ins Gespräch: «Begegnen Sie hier oft Leuten, welche sich im Nachhinein bedanken für die Segnung und von brenzligen Situationen auf dem Motorrad erzählen?»
«Ja, es kommen an der Töffsegnung oft Leute zu mir und bedanken sich. Auch sonst ist es ein Anlass, der es niederschwellig ermöglicht, mit mir zu Sprechen, das gefällt mir. Ich treffe hier auch auf Menschen, die nicht in der Kirche zu mir kommen, aber an der Töffsegnung das Gespräch mit mir suchen, da es auf sie sympathisch wirkt mich hier zu treffen.»
Am Nebentisch sitzen die Bandmitglieder von Buddy Dee and the Ghostriders, welche mit ihrem relaxten Country Groove die Töffsegnungsbesucher zum Schwelgen von sonnigen Passfahrten bringen. Bero, der Schlagzeuger, ist ein richtiger Töfffan: «Die Begeisterung fürs Töfffahren habe ich in meinen Genen. Mein Vater ist schon in den 70er Jahren Töff gefahren und hat mich auf seine Fahrten mitgenommen, da habe ich mit meinen Füssen noch nicht den Boden berührt», erzählt er mir mit einem verschmitzten Grinsen. Seit 1981 ist er unfallfrei unterwegs. Ich frage ihn nach seinem Geheimrezept: «Man muss immer auch für den anderen Verkehrsteilnehmer mitdenken, fast mehr als für sich. Wenn einer kommt und links abbiegen will, musst du einfach vom Gas runter, du kannst dem anderen nicht trauen. Oder wenn jemand aus einer Ausfahrt fährt, muss man immer auf die Bremse.»
Noch bis in die frühen Abendstunden hinein brutzelten auf dem Grill die Würste, und an den langen Festbänken wurde einander mit Bier und Softgetränken zugeprostet, und so mancher twistete zur Live-Musik. Begleitet von ein paar Regentropfen ging es dann zusammen mit dem Schutzengel auf dem Motorrad wieder auf den hoffentlich unfallfreien Heimweg.