Richterswil

Ehemaliges Spitalgebäude wird Durchgangszentrum für Ukraine-Flüchtlinge

Die Eigentümerin der Liegenschaften des ehemaligen Paracelsus-Spitals in Richterswil vermietet dem Kanton die Gebäude bis mindestens Ende Juni 2023 als Durchgangszentrum.

Text & Bild: Reni Bircher

Seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine sind rund 50 000 Menschen in die Schweiz geflüchtet, rund 9000 Schutzbedürftige mit Status S dem Kanton Zürich zugewiesen. Mit der SenioResidenz AG als Eigentümerin der Liegenschaften des ehemaligen Paracelsus-Spitals und mit der Gemeinde Richterswil wurde vereinbart, dass die Gebäude durch den Kanton befristet als Durchgangszentrum für Schutzbedürftige aus der Ukraine genutzt werden. Sie bieten Platz für bis zu 170 Personen. Es werden Familien mit Kindern und Einzelpersonen untergebracht.
Laut Regierungsrat Mario Fehr bleiben diese Leute ein paar Tage, höchstens wenige Woche im Übergangszentrum – im «Normalfall» wären das 3–6 Monate. Danach werden die Schutzbedürftigen einer Gemeinde zugeteilt. «Wir sind sehr dankbar, dass wir die Gebäude anmieten durften – auch der Gemeinde Richterswil gegenüber», erklärt Fehr. «Dadurch, dass alle Zimmer über Nasszellen verfügen, eignen sich die Zimmer perfekt für solche Übergangslösungen zur Unterbringung der Flüchtlinge aus der Ukraine.» Das Haus selbst sei in sehr gutem Zustand, es müssten nur noch die sanitären Anlagen in Betrieb und einige wenige Änderungen vorgenommen werden. Wie Daniel Winter von der Sicherheitsdirektion erläutert, müssen jetzt noch die Zimmer und die Cafeteria möbliert; dort noch eine Teeküche eingebaut. Für die Mahlzeiten wird gesorgt. Die Unterkunft wird bis Ende Mai instandgesetzt und anschliessend in Betrieb genommen.

Professionelle Betreuung

Im Kanton Zürich gibt es zwei Firmen, welche Aufgaben im Asylbereich übernehmen: das AOZ, das hauptsächlich von der Stadt Zürich getragen wird, und die ORS, eine privatrechtliche Organisation. Das Kantonale Sozialamt beauftragt die ORS Service AG mit dem Betrieb und der Betreuung der Schutzbedürftigen. Das Betreuungspersonal wird rund um die Uhr vor Ort im Einsatz sein. «Wir haben keine Kapazität, das Durchgangszentrum selbst zu betreiben», sagt Mario Fehr. Aber sie hätten gute und langjährige Erfahrung mit der ORS Service AG, welche sehr professionell agiere. «Das Personal dort ist geschult und somit Ansprechperson für sämtliche Fragen und Belange. Es kann die Menschen im Notfall auch an die entsprechende Fachstelle verweisen.» Zudem gebe es auch eine Helpline oder das Sozialamt, welche von den Flüchtlingen in Anspruch genommen werden kann.

Einen Gang runterschalten

Seit 19. April 2022 gilt für die Zürcher Gemeinden eine Aufnahmequote von 0,9 Prozent. Während des Betriebs eines Durchgangszentrums in Richterswil ist die Gemeinde von der Aufnahmequote befreit. Die bereits anwesenden Geflüchteten aus der Ukraine müssen allerdings weiterhin durch die Gemeinde untergebracht werden. Gemeindepräsident Marcel Tanner weiss um die schwierige Aufgabe: «Zusätzlich zu den Flüchtlingen und Asylsuchenden, die wir bereits vor dem Ukraine-Krieg in Richterswil hatten, sind nun weitere 130 Menschen dazugekommen (Stand: 10. Mai). Die Arbeit für die Asylbetreuung bleibt weiterhin anspruchsvoll und zeitintensiv.» Was abnehmen werde, seien die kurzfristigen Zuweisungen durch den Kanton, welche die Asylbetreuung und -koordination in den letzten Wochen immer wieder vor neue Herausforderung gestellt habe, gerade bei der Suche nach geeignetem Wohnraum. «Wir erhoffen uns tatsächlich etwas Entschleunigung für die stark geforderte Asylbetreuung durch die Möglichkeit der Unterbringung im ‹Pavillon› und dem Zuweisungsstopp während des Betriebs des neuen Durchgangszentrums in Richterswil.»

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