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Ein Blick hinter die Kulisse der ZIS in Wädenswil

Freundlich, einladend, lokal verankert und modern ausgestattet. Die ZIS ist längst nicht nur Schule für Expats, sondern hier sind alle willkommen. Davon konnten sich Ansässige überzeugen. Die Historische Gesellschaft Wädenswil lud zu einer öffentlichen Führung im Rahmen der Ausstellung «ein-ausgewandert». Der Tourtenor: Hier würde man als Erwachsener am liebsten selbst wieder zur Schule.

Text und Bilder: Martina Bortolani

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So mancher in Wädenswil hat sich vermutlich schon gefragt, wie es wohl hinter der lindengrünen Fassade an der Steinacherstrasse 140, der Lower School der Zurich International School ZIS, einer der grössten internationalen Schulen im Grossraum Zürich, aussehen mag. Diese Möglichkeit hatten die Besucherinnen und Besucher, die der Einladung der Historischen Gesellschaft Wädenswil am Samstag, 19. März, folgten. Bei Sonnenschein wurden sie zwei Stunden lang durch den Standort der Lower School der Zurich International School ZIS geführt. Im Rahmen der Ausstellung «ein-ausgewandert», kuratiert von der Historischen Gesellschaft Wädenswil, finden seit Anfang Jahr Veranstaltungen rund um Wädenswiler Migrationsgeschichten statt. Es ist ein spannender Eventmix, der nicht bloss mit Klischees kokettiert, sondern noch bis zum 24. April quer durch die Narrative vieler ein- und ausgewanderter Bürgerinnen und Bürger in unserer Region führt. Von Podiumsgesprächen, Soirées mit frischen syrischen Falafeln oder einer Kunstausstellung der verstorbenen Wädenswiler Brauerstochter Hildegard Weber-Lipsi, die in London oder Paris Erfolge feierte, in Wädenswil aber fast unbekannt war. Bis hin eben zu dieser Führung durch die Zürich International School. Insgesamt werden an der ZIS über 1200 Schülerinnen und Schüler aus 58 Nationen unterrichtet. Ab Schuljahr 2022/2023 werden es nicht mehr vier, sondern nur noch zwei Campusstandorte sein: Hier in Wädenswil (Lower School, inkl. zweisprachiges Unterrichtsmodell) sowie in Adliswil mit der Middle- und Upper School für 11- bis 18-Jährige.

Viel deutsche Literatur,
MINT-Meisterschaften und inspirierende Ateliers

Johann Fulks von der ZIS begrüsst die Gruppe vor dem Haupteingang der Schule. Die Mehrheit kommt aus der Gemeinde. Die Menschen sind aus unterschiedlichen Gründen hier. Die meisten, um einfach einen Blick hinter die Kulisse der ZIS zu werfen, andere, um für eigene Kinder oder Enkelkinder einen künftigen Schulplatz zu rekrutieren. Weiter ist auch eine interessierte Lehrerin aus einer öffentlichen Schule hier. Die Stimmung ist locker und familiär. Der Rundgang startet im Herzstück der Schule, in der Bibliothek, die man durch Glasfronten schon im Foyer erblickt. Die lichtdurchflutete Bücherzone mit vielen Rückzugsmöglichkeiten für kleine und ältere Leseratten, wird von den Gästen einstimmig als «einladend und wunderbar» befunden. Da die deutsche Sprache einen immer grösseren Stellenwert im ZIS-Lehrplan einnimmt, gibt es hier nebst englischen auch viele deutsche Lese- und Schulbücher. Johann Fulks erklärt: «In der Lower School pflegen wir weniger die klassische Ufzgi-Kultur, sondern möchten die Kinder früh animieren, möglichst viel zu lesen.» Eine gute Grundlesebildung, so Fulks, selbst Vater von zwei Kindern, sei entscheidend für ein solides Lernverhalten. Die Tour geht weiter zu den Ateliers, die wie Bastel- und Kreativparadiese anmuten. Dutzende kindergerechte Werktische und Stühle stehen in einem riesigen Arsenal aus kreativem Material: Farben, Kartons, Stifte, Scheren und Bastelzubehör. Die Wände sind tapeziert mit Kunstwerken, bemalten Masken, aber auch immer wieder mit fröhlichen Plakaten, die den Geist der ZIS an jeder Ecke repräsentieren. Nämlich, dass hier alle gleich behandelt werden, dass man Sorge zu Mitmenschen und der Natur trägt und höflich und respektvoll miteinander umgeht. Was auffällt: Es herrscht eine beeindruckende Ordnung überall. Alles ist sortiert und mit Farben oder Symbolen angeschrieben. An der durchdachten Struktur ist ersichtlich, dass dies nicht bloss für diesen Rundgang so hergerichtet wurde.

Eine Reise um die Welt, aber oft sieht man auch das Schweizerkreuz

Weiter zieht die Gästekarawane, die während der Führung allerhand Fragen stellt, in die Klassenzimmer der Pre-School und der ersten Klasse. Die Zimmer für bis zu maximal 22 Kinder sind hell, modern und inspirierend. Jeder Kleiderhaken trägt den Namen eines Schulkindes. Oft klebt neben dem Foto des Kindes die Fahne seines Heimatlandes und ein «Grüezi» in dessen Landessprache. Es ist eine kleine Weltreise rund um den Globus – von Portugal, der USA, Griechenland, Südkorea, Belgien, Brasilien, Tschechien über Japan. Aber auch das Schweizerkreuz sieht man oft. Rund ein Viertel der ZIS-Schulkinder besitzt einen Schweizer Pass. Denn die Zurich International School ist längst nicht nur ein Ort für Kinder von Expats. Wegen des bilingualen Programms entscheiden sich auch Schweizer oder Teilschweizer dafür, ihr Kind in einem internationalen Umfeld aufwachsen und unterrichten zu lassen. Johann Fulks erklärt, die ZIS habe drei Hauptzielgruppen: die Expats, die Globally-m inded Swiss sowie die Long-Term Internationals. Es sind also nicht nur Kinder für zwei oder drei Jahre (Expats) hier, sondern auch Söhne und Töchter, deren Eltern – berufsbedingt – länger im Ausland arbeiten mussten, aber die Schweiz langfristig als Heimat wählen (Globally-minded Swiss). Die Kinder letzterer Gruppe (Long Term International) haben ausländische Eltern, sind aber in der Schweiz gut verankert. Die Frage nach den Schulkosten beantwortet Johann Fulks sofort und entspannt: Rund 30 000 Franken pro Kind und Schuljahr. Damit ist klar, dass sich nicht alle die ZIS leisten können oder möchten, aber auch, dass hier – dank einer hervorragenden Infrastruktur, einer modernen Tagesstruktur und einem innovativen Lehrplan – auch überdurchschnittlich viel geboten wird. Sogar die anwesende Lehrerin stellt fest: «Es stehen hier feudale Ressourcen zur Verfügung, aber diese werden von der ZIS auch in beeindruckender Weise genutzt.» Als nicht Gewinn orientierte Stiftung lebt die Zurich International School zu einem Grossteil von privaten Spenden und von ihrem Fond.

Design-Thinking-Prozesse und ein Schulgarten mit essbarem Znüni

Dass man die Zeichen der Zeit erkannt hat, beweisen die MINT-Ateliers, in denen naturwissenschaftlichen Disziplinen wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik einen grossen Stellenwert einnehmen. Spielerisch, aber auch dezidiert kompetitiv, werden schon die Jüngsten an die Naturwissenschaften herangeführt. Mit Legosteinen, Tablets, Computern oder mit 3D-Druckern. Anhand sogenannter «Design Thinking Prozesse» nimmt man den Kids schon früh die Angst vor Mathe, Physik, Chemie oder neuen Technologien. Johann Fulks sagt stolz: «Soeben trat eine Gruppe unserer 4. Klässler an einer MINT-Meisterschaft gegen drei Jahre ältere Konkurrenten an – und konnte erstaunlich gut mithalten.» Weiter führt die Tour durch die Speisesäle, in den Food Forest Garden (wo im Frühling essbarer Znüni geerntet wird) bis in die Mehrzweckhalle. Hier trifft sich die Parents Association (das Elternforum) regelmässig, und diese Halle, mit Blick auf den Kletterpark gegenüber, wird für Konzerte oder Theatervorführungen genutzt. Auch hier: der ganze Saal ist geschmückt mit Flaggen aus der ganzen Welt – wie symbolisch für das flankierende Ausstellungsmotto «eing-ausgewandert»! Die Tour endet in der Bibliothek, unisono Lieblingsort der Besucherinnen und Besucher. Nach dem Gruppenfoto verabschieden sich die Anwesenden herzlich voneinander. Eine der Damen, deren Enkelkind bald eingeschult wird, bringt es auf den Punkt und sagt: «Wenn man das alles hier an der ZIS so gesehen hat, möchte man am liebsten selbst wieder zur Schule.» 

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