Wädenswil

Zum Wetter – in dieser Ausgabe von der Aushilfswetterfröschin

Der Wetterfrosch von Hütten ist erkrankt. Nun versuche ich in Stellvertretung und ohne Messstation einen Überblick über das momentane Wettergeschehen zu geben.
Text: Ingrid Eva Liedtke

Unser Wetterfrosch, der vierteljährlich zuverlässig über das Wetter in Hütten berichtet, ist erkrankt. Er konnte keine neuen Wetterdaten liefern, was Anlass zur Sorge gibt. Momentan bleibt uns nur, ihm gute Besserung zu wünschen.
Um aber die wetterinteressierten Leser nicht ganz hängen zu lassen, habe ich ein wenig recherchiert. Zwar fehlen mir die Messinstrumente im Garten, aber ich schau doch täglich aus dem Fenster. Und weil ich mit den Hunden raus muss, kann man mir eine gewisse Wetterabhängigkeit attestieren, weswegen ich mich wirklich regelmässig bei Meteo Swiss auf den neusten Stand des Wetterwissens bringe.
Auch die von Meteo Swiss wissen es nicht immer ganz genau und manchmal ist auch das persönliche Empfinden nicht deckungsgleich mit den Prognosen. Mein Eindruck von diesem Winter war zum Beispiel, bis vor zwei Wochen, ziemlich winterlich. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass es hier oben in Schönenberg und Hütten ein paar Grad kälter ist und es mehr winterliches Geschehen gibt. Wir sind hier schliesslich in den Voralpen! Hier kann es, anders als unten am See, schon mal so richtig hinschneien.

Wärmer als der Durchschnitt

Trotzdem musste ich schon nach kurzer Recherche einsehen, dass auch dieser Winter wärmer als der Durchschnitt ist.
Die kälteste bisher in diesem Winter gemessene Temperatur in Wädenswil soll -5 Grad betragen haben (gemessen am 13. Januar).
Jetzt fehlen die Daten von Ugo Kappenberger schon, denn wir haben keine Daten für Hütten. Doch ich behaupte, dass es hier oben immer etwa drei Grad kälter ist, also können wir von –8 Grad ausgehen.
Minustemperaturen von über -10 Grad sind in früheren Wintern keine Seltenheit gewesen. Jetzt schon. Gibt es Gründe dafür?
In der Regel bildet sich über Osteuropa, Russland und dem Baltikum ein markantes Reservoir an kontinentaler Kaltluft aus. Es braucht eine entsprechende Druckverteilung in der Atmosphäre, damit diese winterlichen Luftmassen nach Mitteleuropa und somit in die Schweiz kommen können. Für einen richtigen kalten Winter müsste sich über dem nördlichen Atlantik ein mächtiges Hochdruckgebiet installieren, sodass das kontinentale Kaltluftreservoir durch eine östliche Höhenströmung «angezapft» und nach Mittel- und Westeuropa geführt werden kann. Die kalten Winter der Vergangenheit waren an eine solche Grosswetterlage gekoppelt.
Doch in diesem Winter hat sich bisher über Europa keine günstige Druckkonstellation für einen solch richtig kalten Winter ergeben.
Nach heutigem Stand kann noch nicht abschliessend beurteilt werden ob und wie sicher sich der Klimawandel auf die Häufigkeit bestimmter Grosswetterlagen auswirkt. Die milden Hochdrucklagen haben sich im vergangenen Jahrzehnt im Alpenraum gehäuft. Man weiss jedoch noch nicht, ob sich dieses Muster auch in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Es ist aber klar, dass die immer milder werdenden Flachlandwinter eine Folge der Klimaerwärmung sind. Gemäss Meteo Schweiz sind die Winter in der Schweiz heute etwa zwei Grad wärmer als noch in der vorindustriellen Zeit.

Prognosen

Prognosen rechnen mit einer Fortsetzung der Erwärmung im Alpenraum, was keine Neuigkeit ist, sondern eine beängstigende Bestätigung dessen, was wir ja schon lange wissen … und die Gletscher schmelzen weiter!
Die Aussichten für die verbleibenden Wintertage sind mild, obwohl nicht ganz auszuschliessen ist, dass die Kälte noch kommt. Doch es deutet alles darauf hin – so die Meteorologen, – dass der Februar wettermässig genauso weitermachen wird, wie schon der Januar. Nur werden die Tage schon länger und die Sonneneinstrahlung kräftiger sein.
Darum haben viele Menschen jetzt schon Frühlingsgefühle! n

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