Richard Gerster ist einer der im Rahmen der Sportlerehrung diesjährig ausgezeichneten Richterswiler. In der Alterskategorie 75+ durfte er zwei Medaillen nach Hause bringen.
Text: Reni Bircher
Bild: zvg
«Ich bin ein Glückspilz, dass ich in meinem Alter noch laufen kann», ist sich der schlanke 75-Jährige bewusst. Dass er für seine Leidenschaft jetzt auch noch eine Silbermedaille beim Swiss City Marathon (Luzern, 42,2 km in 4h44) und die Bronzemedaille für den Halbmarathon in Sarnen (2h06) gewonnen hat, das freut ihn umso mehr. Obwohl er das Laufen schon lange praktiziert, ist er mit 52 Jahren relativ spät vom Gelegenheits- zum «Vollblut»-Jogger geworden. Das kam mit seiner Selbständigkeit im Bereich Consulting, wo er plötzlich über ein eigenes Zeitmanagement verfügen konnte, aber auch einen stärkeren Bewegungsdrang verspürte. Als beruflich Vielreisender liess er es sich nicht nehmen, auch an fremden Orten frühmorgens in die Joggingschuhe zu steigen, sei es irgendwo in Afrika oder dem asiatischen Raum. Sieben Jahre später nahm Gerster das erste Mal an einem Marathon teil.
Dass die beiden gewonnenen Marathons in diesem Herbst «live» stattgefunden haben, war nicht selbstverständlich. Andere, wie der in Greifensee, fand über eine Woche verteilt statt, so dass die Läufer nie zur selben Zeit gestartet sind. Es sei eben schon ein besonderes Gefühl, wenn sich alle zusammen in Bewegung setzen würden, meint der Läufer. Allerdings hält er sich eher lieber im hinteren Feld auf, so müssten ihn die anderen nicht überholen, schmunzelt er. Und: «Ich laufe für mich und nicht gegen die anderen.»
Momentan läuft Gerster privat etwa 50 Kilometer in der Woche, somit hätte er in diesem Jahr bereits über 2600 Kilometer joggend zurückgelegt.
Naturgeniesser
Was Richard Gerster besonders schätzt sind die vielfältigen Möglichkeiten, welche sich direkt vor der Haustüre anbieten. «Ich mag die Strecke über den Seedamm nach Rapperswil, am See entlang nach Horgen oder auch zum Horgnerberg rauf», erklärt Gerster. So brauche er nie in ein Auto, Bus oder Zug zu steigen.
Vor einem Marathon absolviert er immer vier bis fünf längere Strecken, so an die 38 Kilometer. Damit sei er gut vorbereitet für den Wettkampf, den er aber eigentlich gar nicht als solcher sieht. Er läuft auch nicht nach der Uhr, sondern versucht eine konstante Geschwindigkeit zu halten. Nach der Streckenhälfte werde es schon ziemlich hart, aber wenn man erst Mal den Punkt erreicht hat, an dem es nur noch sieben Kilometer bis zur Ziellinie zu bewältigen gilt, dann überkomme ihn eine Euphorie und Energieschub, den ihn den Marathon zu Ende laufen lasse. Eine weitere Möglichkeit, sich in Ausdauer zu üben, sieht der Pensionär in den Bergwanderungen, wenn er während einer Woche von Hütte zu Hütte ziehe. Dann ist er schon mal acht bis zehn Stunden am Tag unterwegs. Allerdings lässt er es sich nicht nehmen, sich dabei an der Natur zu erfreuen: «Da ich meistens alleine unterwegs bin, muss ich mich nicht gehetzt fühlen, wenn ich die Aussicht geniessen oder etwas Schönes fotografieren will.»
Dass er die beiden Medaillen gewonnen habe und für die Sportlerehrung durch die Gemeinde ausgewählt worden sei, darüber freue er sich, auch wenn er nicht persönlich dabei sein könne, erzählt Gerster. Man wisse ja nie, ob es der letzte Lauf gewesen sei.
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Richard Gerster ist einer der im Rahmen der Sportlerehrung diesjährig ausgezeichneten Richterswiler. In der Alterskategorie 75+ durfte er zwei Medaillen nach Hause bringen.
Text: Reni Bircher
Bild: zvg
«Ich bin ein Glückspilz, dass ich in meinem Alter noch laufen kann», ist sich der schlanke 75-Jährige bewusst. Dass er für seine Leidenschaft jetzt auch noch eine Silbermedaille beim Swiss City Marathon (Luzern, 42,2 km in 4h44) und die Bronzemedaille für den Halbmarathon in Sarnen (2h06) gewonnen hat, das freut ihn umso mehr. Obwohl er das Laufen schon lange praktiziert, ist er mit 52 Jahren relativ spät vom Gelegenheits- zum «Vollblut»-Jogger geworden. Das kam mit seiner Selbständigkeit im Bereich Consulting, wo er plötzlich über ein eigenes Zeitmanagement verfügen konnte, aber auch einen stärkeren Bewegungsdrang verspürte. Als beruflich Vielreisender liess er es sich nicht nehmen, auch an fremden Orten frühmorgens in die Joggingschuhe zu steigen, sei es irgendwo in Afrika oder dem asiatischen Raum. Sieben Jahre später nahm Gerster das erste Mal an einem Marathon teil.
Dass die beiden gewonnenen Marathons in diesem Herbst «live» stattgefunden haben, war nicht selbstverständlich. Andere, wie der in Greifensee, fand über eine Woche verteilt statt, so dass die Läufer nie zur selben Zeit gestartet sind. Es sei eben schon ein besonderes Gefühl, wenn sich alle zusammen in Bewegung setzen würden, meint der Läufer. Allerdings hält er sich eher lieber im hinteren Feld auf, so müssten ihn die anderen nicht überholen, schmunzelt er. Und: «Ich laufe für mich und nicht gegen die anderen.»
Momentan läuft Gerster privat etwa 50 Kilometer in der Woche, somit hätte er in diesem Jahr bereits über 2600 Kilometer joggend zurückgelegt.
Naturgeniesser
Was Richard Gerster besonders schätzt sind die vielfältigen Möglichkeiten, welche sich direkt vor der Haustüre anbieten. «Ich mag die Strecke über den Seedamm nach Rapperswil, am See entlang nach Horgen oder auch zum Horgnerberg rauf», erklärt Gerster. So brauche er nie in ein Auto, Bus oder Zug zu steigen.
Vor einem Marathon absolviert er immer vier bis fünf längere Strecken, so an die 38 Kilometer. Damit sei er gut vorbereitet für den Wettkampf, den er aber eigentlich gar nicht als solcher sieht. Er läuft auch nicht nach der Uhr, sondern versucht eine konstante Geschwindigkeit zu halten. Nach der Streckenhälfte werde es schon ziemlich hart, aber wenn man erst Mal den Punkt erreicht hat, an dem es nur noch sieben Kilometer bis zur Ziellinie zu bewältigen gilt, dann überkomme ihn eine Euphorie und Energieschub, den ihn den Marathon zu Ende laufen lasse. Eine weitere Möglichkeit, sich in Ausdauer zu üben, sieht der Pensionär in den Bergwanderungen, wenn er während einer Woche von Hütte zu Hütte ziehe. Dann ist er schon mal acht bis zehn Stunden am Tag unterwegs. Allerdings lässt er es sich nicht nehmen, sich dabei an der Natur zu erfreuen: «Da ich meistens alleine unterwegs bin, muss ich mich nicht gehetzt fühlen, wenn ich die Aussicht geniessen oder etwas Schönes fotografieren will.»
Dass er die beiden Medaillen gewonnen habe und für die Sportlerehrung durch die Gemeinde ausgewählt worden sei, darüber freue er sich, auch wenn er nicht persönlich dabei sein könne, erzählt Gerster. Man wisse ja nie, ob es der letzte Lauf gewesen sei.