Küfer Heinrich Huber baute 1862 an der Kirchstrasse 18 ein Wohnhaus. 1877 schenkte «Jungfrau Barbara Eschmann» eben dieses Häuschen mit Garten und Anteil am Sodbrunnen der Gemeinde, welche darin ein Krankenasyl einrichtete.
1878 nahm das Asyl den Betrieb mit neun Krankenbetten auf, während Barbara Eschmann weiterhin im obersten Stockwerk wohnte. Anna Staub, Diakonissin, und eine Köchin führten das Spital. Ärztlich betreut wurden die Patienten aber in den Praxen der beiden Dorfärzte Dr. Johannes Landis, heute Gemeindehaus 1, und Dr. Theodor Heusser, Hotzehaus.
Das Haus an der Kirchstrasse wurde bald zu klein für den Spitalbetrieb. Nach 15 Jahren, während derer total 676 Patienten betreut wurden, errichtete die Gemeinde 1892 am Wydiger – noch vor dem Bau der heutigen ref. Kirche und des Schulhauses Breiten – ein neues Spital. Ein Jahr später hob sie das alte Krankenasyl auf. Während Jahrzehnten deckte das neue Spital weitgehend die spitalärztliche Betreuung der Bevölkerung ab.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts bahnten sich Veränderungen in der kantonalen Spitalpolitik an. Aufmerksam verfolgte der Gemeinderat Richterswil die Bestrebungen des Kantons, die Kleinspitäler aufzuheben. Um einer Schliessung zuvorzukommen, schrieb er das gemeindeeigene Spital zum Verkauf aus. Es meldeten sich zwei Interessenten. 1993 erhielt der auf alternative Medizin spezialisierte «Bauverein Paracelsus-Spital» den Zuschlag. Er eröffnete 1994 den Betrieb unter dem Namen «Trägerverein Paracelsus-Spital». Die Richterswiler Kantonsräte erreichten, dass die Klinik auf die Spitalliste des Kantons kam und nicht, wie die Spitäler in Wädenswil und Thalwil, schliessen musste. In den folgenden Jahren genoss das anthroposophisch geführte Paracelsus-Spital einen guten Ruf, besonders die Onkologie- und die Geburtenabteilung.
Vermutlich auf Grund finanzieller Umstände wurde 2013 die «Paracelsus-Spital AG» gegründet. 2016 beteiligte sich die «NSN Medical AG», an welche der anthroposophische Trägerverein seine Anteile verkaufte. Das behob die Probleme offenbar nicht. Mit dem Datum 18. Februar 2021 hing bald eine Bekanntmachung des Konkursamtes Wädenswil an den Eingangstüren der verschiedenen Klinikgebäude: «Infolge konkursamtlicher Beschlagnahme sind diese Geschäftsräume versiegelt worden.» Der Abtransport des gesamten Inventars und die nun leerstehenden Gebäude stimmen nachdenklich: was war und was kommt? Die Öffentlichkeit erfuhr wenig über die Hintergründe, obwohl Abläufe, Details und auch Zahlen in verschiedenen Medien dokumentiert wurden. Im Rahmen der Offenen Türen führt das Ortsmuseum mit einer Ausstellung anschaulich durch die Geschichte «unseres» Spitals. (e)
Offene Türen im Ortsmuseum
Richterswil, Dorfstrasse 12
5. Dezember, 10.00–12.00 Uhr
Bitte Covid-Zertifikat und Ausweis mitbringen.
Küfer Heinrich Huber baute 1862 an der Kirchstrasse 18 ein Wohnhaus. 1877 schenkte «Jungfrau Barbara Eschmann» eben dieses Häuschen mit Garten und Anteil am Sodbrunnen der Gemeinde, welche darin ein Krankenasyl einrichtete.
1878 nahm das Asyl den Betrieb mit neun Krankenbetten auf, während Barbara Eschmann weiterhin im obersten Stockwerk wohnte. Anna Staub, Diakonissin, und eine Köchin führten das Spital. Ärztlich betreut wurden die Patienten aber in den Praxen der beiden Dorfärzte Dr. Johannes Landis, heute Gemeindehaus 1, und Dr. Theodor Heusser, Hotzehaus.
Das Haus an der Kirchstrasse wurde bald zu klein für den Spitalbetrieb. Nach 15 Jahren, während derer total 676 Patienten betreut wurden, errichtete die Gemeinde 1892 am Wydiger – noch vor dem Bau der heutigen ref. Kirche und des Schulhauses Breiten – ein neues Spital. Ein Jahr später hob sie das alte Krankenasyl auf. Während Jahrzehnten deckte das neue Spital weitgehend die spitalärztliche Betreuung der Bevölkerung ab.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts bahnten sich Veränderungen in der kantonalen Spitalpolitik an. Aufmerksam verfolgte der Gemeinderat Richterswil die Bestrebungen des Kantons, die Kleinspitäler aufzuheben. Um einer Schliessung zuvorzukommen, schrieb er das gemeindeeigene Spital zum Verkauf aus. Es meldeten sich zwei Interessenten. 1993 erhielt der auf alternative Medizin spezialisierte «Bauverein Paracelsus-Spital» den Zuschlag. Er eröffnete 1994 den Betrieb unter dem Namen «Trägerverein Paracelsus-Spital». Die Richterswiler Kantonsräte erreichten, dass die Klinik auf die Spitalliste des Kantons kam und nicht, wie die Spitäler in Wädenswil und Thalwil, schliessen musste. In den folgenden Jahren genoss das anthroposophisch geführte Paracelsus-Spital einen guten Ruf, besonders die Onkologie- und die Geburtenabteilung.
Vermutlich auf Grund finanzieller Umstände wurde 2013 die «Paracelsus-Spital AG» gegründet. 2016 beteiligte sich die «NSN Medical AG», an welche der anthroposophische Trägerverein seine Anteile verkaufte. Das behob die Probleme offenbar nicht. Mit dem Datum 18. Februar 2021 hing bald eine Bekanntmachung des Konkursamtes Wädenswil an den Eingangstüren der verschiedenen Klinikgebäude: «Infolge konkursamtlicher Beschlagnahme sind diese Geschäftsräume versiegelt worden.» Der Abtransport des gesamten Inventars und die nun leerstehenden Gebäude stimmen nachdenklich: was war und was kommt? Die Öffentlichkeit erfuhr wenig über die Hintergründe, obwohl Abläufe, Details und auch Zahlen in verschiedenen Medien dokumentiert wurden. Im Rahmen der Offenen Türen führt das Ortsmuseum mit einer Ausstellung anschaulich durch die Geschichte «unseres» Spitals. (e)
Offene Türen im Ortsmuseum
Richterswil, Dorfstrasse 12
5. Dezember, 10.00–12.00 Uhr
Bitte Covid-Zertifikat und Ausweis mitbringen.