History Wädenswil

Seit 125 Jahren gibt’s den «Chilebeck»

An der Schönenbergstrasse 11 wird seit 125 Jahren gebacken. Drei Familien, insgesamt fünf Generationen, führten die Bäckerei – und die sechste steht bereit.

Text: Stefan Baumgartner, Bild: zvg

Das Haus an der Schönenbergstrasse 11 entstand im Jahre 1876, nachdem dort das zum Weinbauernhaus von Julius Hauser gehörende Waschhaus abgetragen wurde.

Von der Spenglerei zur Bäckerei

Es beherbergte eine Spenglerei, später einen Coiffeursalon, ehe der Bäcker Gottfried Schaerer die Liegenschaft 1896 übernahm. Der erste «Chilebeck» nahm seine Tätigkeit auf! Schliesslich übernahm dessen Sohn Paul die Bäckerei und übergab die mittlerweile gut eingeführte Bäckerei 1927 an Albert Bühler. Brot kostete damals 35 Rappen per Kilo und wurde im ganzen Gemeindegebiet auch geliefert, wie der eigens erstellten Jubiläumsschrift von Peter Ziegler zu entnehmen ist. Im Oktober 1962 ging die Bäckerei wiederum an den Sohn über; Max und Maria Bühler führten nun das Geschäft bis 1983. Neue «Chilebecke» wurden Annelies und Leo Gantner, die die Bäckerei-Konditorei auch heute noch führen. Leo Gantner lieferte bereits als Knabe Brot für den Bäcker Bühler aus und absolvierte dort auch die Lehre als Konditor-Confiseur. In seiner Lehrzeit lernte er auch seine Frau Annelies kennen; sie absolvierte ebenfalls dort ihre Lehre zur Konditorin-Confiseuse. Leo Gantner hatte bei der Übernahme gerade seinen Meistertitel im Sack und macht sich nun, 38 Jahre später, Gedanken zu seiner Pensionierung.

Spezialitäten

Aus der kleinen Backstube kamen seit je her einige Spezialitäten, die man gerne geniesst oder aber auch sehr gerne als Präsent verschenkt. Die Nussecken gehen auf Albert Bühler, dem dritten «Chile-Beck» zurück. Diese rhombusförmige Süssigkeit gelten bis heute als «alti Wättischwiler Spezialität» und sind auch als «Chileziegel» oder «Elefanten-Gaba» bekannt (benannt nach früher bekannten, ebenfalls rhombusförmigen Hustenpastillen).
Da das Bierbrauen ebenso alte Wädenswiler Tradition ist, übernahm Max Bühler vom Konditor Müller an der Seestrasse das «Bier-Chrüegli»-Rezept. Die «Bier-Chrüegli», ein Schoggihumpen gefüllt mit Rumcrème, sind immer noch erhältlich, ebenso wie die Griottes, in Schnaps eingelegte und mit Fondant und Vanille-Couverture überzogene Weichseln vom Wädenswiler Berg. Zur Osterzeit ist das kleine Schaufenster mit unzähligen Schoggihasen dekoriert, selbst hergestellt in unzähligen Arbeitsstunden und aus weit über 100 verschiedenen Formen.
Spitzbuben in allen Formen oder eine der besten Kirschtorten ausserhalb des Kantons Zug runden das süsse Programm ab.
Gantners legen viel Wert auf Nachhaltigkeit – so werden seit vielen Jahren unverkaufte Brote der Aktion «Tischlein deck Dich» abgegeben. Aber auch Rohstoffe sollen einen möglichst kleinen Fussabdruck hinterlassen. So wird seit einigen Jahren das Wädi-Brot angeboten: Das Korn, biozertifiziert, kommt vom Schluchtalhof der Familie Fankhauser im Wädenswiler Berg, auch alle anderen Zutaten ausser Salz und Hefe kommen aus nächster Umgebung.

Die nächste Generation steht bereit

Leo Gantner wird sich per Ende Jahr aus der Backstube an der Schönenbergstrasse zurückziehen. Bereits geräumt wurde auch die Wohnung über der Backstube für Tochter Martina. Ab 2022 sind sie und Mutter Annelies die neuen «Chile-Beckerinnen», weiterhin tatkräftig unterstützt von den motivierten Angestellten.

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