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Neueröffnung der Krone in Hütten am 1. Oktober: eine Wirtin wagt es!

Die Krone in Hütten hat eine schwierige Corona-Zeit hinter sich. Die noch neuen Wirtsleute haben sich nach einem schweren Jahr den Umständen gebeugt und aufgegeben. Nun soll ein neuer Geist durch das altehrwürdige Haus, wo schon Goethe einkehrte, wehen.

Eine neue Wirtin ist gefunden! Esther Vögeli aus Samstagern bestimmt ab Oktober die Geschicke des Restaurants. Die gelernte Krankenschwester hat eine lange Erfahrung in der Gastrobranche aufzuweisen.
Die letzten 16 Jahre hat Esther Vögeli im Selbstbedienungs-Restaurant Sunneblick in Wädenswil als Köchin gearbeitet, 2 Jahre lang hat sie es geführt. Das Restaurant war einerseits für die Angestellten und Lernenden des Strickhofs und auch für die Mitarbeiter der Metallwerkstatt der Stiftung Bühl als Kantine gedacht, stand aber auch für alle anderen, die sich dort verköstigen wollten, offen.
In der Krone Hütten wird Esther Vögeli selber kochen. «Zumindest am Anfang», sagt sie. «Ich beabsichtige mit einer kleinen, aber natürlich feinen Karte zu starten. Ausbauen kann man immer, und vielleicht ist die Situation irgendwann so gut, dass ich eine Jungköchin einstellen kann.»
Die Karte soll gut bürgerlich sein, die Portionen gross genug, so dass alle etwas finden, das ihnen schmeckt und sie satt werden. Bei den verarbeiteten Produkten wird auf gute Qualität geachtet.
Auch Gäste mit einer Gluten-Unverträglichkeit sind in der Krone an der richtigen Adresse, da Esther Vögeli auch einige glutenfreie Gerichte im Angebot haben wird. «Ich kann diese Gerichte so zubereiten, dass kein Unterschied auszumachen ist», versichert Vögeli.

Vision vom Begegnungsort

Aber etwas vom Wichtigsten ist für Esther Vögeli, ihre Vision von einem Begegnungsort umzusetzen. «Das Gasthaus Krone soll ein Ort sein, wo man gerne hingeht, weil man sich da wohlfühlt. Das möchte ich für die Menschen von Hütten und auch für Kundschaft von ausserhalb erschaffen.»
In diesem Job müsse man die Menschen mögen, sagt sie, und es lieben, sie zu bedienen. Das brauche Herzblut und ein «Gschpüri» dafür, was die Gäste sich wünschen.
Damit sie ihre Gäste noch besser abholen kann, hat Esther Vögeli eine Mail an die örtlichen Vereine geschickt, um sich vorzustellen und auch um deren Wünsche und Vorstellungen abzufragen. Auf diese Bedürfnisse möchte sie eingehen und darauf werden zukünftig auch die Öffnungszeiten angepasst.
«Die Vereine sollen nach ihren Sitzungen oder Proben kommen können, um etwas zu trinken, ohne Essenszwang. Es kann aber auch noch zur späteren Stunde etwas gegessen werden, wenn jemand Hunger hat. Darum habe ich lieber eine kleinere Karte, aber das, was darauf steht, ist immer zu haben. Es ist mir ein Anliegen, den Hüttnern ‹ihre Krone› wiederzugeben. Es hat sich gezeigt, dass dieses Gefühl in letzter Zeit abhandengekommen ist.»

Esther Vögeli hat für Hütten Heimatgefühle. Sie ist in Samstagern aufgewachsen. «Aber irgendwie sind Samstagern und Hütten durch den Hüttnersee miteinander verbunden, wachsen da zusammen. Schon als Kind war ich im Sommer immer am Hüttnersee zum Baden. Und ich kenne auch ein paar Hüttner», erzählt die zukünftige Wirtin der Krone.

Ob es es nicht eine schwierige Zeit, um ein Restaurant zu eröffnen? Das sei wohl eine berechtigte Frage. Doch Esther Vögeli meint, dass es möglicherweise jetzt einfacher sei einzusteigen als vor einem Jahr. «Doch ich will mich nicht mit anderen vergleichen, sondern es jetzt einfach tun und es auf meine Art machen. Dieses Unternehmen soll von mir geprägt sein. Ich will sowieso nichts kopieren. Ich gebe immer mein Bestes.»

Gastronomie und soziales Engagement

«Auf ihre Art» heisst für Esther Vögeli auch mit viel sozialem Engagement zu arbeiten.
Schon in ihrem vorherigen Wirkungskreis hat sie mit dem Züriwerk zusammengearbeitet, um speziellen Menschen einen Arbeitsplatz zu bieten. Die Stiftung Züriwerk engagiert sich für die soziale und wirtschaftliche Teilhabe von Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung.
Vögeli sagt: «Es gibt erschreckend viele Menschen, die irgendwie als schwach wahrgenommen werden, aber eigentlich schon integrierbar wären, wenn man auf ihre Ressourcen setzen würde. Man muss lernen diese Menschen zu verstehen und sie abzuholen, dann können sich wertvolle Fähigkeiten offenbaren.»
Die Zusammenarbeit als Partnerbetrieb vom Züriwerk hat sich ursprünglich über eine Angestellte entwickelt, die einen gewissen Sonderbedarf zeigte.
Esther Vögeli möchte auf der Krone diese Kooperation weiterführen. Es handelt sich meistens um Menschen, die zu stark sind für einen betreuten Arbeitsplatz, aber manchmal doch eine gewisse Unterstützung brauchen. «Ich habe einen Angestellten, den ich mitnehmen kann, der dann in der Krone für mich arbeiten wird.» So geht Inklusion!
Vögeli hat auch beim Liftprojekt mitgemacht. Es ist für Jugendliche ab der 2. Oberstufe, die gewisse Schwierigkeiten haben. Am Mittwochnachmittag oder samstags können sie in einem Betrieb praktisch arbeiten, um ihnen so den Eintritt in die Arbeitswelt zu erleichtern.
«Bisher hatte ich regelmässig solche Schülerinnen und Schüler. Es war toll zu sehen, wie sie sich entwickeln. Falls Hütten verkehrstechnisch nicht zu weit weg ist, möchte ich das weiter anbieten.»

Es ist leicht vorstellbar, dass Vögelis soziales Engagement einen bedeutenden Mehraufwand generiert. Sie muss die Abläufe nicht nur den Bedürfnissen der Gäste anpassen, sondern auch den Mitarbeitern. «Zum Beispiel haben die Tische möglicherweise eine zugeteilte Farbe, anstatt eine Nummer, wenn ein Mitarbeiter mit Zahlen nichts anfangen kann», erläutert sie. Es sei auch eine Bedingung, dass sie alles immer gut im Blick habe. «Zudem ist es eine Frage der Kommunikation, dass die Gäste wissen, mit wem sie es zu tun haben. Darum habe ich den speziellen Charakter meines Betriebes auch schon in dem Mail an die Vereine erwähnt.» Bisher hätten ihre Gäste positiv reagiert. «Aber das lohnt sich total und gibt mir auf der menschlichen Ebene sehr viel retour!»

All dies brauche eine sehr grosse und gute Vorbereitung und natürlich wachse man mit und an der Aufgabe. «Und wachsen kann man immer!», sagt Esther Vögeli zuversichtlich. (iel)

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