Immer häufiger werden Rotfüchse gesichtet, welche an einem Befall der Grabmilbe leiden, welche höchst ansteckend ist für weitere Wild- und auch Haustiere. Die Krankheit häuft sich aber nicht nur hier auf Gemeindegebiet, sondern ist schweizweit
ein Problem.
Text: Reni Bircher, Bild: Guido Bircher
Ausgezerrt, schmutzig und mit grossflächig ausgefallenem Fell trottet das Tier umher, seine sonst so prächtig-buschige Rute so dünn wie ein Zweig: Der Fuchs leidet an Räude, einer Hautkrankheit, welche durch Sarcoptes-scabiei-Milben verursacht wird und einen starken Juckreiz auslösen, weil sich der Parasit in die oberste Hautschicht des Wirtstieres eingräbt, wo er sich ernährt und Eier ablegt. Der Fuchs kratzt oder beisst sich deswegen, es kommt zu Hautläsionen und offenen Wunden, die Haare fallen aus, die Haut verkrustet. Die offenen entzündeten Stellen bieten sich weiteren Parasiten und Bakterien an, was das Krankheitsbild weiter verschlimmert. Das ohnehin schon geschwächte Tier ist kaum mehr in der Lage, auf Nahrungssuche zu gehen oder zu jagen.
Eine Ausheilung der Räude ist in den seltensten Fällen möglich, in der Regeln ereilt das Tier innert drei Monaten der Tod.
Wenn der Jäger auf den Plan tritt
Laut der Jagdgesellschaft Richterswil sind in den letzten Monaten immer wieder an Räude erkrankte Füchse gesichtet worden, gerade in Richterswil und zwar im unteren Teil der Gemeinde. Bekommen die Jäger die Information, dass ein befallenes Tier gesichtet wurde, rücken sie aus. Sie kundschaften zusammen die Umgebung der Sichtung aus. Manchmal sind ihnen die Fuchsbauten bereits bekannt.
Die so genannten Grabmilben sind besonders in regenreichen Sommern auf dem Vormarsch. «Bei solch nassem Wetter ist es für den Fuchs schwieriger Nahrung zu finden», erklären die Jäger. Das wiederum führt zur Schwächung des Tieres und begünstigt den Milbenbefall sowie das Fortschreiten der Krankheit.
In Gehegen, wo Nutztiere gehalten werden, ist es unmöglich einen Fuchs der Wildbahn zu entnehmen. Äusserst schwierig ist es auch in dichten Siedlungsgebieten wie Richterswil, etwas mehr Spielraum bietet da Samstagern. Die Jäger erläutern, dass die Gefahr eines Querschlägers bei der Schussabgabe zu gross sei: «Auch wenn das Tier auf einer Wiese am Hang sitzt, kann die Munition an einem kleinen Stein abprallen und möglichen Schaden anrichten.»
Eine weitere Möglichkeit, den Fuchs zu fangen, sind die Lebendfallen, die täglich kontrolliert werden müssen. Dummerweise sitzen regelmässig Katzen dort drin. Auch ein Problem der Siedlungen, weil zuviele Stubentiger umherstreifen.
So bleibt den Jägern manchmal nichts weiter übrig, als das kranke Tier seinem langsamen, qualvollen Sterben zu überlassen. Dazu die Jäger: «Wenn wir auf ein krankes Tier stossen, ist es wichtig, es möglichst schnell von seinen Qualen zu erlöst. Wenn wir es ‹ziehen lassen› müssen, ist es auch für den Jäger ein emotionaler Moment.»
Hohe Ansteckungsgefahr
Nebst den eng zusammenlebenden Fuchsfamilien spielen und raufen Füchse auch ganz gerne mit anderen Artgenossen, wenn sie sich begegnen. Eine Ansteckung scheint vorprogrammiert. Die Übertragung passiert durch direkten Kontakt mit einem lebenden oder toten Tier oder dessen Bau und dem Verzehr kranker Tiere. Die Milben können jedoch auch mit abfallenden Hautschuppen in die Umwelt gelangen, wo sie unter günstigen Umgebungsbedingungen mehrere Tage überlebensfähig sind, bis sie ein neues Wirtstier finden.
Angesteckt werden können Hunde, selten Katzen, Raubtiere wie Wölfe, Luchse und Marder, aber auch Wildarten sind vor dem Krankheitserreger nicht gefeit, allen voran das Schwarz-, Stein- und Gamswild.
Menschen können ebenfalls von Grabmilben befallen werden, selbst wenn ein krankes Tier nur ganz kurz berührt wurde. Das löst einen Hautjuckreiz mit kleinen roten Blasen aus und wird als «Pseudokrätze» bezeichnet. Da der Mensch jedoch ein «Fehlwirt» ist, klingt die Krankheit meist ohne Behandlung wieder ab.
Kranke Tiere melden
Weil an Räude erkrankte Tiere an akutem Nahrungsmangel leiden, empfiehlt es sich, keine Futterschalen für Haustiere im Freien aufzustellen. Als eine weitere Sicherheitsmassnahme sollten Hunde im Wald nicht freilaufend unterwegs sein.
Bitte informieren Sie den Wildhüter oder die Polizei, wenn Sie einen kranken Fuchs entdecken (auch bei Wildunfall).
Berühren Sie niemals ein krankes Tier, auch wenn es möglicherweise apathisch ist: einerseits, damit der Jäger die Chance hat, das Tier zu finden und von seinem Leiden zu erlösen, andererseits weil dadurch die Räude weiter verbreitet werden kann.
Im Kanton Zürich gilt die Revierjagd: eine Jagdgesellschaft pachtet ein Revier (Richterswil ist Nr. 47), bei dem es sich normalerweise um ein Gemeindegebiet handelt. Sie wählen den dafür zuständigen Jäger und Jagdaufseher. Diese kümmern sich um kranke und verletzte Tiere, welche unter das Jagdgesetz fallen (bei einem Wolf beispielsweise wird der kantonale Jagdhüter informiert).
Ebenso sind sie verpflichtet, die vorgeschriebene behördliche Regulation des Rehwildbestandes einzuhalten. In Richterswil wären das beispielsweise beim Rehwild im Minimum acht Tiere. Der Jäger sorgt damit für einen gesunden Wildbestand und schützt gleichzeitig den Wald. Weil Tiere wie Rehe durch die Freizeitaktivtäten des Menschen stark zurückgedrängt werden, können sie ihr Futter immer seltener auf Wiesen aufnehmen und knabbern dann hauptsächlich an jungen Pflanzen im Wald, so dass sich dieser bei einer Überpopulation nicht mehr verjüngen könnte. Den Verantwortlichen sind die Ruhezonen im Wald wichtig, weil viele Störungen durch Feste, Partys, Biker, Jogger und Hündeler die Wildtiere beeinträchtigen, besonderes während der Jungaufzuchtszeit.
Immer häufiger werden Rotfüchse gesichtet, welche an einem Befall der Grabmilbe leiden, welche höchst ansteckend ist für weitere Wild- und auch Haustiere. Die Krankheit häuft sich aber nicht nur hier auf Gemeindegebiet, sondern ist schweizweit
ein Problem.
Text: Reni Bircher, Bild: Guido Bircher
Ausgezerrt, schmutzig und mit grossflächig ausgefallenem Fell trottet das Tier umher, seine sonst so prächtig-buschige Rute so dünn wie ein Zweig: Der Fuchs leidet an Räude, einer Hautkrankheit, welche durch Sarcoptes-scabiei-Milben verursacht wird und einen starken Juckreiz auslösen, weil sich der Parasit in die oberste Hautschicht des Wirtstieres eingräbt, wo er sich ernährt und Eier ablegt. Der Fuchs kratzt oder beisst sich deswegen, es kommt zu Hautläsionen und offenen Wunden, die Haare fallen aus, die Haut verkrustet. Die offenen entzündeten Stellen bieten sich weiteren Parasiten und Bakterien an, was das Krankheitsbild weiter verschlimmert. Das ohnehin schon geschwächte Tier ist kaum mehr in der Lage, auf Nahrungssuche zu gehen oder zu jagen.
Eine Ausheilung der Räude ist in den seltensten Fällen möglich, in der Regeln ereilt das Tier innert drei Monaten der Tod.
Wenn der Jäger auf den Plan tritt
Laut der Jagdgesellschaft Richterswil sind in den letzten Monaten immer wieder an Räude erkrankte Füchse gesichtet worden, gerade in Richterswil und zwar im unteren Teil der Gemeinde. Bekommen die Jäger die Information, dass ein befallenes Tier gesichtet wurde, rücken sie aus. Sie kundschaften zusammen die Umgebung der Sichtung aus. Manchmal sind ihnen die Fuchsbauten bereits bekannt.
Die so genannten Grabmilben sind besonders in regenreichen Sommern auf dem Vormarsch. «Bei solch nassem Wetter ist es für den Fuchs schwieriger Nahrung zu finden», erklären die Jäger. Das wiederum führt zur Schwächung des Tieres und begünstigt den Milbenbefall sowie das Fortschreiten der Krankheit.
In Gehegen, wo Nutztiere gehalten werden, ist es unmöglich einen Fuchs der Wildbahn zu entnehmen. Äusserst schwierig ist es auch in dichten Siedlungsgebieten wie Richterswil, etwas mehr Spielraum bietet da Samstagern. Die Jäger erläutern, dass die Gefahr eines Querschlägers bei der Schussabgabe zu gross sei: «Auch wenn das Tier auf einer Wiese am Hang sitzt, kann die Munition an einem kleinen Stein abprallen und möglichen Schaden anrichten.»
Eine weitere Möglichkeit, den Fuchs zu fangen, sind die Lebendfallen, die täglich kontrolliert werden müssen. Dummerweise sitzen regelmässig Katzen dort drin. Auch ein Problem der Siedlungen, weil zuviele Stubentiger umherstreifen.
So bleibt den Jägern manchmal nichts weiter übrig, als das kranke Tier seinem langsamen, qualvollen Sterben zu überlassen. Dazu die Jäger: «Wenn wir auf ein krankes Tier stossen, ist es wichtig, es möglichst schnell von seinen Qualen zu erlöst. Wenn wir es ‹ziehen lassen› müssen, ist es auch für den Jäger ein emotionaler Moment.»
Hohe Ansteckungsgefahr
Nebst den eng zusammenlebenden Fuchsfamilien spielen und raufen Füchse auch ganz gerne mit anderen Artgenossen, wenn sie sich begegnen. Eine Ansteckung scheint vorprogrammiert. Die Übertragung passiert durch direkten Kontakt mit einem lebenden oder toten Tier oder dessen Bau und dem Verzehr kranker Tiere. Die Milben können jedoch auch mit abfallenden Hautschuppen in die Umwelt gelangen, wo sie unter günstigen Umgebungsbedingungen mehrere Tage überlebensfähig sind, bis sie ein neues Wirtstier finden.
Angesteckt werden können Hunde, selten Katzen, Raubtiere wie Wölfe, Luchse und Marder, aber auch Wildarten sind vor dem Krankheitserreger nicht gefeit, allen voran das Schwarz-, Stein- und Gamswild.
Menschen können ebenfalls von Grabmilben befallen werden, selbst wenn ein krankes Tier nur ganz kurz berührt wurde. Das löst einen Hautjuckreiz mit kleinen roten Blasen aus und wird als «Pseudokrätze» bezeichnet. Da der Mensch jedoch ein «Fehlwirt» ist, klingt die Krankheit meist ohne Behandlung wieder ab.
Kranke Tiere melden
Weil an Räude erkrankte Tiere an akutem Nahrungsmangel leiden, empfiehlt es sich, keine Futterschalen für Haustiere im Freien aufzustellen. Als eine weitere Sicherheitsmassnahme sollten Hunde im Wald nicht freilaufend unterwegs sein.
Bitte informieren Sie den Wildhüter oder die Polizei, wenn Sie einen kranken Fuchs entdecken (auch bei Wildunfall).
Berühren Sie niemals ein krankes Tier, auch wenn es möglicherweise apathisch ist: einerseits, damit der Jäger die Chance hat, das Tier zu finden und von seinem Leiden zu erlösen, andererseits weil dadurch die Räude weiter verbreitet werden kann.
Im Kanton Zürich gilt die Revierjagd: eine Jagdgesellschaft pachtet ein Revier (Richterswil ist Nr. 47), bei dem es sich normalerweise um ein Gemeindegebiet handelt. Sie wählen den dafür zuständigen Jäger und Jagdaufseher. Diese kümmern sich um kranke und verletzte Tiere, welche unter das Jagdgesetz fallen (bei einem Wolf beispielsweise wird der kantonale Jagdhüter informiert).
Ebenso sind sie verpflichtet, die vorgeschriebene behördliche Regulation des Rehwildbestandes einzuhalten. In Richterswil wären das beispielsweise beim Rehwild im Minimum acht Tiere. Der Jäger sorgt damit für einen gesunden Wildbestand und schützt gleichzeitig den Wald. Weil Tiere wie Rehe durch die Freizeitaktivtäten des Menschen stark zurückgedrängt werden, können sie ihr Futter immer seltener auf Wiesen aufnehmen und knabbern dann hauptsächlich an jungen Pflanzen im Wald, so dass sich dieser bei einer Überpopulation nicht mehr verjüngen könnte. Den Verantwortlichen sind die Ruhezonen im Wald wichtig, weil viele Störungen durch Feste, Partys, Biker, Jogger und Hündeler die Wildtiere beeinträchtigen, besonderes während der Jungaufzuchtszeit.