Am Sonntag, 27. Juni, zeigte die Stiftung Historische Zürichsee-Boote im Hafen Seeplatz ihre ganze Flotte, darunter auch die Jubilare Hecht (110), Frösch (100), Victor (100), Mona Lisa (95) und Ajax (85).
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Text & Bilder: Stefan Baumgartner
Was für ein Kontrast an der Hafenmauer: Steuerbordseitig die abgetakelte MS Glärnisch, auf Backbord Perlen des Zürich- und auch des Pfäffikersees: Der «Hecht», der am Pfäffikersee in der Bootswerft Leemann gebaut wurde, schwamm erstmals in Zürichseewasser, die anderen acht Boote der Stiftung sind regelmässig auf den Wellen des Zürichsees anzutreffen, ein Teil der Flotte liegt auch in Wädenswil.
So konnten die interessierten Besucher zwei wunderschöne Ruderboote bestaunen: Zum einen das auf Hochglanz polierte 100-jährige Stehruderboot «Victor» sowie zum anderen und ersten Mal das neunte Schiff der HZB-Flotte, ein noch unrenoviertes Pedrazzini-Stehruderboot. Majestätisch fast die Segelyacht «Mona Lisa» mit ihrem langen Mast. Wie alle Stiftungsboote hat sie eine spannende Geschichte: 1926 baute die Yachtwerft Suter&Portier im Auftrag eines Mitglieds des Zürcher Yacht Clubs den 45 m2 Nationalen Kreuzer. Von 1937 bis 1941 trug dieses schnelle Segelschiff das Blaue Band des Zürcher Yacht Club für die damals schnellste Fahrt von Zürich nach Rapperswil und zurück. Von 1999 bis 2016 war «Mona Lisa» dann auf dem Starnberger See zu Hause, weil der vorletzte Besitzer sie seinem Sohn, der in München lebt und arbeitet, übergeben hatte. Weil dieser viel zu wenig Zeit hatte, um zu Segeln und eine Sanierung des Unterwassers anstand, hat sich der letzte Besitzer entschlossen, «Mona Lisa» als Geschenk der Stiftung zu übergeben.
Viel Geschichte im Hafen
Oder da lag auch die Motoryacht «Hannalei II». In ihr sei ein Willys-Jeep-Motor verbaut, wurde den staunenden Besuchern erzählt. Spannend auch hier zu wissen: die Hannalei II, benannt nach einer hawaïanischen Insel, ist ein von der Werft Faul in Horgen 1952 ausgeführter Nachbau eines Dodge-Motorbootes aus den USA. Die erste Hannalei wurde von ihrem Besitzer in New York gekauft und in die Schweiz importiert und von ihm auf dem Genfersee gefahren. Weil das Boot nach 20 Jahren Gebrauch nicht mehr fit war, wandte sich der Eigner an die Gebrüder Faul in Horgen, die einen Nachbau planten und ablieferten. Hanalei II wurde in der Familie weitergegeben und kam so an den Zürichsee. Der letzte Eigner wollte sich vom Boot trennen, fand aber keinen Käufer und wandte sich deshalb an die Stiftung, um das Boot nicht entsorgen zu müssen. Die für die Instandstellung benötigten Gelder wurden über eine Crowdfunding-Kampagne besorgt.
Mit viel Stil unterwegs ist der Cabin Cruiser Ajax, 1936 in Horgen von der Werft John Faul, Automobile und Wasserfahrzeuge, erbaut. Die Ajax verfügt über einen Schlafraum, einen Salon, Toilette und Pantry. Bis zu 4 Personen können auf der Ajax schlafen und ein (langes) Wochenende auf dem See verbringen, zugelassen ist die «Ajax» für 13 Personen.
Gemacht für Plaisir-Fahrten ist die «Annie», benannt nach der Frau und Tochter des ersten Besitzers. Gebaut am Pfäffikersee in der Leemann-Werft, pflügte das Boot im Zugersee von Schloss Buonas aus die Wellen. Eine aufwändige Verdeckkonstruktion schützte die Damen und Herrschaften vor der Sonne, «und die Motorgeräusche verhinderten, dass der Steuermann die Gespräche der Gesellschaft mithören konnte», wie Hansruedi Lienhard auf einer halbstündigen Ausfahrt, die allen Besuchern gegen eine freiwillige Spende offenstand, verriet. «Annie» schwimmt auch erst seit kurzem wieder im Zürichsee, musste doch in 800 Arbeitsstunden der Kiel ausgebessert werden.
Die 100-jährige «Frösch» wurde 1921 von der Zürichsee-Werft Suter & Portier (heute Yachtwerft Portier) in Meilen erbaut. Augenfällig ist das lange Vorschiff. Schale, Kabine im Vorschiff, sämtliche Beschläge und die Bootsausrüstung scheinen noch weitgehend original erhalten und stellen somit ein wertvolles Zeugnis der Bootsbaukunst dar.
Kaum widerstehen kann man dem «Flaneur», ein «Runabout» der besonderen Art. Feinste Bootsbaukunst aus Meilen! Im Jahr 1944 erbaute die Werft Felix Portier diesen in den USA auch als Rhumrunner bezeichneten, schnellen Schiffstyp für einen Uhrenfabrikanten aus Biel. Das Boot ist noch heute mit dem Originalmotor, einem marinisierten Ford-V8-Motor, unterwegs. Sein Torpedoheck macht das Boot zu einer ganz besonderen Rarität.
Die «Hecht» schliesslich mit Baujahr 1911, war das erste Personenschiff aus der Werft von Emil Leemann. 1911 erbaute Emil Leemann jun., Sohn des bekannten «Hecht-Wirts» Emil Leemann sen. in Pfäffikon ZH das legendäre erste Fahrgastschiff Hecht für den Betrieb auf dem Pfäffikersee. Der Stapellauf erfolgte am 23. Mai 1911, und im Anschluss nahm die Hecht den Betrieb der Schifffahrtslinie auf dem Pfäffikersee auf.
Die Stiftung Historische Zürichsee-Boote hat den Zweck, ein repräsentatives Portefeuille von an Zürcher Seen gebauten Booten zu betreiben und so für die Nachwelt zu erhalten und gleichzeitig auch an die hochstehende Bootsbaukunst am Zürichsee zu erinnern. Die Boote können von den Stiftungsmitgliedern im Boot-Sharing gemietet werden.
Am Sonntag, 27. Juni, zeigte die Stiftung Historische Zürichsee-Boote im Hafen Seeplatz ihre ganze Flotte, darunter auch die Jubilare Hecht (110), Frösch (100), Victor (100), Mona Lisa (95) und Ajax (85).
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Text & Bilder: Stefan Baumgartner
Was für ein Kontrast an der Hafenmauer: Steuerbordseitig die abgetakelte MS Glärnisch, auf Backbord Perlen des Zürich- und auch des Pfäffikersees: Der «Hecht», der am Pfäffikersee in der Bootswerft Leemann gebaut wurde, schwamm erstmals in Zürichseewasser, die anderen acht Boote der Stiftung sind regelmässig auf den Wellen des Zürichsees anzutreffen, ein Teil der Flotte liegt auch in Wädenswil.
So konnten die interessierten Besucher zwei wunderschöne Ruderboote bestaunen: Zum einen das auf Hochglanz polierte 100-jährige Stehruderboot «Victor» sowie zum anderen und ersten Mal das neunte Schiff der HZB-Flotte, ein noch unrenoviertes Pedrazzini-Stehruderboot. Majestätisch fast die Segelyacht «Mona Lisa» mit ihrem langen Mast. Wie alle Stiftungsboote hat sie eine spannende Geschichte: 1926 baute die Yachtwerft Suter&Portier im Auftrag eines Mitglieds des Zürcher Yacht Clubs den 45 m2 Nationalen Kreuzer. Von 1937 bis 1941 trug dieses schnelle Segelschiff das Blaue Band des Zürcher Yacht Club für die damals schnellste Fahrt von Zürich nach Rapperswil und zurück. Von 1999 bis 2016 war «Mona Lisa» dann auf dem Starnberger See zu Hause, weil der vorletzte Besitzer sie seinem Sohn, der in München lebt und arbeitet, übergeben hatte. Weil dieser viel zu wenig Zeit hatte, um zu Segeln und eine Sanierung des Unterwassers anstand, hat sich der letzte Besitzer entschlossen, «Mona Lisa» als Geschenk der Stiftung zu übergeben.
Viel Geschichte im Hafen
Oder da lag auch die Motoryacht «Hannalei II». In ihr sei ein Willys-Jeep-Motor verbaut, wurde den staunenden Besuchern erzählt. Spannend auch hier zu wissen: die Hannalei II, benannt nach einer hawaïanischen Insel, ist ein von der Werft Faul in Horgen 1952 ausgeführter Nachbau eines Dodge-Motorbootes aus den USA. Die erste Hannalei wurde von ihrem Besitzer in New York gekauft und in die Schweiz importiert und von ihm auf dem Genfersee gefahren. Weil das Boot nach 20 Jahren Gebrauch nicht mehr fit war, wandte sich der Eigner an die Gebrüder Faul in Horgen, die einen Nachbau planten und ablieferten. Hanalei II wurde in der Familie weitergegeben und kam so an den Zürichsee. Der letzte Eigner wollte sich vom Boot trennen, fand aber keinen Käufer und wandte sich deshalb an die Stiftung, um das Boot nicht entsorgen zu müssen. Die für die Instandstellung benötigten Gelder wurden über eine Crowdfunding-Kampagne besorgt.
Mit viel Stil unterwegs ist der Cabin Cruiser Ajax, 1936 in Horgen von der Werft John Faul, Automobile und Wasserfahrzeuge, erbaut. Die Ajax verfügt über einen Schlafraum, einen Salon, Toilette und Pantry. Bis zu 4 Personen können auf der Ajax schlafen und ein (langes) Wochenende auf dem See verbringen, zugelassen ist die «Ajax» für 13 Personen.
Gemacht für Plaisir-Fahrten ist die «Annie», benannt nach der Frau und Tochter des ersten Besitzers. Gebaut am Pfäffikersee in der Leemann-Werft, pflügte das Boot im Zugersee von Schloss Buonas aus die Wellen. Eine aufwändige Verdeckkonstruktion schützte die Damen und Herrschaften vor der Sonne, «und die Motorgeräusche verhinderten, dass der Steuermann die Gespräche der Gesellschaft mithören konnte», wie Hansruedi Lienhard auf einer halbstündigen Ausfahrt, die allen Besuchern gegen eine freiwillige Spende offenstand, verriet. «Annie» schwimmt auch erst seit kurzem wieder im Zürichsee, musste doch in 800 Arbeitsstunden der Kiel ausgebessert werden.
Die 100-jährige «Frösch» wurde 1921 von der Zürichsee-Werft Suter & Portier (heute Yachtwerft Portier) in Meilen erbaut. Augenfällig ist das lange Vorschiff. Schale, Kabine im Vorschiff, sämtliche Beschläge und die Bootsausrüstung scheinen noch weitgehend original erhalten und stellen somit ein wertvolles Zeugnis der Bootsbaukunst dar.
Kaum widerstehen kann man dem «Flaneur», ein «Runabout» der besonderen Art. Feinste Bootsbaukunst aus Meilen! Im Jahr 1944 erbaute die Werft Felix Portier diesen in den USA auch als Rhumrunner bezeichneten, schnellen Schiffstyp für einen Uhrenfabrikanten aus Biel. Das Boot ist noch heute mit dem Originalmotor, einem marinisierten Ford-V8-Motor, unterwegs. Sein Torpedoheck macht das Boot zu einer ganz besonderen Rarität.
Die «Hecht» schliesslich mit Baujahr 1911, war das erste Personenschiff aus der Werft von Emil Leemann. 1911 erbaute Emil Leemann jun., Sohn des bekannten «Hecht-Wirts» Emil Leemann sen. in Pfäffikon ZH das legendäre erste Fahrgastschiff Hecht für den Betrieb auf dem Pfäffikersee. Der Stapellauf erfolgte am 23. Mai 1911, und im Anschluss nahm die Hecht den Betrieb der Schifffahrtslinie auf dem Pfäffikersee auf.
Die Stiftung Historische Zürichsee-Boote hat den Zweck, ein repräsentatives Portefeuille von an Zürcher Seen gebauten Booten zu betreiben und so für die Nachwelt zu erhalten und gleichzeitig auch an die hochstehende Bootsbaukunst am Zürichsee zu erinnern. Die Boote können von den Stiftungsmitgliedern im Boot-Sharing gemietet werden.