Wädenswil

Die Stadt braucht Bäume

Der Sommer ist da! Auf einen harten Winter und einen unfreundlichen Frühling, der keiner war, folgte der viertwärmste Juni seit Messbeginn. Mitte Monat wurde es warm, eigentlich übergangslos heiss. Bei einem abendlichen Spaziergang durch das Zentrum von Wädenswil fiel auf, dass die Hitze drückt, kaum verlässt man die Nähe des Sees. Asphalt, Steine und Mauern speichern die Wärme und strahlen sie noch Stunden später ab. Die Luft steht heiss. Unter Bäumen jedoch herrscht wohltuende Frische. Für die Lebensqualität einer Stadt wie Wädenswil sind Bäume ausschlaggebend und zeigen eine grosse Wirkung. Sie spenden Schatten, speichern Wasser, reinigen und kühlen die Luft und beherbergen Vögel, Insekten, Kleinsäuger, die das Herz erfreuen.

Nature-based-solutions

Mit dem Klimawandel werden die Sommer wärmer, Trockenheit und Starkregen nehmen erwiesenermassen zu. Diesen Effekten kann mit sogenannten «Nature-based-solutions» begegnet werden: Unversiegelte Flächen nehmen Regenwasser auf, brechen dadurch Abflussspitzen und entlasten dadurch die Kanalisation. Wiesen, Gebäudegrün, Sträucher, Rabatten und offene Wasserflächen tragen zur Kühlung der Umgebung bei. Am eindrücklichsten ist die kühlende Wirkung grosser, alter Bäume. Wenn ein 100-jähriger Baum gefällt wird, müssten zehn 10-jährige Bäume neu gepflanzt werden, um seine Wirkung zu kompensieren. Deshalb ist es essenziell, bestehende Bestände zu schützen und die Bäume der Zukunft bereits heute zu pflanzen.

Zukunftsgerichtete Planung

Es ist ein öffentliches Interesse und muss ein städtebauliches Ziel sein, die Stadt möglichst kühl zu halten und die Menschen vor der Hitze zu schützen. Wie sich Wädenswil diesbezüglich in Zukunft präsentieren wird, hängt massgeblich von den Vorschriften in der Bau- und Zonenordnung ab. Diese gibt den Bauenden die Leitlinien vor, nicht nur in Bezug auf die Gestaltung der Baukörper, sondern auch hinsichtlich der Grösse und Qualität der Grünflächen. Die aktuelle Revision der Bau- und Zonenordnung (BZO) bietet eine Chance, dafür die notwendigen Weichen zu stellen. Es ist wichtig, dass sie verbindliche, klimaökologische Richtlinien definiert, an die sich private wie auch institutionelle Bauende halten müssen. Die verfügbaren Freiräume werden aufgrund der Verdichtung kleiner oder verschwinden ganz, daher müssen die restlichen Flächen bewusster und ökologischer gestaltet werden. Wenn in älteren Einfamilienhausquartieren neue Mehrfamilienhäuser entstehen, verschwinden die Gärten und damit wichtige Grün- und Lebensräume. Dieser Verlust muss unbedingt kompensiert werden. Es geht darum, Dächer konsequent zu begrünen, Parkplätze zu entsiegeln, ökologisch wertvolle Wiesen anzulegen sowie einheimische Sträucher und grosse Bäume zu pflanzen. Zäune und Schwellen, die Kleintiere wie Igel behindern, sind zu vermeiden. Beim Spaziergang durch Wädenswil findet man dafür gute Beispiele, leider aber auch viele schlechte.

Mitwirken erwünscht

Die neue BZO könnte Bauende in Zukunft in eine ökologisch und städtebaulich positive Richtung weisen und damit die Lebensqualität der Wädenswiler Bevölkerung verbessern. Im Herbst 2021 wird die neue BZO der Bevölkerung in der öffentlichen Auflage vorgestellt. Dann wird ersichtlich, welche Anliegen der Bevölkerung aus dem partizipativen Verfahren «stadtneuland» Einlass in die BZO gefunden haben. Hoffentlich beteiligen sich Bevölkerung und Politik weiter konstruktiv an diesem Vernehmlassungsverfahren, damit eine zukunftsgerichtete BZO entsteht, die das Stadtklima und die städtebauliche Entwicklung im positiven Sinne beeinflusst. Damit Wädenswil auch in Zukunft seinen Bewohnerinnen und Bewohnern eine lebenswerte Stadt sein kann.

Kaspar Zirfass / Claudia Bühlmann

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