Trotz bester Ausgangslage spielt die SG Wädenswil/Horgen nächste Saison nicht in der Handball-Nationalliga-A: Die Seebuben verloren das Playoff-Rückspiel gegen CS Chênois Genève Handball 18:28 und verbleiben so trotz des Sieges im Hinspiel in der
Nationalliga B.

Text & Bilder: Stefan Baumgartner

Schon die Qualifikation für diesen Playoff-Final war knapp: Mit einem 26:26-Unentschieden im letzten Aufstiegsrundenspiel sicherte sich Rot-Weiss dank des besseren Torverhältnis gegenüber dem HSC Kreuzlingen den zweiten Tabellenrang und somit die Teilnahme an den Playoff-Finals gegen CS Chênois Genève Handball. Gespielt wurde nach der Europacupformel in zwei Spielen.
Man wusste im Vorfeld: Die Westschweizer befinden sich in einer ausgezeichneten Form. Seit dem Restart der NLB-Saison haben sie in 11 Spielen keine Niederlage einstecken müssen. Einzig der BSV Stans konnte einen Punkt aus der Sous-Moulin-Halle entführen. Auch beide vorherigen Begegnungen mit der SG konnten die Genfer für sich entscheiden. Jedoch lag für die Rot-Weissen bei beiden Niederlagen mehr drin. In beiden Spielen schlugen sich die Wädenswil-Horgner selbst, indem entweder die Verteidigung zu nachlässig agierte oder die Kaltblütigkeit vor dem gegnerischen Schlussmann zu wünschen übrig liess – ein Umstand, der dann auch im Playoff-Rückspiel wieder auftauchte.

SG Wädenswil-Horgen – CS Chênois Genève Handball 26:21

26:21-Sieg im Hinspiel …

Am 9. Juni fand in der Horgner Waldegg-Halle das Hinspiel zum Aufstiegs-Playoff zwischen der SG Wädenswil-Horgen und CS Chênois Genève Handball statt. Die Einheimischen legten souverän mit 26:21 (14:13) vor und hätten am Samstag, 12. Juni, die historische Chance gehabt, in die höchste Handball-Spielklasse aufzusteigen.

«Einfach geniessen» wolle man das Spiel, meinte Beat Rellstab, Sportchef der SG Wädenswil-Horgen, vor dem Hinspiel. Denn das Saisonziel war schon vorher mehr als erreicht. Doch die Spieler auf dem Feld – ja, die wollten mehr als nur geniessen, die waren siegeshungrig! So begann das Spiel fulminant: Ehe sich die Genfer versahen, stand es schon 3:0 für Rot-Weiss. Tim Rellstab, der vor dem Spiel noch verabschiedet wurde, sorgte mit einer Triplette für einen starken Beginn. In der Folge fanden auch die Genfer etwas besser ins Spiel, doch die SG Wädi/Horgen kontrollierte das Geschehen. Zur Pause stand es zu knapp 14:13.
Nach Wiederanpfiff gelang Chênois der Ausgleich, und in der 32. Minute auch der einzige Führungstreffer zum 15:14 aus Genfer Sicht. In der Folge stand das Spiel kurzzeitig auf der Kippe, doch im Angriff sorgte immer wieder Tim Rellstab für die Tore, und hinten liess Kasalo die Westschweizer verzweifeln. Besonders in der 40. Minute, als die Genfer beim Stand von 17:17 zweimal am starken Schlussmann scheiterten und im Gegenstoss Rellstab einnetzen konnte. In der Schlussviertelstunde setzen die Rot-Weissen zum Schaulaufen an und gewannen schliesslich ungefährdet 26:21. Tim Rellstab war nicht nur der letzte (Freistoss-)Treffer vergönnt, er wurde nebst dem Genfer Strelnikov auch als Best Player ausgezeichnet. Für ihn war es der letzte Auftritt vor Heimpublikum; er wird in der nächsten Saison für Kriens-Luzern auflaufen.

CS Chênois Genève Handball : SG Wädi/Horgen 28:18 (12:7)

… reichte nicht für den Aufstieg

Fünf Tore Reserve hatte die SG nun für das Rückspiel in Genf: Die Erfüllung des Märchens war ganz nah. Auch fast alle Statistiken sprachen für die Spielgemeinschaft. Seit dem Aufstieg des HC Wädenswil aus den Niederungen der 2. Liga im Jahr 2014 hat der HCW kein Aufstiegsspiel mehr verloren, und auch in Genf stieg der HCW bereits einmal auf: Im Mai 2018 schaffte der HCW den sofortigen Wiederaufstieg in die Nationalliga B. (Zum Ende jener Saison stieg der HC Horgen aus der Nationalliga B ab, und fortan traten die beiden Clubs in der Nationalliga B wie in der 1. Liga als Spielgemeinschaft auf.)

Pascal Gantner tröstet Goalie Kasalo.

Und auch im Vorfeld des entscheidenden Matchs gab sich das Team noch selbstbewusst und kämpferisch: «Mir gänd alles», versprach etwa Sandro Gantner. Doch in der temperatur- wie stimmungsmässig aufgeheizten Sous-Moulin-Halle vermochten die Rot-Weissen ihre eigenen und die Erwartungen der (wegen der Corona-Bestimmungen nur) Handvoll mitgereister Fans nicht zu erfüllen. Viele individuelle Fehler, Ungenauigkeiten und Missverständnisse sorgten dafür, dass die SG nie in ihr Spiel fand. Sie kämpfte wohl, kämpfte aber unglücklich. Auch die Torgaranten hatten Mühe: Tim Rellstab – der sein letztes Spiel für die SG absolvierte – traf erst kurz vor der Pause das erste Mal, da stand es schon 11:7 für die Genfer, Sandro Gantner sollte erst kurz vor Schluss sein einziges Tor erzielen. So war der Vorsprung aus dem Hinspiel zur Pause bereits aufgebraucht – Pausenresultat 12:7 für Chênois. Noch etwa fünf Minuten nach Wiederanpfiff vermochten die Seebuben die Hoffnung am Leben zu erhalten, doch in der Folge kristallisierte sich immer mehr heraus: Wädi/Horgen machte die Fehler, Chênois die Tore. Wenn wenigstens die «Hundertprozentigen» versenkt worden wären, dann hätte man sich noch aufs Rechnen verlegen können – doch das Schlussresultat von 28:18 machte die Genfer zu diskussionslosen und verdienten Nationalliga-A-Aufsteigern.
Auch wenn die Enttäuschung gross war und ist: Die SG hat ihre erfolgreichste Saison gespielt, und abgesehen vom Wegzug von Tim Rellstab bleibt die Mannschaft zusammen – auch Sandro Gantner, der linkshändige Topskorer im rechten Rückraum, bleibt der SG erhalten. So dürfen sich die Handballfans weiterhin auf eine starke Truppe freuen – und auch auf die See­derbies gegen Stäfa.

 

CS Chênois Genève Handball : SG Wädi/Horgen 28:18 (12:7) am 12.6.21
Wädenswil/Horgen – Chênois 26:21 (14:13)
Waldegg, Horgen. 100 Zuschauer. SR Jergen/Zaugg. Strafen: Keine gegen Wädenswil/Horgen, 4×2 Minuten gegen Chênois. SG Wädenswil/Horgen ohne Simon Gantner.

 

Chênois – Wädenswil/Horgen 28:18 (12:7)
Sous-Moulin. 100 Zuschauer. SR Boshkoski/Stalder. Strafen: 7 gegen Chênois, 1 gegen Wädenswil/Horgen. SGWH ohne Simon Gantner.

 

Chênois mit Gesamtskore von 49:44 Aufsteiger in die NL A.
Teilen mit: