Vor kurzem wurde die Genossenschaft Zwibol gegründet, die gemäss Firmenzweck die Führung eines Ladens vorsieht mit biologischen Produkten für einen nachhaltigen Lebensstil. Doch wo ist dieser Laden und wer führt ihn?
Interview: Stefan Baumgartner, Bild: zvg
Der Wädenswiler Anzeiger erkundigte sich und konnte den Vertreterinnen der Genossenschaft Antworten entlocken.
Wo wird man künftig lokal-fair-biologisch einkaufen können?
Der Mitglieder-Bioladen wird in Wädenswil sein, soviel können wir schon mal sagen. Wo genau ist jedoch noch unklar, da wir noch auf der Suche nach einem geeigneten Lokal sind, welches genügend Fläche für ein Vollsortiment bietet sowie Raum für einen oder zwei Tische, wo man sich trifft und mal Tee und ein feines Sandwich geniesst. Der Laden wird grundsätzlich von der Genossenschaft Zwibol geführt, welche aber – sobald es konkret wird – eine Ladenleitung einstellen wird.
Woher kommt der Name «Zwibol» und wer steht dafür? Wie habt Ihr Euch gefunden?
Der Name kommt aus dem Mittelhochdeutschen und heisst, wie nicht schwer zu erraten, Zwiebel. Darauf gekommen sind wir, als wir nach einem lokalen Wädenswiler Gemüse gesucht haben. Da sind wir auf die Wädenswiler Zwiebel gestossen, eine Züchtung aus Wädenswil. Das ganze Jahr über in der Küche zu finden, gesund, vielschichtig und ganz natürlich verpackt – das passt auch zum Vorhaben von Zwibol.
Schon seit längerem ist eine Gruppe von uns unterwegs mit der Absicht, einen Bioladen zu eröffnen mit einem Schwerpunkt auf lokale Produkte. Und wie das wohl so ist, wird rumerzählt und angefragt und es kommt dann einer nach dem anderen dazu.
Dank dem guten Netzwerk, das viele von uns hier in Wädenswil haben, haben sich einige motivierte Leute für dieses Projekt gefunden. Gründungsmitglieder sind: Anna Inglin, Karin Hüppi Fankhauser, Joel de Lieme, Raphael Bünter, Nathan Germanier, Amelie Reist, Janine Landolt und Claudia Bühlmann.
In Wädenswil gibt es ein etabliertes Reformhaus, einen Bio-Laden, einen florierenden Wochenmarkt. Wie unterscheidet Ihr Euch?
Wir unterscheiden uns zuerst einmal klar von den obengenannten Institutionen dadurch, dass wir ein Mitgliederladen sein werden. Hier werden die Laden- und Lohnkosten solidarisch durch die Mitglieder getragen. Dafür können sie ohne Marge einkaufen, wodurch die Produkte für Mitglieder 20 bis 30% günstiger sind im Vergleich zu branchenüblichen Preisen. Natürlich sind auch Nicht-Mitglieder herzlich willkommen.
Das zweite klare Unterscheidungsmerkmal ist der hohe Anteil an lokalen und regionalen Produkten im Sortiment. Wir wollen ein Netzwerk schaffen, das Produzentinnen und Produzenten, Verarbeitende und Konsumentinnen/Konsumenten zusammenbringt. Wir bevorzugen Kleinproduzentinnen und -produzenten und garantieren eine sichere Abnahme – nicht zuletzt durch das Konzept des Mitgliederladens.
Die Produkte sollen einen möglichst kleinen CO2-Fussabdruck haben, das ist für Zwibol eines der wichtigsten Kriterien, daran werden wir die Produkte messen. Möglichst unverpackt, aus (mindestens) biologischem Anbau und möglichst kurze Transportwege. Wir suchen Produzentinnen und Produzenten sowie Verarbeiterinnen und Verarbeiter, mit denen wir ein möglichst umfassendes regionales Angebot aufbauen können.
Allgemein hat es der Detailhandel in Wädenswil nicht leicht. An guten Lagen (zu) hohe Mieten, bei rückläufigen Umsätzen der Geschäfte. Wie seht ihr da Eure Chancen?
Ja, das ist eine nicht ganz einfache Situation. Aber wir bleiben zuversichtlich! Wegen der hohen Mieten haben wir uns entschlossen, klein zu beginnen. Wir starten mit einem relativ kleinen Lokal – wir nennen es «Lebensmitteldepot» – welches relativ «einfach» sein darf und daher wohl auch von der Miete nicht so hoch sein wird. Da wir mit dem Mitgliederladen nicht die gleiche Visibilität brauchen, wie wenn wir nur auf Laufkundschaft angewiesen wären, erhoffen wir uns auch ein zahlbares Ladenlokal zu finden. Zudem sind wir fest davon überzeugt, dass das Bewusstsein der Menschen immer grösser wird, was den Konsum von ökologischen, fairen und lokalen Produkten angeht. Und genau da setzt Zwibol ja an!
Mit dem ´Wädi-Chörbliª, das Gemüsepakete anbietet, und dem ´Taktª in Richterswil gibt es in der nahen Umgebung bereits Genossenschaften, die in dieselbe Richtung zielen. Wären Kooperationen denkbar?
Ja, unbedingt. Es sind bereits Leute von beiden Institutionen Genossenschaftsmitglieder.
Noch ist kein Mietvertrag für ein Ladenlokal unterschrieben. Wie geht es weiter, wie sieht der Zeitplan aus?
Da ist momentan ganz viel am Tun. Neu ist jetzt gerade unsere Website www.zwibol.ch, wo alles nachzulesen ist und auch das Formular zu finden ist, um Genossenschafterin oder Genossenschafter zu werden. Weiter sind wir aktiv auf der Suche nach einem geeigneten Ladenlokal, stellen das Sortiment zusammen, indem wir Produzentinnen und Produzenten in der Region suchen und freuen uns natürlich über alle neuen Zwibolerinnen und Zwiboler! In der Planung ist zurzeit auch noch ein Crowdfunding, um die Anfangsinvestitionen des Ladens zu finanzieren. Eine Eröffnung auf Herbst 2021 ist unser Ziel.
… und bis dahin?
Ja, bis der Laden eröffnet wird, steht noch einiges an Arbeit an. Aber mit einer super motivierten Crew kommt das gut. Wer mithelfen möchte oder uns sonst irgendwie unterstützen, darf sich natürlich gerne melden.
Ansonsten freuen wir uns schon sehr viele Menschen hoffentlich bald, bald in dem neuen Zwibol-Laden zu treffen!
Die Natur steht bei Zwibol an erster Stelle. Für welche Werte wir genau einstehen sehen Sie auf unserer Webseite unter https://zwibol.ch
Vorstand Genossenschaft Zwibol
Ich finde das eine sehr gute Idee. Für mich wäre es unbedingt wichtig, dass da nur Menschen dabei sind die JA zu den Initiativen sagen und auch dazu stehen.Heidi Bläsi