Zum 30-Jahr-Jubiläum des Frauenstreiks am 14. Juni haben Frauen aus dem ehemaligen Frauenrat und FiF Richterswil im Dorf einen Rundgang mit vier Stationen organisiert. Dieser beleuchtet die spannende Geschichte des Streiks, die Errungenschaften genauso wie die Missstände, welchen Frauen im Alltag noch immer begegnen müssen.
Text & Bild: Reni Bircher
In Richterswil gab es vor einigen Jahren einen Frauenrat, aus dem das politische Gefäss «Frauen informieren Frauen» (FiF) entstanden ist. Dies war ein Anlass, welcher jeweils vor den Abstimmungen stattfand und die Stimmbürgerinnen über die anstehenden Vorlagen informiert hat: politisch engagierte Frauen erläuterten das Pro und Contra, zeigten die daraus entstehenden Konsequenzen auf. Das Spektrum an Zusammentreffenden war immer sehr vielfältig, und so durften alle von den Ansichten und Meinungen der Anwesenden profitieren, sich daran orientieren. Das FiF war ein sicherer und guter Raum zur Meinungsbildung. Simone Quinche Treichler vom OK erläutert: «Diese Informationsabende waren dazu da, die Abstimmungen in ihrer Komplexität zu verstehen, und weil der Fokus verständlicherweise auf den Frauen lag, beleuchteten sie die Bedeutung ihrer Entscheidung dabei. Aber auch, woher die Diskriminierungen denn eigentlich herkommen und künftig liegen würden.»
Eine weitere Idee des Frauenrates war es – nebst der objektiven Beleuchtung der entsprechenden Artikel und Vorlagen – in den 90er-Jahren so vermehrt Frauen zu lancieren, ihnen die Möglichkeit zu geben, sich vor Publikum zu präsentieren, ihre Anliegen klar darzulegen und Fragen zu beantworten. Ein Übungsfeld für die weiblichen Bürger – auch für bereits politisch stark engagierte Frauen einer Partei –, ebenso wie eine Entscheidungshilfe bei oft sehr komplexen Themen in der politischen Landschaft. Renate Büchi erinnert sich noch an die Zeit, als sie im Gemeinderat war: «Natürlich konnte ich nie verleugnen, welchen Standpunkt ich vertrete», lacht sie, «aber wir haben sehr viel Wert auf sachliche Information gelegt und das bei jedem einzelnen Treffen durchgezogen.»
Nüüt mit «Gspüürsch mi?»
Als Gabriela Giger als junge Frau und Mutter von Wädenswil nach Richterswil zog, bemerkte sie sogleich, dass es im Dorf viele starke, engagierte Frauen hat und erinnert sich, wie sie jedes Mal eine unglaubliche und wohltuende Energie verspürt habe, wenn sie eine FiF-Versammlung betreten habe: «Das war spannender als jede Gemeindeversammlung, intensiver in der Meinungsbildung und Dialogführung als alles, was ich bisher kannte. Wenn ich damals als junge Frau einen Anlass in Richterswil spannend fand, dann war es immer das FiF.» Jedes dieser Treffen habe sie mit einer festen Meinung im Gepäck verlassen können. «Für mich war das eindeutig eine Politisierung und die Entwicklung für das Bewusstsein, welche Verantwortung ich als Stimmende übernehmen will.» Und Renate Büchi ergänzt: «Das war alles andere als ein Spürst-Du-mich-Kurs, wo sich jede gegenseitig auf die Schulter klopft; da ging es manchmal recht zur Sache».
Dank der immer wiederkehrenden Treffen entstand eine Verbindung, ein Zusammenhalt. «Diese FiF-Anlässe haben den Frauenrat zusammengehalten», erklärt Cornelia Weber, ein Urgestein, was die Mitgliedschaft des Vereins betrifft. Die Basis für das Gelingen dieser Treffen war immer, dass die Frauen einander wohlgesonnen waren, selbst wenn eine Teilnehmerin oder Referentin eine andere Meinung vertrat als eine Zuhörerin und es auch mal laut wurde.
Das OK-Team ist sich einig, dass der Austausch untereinander von enormer Bedeutung war und es noch immer ist … oder wäre. «Wir müssen physisch zusammenkommen, wir müssen miteinander reden. Diese Isolierung durch Corona ist kontraproduktiv für Fortschritte», ist sich Cornelia Weber sicher.
Bedauerlicherweise löste sich der Frauenrat nach sieben Jahren wegen beruflicher Weiterbildungen, Familiengründungen, Wegzug, anderweitige Orientierung usw. wieder auf. Nach etwa 25 Jahren fand denn auch der letzte FiF-Anlass 2017 statt.
Einladung zum Dialog
Die vier Stationen des Rundganges am 14. Juni orientieren sich an den Slogans vergangener Streikmottos: «Wenn Frau will, steht alles still», «Nehmen Sie Platz, Madame (machen Sie Platz, Monsieur)», «Wenn Frauen wollen, kommt alles ins Rollen» und das diesjährige «Care streik». Ausserdem soll an die politische Vergangenheit Richterswils mit seinem Frauenrat und dem FiF erinnert werden, aber auch als Geschenk an die Menschen dienen, welche diese Streikgeschichte miterlebt und geprägt haben.
«Wir haben bei der Umsetzung sehr Frauen-praktisch und -pragmatisch gedacht», schmunzelt Gabriela Giger, deshalb findet der Rundgang unter freiem Himmel und corona-konform statt.
Jeder Posten wird mit Ballonen in dem bekanntlich violetten Farbton markiert und von jeweils zwei Damen betreut. Sie geben interessierten Besucherinnen und Besuchern Auskunft über die ausgewählten Themenbereiche, und auf der grossen Plakatwand darf eine jede Gästin (ja, dieses Wort gibt es wirklich) und jeder Gast sich mit Worten, Name oder einer Zeichnung äussern. Die Ballone dürfen gerne mit nach Hause genommen werden und einen (Farb-)Akzent setzen in der Gemeinde. Der Rundgang richtet sich an die gesamte Bevölkerung, und alle sind herzlich willkommen.
Zukunftsvision
Der grosse Frauenstreik vor zwei Jahren hat nahezu wieder dieselbe Energie entwickelt wie 1991, in Richterswil selber ist es leider nie mehr zu einem solchen Engagement gekommen wie vor 30 Jahren. Das möchte das OK in Erinnerung rufen und bestenfalls zu neuem Auftrieb verhelfen: «Richterswil hat diesbezüglich ja eine gute Vergangenheit», findet Cornelia Weber: «Und wir wollen daran erinnern – auch, dass frau ‹dran› bleiben muss.»
Gabriela Giger führt aus: «Die jungen Frauen zu erreichen ist immer ein hoher Anspruch. Wir müssen und wollen ein gutes Vorbild sein, denn das hat immer noch die grösste Wirkung.» Dass der Rundgang in relativ kurzer Zeit auf die Beine gestellt werden konnte, liegt an diesen engagierten Frauen, vermutlich aber auch an dem geschärften Bewusstsein bezüglich Frauenanliegen und einer aktiven, gemeinsamen Vergangenheit des OK-Teams.
Das OK hofft, mit dieser Initiative auch die jungen Bürgerinnen anzusprechen und aufzuzeigen, dass es noch so vieles in Angriff zu nehmen gilt und dass man nicht aufhören darf, sich zu engagieren und einander unterstützen kann. Denn eines ist den langjährigen Mitstreiterinnen klar: den heutigen Generationen mögen zwar mehr Bildungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, leichter haben sie es im Alltag aber nicht.
Für die Frau, nicht gegen den Mann
Dass die weibliche Bevölkerung dieselben Rechte für alle fordert, führte manchmal zu Verunsicherung – auch heute noch. Dabei ging es nicht darum, etwas gegen die Männer zu machen, sondern für die Frauen. Dazu Renate Büchi: «Ich habe ja auch einen Mann und damals noch vier kleine Kinder. Es ging mir – oder den Frauen generell – also nicht darum, einen Affront zu starten.»
Altersarmut ist nur ein Beispiel dafür, was aus diesen ungerechtfertigten Unterschieden zwischen Mann und Frau resultiert, und betrifft jede dritte bis vierte Frau in der Schweiz. Diese «Frauenthemen» bewegen auch nicht erst seit 30 Jahren, sondern seit Jahrhunderten. Gerade die Pandemie hat einmal mehr aufgezeigt, dass zwar für Frauenberufe geklatscht würde, in der Lohnerhöhung passiert aber kaum etwas.
Was das OK bedauert, ist die Individualisierung in der heutigen Zeit, welche einen zu grossen Raum einnimmt, wo früher mehr Zusammenhalt und Solidarität stattgefunden hat: «Heute ist jede selber schuld, wenn sie Familie, Haushalt und Beruf nicht unter einen Hut kriegt und dabei nicht auch noch hinreissend aussieht», weiss Gabriela Giger. Und das Perfide ist, dass selbst Frauen so denken würden. Ältere Generationen würden manchmal die Meinung vertreten, dass es die heutigen Frauen nicht besser haben müssten als sie damals: «Ein Affront allen Frauen gegenüber», findet Renate Büchi, «da wundert es nicht, wenn sich nur wenig verändert.»
Kopfschütteln löst auch der neuste Vorstoss im Parlament aus. Dazu Gabriela Giger: «Im Moment scheint sich sogar eher ein Rückschritt anzubahnen, beispielsweise die Erhöhung des Frauenrentenalters ohne einen notwendigen Ausgleich». Nach bzw. in diesen schweren Corona-Zeiten sei nicht die Lohngleichheit im Fokus, sondern die Erhöhung des Frauenrentenalters: «Nach 30 Jahren Einsatz für gleiche Rechte ist das eine Ernüchterung.» Es muss also weiterhin noch einiges in Bewegung bleiben und geraten.
30 Jahre Frauenstreik 1991–2021: Rundgang durchs Dorf mit vier Stationen (Plan siehe Printausgabe und vor Ort), 14. Juni, ab 9.00 Uhr.
Geführte Rundgänge jeweils um 9.00, 10.00, 17.00 und 18.00 Uhr ab Bahnhof Richterswil.
Schlusstreff um 19.00 Uhr auf dem Wisshusplatz.
Zum 30-Jahr-Jubiläum des Frauenstreiks am 14. Juni haben Frauen aus dem ehemaligen Frauenrat und FiF Richterswil im Dorf einen Rundgang mit vier Stationen organisiert. Dieser beleuchtet die spannende Geschichte des Streiks, die Errungenschaften genauso wie die Missstände, welchen Frauen im Alltag noch immer begegnen müssen.
Text & Bild: Reni Bircher
In Richterswil gab es vor einigen Jahren einen Frauenrat, aus dem das politische Gefäss «Frauen informieren Frauen» (FiF) entstanden ist. Dies war ein Anlass, welcher jeweils vor den Abstimmungen stattfand und die Stimmbürgerinnen über die anstehenden Vorlagen informiert hat: politisch engagierte Frauen erläuterten das Pro und Contra, zeigten die daraus entstehenden Konsequenzen auf. Das Spektrum an Zusammentreffenden war immer sehr vielfältig, und so durften alle von den Ansichten und Meinungen der Anwesenden profitieren, sich daran orientieren. Das FiF war ein sicherer und guter Raum zur Meinungsbildung. Simone Quinche Treichler vom OK erläutert: «Diese Informationsabende waren dazu da, die Abstimmungen in ihrer Komplexität zu verstehen, und weil der Fokus verständlicherweise auf den Frauen lag, beleuchteten sie die Bedeutung ihrer Entscheidung dabei. Aber auch, woher die Diskriminierungen denn eigentlich herkommen und künftig liegen würden.»
Eine weitere Idee des Frauenrates war es – nebst der objektiven Beleuchtung der entsprechenden Artikel und Vorlagen – in den 90er-Jahren so vermehrt Frauen zu lancieren, ihnen die Möglichkeit zu geben, sich vor Publikum zu präsentieren, ihre Anliegen klar darzulegen und Fragen zu beantworten. Ein Übungsfeld für die weiblichen Bürger – auch für bereits politisch stark engagierte Frauen einer Partei –, ebenso wie eine Entscheidungshilfe bei oft sehr komplexen Themen in der politischen Landschaft. Renate Büchi erinnert sich noch an die Zeit, als sie im Gemeinderat war: «Natürlich konnte ich nie verleugnen, welchen Standpunkt ich vertrete», lacht sie, «aber wir haben sehr viel Wert auf sachliche Information gelegt und das bei jedem einzelnen Treffen durchgezogen.»
Nüüt mit «Gspüürsch mi?»
Als Gabriela Giger als junge Frau und Mutter von Wädenswil nach Richterswil zog, bemerkte sie sogleich, dass es im Dorf viele starke, engagierte Frauen hat und erinnert sich, wie sie jedes Mal eine unglaubliche und wohltuende Energie verspürt habe, wenn sie eine FiF-Versammlung betreten habe: «Das war spannender als jede Gemeindeversammlung, intensiver in der Meinungsbildung und Dialogführung als alles, was ich bisher kannte. Wenn ich damals als junge Frau einen Anlass in Richterswil spannend fand, dann war es immer das FiF.» Jedes dieser Treffen habe sie mit einer festen Meinung im Gepäck verlassen können. «Für mich war das eindeutig eine Politisierung und die Entwicklung für das Bewusstsein, welche Verantwortung ich als Stimmende übernehmen will.» Und Renate Büchi ergänzt: «Das war alles andere als ein Spürst-Du-mich-Kurs, wo sich jede gegenseitig auf die Schulter klopft; da ging es manchmal recht zur Sache».
Dank der immer wiederkehrenden Treffen entstand eine Verbindung, ein Zusammenhalt. «Diese FiF-Anlässe haben den Frauenrat zusammengehalten», erklärt Cornelia Weber, ein Urgestein, was die Mitgliedschaft des Vereins betrifft. Die Basis für das Gelingen dieser Treffen war immer, dass die Frauen einander wohlgesonnen waren, selbst wenn eine Teilnehmerin oder Referentin eine andere Meinung vertrat als eine Zuhörerin und es auch mal laut wurde.
Das OK-Team ist sich einig, dass der Austausch untereinander von enormer Bedeutung war und es noch immer ist … oder wäre. «Wir müssen physisch zusammenkommen, wir müssen miteinander reden. Diese Isolierung durch Corona ist kontraproduktiv für Fortschritte», ist sich Cornelia Weber sicher.
Bedauerlicherweise löste sich der Frauenrat nach sieben Jahren wegen beruflicher Weiterbildungen, Familiengründungen, Wegzug, anderweitige Orientierung usw. wieder auf. Nach etwa 25 Jahren fand denn auch der letzte FiF-Anlass 2017 statt.
Einladung zum Dialog
Die vier Stationen des Rundganges am 14. Juni orientieren sich an den Slogans vergangener Streikmottos: «Wenn Frau will, steht alles still», «Nehmen Sie Platz, Madame (machen Sie Platz, Monsieur)», «Wenn Frauen wollen, kommt alles ins Rollen» und das diesjährige «Care streik». Ausserdem soll an die politische Vergangenheit Richterswils mit seinem Frauenrat und dem FiF erinnert werden, aber auch als Geschenk an die Menschen dienen, welche diese Streikgeschichte miterlebt und geprägt haben.
«Wir haben bei der Umsetzung sehr Frauen-praktisch und -pragmatisch gedacht», schmunzelt Gabriela Giger, deshalb findet der Rundgang unter freiem Himmel und corona-konform statt.
Jeder Posten wird mit Ballonen in dem bekanntlich violetten Farbton markiert und von jeweils zwei Damen betreut. Sie geben interessierten Besucherinnen und Besuchern Auskunft über die ausgewählten Themenbereiche, und auf der grossen Plakatwand darf eine jede Gästin (ja, dieses Wort gibt es wirklich) und jeder Gast sich mit Worten, Name oder einer Zeichnung äussern. Die Ballone dürfen gerne mit nach Hause genommen werden und einen (Farb-)Akzent setzen in der Gemeinde. Der Rundgang richtet sich an die gesamte Bevölkerung, und alle sind herzlich willkommen.
Zukunftsvision
Der grosse Frauenstreik vor zwei Jahren hat nahezu wieder dieselbe Energie entwickelt wie 1991, in Richterswil selber ist es leider nie mehr zu einem solchen Engagement gekommen wie vor 30 Jahren. Das möchte das OK in Erinnerung rufen und bestenfalls zu neuem Auftrieb verhelfen: «Richterswil hat diesbezüglich ja eine gute Vergangenheit», findet Cornelia Weber: «Und wir wollen daran erinnern – auch, dass frau ‹dran› bleiben muss.»
Gabriela Giger führt aus: «Die jungen Frauen zu erreichen ist immer ein hoher Anspruch. Wir müssen und wollen ein gutes Vorbild sein, denn das hat immer noch die grösste Wirkung.» Dass der Rundgang in relativ kurzer Zeit auf die Beine gestellt werden konnte, liegt an diesen engagierten Frauen, vermutlich aber auch an dem geschärften Bewusstsein bezüglich Frauenanliegen und einer aktiven, gemeinsamen Vergangenheit des OK-Teams.
Das OK hofft, mit dieser Initiative auch die jungen Bürgerinnen anzusprechen und aufzuzeigen, dass es noch so vieles in Angriff zu nehmen gilt und dass man nicht aufhören darf, sich zu engagieren und einander unterstützen kann. Denn eines ist den langjährigen Mitstreiterinnen klar: den heutigen Generationen mögen zwar mehr Bildungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, leichter haben sie es im Alltag aber nicht.
Für die Frau, nicht gegen den Mann
Dass die weibliche Bevölkerung dieselben Rechte für alle fordert, führte manchmal zu Verunsicherung – auch heute noch. Dabei ging es nicht darum, etwas gegen die Männer zu machen, sondern für die Frauen. Dazu Renate Büchi: «Ich habe ja auch einen Mann und damals noch vier kleine Kinder. Es ging mir – oder den Frauen generell – also nicht darum, einen Affront zu starten.»
Altersarmut ist nur ein Beispiel dafür, was aus diesen ungerechtfertigten Unterschieden zwischen Mann und Frau resultiert, und betrifft jede dritte bis vierte Frau in der Schweiz. Diese «Frauenthemen» bewegen auch nicht erst seit 30 Jahren, sondern seit Jahrhunderten. Gerade die Pandemie hat einmal mehr aufgezeigt, dass zwar für Frauenberufe geklatscht würde, in der Lohnerhöhung passiert aber kaum etwas.
Was das OK bedauert, ist die Individualisierung in der heutigen Zeit, welche einen zu grossen Raum einnimmt, wo früher mehr Zusammenhalt und Solidarität stattgefunden hat: «Heute ist jede selber schuld, wenn sie Familie, Haushalt und Beruf nicht unter einen Hut kriegt und dabei nicht auch noch hinreissend aussieht», weiss Gabriela Giger. Und das Perfide ist, dass selbst Frauen so denken würden. Ältere Generationen würden manchmal die Meinung vertreten, dass es die heutigen Frauen nicht besser haben müssten als sie damals: «Ein Affront allen Frauen gegenüber», findet Renate Büchi, «da wundert es nicht, wenn sich nur wenig verändert.»
Kopfschütteln löst auch der neuste Vorstoss im Parlament aus. Dazu Gabriela Giger: «Im Moment scheint sich sogar eher ein Rückschritt anzubahnen, beispielsweise die Erhöhung des Frauenrentenalters ohne einen notwendigen Ausgleich». Nach bzw. in diesen schweren Corona-Zeiten sei nicht die Lohngleichheit im Fokus, sondern die Erhöhung des Frauenrentenalters: «Nach 30 Jahren Einsatz für gleiche Rechte ist das eine Ernüchterung.» Es muss also weiterhin noch einiges in Bewegung bleiben und geraten.
30 Jahre Frauenstreik 1991–2021: Rundgang durchs Dorf mit vier Stationen (Plan siehe Printausgabe und vor Ort), 14. Juni, ab 9.00 Uhr.
Geführte Rundgänge jeweils um 9.00, 10.00, 17.00 und 18.00 Uhr ab Bahnhof Richterswil.
Schlusstreff um 19.00 Uhr auf dem Wisshusplatz.