Die Gemeinde Richterswil kann die Rechnung 2020 mit einem Plus von 1,9 Millionen Franken abschliessen, obwohl sie im Budget mit einem Minus von 0,65 Millionen gerechnet hatte.
Text & Bild: Reni Bircher
«Wir hatten nicht einmal pessimistisch budgetiert», sagt Gemeinderat Willy Nüesch vom Ressort Finanzen. «Dass jetzt ein solch positiver Rechnungsabschluss resultierte, ist sehr erfreulich.» Am meisten Geld ins Gemeindekässeli gespült haben die Steuern, nämlich 2,8 Mio. mehr als budgetiert, insgesamt waren das 55 Mio. Franken. Gewerbe ist kaum zugezogen, ebenso ist die Zahl juristischer Personen nicht merklich gestiegen, aber die Mehreinnahmen von Steuergeldern lässt auf höhere Einkommen der Einwohner schliessen.
Ein weiteres Plus sind nicht verwendete Gelder für geplante Investitionen, welche aufgrund von Verzögerungen nicht ausgegeben werden konnten (18,7 Mio. statt 23,2 Mio. Franken). Dazu sagt Nüesch, dass der Gemeinderat mit höheren Summen gerechnet habe beim Budget, weil gewichtige Projekte angestanden hätten. Die Bilanzsumme betrug Ende 2020 rund 121 Mio. Franken, also 11 Mio. höher als per Ende 2019. Diese Zunahme generiert aus den hohen Investitionen, welche die Gemeinde im vergangenen Jahr getätigt hat. Da zählt der Um- und Erweiterungsbau vom Schulhaus Töss als grösster «Brocken».
In Zukunft bekommt die Gemeinde weniger Finanzausgleich: «Weil wir stärker gewachsen sind als das Kantonsmittel, die Steuerkraft pro Person ist in unserer Gemeinde also gestiegen», erklärt Finanzvorsteher Nüesch. Dieser Ausgleich wird folgendermassen ausgerechnet: Die Steuern werden vom Kanton pro gemeldete Anzahl Einwohner im Kanton Zürich ausgerechnet und dies ergibt ein Mittel. In Richterswil werden die Steuereinnahmen durch die Einwohneranzahl «geteilt», und dieses Ergebnis befindet sich momentan unter dem Kantonsschnitt. Gleichzeitig ist die Gemeinde im Vergleich zum Kanton stärker gewachsen, daher fällt die Differenz kleiner aus und somit auch die Ausgleichszahlung an die Gemeinde. Diese Berechnung findet bei allen Gemeinden statt, unabhängig von deren Steuerfuss, weil der Kanton von dem von ihm berechneten Mittel – also von 100 Prozent – ausgeht.
Folgekosten im Auge behalten
Diese «Mehreinnahmen» ermuntert die Gemeinde jetzt aber keineswegs zu nächsten Investitionen, denn die Planungen der Exekutive gehen weit in die Zukunft. «Wir müssen langfristig planen und schauen, was in den nächsten Jahren alles anfällt», erläutert Willy Nüesch. «Da wird einiges auf uns zukommen, so dass dieser ‹Überschuss› bloss ein Tropfen auf den heissen Stein ist».
Da wäre beispielsweise die «Halle für Alle», falls deren Realisierung vom Stimmvolk (Souverän) angenommen wird, es braucht ein neues Feuerwehrgebäude, mit der Remise muss auch «etwas passieren», und was die kantonale Schenkung des Hornes im letzten Jahr noch alles mit sich bringt, das muss erst evaluiert werden. Hinzu kommt, dass jede Investition auch Folgekosten mit sich bringt. Ein Beispiel wäre die Erweiterung eines Schulhauses: Die zusätzlichen Räume müssen beleuchtet, beheizt und gereinigt werden, das kostet alles Geld.
Was auch immer noch eine Rolle spielt, ist die Abschreibung: je nachdem, worum es sich handelt, gibt es eine Anzahl Jahre, die ein Gebäude, eine Wasserleitung usw. «überleben» muss. Danach rechnet Gemeinde (oder Kanton) mit einer Erneuerung und muss die entsprechenden finanziellen Mittel dafür aufwenden. Ein Beispiel hierfür dürfte das Alterszentrum Im Wisli sein, dessen Gebäude ihr Lebensende erreicht haben und neu gebaut werden müssen. Die Gebäudeversicherung des Kanton Zürichs (GVZ) empfiehlt, dass die Gemeinden 0,8 Prozent vom Neuwert eines Gebäudes auf den Unterhalt aufwenden soll, und das über den gesamten Zeitraum der angenommenen Lebensdauer (siehe Kasten). Diese Richtwerte und künftigen Investitionen darf die Gemeinde nicht aus den Augen verlieren.
«Dem Stimmbürger müssen entsprechend nicht nur die Kosten für die Investition, sondern auch die Folgekosten aufgezeigt werden», findet der Finanzvorsteher. «Es kann bei den Mehreinnahmen im 2020 also keineswegs von einem finanziellen Polster für die Gemeinde geredet werden.» Bei einem Budget von über 100 Millionen Franken, beläuft sich der Gewinn von knapp 2 Millionen gerade mal auf 2 Prozent. «Trotzdem sind wir extrem zufrieden mit diesem Ergebnis», schliesst Willy Nüesch.
Um über die Rechnung 2020 zu befinden, hofft der Gemeinderat am 3. Juni die Gemeindeversammlung abhalten zu können.
Die Gemeinde Richterswil kann die Rechnung 2020 mit einem Plus von 1,9 Millionen Franken abschliessen, obwohl sie im Budget mit einem Minus von 0,65 Millionen gerechnet hatte.
Text & Bild: Reni Bircher
«Wir hatten nicht einmal pessimistisch budgetiert», sagt Gemeinderat Willy Nüesch vom Ressort Finanzen. «Dass jetzt ein solch positiver Rechnungsabschluss resultierte, ist sehr erfreulich.» Am meisten Geld ins Gemeindekässeli gespült haben die Steuern, nämlich 2,8 Mio. mehr als budgetiert, insgesamt waren das 55 Mio. Franken. Gewerbe ist kaum zugezogen, ebenso ist die Zahl juristischer Personen nicht merklich gestiegen, aber die Mehreinnahmen von Steuergeldern lässt auf höhere Einkommen der Einwohner schliessen.
Ein weiteres Plus sind nicht verwendete Gelder für geplante Investitionen, welche aufgrund von Verzögerungen nicht ausgegeben werden konnten (18,7 Mio. statt 23,2 Mio. Franken). Dazu sagt Nüesch, dass der Gemeinderat mit höheren Summen gerechnet habe beim Budget, weil gewichtige Projekte angestanden hätten. Die Bilanzsumme betrug Ende 2020 rund 121 Mio. Franken, also 11 Mio. höher als per Ende 2019. Diese Zunahme generiert aus den hohen Investitionen, welche die Gemeinde im vergangenen Jahr getätigt hat. Da zählt der Um- und Erweiterungsbau vom Schulhaus Töss als grösster «Brocken».
In Zukunft bekommt die Gemeinde weniger Finanzausgleich: «Weil wir stärker gewachsen sind als das Kantonsmittel, die Steuerkraft pro Person ist in unserer Gemeinde also gestiegen», erklärt Finanzvorsteher Nüesch. Dieser Ausgleich wird folgendermassen ausgerechnet: Die Steuern werden vom Kanton pro gemeldete Anzahl Einwohner im Kanton Zürich ausgerechnet und dies ergibt ein Mittel. In Richterswil werden die Steuereinnahmen durch die Einwohneranzahl «geteilt», und dieses Ergebnis befindet sich momentan unter dem Kantonsschnitt. Gleichzeitig ist die Gemeinde im Vergleich zum Kanton stärker gewachsen, daher fällt die Differenz kleiner aus und somit auch die Ausgleichszahlung an die Gemeinde. Diese Berechnung findet bei allen Gemeinden statt, unabhängig von deren Steuerfuss, weil der Kanton von dem von ihm berechneten Mittel – also von 100 Prozent – ausgeht.
Folgekosten im Auge behalten
Diese «Mehreinnahmen» ermuntert die Gemeinde jetzt aber keineswegs zu nächsten Investitionen, denn die Planungen der Exekutive gehen weit in die Zukunft. «Wir müssen langfristig planen und schauen, was in den nächsten Jahren alles anfällt», erläutert Willy Nüesch. «Da wird einiges auf uns zukommen, so dass dieser ‹Überschuss› bloss ein Tropfen auf den heissen Stein ist».
Da wäre beispielsweise die «Halle für Alle», falls deren Realisierung vom Stimmvolk (Souverän) angenommen wird, es braucht ein neues Feuerwehrgebäude, mit der Remise muss auch «etwas passieren», und was die kantonale Schenkung des Hornes im letzten Jahr noch alles mit sich bringt, das muss erst evaluiert werden. Hinzu kommt, dass jede Investition auch Folgekosten mit sich bringt. Ein Beispiel wäre die Erweiterung eines Schulhauses: Die zusätzlichen Räume müssen beleuchtet, beheizt und gereinigt werden, das kostet alles Geld.
Was auch immer noch eine Rolle spielt, ist die Abschreibung: je nachdem, worum es sich handelt, gibt es eine Anzahl Jahre, die ein Gebäude, eine Wasserleitung usw. «überleben» muss. Danach rechnet Gemeinde (oder Kanton) mit einer Erneuerung und muss die entsprechenden finanziellen Mittel dafür aufwenden. Ein Beispiel hierfür dürfte das Alterszentrum Im Wisli sein, dessen Gebäude ihr Lebensende erreicht haben und neu gebaut werden müssen. Die Gebäudeversicherung des Kanton Zürichs (GVZ) empfiehlt, dass die Gemeinden 0,8 Prozent vom Neuwert eines Gebäudes auf den Unterhalt aufwenden soll, und das über den gesamten Zeitraum der angenommenen Lebensdauer (siehe Kasten). Diese Richtwerte und künftigen Investitionen darf die Gemeinde nicht aus den Augen verlieren.
«Dem Stimmbürger müssen entsprechend nicht nur die Kosten für die Investition, sondern auch die Folgekosten aufgezeigt werden», findet der Finanzvorsteher. «Es kann bei den Mehreinnahmen im 2020 also keineswegs von einem finanziellen Polster für die Gemeinde geredet werden.» Bei einem Budget von über 100 Millionen Franken, beläuft sich der Gewinn von knapp 2 Millionen gerade mal auf 2 Prozent. «Trotzdem sind wir extrem zufrieden mit diesem Ergebnis», schliesst Willy Nüesch.
Um über die Rechnung 2020 zu befinden, hofft der Gemeinderat am 3. Juni die Gemeindeversammlung abhalten zu können.