Bei der Nistkastenreinigung des Naturschutzvereins Schönenberg sind in einigen Kästen Hornissennester gefunden worden. Das ist nicht unbedingt aussergewöhnlich und sicher kein Grund zur Panik. Im Gegenteil: Hornissen sind sehr nützlich, geschützt und ihre Nester architektonische Meisterwerke.
Text & Bild: Ingrid Eva Liedtke
Jedes Jahr zwischen Mitte Oktober und Ende Februar werden vom Naturschutzverein Schönenberg die Nistkästen von Höhlenbrütern (Blau-, Sumpf-, Weiden-, Hauben- und Tannenmeise, Kohlmeise, Trauerschnäpper, Kleiber, Gartenrotschwanz, Star, Feldsperling, Haussperling, Gartenbaumläufer, Waldkauz) gereinigt.
Es werden bevorzugt Nistkästen für Meisen, Trauerschnäpper, Kleiber, Gartenrotschwanz und Star unterhalten. Sie werden aber auch oft von Spatzen belegt, die ihr Nest über alte Nester setzen.
Die Reinigung ist wichtig, damit sich keine Parasiten ausbreiten. Zudem werden Kästen, in denen sich bereits Nester befinden, von neuen Vögeln nicht angenommen.
Dieses Engagement des Naturschutzvereins ist sehr sinnvoll, weil die in Höhlen brütenden Vogelarten, darunter verschiedene nützliche Insektenvertilger, heute allgemein unter dem Mangel an natürlichen Höhlen leiden. Es gibt immer seltener morsche Bäume und verwitterte Gemäuer, in denen sich Nistgelegenheiten anbieten. So will man den Bestand an Höhlenbrütern fördern, indem alte Bäume stehen gelassen und künstliche Nisthilfen angebracht werden.
Hornissennester in Nistkästen
In den letzten zwei Jahren nun wurden fünf Hornissennester in Nistkästen gefunden, alleine drei in diesem Jahr. Da hohle Baumstämme als Plätze für den Nestbau auch für Hornissen immer seltener werden, nutzen auch sie inzwischen gerne Nistkästen für Vögel, Holz-Schuppen, Dachstühle oder Holzverschläge in der Umgebung der Menschen, um darin ihre Nester zu bauen. Die Nester müssen natürlich entfernt werden, weil kein Vogel in einem Nistkasten, der durch Hornissen belegt ist, brütet. Sobald die ersten frostigen Nächte vorbei sind, ist das Nest unbewohnt und kann beseitigt werden.
Von einem von Hornissen bewohnten Nistkasten hält man sich aber besser fern.
Keine Angst! Hornissen sind besser als ihr Ruf
Die Nester der Hornissen sind faszinierende Gebilde. Auch sind Angst und Panik fehl am Platz. Hornissen sind viel besser als ihr Ruf. Auch sind sie weit weniger aufdringlich als Wespen und weder aggressiv noch stechfreudig (ausser in Nestnähe). Jagende oder sammelnde Hornissen, die sich nicht in der direkten Umgebung ihres Nestes befinden, stechen nur, wenn sie gequetscht werden. Sonst versuchen sie zu fliehen. Hornissen fressen nicht an Süssspeisen, daher kommt man mit ihnen nicht so leicht in Konflikt wie mit anderen Wespenarten.
Die abergläubische Volksmundregel «Drei Stiche töten einen Menschen, sieben ein Pferd» ist schlicht falsch. Ein Hornissenstich ist zwar schmerzhaft, aber nicht gefährlicher als derjenige einer Biene (für Insektenstich-Allergiker gelten die gleichen Verhaltensregeln wie bei einem Bienenstich).
Hornissen sind aber nützliche Insektenvertilger und erfüllen damit eine wichtige Aufgabe im Haushalt der Natur. Fliegen sind ihre Hauptbeute, die sie oft im Flug abfangen. Hiervon benötigen grosse Völker gewichtige Mengen zur Aufzucht ihrer Larven.
Die einheimische Hornisse zählt wegen ihrer akuten Bestandsgefährdung zu den besonders geschützten Arten. Sie darf nicht getötet und ihr bewohntes Nest darf nicht zerstört werden. Die Beseitigung eines an kritischer Stelle befindlichen Nestes ist nur mit Genehmigung der Naturschutzbehörden möglich.
Das Hornissennest
Hornissen sind Stararchitekten des Leichtbaus. Ihre imposanten Nester sind filigrane Konstrukte. Die Wabenzellen im Hornissennest sind, gleich wie Stalaktiten bei den Tropfsteinen, nach unten übereinander ausgerichtet. Eier und Junglarven kleben am Zellendach, damit sie nicht rausfallen.
Es ist zu hoffen, dass sich immer mehr Menschen der Nützlichkeit von Hornissen bewusst werden und diese nicht aus blosser Angst einfach vernichten wollen. Zudem ist an dieser Stelle sicher wieder einmal das Engagement des Naturschutzvereins zu verdanken. Auf www.nv-schoenenberg.ch kann man sich über die einzelnen Projekte schlau machen.
Danke Ingrid für den interessanten Artikel.
Hoffentlich hilft er auch, vielen Leuten die Angst vor Hornissen zu nehmen und Vorurteile gegenüber diesen geschützten Tieren abzubauen.