Allgemein Leser*innenmeinung Richterswil

Lesermeinungen zum Thema „Garnhänki“

Natürliches Seeufer Garnhänki – ein echter Mehrwert

Allzu oft spielt die Natur nur eine Nebenrolle bei grossen Bauprojekten. Im Fall Garnhänki hat Richterswil die Chance, einen ökologischen Mehrwert ohne ein dazugehöriges Bauwerk auf Gemeindegebiet zu erhalten. Diese einmalige Konstellation, nämlich die Kantonspflicht für ökologischen Ausgleich – der Sanierungsbedarf des Seeufers, die Gemeindeschuld für ökologische Ersatzmassnahmen und das hohe Potenzial für eine ökologische Aufwertung, machen das Garnhänki-Projekt zu einer echten Chance für Natur und Mensch.

Der Mehrwert für die Natur entsteht durch die gebündelten Kräfte, weil in grösserem Massstab geplant werden kann. Einerseits wird ein funktioneller und grosszügigerer Lebensraum für Tiere und Pflanzen ermöglicht. Andererseits bleibt auch weiterhin eine Erholungs- und Erlebnisnutzung in neuer Qualität für den Menschen gewährleistet. Und was für eine: Die zugänglichen Stellen des renaturierten Seeufers werden der Bevölkerung ein völlig neues Erlebnis des Uferbereichs bringen. Die vorgesehenen Aussichtskanzeln, Holzstege und der Aussichtsturm lassen die Beobachter in einen Lebensraum eintauchen, wie es sonst nur in unseren Naturzentren möglich ist.

Die Standortwahl Garnhänki birgt ein grosses Aufwertungspotenzial. Statt grünem Parkrasen und nicht einheimischen Bäumen kann ein inzwischen seltener Lebensraum für Uferfauna und -Flora geschaffen werden. Schilf ist Lebensraum für unzählige typische Insekten-, Amphibien-, Vogel- und Fischarten. Und er ist Spitzenreiter unter den Pflanzenarten bezüglich CO2-Bindung aus der Luft!

Der vorübergehende Verlust an Schatten ist eine Tatsache; der Wegfall der 39 ökologisch wenig wertvollen Kastanienbäume ein gewisses Opfer. Aber eines, das im Vergleich mit dem Gewinn an Lebens- und Erholungsraum mehr als kompensiert wird.

Ich übernehme Verantwortung am 7. März 2021 und lege ein JA in die Urne.

Regula Büchler, im Namen des Naturschutzvereins Richterswil-Samstagern

 

 

Gelassener wollen wir sein …

Renaturierung scheint wenig attraktiv zu sein. Sonst wäre das Seeufer Garnhänki in Richterswil schon vor beinahe 20 Jahren mit mehr Natur versehen worden. Es gelang etwas in Vergessenheit, meinte der Gemeinderat an der öffentlichen Online-Informationsveranstaltung. Vergesslichkeit muss wohl zur Lage gehören. Vergessen ist, ob eine Lokomotive vor zig Jahren im Erdreich verbuddelt wurde. Vergessen ist auch die Abstimmung vor bald 10 Jahren. Damals wurde das Busbahnhofgeschäft schmackhafter gemacht, in dem der Kahlschlag für den Busunterstand mit stattlichen Bäumen im Garnhänki kompensiert wird. Nun ja, geduldig sollen die Richterswiler sein. Möglicherweise sieht man bald, ob eine vergessene Lokomotive im Garnhänki-Erdreich steckt. Und ein paar Jahre später kommen die Ersatzbäume des Busbahnhofareals vielleicht auch noch auf jenem Grund zu Stehen. In einem renaturierten Garnhänki findet man bestimmt ohne Wiese einen freien Winkel, auch wenn nur für etwas minder stattliche Bäume.

In Richterswil ist man geteilter Meinung, wie viel Renaturierung für die Ökologie wirklich nötig ist, und das merkwürdigerweise trotz der angeblich schrumpfenden Biodiversität. Durch natürlich hochgewachsenes Schilf zu lauschen ist einfach zu öde. Besser ist es, königlich darüber ans goldene Ufer zu blicken. Vier Meter hohes Zürichsee-Schilf ist zu hoch; niedriger soll es sein. Wie wäre es mit einem Neophyt aus der Ferne oder einem genmanipulierten Zwergschilf? Das wäre doch zusätzlich ein Plus für die Richerswiler Biodiversität! Zum Trotz der Seeliebhaber soll es keine solche Minivariante geben.

Das Nächstbeste ist den Weg einiges höher zu legen, damit die Aussicht durchgehend über Schilf und Bucht auch für die Kleinsten sichergestellt ist. Treppenmuffel, atmet aus! Den Weg per Treppe zu erreichen steht ausser Diskussion. Fahrzeuge auch ohne Raupenantrieb müssen den Weg passieren können. Somit wird ein Baumwipfelpfad mit toller Aussicht (!) wohl auch keine Option sein. Es steht uns also nichts Besseres zu, als auf den Zehenspitzen durchs Schilf zu glotzen, wie die Enten im Wasser tummeln und nach Futter schnappen. Ah, Quatsch! Die Armen erhalten ja kein Futter; niemals kann man altes Brot in einem so hohen Bogen über das wuchernde Schilf zu den gefiederten Tieren werfen.

Natur pur heisst in einem renaturierten Richterswil: ab in den See. So sieht es auch der Gemeinderat. Ohne Badi geht es nicht. Die Badi nebenan wird eh zu eng, das Horn ist mit bedenklichen Altlasten verseucht, und auf dem Seeweg nach Wädenswil gibt es bekanntlich (noch) keinen Imbissstand. Die Gratis-Badi Garnhänki wird zum neuen Richterswiler Geheimnis. Sprungbrett wird nicht nötig sein, lieber Gemeinderat; die Badi nebenan ist perfekt ausgestattet und nur mit wenigen Zügen durchs Wasser auch gratis zu erreichen. Und Schilfe erlauben genügend Versteck für das Pinkeln in aller Ruhe (wenigstens ein Vorteil für dieses Gestrüpp!).

Von Glück können wir sprechen, dass weder Gemeinde noch Kanton die renaturierte Fläche unter Schutz stellen will. Natur und Schutz soll getrennt bleiben, sonst nimmt die Biodiversität wohl überhand. Fido darf seinen natürlichen Instinkt fürs Enten jagen nicht verlernen; lediglich dem Jogger zum Spurt verhelfen erhitzt nur die Gemüter. Abgesehen davon, in einer Schutzzone wäre weder möglich, dass ungeübte Fischer lernen ihre verhedderte Angel aus dem Schilf zu zerren, noch könnten die Seekapitänen von Morgen üben, ihr Paddelböötli aus dem Schilfgewächs zu manövrieren. Und gelassener wollen wir sein, wenn hin und wieder die leere Chipstüte urplötzlich auf und davon im Dickicht verschwindet. Perfektes Nistmaterial könnte es ja sein.

Nicht zögern, liebe Richterswiler. Der Gemeinderat empfiehlt ein «Ja» für die Rodung der alten Kastanienallee. 

Angenommen, dass vor knapp 20 Jahre die Richterswiler Hafengenossenschaft die vollen Kosten übernommen hätte, hätte es wohl nur CHF 50 000 gekostet. Nun ja, das ist passé, aber dank Zustupf vom Kanton kostet es die Gemeinde aktuell nur knapp CHF 0,9 Mio. Ohne Kanton wird es happig teuer: satte CHF 1,5 Mio! Ein paar Jahre später wird diese Summe wohl wie steifes Schilf noch weiter in die Höhe schiessen. Vergesst aber nicht, beim Garnhänki gibt es ein weiteres Feld, worauf man möglicherweise setzen kann: Vergessen wir es. So wird‘s gratis!

Christoph Blattmann

 

Neues zulassen ist schwer

Mit Interesse habe ich die Online-Informationsveranstaltung der Gemeinde zum Thema «Renaturierung Seeufer» verfolgt. Nach wie vor sind die Ansichten zu diesem Projekt divers und emotional. Es gibt viele Aspekte zu bedenken und die Planung ist sicher nicht «mal eben so» zustande gekommen. Es ist eben schwer, allen Bedürfnissen und Forderungen gerecht zu werden, so sehr sich das auch jeder Einzelne wünscht. Sei es das niedrige Schilf, der Standort der Bäume oder überhaupt die Veränderung als solches.

Etwas Neues kann schon mal bedrohlich wirken, wenn man sich nicht darauf einlassen kann. Viele Argumente erweckten den Eindruck, dass die Neuerung bzw. Veränderung die  eigentliche Pille ist, die es zu schlucken gilt, und nicht das Wie.

Mit der Kastanienreihe würde ein Stück Richterswiler Geschichte weichen, was schmerzlich ist für alle, die eine lange Verbundenheit fühlen. Doch gilt es zu bedenken, dass dies nicht etwa für ein neues Bauwerk geschieht, sondern ein Stück neue Natur gestaltet wird. Dies mit dem Anspruch, dass sich dort Menschen aufhalten, die in naher Zukunft eine ebenso tiefe Verbundenheit mit diesem Areal entwickeln, wie die jetzigen Gegner.

Cathrin Blume

 

 

Garnhänki – Gewinn für Mensch und Natur

Ich muss annehmen, dass ich auch zu der 150-köpfigen IG Baumfreunde zähle (zsz vom 11.2.2021), denn ich erhalte regelmässig deren Informationen – obwohl ich nie darum gebeten oder mich als Mitglied angemeldet habe.

Als Vertreterin des Naturschutzes Richterswil-Samstagern arbeitete ich in der Arbeitsgruppe Seeufergestaltung Garnhänki mit und erlebte die Zusammenarbeit mit Gemeinde, Kanton und Hafengenossenschaft als offen und zukunftsorientiert.

Für mich stellt die Renaturierung in der Garnhänki einen klaren Gewinn für Mensch und Natur dar. Mit Hilfe des Kantons kann Richterswil eine enorme und vor allem standortgerechte Naturaufwertung am Seeufer schaffen. Zudem erhalten die RichterswilerInnen eine weitere Badetreppe wie im Horn, mitsamt einem Lebensraum, den ich als vielfältiger und lebenswerter einstufe, als die jetzige Öde mit Rasen für Hunde und verstümmelten Rosskastanien.

Weil die so renaturierte Garnhänki Richterswil lebenswerter machen wird, stimmte die Arbeitsgruppe 5:1 für das Projekt. Dagegen waren die Baumfreunde, was mir als Naturschützerin unverständlich ist. Die Biodiversität wird zunehmen und entgegen der Ansichten der Baumfreunde, haben die verkrüppelten Rosskastanien an einem Seeufer wenig mit Natur zu tun. Auch erachteten alle – ausser den Baumfreunden – das Entsorgen des kontaminierten Bodens als wichtig. Richterswil allein könnte sich das aus finanziellen Gründen nicht leisten.

Mein Ja zu dieser Abstimmungsvorlage ist klar!

Ursula Rusterholz

 

 

Natürliches Seeufer Garnhänki

Für die Abstimmung vom 7. März laufe ich dieses Mal mit Genuss zum Gemeindehaus, um mein Abstimmungscouvert einzuwerfen. Auf dem Wahlzettel „Garnhänki“ wird ein JA stehen. Denn das nun vorliegende Projekt erachte ich als überaus gelungen. Ich bin zuversichtlich, dass die Gemeinde wegen der im Projekt noch fehlenden Lärmschutzmassnahmen zwischen den Geleisen und der Hecke eine gute Lösung erarbeiten wird. Das fehlende i-Tüpfelchen ist für mich kein Grund dem Projekt eine Absage zu erteilen. Die Vorteile überwiegen bei weitem. Dass der Kanton drei Viertel der Kosten übernimmt betrachte ich als Geschenk und glückliche Fügung. Die Gemeinde könnte ein Projekt in dieser Grosszügigkeit wohl kaum finanzieren. Also packen wir die Chance! Legen auch Sie ein JA in die Urne, damit Richterswil um ein Bijou reicher wird.

Yvonne Rogenmoser

 

Liebe RichterswilerInnen

Von Villeneuve nach Romanshorn sehen viele Hafenanlagen gleich aus, eine langweilige Baumreihe auf einer Mauer. Das war vor ca. 100 Jahren Mode. Niemand redete da von Nachhaltigkeit und Biodiversität. Zum Glück wissen wir heute mehr. Packen wir die günstige Gelegenheit, zusammen mit dem Kanton etwas Schönes für unsere Jugend (und auch für die anderen) zu gestalten.
Ich behaupte sogar, dass die armen Rosskastanienbäume dankbar sein werden, dass man aufhört, sie jedes Jahr neu zu verstümmeln und palliativ zu pflegen. Ein alter natürlich gewachsener Rosskastanienbaum sollte ca. 25 Meter hoch sein.

Marguerite Salzmann

 

Der Konsequenzen bewusst

Die IG Baumfreunde bezweifeln, dass sich der Grossteil der Richterswiler Bevölkerung über die Konsequenzen eines Ja zum Seeuferprojekt bewusst ist.
Dem möchte ich widersprechen. Die Bürger wurden über das überarbeitete Projekt umfangreich auf zwei Infoveranstaltungen, mit der Weisung zur Urnenabstimmung an alle Haushalte und über die Website informiert. Zudem besteht die Möglichkeit, sich bei den Werken die Pläne erklären zu lassen. Ich bin der Meinung, dass kein Naherholungsgebiet verloren geht, sondern ein Neues entsteht. Vielfältig und erlebnisreich. Das neu vorgelegte Projekt ist in jeder Hinsicht ausgewogen und verdient ein Ja an der Urne.

Frank Blume, Richterswil

 

 

 

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