Der Titel der Veranstaltung unter freiem Himmel, zu der die Lesegesellschaft ins Aesch nach Schönenberg lädt, verspricht viel: Botanisches, Mystisches, Teuflisches, Sagenumwobenes. Man fragt sich, wer zu diesem Anlass das Wetter geschickt hat.
Text & Bild: Ingrid Eva Liedtke
Hat der Teufel das Wetter gemacht?
Es scheint, als habe der Teufel an diesem Samstag im September auch die Finger beim Wetter massgeblich im Spiel. Was unter freiem Himmel in einer lauen Herbstbrise hätte stattfinden sollen, muss in eine Scheune verlegt werden. Wenigstens steht daneben – wie zum Schutz – eine fast himmelhohe Linde. Himmlisch sind die Temperaturen jedenfalls nicht, eiskalt bläst der Wind. Das Thermometer zeigt Temperaturen, die innerhalb vierundzwanzig Stunden in winterliche Tiefen gestürzt sind, ein paar hundert Meter weiter oben hat es sogar geschneit.
Ist es Zufall oder hat wirklich der Teufel seine Hände oder Hufe im Spiel? Wir werden es nicht erfahren. Vielleicht ist ihm die Sage, die von ihm erzählt wird, nicht Aufmerksamkeit genug.
Doch die Gruppe Menschen, die sich unerschrocken den teuflischen Wetterspielen entgegenstellt, ist guten Mutes und erstaunlich gross. Die Sitzreihen in der Scheune im Aesch sind voll. Dick angezogen und in Decken gehüllt warten rund 40 Personen gespannt auf Geschichten, Sagen, Lieder und Botanisches über den Lindenbaum, erzählt, bespielt und besungen von Xenia Schindler, Harfenistin, Daniela Ruth Stoll, Sopran, und Marco Sauter, Gärtner mit grossem botanischen Wissen.
Eine Geschichte von Astrid Lindgren zum Auftakt
Der Auftakt macht eine Geschichte von Astrid Lindgren, die im Zuhörer nachklingt. Es ist die von einem Mädchen, das einer Linde seine Seele schenkt, um sie zum Klingen zu bringen, so dass auch die Nachtigall wieder singt. Man muss die Seele geben, dies auch das Geheimnis des guten Gärtnerns. Das ist eine würdige Einleitung für einen Baum voller Herzen mit weichem Holz und wunderbarem Blütenduft.
Lieder, Texte, Gedichte und Botanisches
In der Folge erklingen Lieder, werden Texte und Gedichte vorgelesen, gekrönt durch spannende botanische Belehrungen zum Lindenbaum. Wir hören von Sommer- und Winterlinden und dass die jungen Blätter einen köstlichen Salat oder ein Gemüsegericht hergeben. Vom betörenden Duft der blühenden Linden kann so mancher schwärmen, und Lindenblütentee hat auch schon jeder mal getrunken.
Dass der Baum aber auch Nüsschen trägt, woraus ein Öl gewonnen werden kann, weiss wohl kaum jemand. Es wurde früher für Öllampen verwendet. Die Rinde wurde zu Bast verarbeiten und der zu Seilen und Schnur.
Der sagenumwobene Lindenbaum
Der Lindenbaum ist ein Friedensbaum, ein Freudenbaum, ein Liebes- und ein Tanzbaum. Er markierte Grenzen, war Treff- und Orientierungspunkt, und bei den Germanen fanden die Stammesversammlungen darunter statt. Die Linde symbolisierte für sie drei Ebenen: Oben war Gott, in der Mitte der Mensch und unten der Teufel, Zwerge und andere niederen Wesen.
Der Lindwurm, der Drache in der Siegfriedssage, wohnt unter der Linde. Siegfried tötet ihn und badet in seinem Blut. Nur da, wo das Lindenblatt kleben bleibt, ist er noch verwundbar. In der Artuslegende, im Parzival, symbolisiert die Linde ewige Treue. Tristan und Isolde treffen sich unter einer Linde. Erstmals in der Literatur taucht die Linde in der griechischen Mythologie auf, in Philemon und Baucis.
So viel erfahren wir über die mystische Welt der Linde.
Die Linde: mächtig, beschützend, mütterlich und heilig
Der Baum wächst 60 Jahre lang in die Höhe, erst dann in die Breite. Die Linde im Aesch ist 40 Jahre alt, aber hat jetzt schon eine imposante Höhe und Breite. Man möchte sich darunter stellen, sie berühren, sich anlehnen, darunter liegen, sitzen, eine Tafel zum Essen aufstellen (wohlverstanden bei schönerem Wetter). Dieser mächtige Baum strahlt etwas Beschützendes, Mütterliches und ja, Heiliges aus … vom Himmel.
Dieser Himmel ist grau und regnet auf uns und die mächtige Linde herunter, und so ziehen wir dann von dannen, nach Hause in warme, geschützte Gefilde und lassen all die spannenden Geschichten und Gesänge in uns nachwirken.
Der Titel der Veranstaltung unter freiem Himmel, zu der die Lesegesellschaft ins Aesch nach Schönenberg lädt, verspricht viel: Botanisches, Mystisches, Teuflisches, Sagenumwobenes. Man fragt sich, wer zu diesem Anlass das Wetter geschickt hat.
Text & Bild: Ingrid Eva Liedtke
Hat der Teufel das Wetter gemacht?
Es scheint, als habe der Teufel an diesem Samstag im September auch die Finger beim Wetter massgeblich im Spiel. Was unter freiem Himmel in einer lauen Herbstbrise hätte stattfinden sollen, muss in eine Scheune verlegt werden. Wenigstens steht daneben – wie zum Schutz – eine fast himmelhohe Linde. Himmlisch sind die Temperaturen jedenfalls nicht, eiskalt bläst der Wind. Das Thermometer zeigt Temperaturen, die innerhalb vierundzwanzig Stunden in winterliche Tiefen gestürzt sind, ein paar hundert Meter weiter oben hat es sogar geschneit.
Ist es Zufall oder hat wirklich der Teufel seine Hände oder Hufe im Spiel? Wir werden es nicht erfahren. Vielleicht ist ihm die Sage, die von ihm erzählt wird, nicht Aufmerksamkeit genug.
Doch die Gruppe Menschen, die sich unerschrocken den teuflischen Wetterspielen entgegenstellt, ist guten Mutes und erstaunlich gross. Die Sitzreihen in der Scheune im Aesch sind voll. Dick angezogen und in Decken gehüllt warten rund 40 Personen gespannt auf Geschichten, Sagen, Lieder und Botanisches über den Lindenbaum, erzählt, bespielt und besungen von Xenia Schindler, Harfenistin, Daniela Ruth Stoll, Sopran, und Marco Sauter, Gärtner mit grossem botanischen Wissen.
Eine Geschichte von Astrid Lindgren zum Auftakt
Der Auftakt macht eine Geschichte von Astrid Lindgren, die im Zuhörer nachklingt. Es ist die von einem Mädchen, das einer Linde seine Seele schenkt, um sie zum Klingen zu bringen, so dass auch die Nachtigall wieder singt. Man muss die Seele geben, dies auch das Geheimnis des guten Gärtnerns. Das ist eine würdige Einleitung für einen Baum voller Herzen mit weichem Holz und wunderbarem Blütenduft.
Lieder, Texte, Gedichte und Botanisches
In der Folge erklingen Lieder, werden Texte und Gedichte vorgelesen, gekrönt durch spannende botanische Belehrungen zum Lindenbaum. Wir hören von Sommer- und Winterlinden und dass die jungen Blätter einen köstlichen Salat oder ein Gemüsegericht hergeben. Vom betörenden Duft der blühenden Linden kann so mancher schwärmen, und Lindenblütentee hat auch schon jeder mal getrunken.
Dass der Baum aber auch Nüsschen trägt, woraus ein Öl gewonnen werden kann, weiss wohl kaum jemand. Es wurde früher für Öllampen verwendet. Die Rinde wurde zu Bast verarbeiten und der zu Seilen und Schnur.
Der sagenumwobene Lindenbaum
Der Lindenbaum ist ein Friedensbaum, ein Freudenbaum, ein Liebes- und ein Tanzbaum. Er markierte Grenzen, war Treff- und Orientierungspunkt, und bei den Germanen fanden die Stammesversammlungen darunter statt. Die Linde symbolisierte für sie drei Ebenen: Oben war Gott, in der Mitte der Mensch und unten der Teufel, Zwerge und andere niederen Wesen.
Der Lindwurm, der Drache in der Siegfriedssage, wohnt unter der Linde. Siegfried tötet ihn und badet in seinem Blut. Nur da, wo das Lindenblatt kleben bleibt, ist er noch verwundbar. In der Artuslegende, im Parzival, symbolisiert die Linde ewige Treue. Tristan und Isolde treffen sich unter einer Linde. Erstmals in der Literatur taucht die Linde in der griechischen Mythologie auf, in Philemon und Baucis.
So viel erfahren wir über die mystische Welt der Linde.
Die Linde: mächtig, beschützend, mütterlich und heilig
Der Baum wächst 60 Jahre lang in die Höhe, erst dann in die Breite. Die Linde im Aesch ist 40 Jahre alt, aber hat jetzt schon eine imposante Höhe und Breite. Man möchte sich darunter stellen, sie berühren, sich anlehnen, darunter liegen, sitzen, eine Tafel zum Essen aufstellen (wohlverstanden bei schönerem Wetter). Dieser mächtige Baum strahlt etwas Beschützendes, Mütterliches und ja, Heiliges aus … vom Himmel.
Dieser Himmel ist grau und regnet auf uns und die mächtige Linde herunter, und so ziehen wir dann von dannen, nach Hause in warme, geschützte Gefilde und lassen all die spannenden Geschichten und Gesänge in uns nachwirken.