Während zehn Tagen, vom 21. bis 30. August, fand auf dem Seeplatz die als Ersatz für die abgesagte Gross-Chilbi organisierte Mini-Chilbi statt. Besucher, Organisatoren und vor allem die beteiligten Schausteller freuten sich über die unkomplizierte Gelegenheit, doch noch Chilbiluft schnuppern zu können.
Text & Bild: Stefan Baumgartner
Ein Riesenrad, ein Kinderkarussell, ein «Entenfischen» und zwei Verpflegungsstände zusätzlich zum bestehenden kulinarischen Angebot auf dem Seeplatz: das war die Chilbi 2020 in Wädenswil. Kein Vergleich zum Angebot in früheren Jahren – und doch willkommen wie vielleicht noch selten zuvor. Dies bestätigten auch – nebst den Besuchern, die das Angebot rege nutzten – auch die Organisatoren: «Für die Schausteller und Marktfahrer, wie auch für uns Veranstalter war die Mini-Chilbi ein absolut gelungener Anlass. Die Bevölkerung hat die Veranstaltung super aufgenommen. Wir haben durchwegs positive Rückmeldungen erhalten. Wir spürten auch eine grosse Dankbarkeit bei vielen Besuchern», bestätigt Manuel Keller, Platzchef in der Chilbikommission des Verkehrsvereins, dem Organisationskomitee.
Positive Reaktionen
Reaktionen von Besuchern – auch auf den sozialen elektronischen Medien – bestätigten diese Aussagen: «Wo ein Wille ist, ist ein Weg! Einfach super! Und dann gleich noch 10 Tage! Zu so viel Initiative kann ich nur gratulieren!». Eine Leserin der Wädenswiler-Anzeiger-Onlineausgabe verglich die Wädenswiler gar mit den unbeugsamen Galliern: «Diä ganz Wält hät Corona und suscht nüt. Aber z’Wädi git’s es bizzli Fasnacht und e Mini-Chilbi.» Lobreden, welche die Organisatoren freuen: «Unsere Hauptziele wurden absolut erreicht. Zum Einen, dass die Bevölkerung Ablenkung und wieder ein Stück Normalität hatte und doch noch ein wenig Chilbiduft schnuppern konnte. Der zweite Punkt ist, dass die Schausteller und Marktfahrer endlich wieder einmal arbeiten durften.» Dieser zweite Punkt ist ein gewichtiger: Faktisch können Marktfahrer und Schausteller ihren Beruf seit Ende Februar, als die ersten Massnahmen gegen das Coronavirus verhängt wurden, nicht mehr ausüben. Die Wädenswiler Mini-Chilbi war da ein allererster Lichtblick für eine besonders gebeutelte Branche, die sich auch von der Politik verschaukelt und im Stich gelassen fühlt. Dies bestätigt auch der Örtler Dani Kägi, der mit seinem Cornish-Pasty-Stand auf dem Seeplatz vertreten war: «Es ist wahrlich ein sehr schwieriges Jahr für die Schausteller und Markthändler. Seit dem 28. Februar 2020 bestand das Veranstaltungsverbot für über 1000 Personen. Das bedeutete für die meisten ein sofortiges Aus, auch an der Fasnacht. Mehrere Fasnachtsveranstaltungen in der Schweiz hätten am 28. Februar um 18.00 Uhr begonnen, aber am selbigen Morgen um 10.15 Uhr verkündete Bundesrat Alain Berset das Veranstaltungsverbot. Seither wurden reihenweise sämtliche Märkte, Chilbis und andere Veranstaltungen, die sonst von uns bestückt werden, abgesagt. Mittlerweile auch schon bis im März 2021. Entgegen den Beteuerungen von Frau Bundesrätin Simonetta Sommaruga – «Wir werden allen helfen» – ist bei den Schaustellern und Markthändler bis zum heutigen Tag, trotz ganzjährigem, ertragsmässigem Totalausfall, keine Hilfe in Sicht. Kurzarbeit wird den meisten nicht gewährt, da Selbstständig. Und der Erwerbsersatz reicht grade mal für die Hälfte der privaten Kosten.»
In der Branche wird die Initiative der Wädenswiler Chilbiorganisatoren daher sehr geschätzt. «Für die meisten von uns waren es die ersten Tage in diesem Jahr, in denen wir endlich wieder einmal Geld verdienen konnten.»
Kägi weiss, dass der Riesenradbetreiber René Bourquin sich aus eigenen Stücken gemeldet hatte, dass er noch Plätze für sein Riesenrad sucht. «Er war also schon mal mit an Bord. Die anderen wurden von der Chilbikommission angegangen. Es ist noch lange nicht jedem Schausteller möglich, kurzfristig aufzustellen, denn die meisten haben ihre Nummernschilder abgegeben und die Geschäfte eingelagert.»
Glücksfall für Branche
Doch nun kommt durch den Wädenswiler Vorstoss etwas in Bewegung: Auch in Meilen wurde ein Riesenrad aufgestellt, im Albisgüetli fand – anstelle des Knabenschiessens – ein «Lunapark light» statt. Es besteht also Hoffnung für die Schausteller- und Marktfahrer-Branche: «Der Besitzer der Confiserie Romé teilte mit, dass sie jetzt auch etwas Handfestes in der Hand hätten und bei künftigen Verhandlungen mit anderen Gemeinden das Beispiel Wädenswil hervorbringen können und sagen können: Es ist machbar eine Chilbi in diesem Rahmen umzusetzen», bestätigt Manuel Keller den erwachenden Elan bei Schaustellern und Marktfahrern.
In einer Branche, in der sonst nicht über Geld geredet wird, ist auch so etwas wie Demut zu spüren: So war gemäss Keller die häufigste Rückmeldung der Schausteller folgende: «Egal ob wir hier viel oder wenig verdienen, das Beste an der ganzen Sache ist, dass wir endlich wieder unseren Job, unsere Leidenschaft ausüben dürfen. Dies tut dem Herzen sehr gut.» Und Dani Kägi möchte auch den Besuchern «Danke» sagen: «Nur dank eurem sehr regen Erscheinen, den Trinkgeldern und den vielen ‚Dankeschön das Ihr da seid‘ können wir wieder einige Zeit überstehen. Denn für die meisten von uns ist damit die Saison schon wieder fertig. Ausser es ergibt sich noch der eine oder andere Weihnachtsmarkt, oder man kommt noch an einer anderen ‚Pop-up-Chilbi‘ unter.»
Abschliessend gilt es zu sagen, dass die 10-tägige Mini-Chilbi in geordneten Bahnen und ohne Zwischenfälle verlief. Abstände konnten zumeist eingehalten werden, auch wenn am traditionellen Chilbiwochenende viele Leute den Seeplatz besuchten. Der gefährliche Superspreader war jedoch nicht unterwegs, so dass wohl alle Besucher auch wieder gesund nach Hause kamen.
Und wie geht es weiter? «Wir werden die ganze Mini-Chilbi jetzt in den nächsten Wochen gut analysieren und nehmen die Erfahrungswerte natürlich mit in die Planung für das Jahr 2021. Stand jetzt, gehen wir von einer normalen Chilbi im 2021 aus, aber man weiss ja nie wie die Situation aussehen wird. Dann können wir die gewonnen Erfahrungen für einen möglichen Plan B oder C fürs 2021 mit einfliessen lassen», meint Keller.
Während zehn Tagen, vom 21. bis 30. August, fand auf dem Seeplatz die als Ersatz für die abgesagte Gross-Chilbi organisierte Mini-Chilbi statt. Besucher, Organisatoren und vor allem die beteiligten Schausteller freuten sich über die unkomplizierte Gelegenheit, doch noch Chilbiluft schnuppern zu können.
Text & Bild: Stefan Baumgartner
Ein Riesenrad, ein Kinderkarussell, ein «Entenfischen» und zwei Verpflegungsstände zusätzlich zum bestehenden kulinarischen Angebot auf dem Seeplatz: das war die Chilbi 2020 in Wädenswil. Kein Vergleich zum Angebot in früheren Jahren – und doch willkommen wie vielleicht noch selten zuvor. Dies bestätigten auch – nebst den Besuchern, die das Angebot rege nutzten – auch die Organisatoren: «Für die Schausteller und Marktfahrer, wie auch für uns Veranstalter war die Mini-Chilbi ein absolut gelungener Anlass. Die Bevölkerung hat die Veranstaltung super aufgenommen. Wir haben durchwegs positive Rückmeldungen erhalten. Wir spürten auch eine grosse Dankbarkeit bei vielen Besuchern», bestätigt Manuel Keller, Platzchef in der Chilbikommission des Verkehrsvereins, dem Organisationskomitee.
Positive Reaktionen
Reaktionen von Besuchern – auch auf den sozialen elektronischen Medien – bestätigten diese Aussagen: «Wo ein Wille ist, ist ein Weg! Einfach super! Und dann gleich noch 10 Tage! Zu so viel Initiative kann ich nur gratulieren!». Eine Leserin der Wädenswiler-Anzeiger-Onlineausgabe verglich die Wädenswiler gar mit den unbeugsamen Galliern: «Diä ganz Wält hät Corona und suscht nüt. Aber z’Wädi git’s es bizzli Fasnacht und e Mini-Chilbi.» Lobreden, welche die Organisatoren freuen: «Unsere Hauptziele wurden absolut erreicht. Zum Einen, dass die Bevölkerung Ablenkung und wieder ein Stück Normalität hatte und doch noch ein wenig Chilbiduft schnuppern konnte. Der zweite Punkt ist, dass die Schausteller und Marktfahrer endlich wieder einmal arbeiten durften.» Dieser zweite Punkt ist ein gewichtiger: Faktisch können Marktfahrer und Schausteller ihren Beruf seit Ende Februar, als die ersten Massnahmen gegen das Coronavirus verhängt wurden, nicht mehr ausüben. Die Wädenswiler Mini-Chilbi war da ein allererster Lichtblick für eine besonders gebeutelte Branche, die sich auch von der Politik verschaukelt und im Stich gelassen fühlt. Dies bestätigt auch der Örtler Dani Kägi, der mit seinem Cornish-Pasty-Stand auf dem Seeplatz vertreten war: «Es ist wahrlich ein sehr schwieriges Jahr für die Schausteller und Markthändler. Seit dem 28. Februar 2020 bestand das Veranstaltungsverbot für über 1000 Personen. Das bedeutete für die meisten ein sofortiges Aus, auch an der Fasnacht. Mehrere Fasnachtsveranstaltungen in der Schweiz hätten am 28. Februar um 18.00 Uhr begonnen, aber am selbigen Morgen um 10.15 Uhr verkündete Bundesrat Alain Berset das Veranstaltungsverbot. Seither wurden reihenweise sämtliche Märkte, Chilbis und andere Veranstaltungen, die sonst von uns bestückt werden, abgesagt. Mittlerweile auch schon bis im März 2021. Entgegen den Beteuerungen von Frau Bundesrätin Simonetta Sommaruga – «Wir werden allen helfen» – ist bei den Schaustellern und Markthändler bis zum heutigen Tag, trotz ganzjährigem, ertragsmässigem Totalausfall, keine Hilfe in Sicht. Kurzarbeit wird den meisten nicht gewährt, da Selbstständig. Und der Erwerbsersatz reicht grade mal für die Hälfte der privaten Kosten.»
In der Branche wird die Initiative der Wädenswiler Chilbiorganisatoren daher sehr geschätzt. «Für die meisten von uns waren es die ersten Tage in diesem Jahr, in denen wir endlich wieder einmal Geld verdienen konnten.»
Kägi weiss, dass der Riesenradbetreiber René Bourquin sich aus eigenen Stücken gemeldet hatte, dass er noch Plätze für sein Riesenrad sucht. «Er war also schon mal mit an Bord. Die anderen wurden von der Chilbikommission angegangen. Es ist noch lange nicht jedem Schausteller möglich, kurzfristig aufzustellen, denn die meisten haben ihre Nummernschilder abgegeben und die Geschäfte eingelagert.»
Glücksfall für Branche
Doch nun kommt durch den Wädenswiler Vorstoss etwas in Bewegung: Auch in Meilen wurde ein Riesenrad aufgestellt, im Albisgüetli fand – anstelle des Knabenschiessens – ein «Lunapark light» statt. Es besteht also Hoffnung für die Schausteller- und Marktfahrer-Branche: «Der Besitzer der Confiserie Romé teilte mit, dass sie jetzt auch etwas Handfestes in der Hand hätten und bei künftigen Verhandlungen mit anderen Gemeinden das Beispiel Wädenswil hervorbringen können und sagen können: Es ist machbar eine Chilbi in diesem Rahmen umzusetzen», bestätigt Manuel Keller den erwachenden Elan bei Schaustellern und Marktfahrern.
In einer Branche, in der sonst nicht über Geld geredet wird, ist auch so etwas wie Demut zu spüren: So war gemäss Keller die häufigste Rückmeldung der Schausteller folgende: «Egal ob wir hier viel oder wenig verdienen, das Beste an der ganzen Sache ist, dass wir endlich wieder unseren Job, unsere Leidenschaft ausüben dürfen. Dies tut dem Herzen sehr gut.» Und Dani Kägi möchte auch den Besuchern «Danke» sagen: «Nur dank eurem sehr regen Erscheinen, den Trinkgeldern und den vielen ‚Dankeschön das Ihr da seid‘ können wir wieder einige Zeit überstehen. Denn für die meisten von uns ist damit die Saison schon wieder fertig. Ausser es ergibt sich noch der eine oder andere Weihnachtsmarkt, oder man kommt noch an einer anderen ‚Pop-up-Chilbi‘ unter.»
Abschliessend gilt es zu sagen, dass die 10-tägige Mini-Chilbi in geordneten Bahnen und ohne Zwischenfälle verlief. Abstände konnten zumeist eingehalten werden, auch wenn am traditionellen Chilbiwochenende viele Leute den Seeplatz besuchten. Der gefährliche Superspreader war jedoch nicht unterwegs, so dass wohl alle Besucher auch wieder gesund nach Hause kamen.
Und wie geht es weiter? «Wir werden die ganze Mini-Chilbi jetzt in den nächsten Wochen gut analysieren und nehmen die Erfahrungswerte natürlich mit in die Planung für das Jahr 2021. Stand jetzt, gehen wir von einer normalen Chilbi im 2021 aus, aber man weiss ja nie wie die Situation aussehen wird. Dann können wir die gewonnen Erfahrungen für einen möglichen Plan B oder C fürs 2021 mit einfliessen lassen», meint Keller.