Jeder sehnte sie herbei, für kaum jemanden verliefen sie wie möglicherweise ursprünglich geplant: Die Sommerferien zu Coronazeiten stellten eine besondere Herausforderung dar. Klar ist: es braucht von allen Kompromissbereitschaft, Ideenreichtum und Rücksichtnahme.
Text und Bilder: Reni Bircher
Pedalovermietung, Kevin Schnyder
Wie vielen Betrieben erging es auch der Pedalovermietung: man wusste nicht so recht, ob und wann geöffnet werden darf und wenn ja, unter welchen Bedingungen. Die Erarbeitung des Schutzkonzeptes nahm drei, vier Arbeitstage in Anspruch, das Verfolgen der Medienkonferenzen unabdingbar, um immer auf dem Laufenden zu sein.
Der Weg zum Kassenhäuschen ist in eine Ein- und Ausgangsreihe unterteilt, wo sich gerne mal eine Warteschlange bildet. «Manchmal gibt es Wartezeiten von ein bis zwei Stunden, der Andrang ist derart gross», erklärt Schnyder. Dann kommt ein Kartensystem zum Einsatz, damit die Leute nicht herumstehen müssen. «Wenn so um 15 Uhr zwanzig Nummernkärtchen weg sind, dann weiss ich, dass ich die Tafel rausstellen muss, dass keine Pedalos mehr frei werden bis Feierabend.» So wissen die Besucher gleich, was Sache ist. Die Leute seien in der Regel sehr geduldig und verständnisvoll, denn durch die Aufnahme der Besuchernamen zwecks Contact Tracing und die regelmässigen Reinigungen nehmen viel Zeit in Anspruch.
Desinfiziert werden gezielt Haltegriffe und Sitze, jedes Pedalo wird täglich gekärchert. Das ganze Gefährt zu desinfizieren ist nicht möglich, weil die Substanzen unweigerlich ins Wasser gelangen würden und somit der Gewässerschutz Probleme machen würde. Wo normalerweise nur an Wochenenden die Anwesenheit von zwei Angestellten nötig war, ist das nun die ganze Woche über notwendig, an Wochenenden braucht es drei Leute, welche sich um alle anfallenden Aufgaben kümmern.
Die Öffnungszeiten sind gleich geblieben, der Arbeitstag beginnt für Kevin Schnyder aber schon davor und endet erst spät abends, wenn die Pedalovermietung schon lange geschlossen hat. «Wir müssen ja auch alles wieder aufräumen und reinigen», so der langjährige Mitarbeiter. Auf die Frage nach den Besucherzahlen sagt er: «Es kommen fast doppelt soviele Besucher wie in anderen Jahren! Weil wir seit diesem Sommer erstmals auch im ZVV-Ferienpass mit dabei sind, kommen Leute von überall aus dem Kanton her, um den See zu geniessen.» Den finanziellen Verlust, der durch die spätere Öffnung entstanden ist, der dürfte im Juli und August mehr als wett gemacht worden sein. «Zeigen wird sich das aber erst am Ende der Saison, wenn all die Mehrkosten für Material und Personal abgerechnet werden», erklärt Schnyder.
Jugendherberge Horn, Mike Nordmann
Die paradiesisch gelegene Jugendherberge im Horn erfuhr nach dem Lockdown nur noch Absagen. «Das Telefon klingelte tagelang fast unablässig und alle stornierten ihre Reservation. Bis Ende Jahr hatte ich plötzlich keine Übernachtungsgäste mehr im Buch eingetragen», erzählt Mike Nordmann, Betreiber der Jugi und vom Seebeizli. Trotzdem öffnete die Unterkunft wie geplant, der Gastrobetrieb aber blieb geschlossen: «Ich wollte hier keinen Hotspot produzieren, auch wenn es durchaus möglich gewesen wäre, einen Take-Away-Service anzubieten». Das Risiko sei ihm zu gross gewesen, erklärt Hartmann.
In den ersten Monaten beherbergte die Jugi ab und zu «Gestrandete», so wie beispielsweise einen Mann, der zuvor im Ausland lebte und sich entschied, in die Schweiz zurückzukommen und nicht gleich eine Wohnung fand. Momentan ist die Herberge ziemlich gut belegt, auch Gruppen verbringen ihre Sommerferien hier. Das Schutzkonzept lässt sich gut umsetzen: «Dank dem Luxus an Platz, den wir haben, mussten wir keine gestaffelten Frühstückszeiten einführen», zeigt sich Allrounder Nordmann zufrieden. Im Bereich vom Seebeizli liessen sich gut weitere Sitzgelegenheiten und Tische aufstellen, damit der grosse Andrang nach dessen Öffnung mit genügend Abstand aufgenommen werden kann.
Gemeindepolizei, Polizeichef Urs Kirner
Im polizeilichen Tagesgeschäft ist die sommerliche Ferienzeit generell spürbar: tagsüber bleibt es eher ruhig, im Laufe des fortschreitenden Abends steigt die Zahl der Ausrückfälle, vor allem bezüglich Ruhe und Ordnung. Somit ist die Polizei in den Abendstunden vermehrt unterwegs, um diese Störungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten anzugehen. Eine Erscheinung, die das warme Wetter und die längeren Sonnenstunden mit sich bringen.
Das Horn wie auch die Liegeplätze entlang dem Seeuferweg waren in den vergangenen, doch sehr heissen, Sommertagen stark frequentiert und stiessen an ihre Kapazitätsgrenzen, insbesondere im Hinblick auf die geltenden Abstandsregeln im Sinne der Massnahmen von Covid-19. «Mit Fortdauer der Corona-Situation werden die Interaktionen mit der Bevölkerung sicher nicht einfacher», sagt Polizeichef Urs Kirner. «Unsere Bürger, insbesondere die junge Bevölkerung, lechzt nach Freiraum und will diesen auch einnehmen.» Hier brauche es viel «Fingerspitzengefühl» in der Gesprächsführung mit den betroffenen Personen. Schliesslich gehe es dem Ordnungshüter darum, der Situation im Dialog und mit gegenseitigem Verständnis zu begegnen und den «Missstand» gemeinsam zu beheben.
Gerade bezüglich des «Partyvolkes» kam es wiederholt zu angestautem Müll, der dann liegen gelassen wurde. Dies bescherte den Werkdiensten zusätzlichen Aufwand für Auf- und Wegräumarbeiten, welche die Gemeindearbeiter bereits in den frühen Morgenstunden in Angriff nehmen müssen. Durch die starke Beschlagnahmung von Horn und Seeuferweg sind in diesem Jahr vermehrt Meldungen bezüglich Lärm und Littering seitens der Bevölkerung eingegangen.
Und wie hat sich die Arbeit der Gemeindepolizei verändert in diesem Corona-Jahr? «Zu Beginn des Lockdowns waren es die Ausrückfälle von ‹selbst ernannten Coronapolizisten›, welche täglich ausserordentlich viele zusätzliche Ausrückfälle generierten», bedauert Kirner. Erfreulich war auf der anderen Seite gerade in dieser Zeit, dass die Bike- und Fusspatrouillen im Dorf und an den Seeanlagen geschätzt wurden: «Da bekamen wir auch schon mal ein ‹Merci› oder ‹Dankä› für unsere Polizeiarbeit», freut sich der Polizeichef.
Hüttnersee-Badi, Natascha Staub und Meryam Mokni
Anders als andere Betriebe durfte das Bad – oder besser: das Restaurant – am Hüttnersee früher öffnen: einerseits, weil es «nur» über eine Terrasse verfügt, andererseits ist die Anlage ein öffentlicher Platz, der nach eigenem Ermessen und Eigenverantwortung genutzt werden darf. Das wurde entsprechend schon vor den Sommerferien von der Bevölkerung gerne genutzt. Natürlich musste für den Restaurationsbetrieb ein Schutzkonzept erstellt und umgesetzt werden, und die Terrasse bot genug Platz, um die Tische weit auseinander zu platzieren. «Anfangs mussten wir ab und zu die Besucher ermahnen, die Tische nicht zusammenzurücken», erklärt Meryam Mokni, eine der beiden Betriebsleiterinnen. «Manchmal geht der Corona-Alltag hier oben einfach vergessen, weil die Atmosphäre so entspannt ist», muss sie lächeln. Ansonsten seien die Grundregeln sehr gut eingehalten und ihre Entscheidungen – etwa die Garderoben erst dann zugänglich zu machen, als alle anderen Badebetriebe auch wieder öffnen durften – von den Gästen gutgeheissen worden.
Ganz allgemein wurde die Badi am Hüttnersee von Beginn an gut genutzt, was nebst dem schönen Frühlingswetter vermutlich auch daran lag, dass in den Firmen einiger Leute Kurzarbeit eingeführt oder Betriebe ganz geschlossen worden waren. Während den Sommerferien war zahlenmässig ein leichter Anstieg der Besucher zu vermerken.
Das erste Mal überhaupt wurde ein 1.-August-Brunch angeboten; ursprünglich für den Muttertag geplant, musste dieser Plan wegen des Lockdowns verworfen werden. «Üblicherweise bieten in unserer Umgebung einige Lokalitäten einen Brunch an am Nationalfeiertag. Weil dieser zwangsläufig von vielen abgesagt wurde, beschlossen Natascha und ich, einen solchen durchzuführen», erläutert Mokni. Dieser war denn auch ein voller Erfolg: vierzig Gäste durften sich vom Personal des Badibeizlis verköstigen lassen und zeigten sich davon äusserst begeistert.
Ferienpassangebote, Kinder- und Jugendbeauftragte Salome Brander
Wie in jedem Jahr waren die Angebote des Ferienpasses Richterswil sehr begehrt und wurden zum Teil um das Vierfache der möglichen Plätze überbucht. Da vor allem mit lokalen Veranstaltenden zusammengearbeitet wurde, konnte in den meisten Fällen eine Lösung zur Durchführung gefunden oder gar zusätzliche Plätze geschaffen werden. «Uns war sehr wichtig, dass wir so wenigen Kindern wie möglich eine Absage erteilen müssen», erklärt Salome Brander. «Natürlich brauchte es auch die Kooperation und Kompromissbereitschaft der Eltern dabei.» Die Jugendbeauftragte ist auch froh um die grossartige Unterstützung durch die Arbeitsgruppen.
Grundsätzlich besuchten mehr Kinder die Kursangebote als vorjährig. Dies muss nicht zwangsläufig daran liegen, dass mehr Leute die Ferien zuhause verbracht haben, sondern kann auch dank der Öffnung und Erarbeitung von Angeboten für Kinder ab der 1. Klasse, wie es die Kinder- und Jugendarbeit für 2020 gemacht hat.
Der Ferienzirkus war komplett ausgebucht. «Um so vielen Kindern wie möglich eine Teilnahme zu ermöglichen, haben wir in der zweiten Zirkuswoche zusätzlich eine Nachmittags-Kindergartengruppe geschaffen. Andernfalls hätten wir fast 20 Kindern eine Absage erteilen müssen», zeigt sich Brander zufrieden mit der Lösung.
Besonders freuen sich die Mitarbeiter der Kinder- und Jugendarbeit über die zahlreichen positiven Rückmeldungen von Kindern und Eltern. Diese seien sehr froh darüber gewesen, dass die Gemeinde am Projekt Ferienpass 2020 festhielt, auch wenn dies wegen der Coronasituation mit Vorbehalten passierte. Es falle jedes Mal sehr schwer, wenn Kindern eine Absage erteilt werden müsse, aber: «Wir versuchen stets alles so gut zu organisieren oder zu verschieben, dass wir so viele Kinder wie möglich betreuen können.» Rückblickend freuen sich die Jugendberaterinnen und Jugendberater über die vielen zufriedenen Kinder und Eltern in diesem Sommer. Als «letzten Leckerbissen» haben sie wieder das Bürgi-Fest organisiert, welches am 22. August stattfindet.
Chilbi, Denise Moning und Reto Studer
Grossartig «Reaktionen» gab es laut VVRS-Präsident Reto Studer kaum: «Es haben wohl alle damit gerechnet, dass die Chilbi Richterswil in diesem Sommer abgesagt wird und es entsprechend als Entscheid der Vernunft angesehen», erklärt er, was Denise Moning bestätigt. «Es macht mich aber schon etwas schwermütig, wenn ich ins Horn gehe und den leeren Platz sehe», fügt sie an. Ob jemals ein Lunapark zur Diskussion stand? «Ich bin schon von Schaustellern angefragt worden, ob wir an dieser idealen Lage nicht etwas aufbauen wollen», erzählt Moning. Die Schausteller hätten sogar schon ihr Schutzkonzept erarbeitet gehabt. Mit dieser Anfrage sei man natürlich an den Gemeindepräsidenten und die gemeindeeigene Task Force Pandemie gelangt. Das Interesse sei schon da, aber weil alle anderen gemeindeweiten Veranstaltungen abgesagt wurden und die Fallzahlen an Covid-19-Erkrankter schweizweit steige, fasse man einen Lunapark höchstens für den kommenden Frühling ins Auge – wenn überhaupt. Diese Argumentation ist für den VVRS absolut nachvollziehbar.
«Es wäre möglicherweise eine Chance, mal andere Schausteller in Betracht zu ziehen», überlegt Studer. Dass sie mit ihrem Fahrgeschäft die massiven Verluste wieder einigermassen einfahren würden, das bezweifeln die Schausteller genauso wie die Chilbikommission. Aber: «Es wäre wohl eher als Zeichen zu verstehen ‹Hey, wir sind auch noch hier!›. Das ist auch der Grund, weshalb ein paar Leute diese Lunaparks ins Leben gerufen haben.»
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Jeder sehnte sie herbei, für kaum jemanden verliefen sie wie möglicherweise ursprünglich geplant: Die Sommerferien zu Coronazeiten stellten eine besondere Herausforderung dar. Klar ist: es braucht von allen Kompromissbereitschaft, Ideenreichtum und Rücksichtnahme.
Text und Bilder: Reni Bircher
Pedalovermietung,
Kevin Schnyder
Wie vielen Betrieben erging es auch der Pedalovermietung: man wusste nicht so recht, ob und wann geöffnet werden darf und wenn ja, unter welchen Bedingungen. Die Erarbeitung des Schutzkonzeptes nahm drei, vier Arbeitstage in Anspruch, das Verfolgen der Medienkonferenzen unabdingbar, um immer auf dem Laufenden zu sein.
Der Weg zum Kassenhäuschen ist in eine Ein- und Ausgangsreihe unterteilt, wo sich gerne mal eine Warteschlange bildet. «Manchmal gibt es Wartezeiten von ein bis zwei Stunden, der Andrang ist derart gross», erklärt Schnyder. Dann kommt ein Kartensystem zum Einsatz, damit die Leute nicht herumstehen müssen. «Wenn so um 15 Uhr zwanzig Nummernkärtchen weg sind, dann weiss ich, dass ich die Tafel rausstellen muss, dass keine Pedalos mehr frei werden bis Feierabend.» So wissen die Besucher gleich, was Sache ist. Die Leute seien in der Regel sehr geduldig und verständnisvoll, denn durch die Aufnahme der Besuchernamen zwecks Contact Tracing und die regelmässigen Reinigungen nehmen viel Zeit in Anspruch.
Desinfiziert werden gezielt Haltegriffe und Sitze, jedes Pedalo wird täglich gekärchert. Das ganze Gefährt zu desinfizieren ist nicht möglich, weil die Substanzen unweigerlich ins Wasser gelangen würden und somit der Gewässerschutz Probleme machen würde. Wo normalerweise nur an Wochenenden die Anwesenheit von zwei Angestellten nötig war, ist das nun die ganze Woche über notwendig, an Wochenenden braucht es drei Leute, welche sich um alle anfallenden Aufgaben kümmern.
Die Öffnungszeiten sind gleich geblieben, der Arbeitstag beginnt für Kevin Schnyder aber schon davor und endet erst spät abends, wenn die Pedalovermietung schon lange geschlossen hat. «Wir müssen ja auch alles wieder aufräumen und reinigen», so der langjährige Mitarbeiter. Auf die Frage nach den Besucherzahlen sagt er: «Es kommen fast doppelt soviele Besucher wie in anderen Jahren! Weil wir seit diesem Sommer erstmals auch im ZVV-Ferienpass mit dabei sind, kommen Leute von überall aus dem Kanton her, um den See zu geniessen.» Den finanziellen Verlust, der durch die spätere Öffnung entstanden ist, der dürfte im Juli und August mehr als wett gemacht worden sein. «Zeigen wird sich das aber erst am Ende der Saison, wenn all die Mehrkosten für Material und Personal abgerechnet werden», erklärt Schnyder.
Jugendherberge Horn, Mike Nordmann
Die paradiesisch gelegene Jugendherberge im Horn erfuhr nach dem Lockdown nur noch Absagen. «Das Telefon klingelte tagelang fast unablässig und alle stornierten ihre Reservation. Bis Ende Jahr hatte ich plötzlich keine Übernachtungsgäste mehr im Buch eingetragen», erzählt Mike Nordmann, Betreiber der Jugi und vom Seebeizli. Trotzdem öffnete die Unterkunft wie geplant, der Gastrobetrieb aber blieb geschlossen: «Ich wollte hier keinen Hotspot produzieren, auch wenn es durchaus möglich gewesen wäre, einen Take-Away-Service anzubieten». Das Risiko sei ihm zu gross gewesen, erklärt Hartmann.
In den ersten Monaten beherbergte die Jugi ab und zu «Gestrandete», so wie beispielsweise einen Mann, der zuvor im Ausland lebte und sich entschied, in die Schweiz zurückzukommen und nicht gleich eine Wohnung fand. Momentan ist die Herberge ziemlich gut belegt, auch Gruppen verbringen ihre Sommerferien hier. Das Schutzkonzept lässt sich gut umsetzen: «Dank dem Luxus an Platz, den wir haben, mussten wir keine gestaffelten Frühstückszeiten einführen», zeigt sich Allrounder Nordmann zufrieden. Im Bereich vom Seebeizli liessen sich gut weitere Sitzgelegenheiten und Tische aufstellen, damit der grosse Andrang nach dessen Öffnung mit genügend Abstand aufgenommen werden kann.
Gemeindepolizei, Polizeichef Urs Kirner
Im polizeilichen Tagesgeschäft ist die sommerliche Ferienzeit generell spürbar: tagsüber bleibt es eher ruhig, im Laufe des fortschreitenden Abends steigt die Zahl der Ausrückfälle, vor allem bezüglich Ruhe und Ordnung. Somit ist die Polizei in den Abendstunden vermehrt unterwegs, um diese Störungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten anzugehen. Eine Erscheinung, die das warme Wetter und die längeren Sonnenstunden mit sich bringen.
Das Horn wie auch die Liegeplätze entlang dem Seeuferweg waren in den vergangenen, doch sehr heissen, Sommertagen stark frequentiert und stiessen an ihre Kapazitätsgrenzen, insbesondere im Hinblick auf die geltenden Abstandsregeln im Sinne der Massnahmen von Covid-19. «Mit Fortdauer der Corona-Situation werden die Interaktionen mit der Bevölkerung sicher nicht einfacher», sagt Polizeichef Urs Kirner. «Unsere Bürger, insbesondere die junge Bevölkerung, lechzt nach Freiraum und will diesen auch einnehmen.» Hier brauche es viel «Fingerspitzengefühl» in der Gesprächsführung mit den betroffenen Personen. Schliesslich gehe es dem Ordnungshüter darum, der Situation im Dialog und mit gegenseitigem Verständnis zu begegnen und den «Missstand» gemeinsam zu beheben.
Gerade bezüglich des «Partyvolkes» kam es wiederholt zu angestautem Müll, der dann liegen gelassen wurde. Dies bescherte den Werkdiensten zusätzlichen Aufwand für Auf- und Wegräumarbeiten, welche die Gemeindearbeiter bereits in den frühen Morgenstunden in Angriff nehmen müssen. Durch die starke Beschlagnahmung von Horn und Seeuferweg sind in diesem Jahr vermehrt Meldungen bezüglich Lärm und Littering seitens der Bevölkerung eingegangen.
Und wie hat sich die Arbeit der Gemeindepolizei verändert in diesem Corona-Jahr? «Zu Beginn des Lockdowns waren es die Ausrückfälle von ‹selbst ernannten Coronapolizisten›, welche täglich ausserordentlich viele zusätzliche Ausrückfälle generierten», bedauert Kirner. Erfreulich war auf der anderen Seite gerade in dieser Zeit, dass die Bike- und Fusspatrouillen im Dorf und an den Seeanlagen geschätzt wurden: «Da bekamen wir auch schon mal ein ‹Merci› oder ‹Dankä› für unsere Polizeiarbeit», freut sich der Polizeichef.
Hüttnersee-Badi, Natascha Staub und Meryam Mokni
Anders als andere Betriebe durfte das Bad – oder besser: das Restaurant – am Hüttnersee früher öffnen: einerseits, weil es «nur» über eine Terrasse verfügt, andererseits ist die Anlage ein öffentlicher Platz, der nach eigenem Ermessen und Eigenverantwortung genutzt werden darf. Das wurde entsprechend schon vor den Sommerferien von der Bevölkerung gerne genutzt. Natürlich musste für den Restaurationsbetrieb ein Schutzkonzept erstellt und umgesetzt werden, und die Terrasse bot genug Platz, um die Tische weit auseinander zu platzieren. «Anfangs mussten wir ab und zu die Besucher ermahnen, die Tische nicht zusammenzurücken», erklärt Meryam Mokni, eine der beiden Betriebsleiterinnen. «Manchmal geht der Corona-Alltag hier oben einfach vergessen, weil die Atmosphäre so entspannt ist», muss sie lächeln. Ansonsten seien die Grundregeln sehr gut eingehalten und ihre Entscheidungen – etwa die Garderoben erst dann zugänglich zu machen, als alle anderen Badebetriebe auch wieder öffnen durften – von den Gästen gutgeheissen worden.
Ganz allgemein wurde die Badi am Hüttnersee von Beginn an gut genutzt, was nebst dem schönen Frühlingswetter vermutlich auch daran lag, dass in den Firmen einiger Leute Kurzarbeit eingeführt oder Betriebe ganz geschlossen worden waren. Während den Sommerferien war zahlenmässig ein leichter Anstieg der Besucher zu vermerken.
Das erste Mal überhaupt wurde ein 1.-August-Brunch angeboten; ursprünglich für den Muttertag geplant, musste dieser Plan wegen des Lockdowns verworfen werden. «Üblicherweise bieten in unserer Umgebung einige Lokalitäten einen Brunch an am Nationalfeiertag. Weil dieser zwangsläufig von vielen abgesagt wurde, beschlossen Natascha und ich, einen solchen durchzuführen», erläutert Mokni. Dieser war denn auch ein voller Erfolg: vierzig Gäste durften sich vom Personal des Badibeizlis verköstigen lassen und zeigten sich davon äusserst begeistert.
Ferienpassangebote,
Kinder- und Jugendbeauftragte Salome Brander
Wie in jedem Jahr waren die Angebote des Ferienpasses Richterswil sehr begehrt und wurden zum Teil um das Vierfache der möglichen Plätze überbucht. Da vor allem mit lokalen Veranstaltenden zusammengearbeitet wurde, konnte in den meisten Fällen eine Lösung zur Durchführung gefunden oder gar zusätzliche Plätze geschaffen werden. «Uns war sehr wichtig, dass wir so wenigen Kindern wie möglich eine Absage erteilen müssen», erklärt Salome Brander. «Natürlich brauchte es auch die Kooperation und Kompromissbereitschaft der Eltern dabei.» Die Jugendbeauftragte ist auch froh um die grossartige Unterstützung durch die Arbeitsgruppen.
Grundsätzlich besuchten mehr Kinder die Kursangebote als vorjährig. Dies muss nicht zwangsläufig daran liegen, dass mehr Leute die Ferien zuhause verbracht haben, sondern kann auch dank der Öffnung und Erarbeitung von Angeboten für Kinder ab der 1. Klasse, wie es die Kinder- und Jugendarbeit für 2020 gemacht hat.
Der Ferienzirkus war komplett ausgebucht. «Um so vielen Kindern wie möglich eine Teilnahme zu ermöglichen, haben wir in der zweiten Zirkuswoche zusätzlich eine Nachmittags-Kindergartengruppe geschaffen. Andernfalls hätten wir fast 20 Kindern eine Absage erteilen müssen», zeigt sich Brander zufrieden mit der Lösung.
Besonders freuen sich die Mitarbeiter der Kinder- und Jugendarbeit über die zahlreichen positiven Rückmeldungen von Kindern und Eltern. Diese seien sehr froh darüber gewesen, dass die Gemeinde am Projekt Ferienpass 2020 festhielt, auch wenn dies wegen der Coronasituation mit Vorbehalten passierte. Es falle jedes Mal sehr schwer, wenn Kindern eine Absage erteilt werden müsse, aber: «Wir versuchen stets alles so gut zu organisieren oder zu verschieben, dass wir so viele Kinder wie möglich betreuen können.» Rückblickend freuen sich die Jugendberaterinnen und Jugendberater über die vielen zufriedenen Kinder und Eltern in diesem Sommer. Als «letzten Leckerbissen» haben sie wieder das Bürgi-Fest organisiert, welches am 22. August stattfindet.
Chilbi, Denise Moning und Reto Studer
Grossartig «Reaktionen» gab es laut VVRS-Präsident Reto Studer kaum: «Es haben wohl alle damit gerechnet, dass die Chilbi Richterswil in diesem Sommer abgesagt wird und es entsprechend als Entscheid der Vernunft angesehen», erklärt er, was Denise Moning bestätigt. «Es macht mich aber schon etwas schwermütig, wenn ich ins Horn gehe und den leeren Platz sehe», fügt sie an. Ob jemals ein Lunapark zur Diskussion stand? «Ich bin schon von Schaustellern angefragt worden, ob wir an dieser idealen Lage nicht etwas aufbauen wollen», erzählt Moning. Die Schausteller hätten sogar schon ihr Schutzkonzept erarbeitet gehabt. Mit dieser Anfrage sei man natürlich an den Gemeindepräsidenten und die gemeindeeigene Task Force Pandemie gelangt. Das Interesse sei schon da, aber weil alle anderen gemeindeweiten Veranstaltungen abgesagt wurden und die Fallzahlen an Covid-19-Erkrankter schweizweit steige, fasse man einen Lunapark höchstens für den kommenden Frühling ins Auge – wenn überhaupt. Diese Argumentation ist für den VVRS absolut nachvollziehbar.
«Es wäre möglicherweise eine Chance, mal andere Schausteller in Betracht zu ziehen», überlegt Studer. Dass sie mit ihrem Fahrgeschäft die massiven Verluste wieder einigermassen einfahren würden, das bezweifeln die Schausteller genauso wie die Chilbikommission. Aber: «Es wäre wohl eher als Zeichen zu verstehen ‹Hey, wir sind auch noch hier!›. Das ist auch der Grund, weshalb ein paar Leute diese Lunaparks ins Leben gerufen haben.»