Noch während den Nachwehen von Corona durfte ich per Telefon unserem Theatermitglied, Helmut Wüest, einige Fragen zum Volkstheater und seinem Werdegang auf der Bühne stellen. Obwohl wir uns beim Gespräch nicht sahen, konnte ich mir seine lebhaften Züge vorstellen, durfte ich doch einige Theatersaisons mit ihm auf der Bühne stehen.
Helmut Wüest stiess im Jahr 1987 zum Volkstheater und gab im berührenden und toll inszenierten Stück «Der Tod im Apfelbaum» einen Knaben, welcher die Menschen abhalten musste, dem Baum – und damit dem Tod – nahe zu kommen. Und das im reifen Alter von über fünfzig!
Obwohl Helmut seit damals dem Volkstheater Wädenswil treu blieb, galt und gilt seine Liebe der Musik und dem Gesang. Über Jahrzehnte sang er in verschiedenen Chören und war Mitglied im Kammersprechchor Zürich unter der Schauspiellegende Ellen Widmann. Mir ist Ellen Widmann unter anderem als Dorflehrerin in «Die 6 Kummerbuben» und den diversen Filmen von Kurt Früh und Leopold Lindtberg bekannt. Mit dem Kammersprechchor Zürich trat Helmut im In- und Ausland auf. Dieser Chor hatte das Ziel, ein gemeinsames Chorsprechen zu entwickeln, das nicht monoton, sondern frei fliessend und natürlich betont erklingt. Man wirkte bei Theater- und Opernaufführungen mit und hatte grosse Erfolge. Beim Erzählen hört man gut, dass Helmut stolz ist auf diese Erfahrungen. In dieser Zeit nahm Helmut auch Ballett- und weiterhin Gesangsunterricht.
Auf sein schönstes Erlebnis auf der Bühne angesprochen, sprudelt es aus meinem Gesprächspartner nur so heraus. Lassen wir ihn hierbei selber zu Wort kommen: «1959 hatten wir mit dem Kammersprechchor ein Gastspiel in Hamburg für die Aufführung des Oratoriums ‹Jona ging nach Ninive› von Wladimir Vogel. Geplant waren die Auftritte zusammen mit einem Cäcilienchor, welcher aber über keine sicheren und herausragenden Frauenstimmen für Soli verfügte. Der genervte Dirigent rief daraufhin, ob denn keine fähige Sopranistin auf der Bühne stehe. Die Antwort aus dem Sprechchor kam prompt: Nein, wir haben keine Frau, aber einen Mann, der Sopran singen kann. Und das war ich. Schon kurz nach meinem Stimmbruch erkannte meine Gesangslehrerin, dass ich die äusserst seltene Fähigkeit habe, von der Tenorlage in den Sopran zu wechseln. Dadurch konnte ich mit ihr ohne weiteres ein Sopran-Duett singen. Da dies der Leitung des Sprechchors natürlich bekannt war, durfte ich vorsingen. Das Probesingen befriedigte den Dirigenten dermassen, dass nun die zwei Chöre so auf der Bühne aufgestellt wurden, dass ich während der Aufführung vom Sprechchor zum Cäcilienchor – also vom Tenor zum Sopran – und wieder zurück wechseln konnte. Das hat mich enorm gefordert, es war aber auch schön und spektakulär.»
Auf seine Lieblingsrolle im Volkstheater angesprochen, kann er sich für keine spezielle entscheiden. Wichtig und interessant war für ihn die Entwicklung der zu spielenden Figur im Laufe des Stücks. Es sei eine Herausforderung, mit minimalem Aufwand das Maximum zu erreichen.
Zum Thema «Lampenfieber» kann mein Gesprächspartner nichts sagen, da er es nicht kennt.
Neben seiner Rollen auf der Bühne füllte Helmut auch die wichtige Rolle des Fischchnusperli-Meisters an der Fritteuse in der Theaterbeiz der Hochschule aus. Liebevoll und absolut gekonnt waltete er seines Amtes in der Küche. Die zahlreichen Gäste dankten es ihm mit leeren Chörbli.
Lieber Helmut, danke vielmals für das unterhaltsame und interessante Gespräch.
Luzia Hitz
Treffen Sie das Volkstheater Wädenswil an der Jubiläumspremiere am
Freitag, 18. September.
Noch während den Nachwehen von Corona durfte ich per Telefon unserem Theatermitglied, Helmut Wüest, einige Fragen zum Volkstheater und seinem Werdegang auf der Bühne stellen. Obwohl wir uns beim Gespräch nicht sahen, konnte ich mir seine lebhaften Züge vorstellen, durfte ich doch einige Theatersaisons mit ihm auf der Bühne stehen.
Helmut Wüest stiess im Jahr 1987 zum Volkstheater und gab im berührenden und toll inszenierten Stück «Der Tod im Apfelbaum» einen Knaben, welcher die Menschen abhalten musste, dem Baum – und damit dem Tod – nahe zu kommen. Und das im reifen Alter von über fünfzig!
Obwohl Helmut seit damals dem Volkstheater Wädenswil treu blieb, galt und gilt seine Liebe der Musik und dem Gesang. Über Jahrzehnte sang er in verschiedenen Chören und war Mitglied im Kammersprechchor Zürich unter der Schauspiellegende Ellen Widmann. Mir ist Ellen Widmann unter anderem als Dorflehrerin in «Die 6 Kummerbuben» und den diversen Filmen von Kurt Früh und Leopold Lindtberg bekannt. Mit dem Kammersprechchor Zürich trat Helmut im In- und Ausland auf. Dieser Chor hatte das Ziel, ein gemeinsames Chorsprechen zu entwickeln, das nicht monoton, sondern frei fliessend und natürlich betont erklingt. Man wirkte bei Theater- und Opernaufführungen mit und hatte grosse Erfolge. Beim Erzählen hört man gut, dass Helmut stolz ist auf diese Erfahrungen. In dieser Zeit nahm Helmut auch Ballett- und weiterhin Gesangsunterricht.
Auf sein schönstes Erlebnis auf der Bühne angesprochen, sprudelt es aus meinem Gesprächspartner nur so heraus. Lassen wir ihn hierbei selber zu Wort kommen: «1959 hatten wir mit dem Kammersprechchor ein Gastspiel in Hamburg für die Aufführung des Oratoriums ‹Jona ging nach Ninive› von Wladimir Vogel. Geplant waren die Auftritte zusammen mit einem Cäcilienchor, welcher aber über keine sicheren und herausragenden Frauenstimmen für Soli verfügte. Der genervte Dirigent rief daraufhin, ob denn keine fähige Sopranistin auf der Bühne stehe. Die Antwort aus dem Sprechchor kam prompt: Nein, wir haben keine Frau, aber einen Mann, der Sopran singen kann. Und das war ich. Schon kurz nach meinem Stimmbruch erkannte meine Gesangslehrerin, dass ich die äusserst seltene Fähigkeit habe, von der Tenorlage in den Sopran zu wechseln. Dadurch konnte ich mit ihr ohne weiteres ein Sopran-Duett singen. Da dies der Leitung des Sprechchors natürlich bekannt war, durfte ich vorsingen. Das Probesingen befriedigte den Dirigenten dermassen, dass nun die zwei Chöre so auf der Bühne aufgestellt wurden, dass ich während der Aufführung vom Sprechchor zum Cäcilienchor – also vom Tenor zum Sopran – und wieder zurück wechseln konnte. Das hat mich enorm gefordert, es war aber auch schön und spektakulär.»
Auf seine Lieblingsrolle im Volkstheater angesprochen, kann er sich für keine spezielle entscheiden. Wichtig und interessant war für ihn die Entwicklung der zu spielenden Figur im Laufe des Stücks. Es sei eine Herausforderung, mit minimalem Aufwand das Maximum zu erreichen.
Zum Thema «Lampenfieber» kann mein Gesprächspartner nichts sagen, da er es nicht kennt.
Neben seiner Rollen auf der Bühne füllte Helmut auch die wichtige Rolle des Fischchnusperli-Meisters an der Fritteuse in der Theaterbeiz der Hochschule aus. Liebevoll und absolut gekonnt waltete er seines Amtes in der Küche. Die zahlreichen Gäste dankten es ihm mit leeren Chörbli.
Lieber Helmut, danke vielmals für das unterhaltsame und interessante Gespräch.
Luzia Hitz
Treffen Sie das Volkstheater Wädenswil an der Jubiläumspremiere am
Freitag, 18. September.
2020 feiert das Volkstheater Wädenswil sein 75-Jahr-Jubiläum. Der Wädenswiler Anzeiger begleitet das Jubeljahr und porträtiert monatlich ein Vereinsmitglied.
Irene Knabenhand-Lutz
Stefan Marthaler
Martina Hitz
Helmut Wüest