2018 begann die Pro Sagi Samstagern mit der Sanierung des Sagenbachweihers ± kurz Sagiweiher ±, nachdem sie das kantonale Wasserrecht für eben diesen errungen hatte. Das Sagi-Ensemble ist nun komplett und erblüht in neuer Pracht.
Text: Thomas von Atzigen, und Reni Bircher, Bilder: zvg
Unser Sagimuseum steht seit gut 350 Jahren in Samstagern, gleich neben dem Sagenbach. Die historische Sägerei mit dem grossen Wasserrad von sieben Meter Durchmesser, läuft dank dem unermüdlichen Einsatz der Sager und Mitglieder der Genossenschaft Pro Sagi Samstagern noch immer. Einmal im Monat öffnen wir die Türen und lassen die über hundertjährige Maschinerie laufen, dass die Späne fliegen.
Der Sägereibetrieb wurde in den Achtzigerjahren von einer kleinen Gruppe Enthusiasten vor dem Abbruch gerettet. In stundenlanger Handarbeit reparierten, sanierten und renovierten die Gründerväter der Genossenschaft die Sagi. Sogar das gewaltige Wasserrad bauten sie neu auf, sicher eines der Herzstücke einer alten Sägerei. Das Wasser für dessen Antrieb wurde seit jeher aus dem Sagenbach abgezweigt und in den Sagiweiher geleitet. Über die Jahre änderten sich die Anforderungen, und so veränderte sich auch das Bild des Weihers. Wo es früher ausreichte, eine praktisch gelegene Geländemulde einzustauen, musste das Gewässer mit dem Siedlungsbau so abgedichtet werden, dass es kein Wasser verliert und die Umgebung vernässt.
Erfolglose Reparaturversuche
Die Zeit nagt an allem. So begann der Weiher vor etwa neun Jahren Wasser zu verlieren. Die Kunststofffolie am Weiherrand war alt und spröde. Der ehemalige Eigentümer versuchte einige Reparaturen vorzunehmen, jedoch ohne grossen Erfolg. Auf Anordnung hin musste er den Wasserspiegel absenken. Darauf resultierte ein grosses Problem bei der Sagi: Das Wasserrad stand still und trocknete aus. Die Sagigenossenschaft hatte keinen Einfluss auf den Sagiweiher, da dieser nicht in unserem Besitz ist. Vorübergehend konnte das Wasser mit einer provisorischen Leitung am Weiher vorbeigeführt werden, was nur Lösung auf Zeit sein konnte. Es musste etwas geschehen.
Die Zeit war reif, einen weiteren grossen Schritt zu wagen, der die Zukunft des Sagimuseums beeinflussen wird. Eine Delegation von Vorstand und Sagern nahm mit dem Weihereigentümer und den kantonalen Ämtern (Denkmalpflege und Wasserrecht) Kontakt auf und erhielt die Bewilligung, ein Projekt für die Weihersanierung zu starten. Anfangs waren mehrere Hürden zu bewältigen: Anträge stellen, Grundbucheinträge unterzeichnen und, wie immer bei grossen Projekten, musste die Finanzierung geklärt werden.
Aufgrund der neuen vertraglichen Vereinbarungen hat die Sagigenossenschaft nun das Recht den Weiher zu betreiben, besitzt das kantonale Wasserrecht und hat im Gegenzug für dessen Unterhalt zu sorgen. Zu guter Letzt stand der Bauausführung nichts mehr im Wege. Den Startschuss zur Sanierung gab das Ja an der GV.
Schlamm und Abfall im Wasser
Da alles Wasser aus den Bächen dem Kanton gehört, gab es Auflagen, die wir einhalten mussten. Wir mussten Rücksicht auf die Amphibien und Fische nehmen. Das einzige Zeitfenster, um das Wasser aus dem Weiher zu lassen, war Februar und März. Noch vor der Laichzeit der Erdkröte entleerten wir den Weiher im Februar 2019. Zum Vorschein kam sehr viel Abfall, der über die Jahre immer wieder im Weiher landete. Zudem fanden wir eine 80 cm dicke Schlammschicht vor, welche sich über die letzten 45 Jahre aufgebaut hat.
Mit Unterstützung der Forstequipe der Gemeinde Richterswil, einer Gartenbaufirma und helfenden Händen von Sagern rodeten wir die Uferbestockung. Da das Weiherprofil nun etwas grösser geplant wurde, mussten Bäume und Sträucher entfernt werden. Nach dem Bau wird das Ufer wieder bepflanzt. Uns war wichtig, die zwei grossen Eichen und Erlen zu erhalten. Auch wenn wieder Laub ins Wasser fällt, so braucht es Schattenbäume, damit das Wasser im Sommer nicht zu warm wird.
Nach diesen Arbeiten gab es einen kleinen Unterbruch, und nach ein paar Verzögerungen startete der Baumeister im September 2019 mit dem Bau.
Entscheidend für die Pro Sagi Samstagern war, dass der Weiher so natürlich wie möglich gestaltet wird. So entschieden wir uns, die alte Kunststofffolie auszugraben und zu entsorgen, damit der Weiher frei von Altlasten wurde. Für die Abdichtung verwendeten wir Bentonit.
Um überhaupt zur Weiherbaustelle zu gelangen, musste eine so genannte Baupiste von der Sagenbachstrasse bis in den Weiher gebaut werden, so dass Fünfachslastwagen problemlos darüberfahren konnten. Dies verringerte die Anzahl der Fahrten innerhalb der Baustelle erheblich.
Schweres Geschütz aufgefahren
Die Lastwagen führten den Schlamm ab, Betonfundamente wurden abgebrochen, Erde und Untergrund abgebaggert, und unter der kundigen Hand des Baggerführers nahm der Weiher nach und nach Form an. Parallel zu den Aushubarbeiten war der Maurer fleissig daran, die beiden Auslaufbauwerke zu schalen und zu betonieren; die alten genügten den heutigen Vorgaben nicht mehr. Nun können alle wichtigen Bedienelemente (Schieber, Grundablass, Leitungsrohre) gut und sicher erreicht werden.
Weil die Baupiste in den Weiher ragte und der 18 Tonnen schwere Bagger nicht über die modellierte Weihersohle fahren durfte, konnte immer nur abschnittweise gearbeitet werden. Auf die modellierte Grundfläche wurde bahnenweise die Bentonitmatten verlegt. Die einzelnen Rollen wogen an die zwei Tonnen. Bentonit ist ein mineralisches Material, welches zusammen mit Feuchtigkeit quillt und dadurch wasserundurchlässig wird. Sie erreicht damit eine Dichtheit von einer etwa 25 cm dicken Lehmschicht. Unerlässlich dabei ist, dass die Matten beim Verlegen nicht nass werden und schnellstmöglich mit Kies beschwert werden. Wird das nicht befolgt, verliert die Abdichtung ihren Zweck. Alle Anschlüsse an die kleine Weihermauer und an den Grundablass führte eine dafür spezialisierte Firma aus.
Ende Oktober 2019 konnten die grossen Arbeiten beendet werden, wenige Wochen später erfolgte eine Teilbefüllung des Weihers. Einen Monat lang beobachteten wir, ob der Wasserpegel konstant bleibt. Und tatsächlich: der Sagenbachweiher ist dicht und durfte am 23. Dezember 2019 aufgefüllt werden. Weitere Kleinarbeiten wie die Schlosser- und Zaunarbeiten, Rasensaat und Sträucherpflanzung wurden Anfang 2020 abgeschlossen. Zu einem naturnahen Weiher gehört eine möglichst vielfältige Gestaltung. Mit dem Naturschutzverein Richterswil-Samstagern wird die Initialgestaltung vorgenommen, mit der Zeit und der entsprechenden Pflege gestaltet sich die Natur ihren eigenen Lebensraum.
Wasser für die Sagi
Am 14. März 2020 öffneten wir den Schieber zum Wasserrad. Nun läuft das Wasser wieder von der Wasserfassung am Sagenbach, durch den Weiher zur Sägerei und zurück in den Sagenbach. Ein denkwürdiger Anlass! Mit Zuversicht, grossem Willen, guter Planung, präziser Ausführung, Schwung und Glück dreht sich das alte Wasserrad in unserem lebendigen Sagimuseum wieder und erfreut mit seinem Plätschern die Besucher und Spaziergänger.
Wir danken allen Beteiligten, die an der Realisation unserer Vision mitgewirkt und geholfen haben. Wie immer sind die finanziellen Mittel eines Museums sehr begrenzt. Dank der Unterstützung von Gönnern, dem Eigentümer, Kanton und der Gemeinde wurde es uns ermöglicht, dieses Sagi-Ensemble, bestehend aus Zeitzeuge der Handwerkskunst und seinem Antriebsgewässer, zu komplettieren. Noch sind die Kosten nicht vollständig gedeckt, darum sind wir weiterhin auf finanzielle Unterstützung angewiesen.
Weitere Infos und Kontaktangaben auf unserer Homepage: www.sagi-samstagern.ch
2018 begann die Pro Sagi Samstagern mit der Sanierung des Sagenbachweihers ± kurz Sagiweiher ±, nachdem sie das kantonale Wasserrecht für eben diesen errungen hatte. Das Sagi-Ensemble ist nun komplett und erblüht in neuer Pracht.
Text: Thomas von Atzigen, und Reni Bircher, Bilder: zvg
Unser Sagimuseum steht seit gut 350 Jahren in Samstagern, gleich neben dem Sagenbach. Die historische Sägerei mit dem grossen Wasserrad von sieben Meter Durchmesser, läuft dank dem unermüdlichen Einsatz der Sager und Mitglieder der Genossenschaft Pro Sagi Samstagern noch immer. Einmal im Monat öffnen wir die Türen und lassen die über hundertjährige Maschinerie laufen, dass die Späne fliegen.
Der Sägereibetrieb wurde in den Achtzigerjahren von einer kleinen Gruppe Enthusiasten vor dem Abbruch gerettet. In stundenlanger Handarbeit reparierten, sanierten und renovierten die Gründerväter der Genossenschaft die Sagi. Sogar das gewaltige Wasserrad bauten sie neu auf, sicher eines der Herzstücke einer alten Sägerei. Das Wasser für dessen Antrieb wurde seit jeher aus dem Sagenbach abgezweigt und in den Sagiweiher geleitet. Über die Jahre änderten sich die Anforderungen, und so veränderte sich auch das Bild des Weihers. Wo es früher ausreichte, eine praktisch gelegene Geländemulde einzustauen, musste das Gewässer mit dem Siedlungsbau so abgedichtet werden, dass es kein Wasser verliert und die Umgebung vernässt.
Erfolglose Reparaturversuche
Die Zeit nagt an allem. So begann der Weiher vor etwa neun Jahren Wasser zu verlieren. Die Kunststofffolie am Weiherrand war alt und spröde. Der ehemalige Eigentümer versuchte einige Reparaturen vorzunehmen, jedoch ohne grossen Erfolg. Auf Anordnung hin musste er den Wasserspiegel absenken. Darauf resultierte ein grosses Problem bei der Sagi: Das Wasserrad stand still und trocknete aus. Die Sagigenossenschaft hatte keinen Einfluss auf den Sagiweiher, da dieser nicht in unserem Besitz ist. Vorübergehend konnte das Wasser mit einer provisorischen Leitung am Weiher vorbeigeführt werden, was nur Lösung auf Zeit sein konnte. Es musste etwas geschehen.
Die Zeit war reif, einen weiteren grossen Schritt zu wagen, der die Zukunft des Sagimuseums beeinflussen wird. Eine Delegation von Vorstand und Sagern nahm mit dem Weihereigentümer und den kantonalen Ämtern (Denkmalpflege und Wasserrecht) Kontakt auf und erhielt die Bewilligung, ein Projekt für die Weihersanierung zu starten. Anfangs waren mehrere Hürden zu bewältigen: Anträge stellen, Grundbucheinträge unterzeichnen und, wie immer bei grossen Projekten, musste die Finanzierung geklärt werden.
Aufgrund der neuen vertraglichen Vereinbarungen hat die Sagigenossenschaft nun das Recht den Weiher zu betreiben, besitzt das kantonale Wasserrecht und hat im Gegenzug für dessen Unterhalt zu sorgen. Zu guter Letzt stand der Bauausführung nichts mehr im Wege. Den Startschuss zur Sanierung gab das Ja an der GV.
Schlamm und Abfall im Wasser
Da alles Wasser aus den Bächen dem Kanton gehört, gab es Auflagen, die wir einhalten mussten. Wir mussten Rücksicht auf die Amphibien und Fische nehmen. Das einzige Zeitfenster, um das Wasser aus dem Weiher zu lassen, war Februar und März. Noch vor der Laichzeit der Erdkröte entleerten wir den Weiher im Februar 2019. Zum Vorschein kam sehr viel Abfall, der über die Jahre immer wieder im Weiher landete. Zudem fanden wir eine 80 cm dicke Schlammschicht vor, welche sich über die letzten 45 Jahre aufgebaut hat.
Mit Unterstützung der Forstequipe der Gemeinde Richterswil, einer Gartenbaufirma und helfenden Händen von Sagern rodeten wir die Uferbestockung. Da das Weiherprofil nun etwas grösser geplant wurde, mussten Bäume und Sträucher entfernt werden. Nach dem Bau wird das Ufer wieder bepflanzt. Uns war wichtig, die zwei grossen Eichen und Erlen zu erhalten. Auch wenn wieder Laub ins Wasser fällt, so braucht es Schattenbäume, damit das Wasser im Sommer nicht zu warm wird.
Nach diesen Arbeiten gab es einen kleinen Unterbruch, und nach ein paar Verzögerungen startete der Baumeister im September 2019 mit dem Bau.
Entscheidend für die Pro Sagi Samstagern war, dass der Weiher so natürlich wie möglich gestaltet wird. So entschieden wir uns, die alte Kunststofffolie auszugraben und zu entsorgen, damit der Weiher frei von Altlasten wurde. Für die Abdichtung verwendeten wir Bentonit.
Um überhaupt zur Weiherbaustelle zu gelangen, musste eine so genannte Baupiste von der Sagenbachstrasse bis in den Weiher gebaut werden, so dass Fünfachslastwagen problemlos darüberfahren konnten. Dies verringerte die Anzahl der Fahrten innerhalb der Baustelle erheblich.
Schweres Geschütz aufgefahren
Die Lastwagen führten den Schlamm ab, Betonfundamente wurden abgebrochen, Erde und Untergrund abgebaggert, und unter der kundigen Hand des Baggerführers nahm der Weiher nach und nach Form an. Parallel zu den Aushubarbeiten war der Maurer fleissig daran, die beiden Auslaufbauwerke zu schalen und zu betonieren; die alten genügten den heutigen Vorgaben nicht mehr. Nun können alle wichtigen Bedienelemente (Schieber, Grundablass, Leitungsrohre) gut und sicher erreicht werden.
Weil die Baupiste in den Weiher ragte und der 18 Tonnen schwere Bagger nicht über die modellierte Weihersohle fahren durfte, konnte immer nur abschnittweise gearbeitet werden. Auf die modellierte Grundfläche wurde bahnenweise die Bentonitmatten verlegt. Die einzelnen Rollen wogen an die zwei Tonnen. Bentonit ist ein mineralisches Material, welches zusammen mit Feuchtigkeit quillt und dadurch wasserundurchlässig wird. Sie erreicht damit eine Dichtheit von einer etwa 25 cm dicken Lehmschicht. Unerlässlich dabei ist, dass die Matten beim Verlegen nicht nass werden und schnellstmöglich mit Kies beschwert werden. Wird das nicht befolgt, verliert die Abdichtung ihren Zweck. Alle Anschlüsse an die kleine Weihermauer und an den Grundablass führte eine dafür spezialisierte Firma aus.
Ende Oktober 2019 konnten die grossen Arbeiten beendet werden, wenige Wochen später erfolgte eine Teilbefüllung des Weihers. Einen Monat lang beobachteten wir, ob der Wasserpegel konstant bleibt. Und tatsächlich: der Sagenbachweiher ist dicht und durfte am 23. Dezember 2019 aufgefüllt werden. Weitere Kleinarbeiten wie die Schlosser- und Zaunarbeiten, Rasensaat und Sträucherpflanzung wurden Anfang 2020 abgeschlossen. Zu einem naturnahen Weiher gehört eine möglichst vielfältige Gestaltung. Mit dem Naturschutzverein Richterswil-Samstagern wird die Initialgestaltung vorgenommen, mit der Zeit und der entsprechenden Pflege gestaltet sich die Natur ihren eigenen Lebensraum.
Wasser für die Sagi
Am 14. März 2020 öffneten wir den Schieber zum Wasserrad. Nun läuft das Wasser wieder von der Wasserfassung am Sagenbach, durch den Weiher zur Sägerei und zurück in den Sagenbach. Ein denkwürdiger Anlass! Mit Zuversicht, grossem Willen, guter Planung, präziser Ausführung, Schwung und Glück dreht sich das alte Wasserrad in unserem lebendigen Sagimuseum wieder und erfreut mit seinem Plätschern die Besucher und Spaziergänger.
Wir danken allen Beteiligten, die an der Realisation unserer Vision mitgewirkt und geholfen haben. Wie immer sind die finanziellen Mittel eines Museums sehr begrenzt. Dank der Unterstützung von Gönnern, dem Eigentümer, Kanton und der Gemeinde wurde es uns ermöglicht, dieses Sagi-Ensemble, bestehend aus Zeitzeuge der Handwerkskunst und seinem Antriebsgewässer, zu komplettieren. Noch sind die Kosten nicht vollständig gedeckt, darum sind wir weiterhin auf finanzielle Unterstützung angewiesen.
Weitere Infos und Kontaktangaben auf unserer Homepage: www.sagi-samstagern.ch