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Wädi-Slam reloaded

Am 12. Februar trafen sich im Theater Ticino neun Poetry Slammer zum «Wädi-Slam reloaded». Organisiert wurde der Anlass von der Lesegesellschaft Wädenswil.

Text & Bilder: Stefan Baumgartner

Ein Poetry-Slam ist ein literarischer Wettbewerb, bei dem selbstverfasste Texte innerhalb einer bestimmten Zeit vorgetragen werden. Am Anlass im Ticino traten die Slammer in drei ausgelosten Dreiergruppen an, jeweils die oder der Beste kam in den Final, wo der Sieger einer Flasche «Jack» bestimmt wurde. Wer soweit kam, lag in den Händen des Publikums, die ihre Wertung durch Applaus kundtat.

Schnittiges Programm

Moderiert wurde der Slam durch Jens Engelhardt, Coiffeur in Wädenswil und selbst begeisterter Slammer. Er versprach einen schnittigen Abend und bat als ersten den Lokalmatador auf die Bühne. Philipp Stauffer bezeichnete sich als «Wädenswiler mit Migrationshintergrund Solothurn». «Drum redi au so komisch.» In seiner Darbietung liess er sich über smarte Phones und dumme User aus.

Schnellsprechend, aber doch sprachlich filigran mit Ostschweizerdialekt liess sich Jan Rutishauser über Wein aus. Zu Beginn machte er klar, dass er Wein liebe und deshalb eine «Lob-Rebe» halte, und so folgten seine Pointen folgten Schlag auf Schlag, und man sollte am Schluss nicht sagen können, dass der Abgang das Beste gewesen sei – im Gegenteil!

Urs-Sepp Troxlers Frau erwartet ihr erstes Kind, und so machte sich der dritte Slammer Gedanken über den Namen, den das Ungeborene dereinst tragen könnte. Sein Fazit war, dass es vorerst mal «Du» heisst.

Ebenso mit Namen beschäftigte sich Max Kaufmann. Er wisse, dass «Max» 2019 der beliebteste Kälbernamen gewesen sei. Im weiteren aber gab er die unerwiderte Liebe zu Jessica zum Besten. 

Klaus Estermann lag sogar die Rettung der Welt am Herzen, und Jennifer Unfug – an diesem Abend die erste Frau auf der Bühne – erzählte Postkarten-Abenteuer. Jene Abenteuer, die Gotti und Götti auf ihren Reisen mit ihr durch Postkarten aus aller Welt teilten.

Ihr folgte Jessica Brunner, die ihr schwieriges Alter – in den Zwanzigern, ist kein Kind mehr, darf kein Kind mehr sein – zum Thema machte.

«Völlig losgelöst»  tauchte Elias Schmitter in den Weltraum ab. Ihm folgte Lukas Becker, der mit starker Mimik und Gestik die Geschichte «An einem anderen Ort» vortrug; einer Geschichte, die sich mit dem Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung auseinandersetzte. Zu recht kam er für diese starke Vorstellung in die finale Ausmarchung, zusammen mit Jan Rutishauser und Jennifer Unfug. Die Auslosung wollte es so, dass Becker gleich wieder auf die Bühne durfte und seine zweite Geschichte, eine Begegnung in Kolumbien, vortrug. In ihrer zweiten Geschichte machte Jennifer Unfug das Publikum mit dem Beauty-Aufwand einer Frau näher bekannt: «Schön anzusehen zu sein, ist keine Miete, die wir zahlen, um auf der Welt zu sein», meinte sie.

Jan Rutishauser gewann den Wädi-Slam.

Jan Rutishauser schliesslich widmete sein Gedicht «Schwarz auf Weiss» seiner Mutter, die ihm immer vor dem Zu-Bett-Gehen vorgelesen hatte und so des Poeten Richtung vorgegeben hatte. Seither «litt er an Buchhochdruck», und wenn ihn «etwas bedruckt, trinkt er ein Buchsta-Bier». Mit so viel Wortwitz innert kürzester Zeit hatte der 32-jährige Ostschweizer das Publikum auf seine Seite gebracht  und durfte sich über die gewonnene Flasche Whiskey freuen.

Der gebürtige Thurgauer ist professioneller Kabarettist und nahm bereits 2012 das erste Mal an einem Poetry-Slam-Wettbewerb teil.

Sie organisierten den Anlass: Gudula Langhart und Claudia Blade von der Lesegesellschaft.

Die Lesegesellschaft führte den Anlass zum 11. Mal durch, das letzte Mal allerdings im Jahre 2016, so dass der Anlass – dem eine Fortsetzung gewünscht wird – unter dem Titel «Wädi-Slam reloaded» lief. Für den Neustart und die Organisation waren Gudula Langhart und Claudia Flade verantwortlich, weil sie fanden, dass der Wädi-Slam «eigentlich immer eine schöne Veranstaltung gewesen sei». Die voll besetzten Zuschauerreihen gaben den Beiden recht! 

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