Seit einem Jahr gehört Schönenberg zu Wädenswil. Ein neuer Dorfverein wurde gegründet, mit Bibliothek und Kafi, und viele neue Ideen zur Nutzung des Vereinslokals in der Dorfmitti sind am Entstehen.
Text: Ingrid Eva Liedtke
Bilder: zvg
Nach einem Jahr Zugehörigkeit zur Stadt Wädenswil gestatten wir uns einen Blick auf das Leben im Dorf. Existiert es noch, das dörfliche Leben? Der Dorfverein Schönenberg zieht eine erste Bilanz und ist damit sehr zufrieden.
An einem trüben Freitagmorgen treffe ich mich mit Daniela Rubin Feusi in der Bibliothek, in der Dorfmitti. Das Haus befindet sich wirklich mitten im Dorf, darum auch der Name. Die Bibliothek ist klein und fein, eingerichtet wie Grossmutters Stübli, Kaffee und Tee wird aus verschnörkelten Tässchen mit Goldrand und Rosenmotiven getrunken, die Gipfeli und Kuchen liegen auf einer dazu passenden Porzellanetagere. Das gesamte Inventar stammt aus den Estrichen und Kellern von Schönenbergern, die die begeisternde Idee, einen Dorfverein mit Bibliothek und dazugehörigem Kafi zu gründen, unterstützten, indem sie ihre antiken Erbstücke vom Staub befreiten und ihnen in der Dorfmitti ein neues Leben schenkten. Nun sitzen wöchentlich viele Besucher auf Biedermeierstühlen an runden Holztischen, schlürfen genüsslich ihren Kaffee aus güldenen Tässchen, lesen oder unterhalten sich über Literatur oder den neusten Dorfklatsch.
Man trifft sich in der Dorfmitti. Auch der eine oder andere Kurs oder Treff hat sich schon im Lokal eingemietet: Es gibt einen Literaturzirkel, der sich etwa alle drei Monate trifft und über das gelesene Buch diskutiert. Das Interesse war so gross, dass man sich momentan nur auf die Warteliste setzen lassen kann. Mehr Glück hat man diesbezüglich beim Stricktreff, der jeden ersten Dienstag im Monat stattfindet. Man kann einfach seine «Lismete» einpacken und sich um 19.30 Uhr in der Dorfmitti einfinden. Dann wird zusammen gestrickt und sich ausgetauscht und sicher bekommt man auch Hilfe, wenn es mit dem Zopfmuster noch nicht so klappen will. Alle ein bis zwei Monate findet zudem ein Spielabend für Erwachsene statt (siehe Homepage).
Weiter geplant sind Schachkurse für Kinder. Dazu werden aber noch Erwachsene, die selber Schach spielen, zu deren Anleitung gesucht. Auch ist ein Eltern-Kind-Treff geplant, jeweils am Freitagmorgen von 9.00 bis 11.00 Uhr, organisiert von der Dienststelle Soziokultur und dem Dorfverein Schönenberg. Die ersten Daten sind schon festgelegt: 27. März und 5. Juni 2020.
Attraktives Angebot Die Bibliothek, die sich in der Dorfmitti befindet, wird rege genutzt und auch gewissenhaft und mit viel Engagement geführt. Daniela Rubin Feusi spricht von ihrem Anliegen, ein aktuelles und interessantes Angebot zu präsentieren, was nicht ganz einfach ist bei diesem sehr beschränkten Platz. Trotzdem werden immer wieder Neuheiten erworben, um das Angebot attraktiv zu halten. 2019 waren es über 200 Neuheiten, die das bestehende Sortiment erweitert haben. Natürlich müssen auch immer wieder ältere Bücher den neuen weichen, weil das Platzangebot beschränkt ist. Sie kommen in eine Kiste, woraus sich jeder nehmen kann, was ihn interessiert (ins Kässeli kann man freiwillig etwas einwerfen). Für die Kinder hat es Spiele, CDs, DVDs und viele Comics zum Ausleihen. Auch der neuste Asterix-Band ist darunter! Auch Hörspiele für Erwachsene sind im Sortiment. So darf man dann auch eine positive Bilanz ziehen. Die Bibliothek hat nach einem Jahr mehr Mitglieder als erwartet. Manche sind aktiv, andere sind nur unterstützend. Trotzdem hoffen Daniela Rubin Feusi und ihre acht Mitarbeiter auf noch mehr Besucher und auf die neuen, ganz nahen Postautohaltestellen.
Erwartungen übertroffen
Andrea Keller-Bachmann ist die Ansprechperson für das Kafi in der Dorfmitti. Ihre Bilanz ist ebenso positiv: «Es helfen momentan 22 Frauen und ein Mann freiwillig im Kafi mit. Ich koordiniere die Helfereinsätze, konnte aber verschiedene Arbeiten wie Reinigung und Einkauf delegieren. Ich bin sehr froh um diese lieben Leute, die zum Teil mehr leisten fürs Kafi als ich. Am Anfang wurden unsere Erwartungen mehr als übertroffen. Jetzt haben wir in der Dorfmitti eine kleine Stammkundschaft, die wir sehr schätzen. Meistens versammeln sich alle am runden Stammtisch. Dennoch sind wir immer wieder erstaunt, dass es Leute gibt im Dorf, die bis anhin noch nicht wussten, dass es dieses Kafi gibt. Darum sind wir froh, wenn die Mund-zu-Mund-Propaganda gut weiterläuft und hoffen auf viele weitere Gäste im 2020.»
Als besonderes, neues Angebot wird jetzt auch eine Kafikarte angeboten: Zehn Kaffees trinken und der elfte ist gratis! Und in der Dorfmitti gibt es nicht nur Kaffee, sondern auch Tee, diverse Mineralwasser und feines Gebäck.
Doch der Dorfverein ist nicht nur Bibliothek und Kafi. Er ist ein Bindeglied zwischen der Stadt Wädenswil und dem Dorf Schönenberg und hat schon einige Veranstaltungen zusammen mit der Stadt Wädenswil organisiert, wie zum Beispiel das Begegnungsfest vom 14. Juli 2019 während der Chilbi, mit Dorfrundgang. Am 5. September 2019 führte der Dorfverein in Anlehnung an die frühere Gemeindeversammlung eine Dorfversammlung durch, wo die 100 anwesenden Schönenbergerinnen und Schönenberger ihre Anliegen dem Stadtrat präsentieren konnten. Dabei wurden Fragen zur Verkehrssicherheit, zum Altersheim, zur Pflege des Dorfbildes und zu Dorfanlässen wie zum Beispiel dem Bring- und Holtag besprochen und geklärt.
Am Wienachtsmäärt vom 14. Dezember hatte der Dorfverein einen Stand. Ausgemusterte Bücher aus der Bibliothek und Kafigutscheine wurden angeboten und natürlich auf die Tätigkeit des Dorfvereins aufmerksam gemacht.
Kurz vor Weihnachten, am 23. Dezember, fand ein Adventsfenster in der Dorfmitti statt, wo zwischen 19.00 und 22.00 Uhr immer etwa 20 Personen bewirtet wurden, inklusive Besuch der Chrungeler, welcher dann zu einer leichten Verlängerung führte.
Der Dorfverein ist aktiv und will weiter nah an den Leuten sein, deren Interessen aufnehmen, wenn möglich Themen aufgreifen und weiterverfolgen. So ist in Zusammenarbeit mit anderen Beteiligten folgendes in Arbeit: Jedes Jahr soll wieder ein vergünstigter Ausflug für alle Schönenberger Pensionierten angeboten werden. Der Bring- und Holtag soll ab diesem Jahr wieder separat für den Schönenberg durchgeführt werden.
Die Zuständigkeit für das Kerzenziehen am Wienachtsmäärt wird geklärt. Man will das Gespräch mit den Zuständigen des JK-Hauses Zweierhof suchen, um mögliche Formen der Zusammenarbeit abzuklären.
Es besteht die Idee, eine Kunstausstellung zu organisieren mit Schönenberger Künstlern, unter anderem mit dem Verkauf der Bilder von Ferdinand Hofmann, einem ehemaligen Maler und Lehrer aus Schönenberg.
Natürlich sollen weitere Mittel, Vereinsmitglieder und freiwillige Mitarbeitende gewonnen werden. Der Mitgliederbestand ist seit der ersten Versammlung von 96 auf 113 angestiegen, doch um im Dorf breit abgestützt zu sein, wären weitere Mitglieder sicher wünschenswert.
Zudem freut sich der Verein über jede und jeden, die ihre Hilfe anbieten – sei es auch nur für einen einzelnen Anlass. Sicher sind auch weitere Ideen und Anregungen willkommen.
Ein Schluss liegt nahe und freut wohl jeden hier: das Dorf lebt und es gibt viele engagierte Schönenbergerinnen und Schönenberger, die gewillt sind, das ihrige zu einem lebendigen und vielseitigen Dorfleben beizutragen.
Das Vereinslokal Dorfmitti kann für einen Kurs oder Anlass gemietet werden, sowohl von Mitgliedern des Dorfvereins als auch von Nichtmitgliedern.
Weitere Informationen unter www.dorfverein-schoenenberg.ch
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Seit einem Jahr gehört Schönenberg zu Wädenswil. Ein neuer Dorfverein wurde gegründet, mit Bibliothek und Kafi, und viele neue Ideen zur Nutzung des Vereinslokals in der Dorfmitti sind am Entstehen.
Text: Ingrid Eva Liedtke
Bilder: zvg
Nach einem Jahr Zugehörigkeit zur Stadt Wädenswil gestatten wir uns einen Blick auf das Leben im Dorf. Existiert es noch, das dörfliche Leben? Der Dorfverein Schönenberg zieht eine erste Bilanz und ist damit sehr zufrieden.
An einem trüben Freitagmorgen treffe ich mich mit Daniela Rubin Feusi in der Bibliothek, in der Dorfmitti. Das Haus befindet sich wirklich mitten im Dorf, darum auch der Name. Die Bibliothek ist klein und fein, eingerichtet wie Grossmutters Stübli, Kaffee und Tee wird aus verschnörkelten Tässchen mit Goldrand und Rosenmotiven getrunken, die Gipfeli und Kuchen liegen auf einer dazu passenden Porzellanetagere. Das gesamte Inventar stammt aus den Estrichen und Kellern von Schönenbergern, die die begeisternde Idee, einen Dorfverein mit Bibliothek und dazugehörigem Kafi zu gründen, unterstützten, indem sie ihre antiken Erbstücke vom Staub befreiten und ihnen in der Dorfmitti ein neues Leben schenkten. Nun sitzen wöchentlich viele Besucher auf Biedermeierstühlen an runden Holztischen, schlürfen genüsslich ihren Kaffee aus güldenen Tässchen, lesen oder unterhalten sich über Literatur oder den neusten Dorfklatsch.
Man trifft sich in der Dorfmitti. Auch der eine oder andere Kurs oder Treff hat sich schon im Lokal eingemietet: Es gibt einen Literaturzirkel, der sich etwa alle drei Monate trifft und über das gelesene Buch diskutiert. Das Interesse war so gross, dass man sich momentan nur auf die Warteliste setzen lassen kann. Mehr Glück hat man diesbezüglich beim Stricktreff, der jeden ersten Dienstag im Monat stattfindet. Man kann einfach seine «Lismete» einpacken und sich um 19.30 Uhr in der Dorfmitti einfinden. Dann wird zusammen gestrickt und sich ausgetauscht und sicher bekommt man auch Hilfe, wenn es mit dem Zopfmuster noch nicht so klappen will. Alle ein bis zwei Monate findet zudem ein Spielabend für Erwachsene statt (siehe Homepage).
Weiter geplant sind Schachkurse für Kinder. Dazu werden aber noch Erwachsene, die selber Schach spielen, zu deren Anleitung gesucht. Auch ist ein Eltern-Kind-Treff geplant, jeweils am Freitagmorgen von 9.00 bis 11.00 Uhr, organisiert von der Dienststelle Soziokultur und dem Dorfverein Schönenberg. Die ersten Daten sind schon festgelegt: 27. März und 5. Juni 2020.
Attraktives Angebot
Die Bibliothek, die sich in der Dorfmitti befindet, wird rege genutzt und auch gewissenhaft und mit viel Engagement geführt. Daniela Rubin Feusi spricht von ihrem Anliegen, ein aktuelles und interessantes Angebot zu präsentieren, was nicht ganz einfach ist bei diesem sehr beschränkten Platz. Trotzdem werden immer wieder Neuheiten erworben, um das Angebot attraktiv zu halten. 2019 waren es über 200 Neuheiten, die das bestehende Sortiment erweitert haben. Natürlich müssen auch immer wieder ältere Bücher den neuen weichen, weil das Platzangebot beschränkt ist. Sie kommen in eine Kiste, woraus sich jeder nehmen kann, was ihn interessiert (ins Kässeli kann man freiwillig etwas einwerfen). Für die Kinder hat es Spiele, CDs, DVDs und viele Comics zum Ausleihen. Auch der neuste Asterix-Band ist darunter! Auch Hörspiele für Erwachsene sind im Sortiment. So darf man dann auch eine positive Bilanz ziehen. Die Bibliothek hat nach einem Jahr mehr Mitglieder als erwartet. Manche sind aktiv, andere sind nur unterstützend. Trotzdem hoffen Daniela Rubin Feusi und ihre acht Mitarbeiter auf noch mehr Besucher und auf die neuen, ganz nahen Postautohaltestellen.
Erwartungen übertroffen
Andrea Keller-Bachmann ist die Ansprechperson für das Kafi in der Dorfmitti. Ihre Bilanz ist ebenso positiv: «Es helfen momentan 22 Frauen und ein Mann freiwillig im Kafi mit. Ich koordiniere die Helfereinsätze, konnte aber verschiedene Arbeiten wie Reinigung und Einkauf delegieren. Ich bin sehr froh um diese lieben Leute, die zum Teil mehr leisten fürs Kafi als ich. Am Anfang wurden unsere Erwartungen mehr als übertroffen. Jetzt haben wir in der Dorfmitti eine kleine Stammkundschaft, die wir sehr schätzen. Meistens versammeln sich alle am runden Stammtisch. Dennoch sind wir immer wieder erstaunt, dass es Leute gibt im Dorf, die bis anhin noch nicht wussten, dass es dieses Kafi gibt. Darum sind wir froh, wenn die Mund-zu-Mund-Propaganda gut weiterläuft und hoffen auf viele weitere Gäste im 2020.»
Als besonderes, neues Angebot wird jetzt auch eine Kafikarte angeboten: Zehn Kaffees trinken und der elfte ist gratis! Und in der Dorfmitti gibt es nicht nur Kaffee, sondern auch Tee, diverse Mineralwasser und feines Gebäck.
Doch der Dorfverein ist nicht nur Bibliothek und Kafi. Er ist ein Bindeglied zwischen der Stadt Wädenswil und dem Dorf Schönenberg und hat schon einige Veranstaltungen zusammen mit der Stadt Wädenswil organisiert, wie zum Beispiel das Begegnungsfest vom 14. Juli 2019 während der Chilbi, mit Dorfrundgang. Am 5. September 2019 führte der Dorfverein in Anlehnung an die frühere Gemeindeversammlung eine Dorfversammlung durch, wo die 100 anwesenden Schönenbergerinnen und Schönenberger ihre Anliegen dem Stadtrat präsentieren konnten. Dabei wurden Fragen zur Verkehrssicherheit, zum Altersheim, zur Pflege des Dorfbildes und zu Dorfanlässen wie zum Beispiel dem Bring- und Holtag besprochen und geklärt.
Am Wienachtsmäärt vom 14. Dezember hatte der Dorfverein einen Stand. Ausgemusterte Bücher aus der Bibliothek und Kafigutscheine wurden angeboten und natürlich auf die Tätigkeit des Dorfvereins aufmerksam gemacht.
Kurz vor Weihnachten, am 23. Dezember, fand ein Adventsfenster in der Dorfmitti statt, wo zwischen 19.00 und 22.00 Uhr immer etwa 20 Personen bewirtet wurden, inklusive Besuch der Chrungeler, welcher dann zu einer leichten Verlängerung führte.
Der Dorfverein ist aktiv und will weiter nah an den Leuten sein, deren Interessen aufnehmen, wenn möglich Themen aufgreifen und weiterverfolgen. So ist in Zusammenarbeit mit anderen Beteiligten folgendes in Arbeit: Jedes Jahr soll wieder ein vergünstigter Ausflug für alle Schönenberger Pensionierten angeboten werden. Der Bring- und Holtag soll ab diesem Jahr wieder separat für den Schönenberg durchgeführt werden.
Die Zuständigkeit für das Kerzenziehen am Wienachtsmäärt wird geklärt. Man will das Gespräch mit den Zuständigen des JK-Hauses Zweierhof suchen, um mögliche Formen der Zusammenarbeit abzuklären.
Es besteht die Idee, eine Kunstausstellung zu organisieren mit Schönenberger Künstlern, unter anderem mit dem Verkauf der Bilder von Ferdinand Hofmann, einem ehemaligen Maler und Lehrer aus Schönenberg.
Natürlich sollen weitere Mittel, Vereinsmitglieder und freiwillige Mitarbeitende gewonnen werden. Der Mitgliederbestand ist seit der ersten Versammlung von 96 auf 113 angestiegen, doch um im Dorf breit abgestützt zu sein, wären weitere Mitglieder sicher wünschenswert.
Zudem freut sich der Verein über jede und jeden, die ihre Hilfe anbieten – sei es auch nur für einen einzelnen Anlass. Sicher sind auch weitere Ideen und Anregungen willkommen.
Ein Schluss liegt nahe und freut wohl jeden hier: das Dorf lebt und es gibt viele engagierte Schönenbergerinnen und Schönenberger, die gewillt sind, das ihrige zu einem lebendigen und vielseitigen Dorfleben beizutragen.
Das Vereinslokal Dorfmitti kann für einen Kurs oder Anlass gemietet werden, sowohl von Mitgliedern des Dorfvereins als auch von Nichtmitgliedern.
Weitere Informationen unter www.dorfverein-schoenenberg.ch