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Lesegesellschaft: „ans nackte meer“

Mitzuerleben, wie ein Text zusammen mit speziell dafür gemalten Bildern zu einem Buch wird, das war Mitte Dezember 2019 in der Kulturgarage Wädenswil möglich. Zwar ist das Buch inhaltlich da, aber noch kein Verlag gefunden. Unter dieser Spannung stand die Lesung der Wädenswilerin Annina Haab, begleitet von den Meerbildern von Anna-Lena Ruff.

Die zahlreich erschienenen Interessierten konnten eine Auswahl von 14 Bildern aus insgesamt 34 anschauen. Mit einfachsten Mitteln gemalt – eine Art Filzstift gab die Bewegung der Wellen, durch eine spezielle Kreide entstanden die feinen Schatten – liessen die Darstellungen das Meer fast real gegenwärtig werden.

Auch die Texte waren fein schattiert. Der Zusammenhang zum Meer wurde in den Erläuterungen Annina Haabs – neben der Beschreibung des Aufbruchs zu Fuss ans Meer – noch auf ganz unerwartete Weise deutlich, indem sie nämlich ausführte, wie sie ihren Zweifel an der Sprache in den Text legen, wie sie die Figuren nicht physisch fixieren wollte, wie das Zwiegespräch von Ich und Anna die Grenze zwischen Innen und Aussen fliessend lässt, genauso wie das Meer in ewiger Bewegung ist und wie der Text auch sagt, kein Ende, sondern immer nur einen Anfang hat. Andere Feinheiten zeigte etwa die Formulierung: «… dass gerade du mich lieben könntest; dass du gerade mich lieben könntest.» Ein Wörtlein in zwei fast gleichen Sätzen eröffnet durch dessen Umstellung ein reizvolles Sinnspiel. Solche sprachlichen Nuancen machten den Abend zu einem reichen Literaturgenuss, ermöglicht durch eine junge Autorin.

Die Einladung zum anschliessenden Apéro wurde von den Anwesenden gerne angenommen. Eine Gelegenheit auch um die Meerbilder anzuschauen und die angeregten Gedanken in lebhaften Gesprächen bei einem Glas Wein auszutauschen. (e)

Nächste Veranstaltungen:

Mittwoch, 12. Februar 2020, 20.30 Uhr, Theater Ticino. «Wädi-Slam reloaded», der Poetry Slam ist zurück in Wädenswil

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