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Auf den Hund gekommen mit animal-happyend

Nicht jeder gute Hund muss einen teuren Stammbaum haben. Auch Mischlinge und Hunde aus dem Tierschutz sind liebe, treue Begleiter, manchmal sogar die besseren. So mancher behauptet sogar, dass diese Tiere sehr dankbar sind. Ich würde es herausfinden … bald.

Am 10. September war er endlich da, der Tag, den ich seit Monaten sehnsüchtig erwartet hatte. Ich durfte Viggo abholen, einen Podenco-Mix, 45 cm gross, 15 Kilo leicht, ziemlich dünn, schwarz-weiss, kurzhaarig, mit einem längeren Fellkragen um den Hals und einem süssen, kleinen Bärtchen. Man hatte ihn nahe einer Autobahn in Südspanien gefunden, wo er wohl ausgesetzt worden war. Wer weiss, vielleicht ist er auch davongelaufen aus einem unschönen Leben. Man weiss es selten genau. Er war dann auf eine Hundestation in San Roque gebracht worden. 

Mein Mann und ich, wir wollten ihn «retten», wollten einem Hund einen schönen Lebensplatz geben und unserer Stella, der Labradoodle-Hündin, einen Gefährten. Gefunden haben wir Viggo auf der Website von animal-happyend (animal-happyend arbeitete mit melampo, der Hundestation in San Roque zusammen, doch die zwei Organisationen haben sich unterdessen getrennt).

Animal-happyend ist ein Verein für Tiere in Not. Er nimmt sich der Schicksale von Hunden im Ausland (vorwiegend Ungarn) an, deren Schicksal, sprich Leben auf der Strasse, sie über kurz oder lang in die Tötungsstation führen würde. Die Tiere im Süden und Osten Europas leben oft unter grausamen Bedingungen. Ausgebeutet, vernachlässigt und teilweise schwer misshandelt, fristen sie ein qualvolles Dasein. Ein Anspruch auf artgerechte Haltung ist im öffentlichen Bewusstsein nicht verankert. Gerade die anhaltende Wirtschaftskrise hat die Problematik weiter verschärft. Die Bedürfnisse der Tiere sind noch weiter in den Hintergrund gerückt und drohen, gerade da, wo sowieso akuter Mangel herrscht, in Vergessenheit zu geraten. 

Animal-happyend, wie auch andere Organisationen leisten vor Ort wichtige Hilfe durch Kastrationen und Verteilen von Waren, wie zum Beispiel Hundehütten. Damit verbunden ist auch die Aufklärung der lokalen Bevölkerung. Mitunter werden Schulklassen ins Tierheim in Menhely (Ungarn) eingeladen, um schon die Kinder für das Thema Tierleid und Tierwohl zu sensibilisieren.

Vielleicht sah ich ja die Adoption eines Hundes ein wenig rosarot, weil ich Hunde einfach liebe und sie als wirklich gute Freunde von uns Menschen erachte. Die Fotos von diesen traurigen Hundeaugen sowie die berührenden Beschreibungen der einzelnen Tierschicksale waren bei mir so wirkungsvoll, dass ich am liebsten alle herrenlosen Hunde adoptieren wollte. Das ist übrigens so geblieben!

Dass unser Hund einen sehr freundlichen, zutraulichem Charakter und offensichtlich kein schweres Trauma hatte, sollte sich bewahrheiten. 

Wir haben uns auf jeden Fall sofort in diesen Hund verliebt und irgendwie war da auch dieses Gefühl, dass er uns ausgesucht hatte, zu uns gehören musste. Man halte dies für esoterisch, Tatsache ist, dass vom ersten Tag an alles wunderbar klappte.

Ich habe diese Fellnase an besagtem Tag von einem Hundetransport aus Spanien abgeholt. Auf einer Wiese im Nirgendwo war der Besammlungsort. Viggo und ich hatten uns vorher noch nie gesehen. Ich kannte ihn nur von Fotos und ein paar Videos, die mir zugeschickt worden waren. Doch auf irgend eine Art und Weise standen wir schon in Verbindung zueinander. Und so stand ich an diesem noch warmen Herbstmorgen auf dieser Wiese und musste schon die ersten Tränen der Rührung hinunterschlucken, als dieser weisse Lieferwagen vorfuhr. Die Schiebetüren wurden geöffnet, und darin sassen die Hunde in ihren Käfigen und schauten teils scheu, teils  verängstigt und manche auch neugierig hinaus in diese neue Welt und auf die Gruppe Menschen, die sie sehnlichst erwartete. Wieder musste ich warten, bis die Reihe an mir war, um endlich meinen Liebling in Empfang zu nehmen. Zuerst kamen die ganz Ängstlichen an die Reihe. Viggo hatte ich sofort gesehen. Er sass ruhig da und schaute zu mir herüber, als ob er wüsste, dass ich auf ihn warte. Er war ganz entspannt als er aus dem Auto gehoben und mir übergeben wurde. Wie wenn er nie etwas anderes gekannt hätte, machten wir unseren ersten Spaziergang auf dieser grünen Wiese im Nirgendwo und gingen anschliessend zusammen nach Hause.

Doch bis zu diesem Tag hatten wir doch noch ein paar wichtige Hürden nehmen müssen. Bis ein Hund aus dem Tierschutz diesen neuen Platz bei seinen Menschen einnehmen kann, braucht es einige Prüfungen, die man durchlaufen muss. Man kann das Tier nicht einfach bestellen und dann wird es geliefert, wie es auf anderen Wegen durchaus möglich ist. Diese anderen Wege führen oft dazu, dass Hunde schnell bestellt und gekauft und oft auch verschenkt werden, wie Spielzeug, ohne dass sich Mensch im Klaren ist, was es bedeutet ein solches Tier zu halten, welche Verantwortung man damit auch übernimmt. Selbst seriöse Züchter fragen nicht immer so genau nach. 

Darum landen viele Tiere in Tierheimen oder werden gar ausgesetzt.

Zum Glück wird bei animal-happyend genau geprüft, was sich für ewig binden soll. Die Tiere, die schon genug Leid erfahren haben – die einen unvorstellbar viel und andere vielleicht weniger, aber ungewollt sind sie alle – sollen einen Ort finden, der ihnen Schutz und Sicherheit gewährt und vor allem Menschen, denen sie wieder vertrauen können und die dieses Vertrauen auch verdienen, Menschen, die sie lieben.

Dafür wird jeder, der sich für eine Adoption eines Hundes anmeldet von animal-happyend auf Herz und Nieren geprüft.

Warum will man einen Hund bei sich aufnehmen? Kann man ihm eine artgerechte Umgebung gewährleisten? Ist man bereit, für täglichen Auslauf und auch die nötige Auslastung des Tieres zu sorgen? Will man ihm das Hundeeinmaleins beibringen? Ist der Rest der Familie auch einverstanden? Ist man sich bewusst, dass ein Hund auch einiges kostet? Ist der Hund nicht zu jung oder zu alt für diesen Hundehalter? Ist der Garten eingezäunt und das Tier in Sicherheit? Solche und viele weitere Fragen werden den zukünftigen Hundehaltern gestellt. Was sicher am meisten zählt ist die Hingabe und die Liebe, die man bereit ist, diesem Tier zu geben während seines ganzen Hundelebens. So ein Hundeleben kann gut und gerne bis sechzehn Jahre dauern. Ein junger Hund ist verspielt, zerbeisst Dinge, wenn ihm langweilig ist und ist auch mal undicht. Ein alter Hund wird vielleicht krank, kann nicht mehr gut gehen, wird auch wieder undicht, muss gepflegt und schliesslich in den Tod begleitet werden. Das tut dann auch sehr weh.

Ein Hund aus dem Tierschutz kann zudem ängstlich oder aggressiv sein oder einfach misstrauisch, im schlimmsten Fall eine gebrochene Seele, die besonders viel Zuwendung und Verständnis braucht.

Animal-happyend nimmt seine Vermittlerrolle sehr ernst und zieht all dies in Betracht, im Bestreben für jeden Hund einen geeigneten Platz und für jeden Menschen den passenden Hund zu finden. Auch Rentner dürfen noch einen Hund adoptieren, einen, der zu ihnen passt. 

Wenn die Hunde bei ihren neuen Besitzern ankommen, haben sie umfassende Gesundheits-Checks durchlaufen, sind gechippt und geimpft und wenn sie alt genug dafür sind, schon kastriert. Sie sind schon mal an einer Leine gegangen und haben sich meistens in einem Rudel aufgehalten, sind also an andere Hunde gewöhnt.

Viggo hat sich – kaum waren wir zuhause – in sein Bettchen gelegt, sein neues Spielzeug unter sich versteckt, damit es ihm niemand wieder nehmen kann, und ist nach einem letzten Blick auf uns und Stella, seine neue Schwester, eingeschlafen. Seither gehört er zu unserer Familie – und es scheint, als ob es schon immer so gewesen sei.

Yvonne Fiedler aus Schönenberg ist die Gründerin von animal-happyend. In einem sehr komfortablen Moment, nämlich in den Ferien in Südfrankreich, bei einem Glas Champagner, erzählte ihr die Patentochter ihres Mannes von der Misere der Strassenhunde in Südspanien und wie viele in den Tötungsstationen ein grausames Ende finden. Das Thema liess Yvonne Fiedler keine Ruhe mehr. Wieder zuhause wollte sie mehr darüber wissen und hat sich hinter ihren PC gesetzt und recherchiert. Die Bilder und Berichte über all die traurigen Schicksale und das Leid der Hunde in vielen Ländern Europas und der Welt haben sie zum Weinen gebracht. Das ganze Ausmass des Elends führte sie schlussendlich zu einer Entscheidung, nämlich ihre Tränen zu trocknen und aktiv zu werden. Sie musste und wollte helfen.

Als erstes hat sie begonnen, Material zu sammeln. Dieses hat sie zusammen mit der Patentochter ihres Mannes nach Südspanien gebracht und verteilt, um vor Ort Abhilfe zu schaffen. Zurück fuhr sie dann schon mit Tieren, Hunden und Katzen, für die sie einen Platz in der Schweiz organisiert hatte. 

«Als ich die Tötungsstationen besucht habe», erinnert sich Yvonne Fiedler, «ging es mir wirklich schlecht. Wenn ich in die Augen all dieser armen Kreaturen schaute, brach es mir das Herz. Doch mir wurde auch klar: Jetzt musst du aufhören zu heulen und etwas unternehmen. So habe ich den Verein animal-happyend gegründet.»

Ziemlich schnell kam dann Yvette Höner, eine Freundin von Yvonne, dazu. «Wir haben überall und bei jeder Gelegenheit gebettelt, um Material und Spenden. Dabei habe ich keine Hemmungen, schliesslich war und ist es für die Hunde.»

Animal-happyend ist schnell gewachsen und wurde bekannt. Unterdessen ist es eine der grössten Tierschutzorganisation der Schweiz. «Wir sind ein Verein mit gesamtschweizerisch 100 ehrenamtlichen Mitarbeitern», sagt Yvonne Fiedler mit Stolz in der Stimme.

Zuerst wurden die Tiere vor allem vor Ort vermittelt, doch dann wurden Tierheime gesucht, mit denen man zusammenarbeiten konnte. 

In der Schweiz gibt es ausserdem Pflegestellen; Menschen, die Hunde temporär aufnehmen, bis sie weitervermittelt sind. Man kann die Hunde da besuchen, um herauszufinden, ob man sich versteht. «Gute Pflegestellen sind Gold wert,» sagt Yvonne Fiedler «doch mir sind Direktadoptionen lieber. Weil so das Tier nicht nochmals seinen Platz verlassen muss.»

Und wenn es nicht klappt auf Dauer mit Viggo? Wenn er und Stella nicht auskommen, gar aufeinander losgehen? Was dann?

Ich muss einen Vertrag unterschreiben, in dem steht, dass ich den Hund nicht an Dritte weitergebe. Animal-happyend würde mir beratend zur Seite stehen, wenn es Schwierigkeiten gäbe oder gar den Hund zurücknehmen und, falls nötig, anderswo platzieren. Das komme aber erstaunlich selten vor, sagt Yvonne Fiedler. Die Trefferquote liege bei 98%! 

Ich glaube ihr das, denn wir haben mit unserem Viggo einen Treffer gelandet. Er ist noch jung, hat Flausen im Kopf und einen ausgeprägten Jagdtrieb. Das ist aber normal. Ausserdem ist er verschmust, verspielt und sehr freundlich anderen Hunden gegenüber und wir können uns ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Es passt! 

Ich gebe zu, ich bin, was Hunde anbelangt, immer ein wenig blauäugig. Trotzdem habe ich mich vorgängig umgehört und verschiedene Halter von Tierschutzhunden befragt. Ich habe mehrheitlich positive Bericht erhalten.

Darum kann ich nur dazu raten, animal-happyend und andere Tierschutzorganisationen zu unterstützen in ihrem Bestreben für eine Gesellschaft, in welcher jedes Tier Anspruch auf ein artgemässes, leidensfreies Leben und einen stress- und schmerzlosen Tod hat, für eine Gesellschaft, in der Tiere als Mitgeschöpfe betrachtet werden, mit denen respektvoll umzugehen ist und welche durch verantwortungsbewusstes Handeln zu schützen sind.

Nicht jeder Mensch ist ein Hundehalter. Man kann auch Katzen adoptieren! Und man kann sich immer dazu entscheiden etwas zu spenden oder eine Patenschaft zu übernehmen. Bald ist Weihnachten! (iel)

www.animal-happyend.ch 

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