Über 800 Leute besuchten das Lichtspektakel in der Nacht vom 20. und 21. September und erfuhren dabei die Grenze Richterswil-Wollerau auf neue Art. In stundenlanger Arbeit waren – unter anderem – 100 Meter LED-Stripes verlegt worden.
Schon vor dem ersten offiziellen Führungstermin durch den Wald versammelten sich zahlreiche Menschen eingangs des Mülibachtobels. Die beiden Kuratorinnen Werffeli und Kambli zeigten sich erstaunt und mehr als erfreut über diese Zuwendung aus der Bevölkerung. In Gruppen aufgeteilt und vorzugsweise mit Taschenlampe ausgestattet folgten die Leute einem der Guides aus dem RIWO-Kernteam, den Kulturkommissionen Richterswil und Wollerau oder Freiwilligen aus der Bevölkerung. Vorerst leuchteten von Felsen und Baumstümpfen 40 bunte Lichtkuben den Weg, die nach jeder «Erlebnisstation» in einer anderen Farbe erstrahlten.
Unter der ersten Brücke über den Bach schlängelte sich dem Ufer entlang eine blaue LED-Lichterkette, welche die Kantonsgrenze markierte. Gruppenführerin Carole Kambli wies darauf hin, dass dieser Ort auch gewählt worden ist im Gedenken an die schweren Murgänge 1999, welche Weg und Bach von der Wollerauer Seite her zuschütteten. Damals wurde in einem (somit ersten) gemeinsamen Projekt die Hänge befestigt, der Weg neu angelegt und vier neue Brücken gebaut, um das Mülibachtobel wieder begehbar und sicher zu machen.
Heimatgefühl und Kriegsgetümmel
Weiter den Weg entlang hingen und standen diverse Lichtkörper aus filigranem Holz. Der Lichterschein dieser Laternen
malte lebendige, eigenwillige Muster auf das fliessende Wasser. Marco Riesen, Hauptakteur dieser künstlerischen Lichtinstallationen, erarbeitete diese Werke zusammen mit den 3. Oberstufenschülern aus
dem Bodenschulhaus. Im Bildnerischen Gestalten liess er sie Polygonale erkunden, zeigte ihnen, wie aus zwei- dreidimensionale Körper entstehen. Durch Experimentieren mit dem Hexaeder entstanden so archimedische Körper. In einem weiteren Arbeitsschritt nahm sich die Gruppe dem Thema Licht und Schatten an. Ganz individuell haben die Jugendlichen strategische Gebilde gestaltet, andere gingen technisch vor und wieder andere wählten organische Elemente, ganz so, wie es ihrem Typus entsprach. Diese Mehrfacheckgebilde wurden von Marco Riesen aus Holz nachgebaut und mit Licht bestückt, so dass sie als Laternen fungieren.
Diese Diashow benötigt JavaScript.
Aus der Ferne hörten die Waldbesucher schon Gebrüll und Schreie. Sie gehörten zu einer weiteren Lichtinstallation unter der Autobahnbrücke, diesmal mit Ton. So könnte es geklungen haben in den Villmergerkriegen (1656 und 1712), welche auch hier an der Kantonsgrenze zwischen Reformierten und Katholiken stattfanden. Einen weiteren Krieg gefochten haben die 200 Grundbesitzer, bevor sie Land für den Bau der Nationalstrasse abgeben mussten. Diese führte bei der Eröffnung 1966 bis nach Richterswil, später überquerte sie die Kantonsgrenze Richtung Wollerau und weiter. Die A3 ist sowohl Verbindungselement wie Einschnitt in die Landschaft. Jeder, der im Mülibachtobel spazieren oder laufen geht, weiss, dass das Donnern der unzähligen Autos, welche darüber rauschen, gewaltig ist. Deshalb wurde diese Lärmkulisse als Kriegsgetümmel der Villmergerkriege adaptiert und die Rufe dazu vom Künstler interpretiert und vertont. Die Brücke und ihre gewaltigen Pfeiler wurden farbig beleuchtet und wirkten dadurch noch mächtiger, zugleich liessen sich bisher unentdeckte «Nischen» im Bau erkennen.
Unterschiede vs. Gemeinsamkeiten
Zweitletzte Station bildeten zwei grosse Leinwände, versetzt aufgebaut – natürlich auf jeder Kantonsseite eine – und per Beamer von hinten bestrahlt. Im Wechsel zeigten sie zehn Gegensätze bzw. Fakten der Kulturspektakel-Gemeinden auf, wie etwa Sehenswürdigkeiten, volkstümlich angelegte Bräuche oder Steuerverhältnisse. Dort liessen sich belustigte Laute wie erstauntes oder zustimmendes Raunen aus der Menge vernehmen. Die Vergleiche entstanden dank Mithilfe vom Ortsmuseum Richterswil und den Mitarbeitern beider Gemeinden.
Nachdem die nächtlichen Wanderer über Wurzeln, Steine und Wasserzuläufe gestiegen waren, ging es weiter über die Brücke beim Sternenweiher, links um das Ende vom Mülibachtobelwald. Im Schellhammer, beim Haus des Holzskulpteurs Thomas Hausenbaur, wurden sämtliche Besucher gratis mit Hörnli & Ghackets (eine Idee der Kulturkommission Wollerau) verköstigt und Getränke ausgeschenkt. Musste wegen des Andrangs zum Lichterspektakelevent darauf geachtet werden, dass sich die zahlreichen Gruppen während der Führungen nicht in die Quere kamen, so wurden hier immer weitere Tische aufgebaut, damit alle Gäste Platz nehmen konnten. Dann wurde gegessen, geredet und ausgetauscht, was das Zeug hielt – Richterswiler und Wollerauer gleichermassen. Wer wollte, konnte zu nächtlicher Stunde mit einem Shuttlebus wieder an den Ausgangspunkt fahren und sich von dort aus auf den Heimweg machen. (rb)
Und hier geht es zu den drei weiteren Anlässen des Festivals:
Musik mit Traktormotoren
Seeballett in rot-gelb
Festival-Lauf: Grenzen überschritten
Über 800 Leute besuchten das Lichtspektakel in der Nacht vom 20. und 21. September und erfuhren dabei die Grenze Richterswil-Wollerau auf neue Art. In stundenlanger Arbeit waren – unter anderem – 100 Meter LED-Stripes verlegt worden.
Schon vor dem ersten offiziellen Führungstermin durch den Wald versammelten sich zahlreiche Menschen eingangs des Mülibachtobels. Die beiden Kuratorinnen Werffeli und Kambli zeigten sich erstaunt und mehr als erfreut über diese Zuwendung aus der Bevölkerung. In Gruppen aufgeteilt und vorzugsweise mit Taschenlampe ausgestattet folgten die Leute einem der Guides aus dem RIWO-Kernteam, den Kulturkommissionen Richterswil und Wollerau oder Freiwilligen aus der Bevölkerung. Vorerst leuchteten von Felsen und Baumstümpfen 40 bunte Lichtkuben den Weg, die nach jeder «Erlebnisstation» in einer anderen Farbe erstrahlten.
Unter der ersten Brücke über den Bach schlängelte sich dem Ufer entlang eine blaue LED-Lichterkette, welche die Kantonsgrenze markierte. Gruppenführerin Carole Kambli wies darauf hin, dass dieser Ort auch gewählt worden ist im Gedenken an die schweren Murgänge 1999, welche Weg und Bach von der Wollerauer Seite her zuschütteten. Damals wurde in einem (somit ersten) gemeinsamen Projekt die Hänge befestigt, der Weg neu angelegt und vier neue Brücken gebaut, um das Mülibachtobel wieder begehbar und sicher zu machen.
Heimatgefühl und Kriegsgetümmel
Weiter den Weg entlang hingen und standen diverse Lichtkörper aus filigranem Holz. Der Lichterschein dieser Laternen
malte lebendige, eigenwillige Muster auf das fliessende Wasser. Marco Riesen, Hauptakteur dieser künstlerischen Lichtinstallationen, erarbeitete diese Werke zusammen mit den 3. Oberstufenschülern aus
dem Bodenschulhaus. Im Bildnerischen Gestalten liess er sie Polygonale erkunden, zeigte ihnen, wie aus zwei- dreidimensionale Körper entstehen. Durch Experimentieren mit dem Hexaeder entstanden so archimedische Körper. In einem weiteren Arbeitsschritt nahm sich die Gruppe dem Thema Licht und Schatten an. Ganz individuell haben die Jugendlichen strategische Gebilde gestaltet, andere gingen technisch vor und wieder andere wählten organische Elemente, ganz so, wie es ihrem Typus entsprach. Diese Mehrfacheckgebilde wurden von Marco Riesen aus Holz nachgebaut und mit Licht bestückt, so dass sie als Laternen fungieren.
Diese Diashow benötigt JavaScript.
Aus der Ferne hörten die Waldbesucher schon Gebrüll und Schreie. Sie gehörten zu einer weiteren Lichtinstallation unter der Autobahnbrücke, diesmal mit Ton. So könnte es geklungen haben in den Villmergerkriegen (1656 und 1712), welche auch hier an der Kantonsgrenze zwischen Reformierten und Katholiken stattfanden. Einen weiteren Krieg gefochten haben die 200 Grundbesitzer, bevor sie Land für den Bau der Nationalstrasse abgeben mussten. Diese führte bei der Eröffnung 1966 bis nach Richterswil, später überquerte sie die Kantonsgrenze Richtung Wollerau und weiter. Die A3 ist sowohl Verbindungselement wie Einschnitt in die Landschaft. Jeder, der im Mülibachtobel spazieren oder laufen geht, weiss, dass das Donnern der unzähligen Autos, welche darüber rauschen, gewaltig ist. Deshalb wurde diese Lärmkulisse als Kriegsgetümmel der Villmergerkriege adaptiert und die Rufe dazu vom Künstler interpretiert und vertont. Die Brücke und ihre gewaltigen Pfeiler wurden farbig beleuchtet und wirkten dadurch noch mächtiger, zugleich liessen sich bisher unentdeckte «Nischen» im Bau erkennen.
Unterschiede vs. Gemeinsamkeiten
Zweitletzte Station bildeten zwei grosse Leinwände, versetzt aufgebaut – natürlich auf jeder Kantonsseite eine – und per Beamer von hinten bestrahlt. Im Wechsel zeigten sie zehn Gegensätze bzw. Fakten der Kulturspektakel-Gemeinden auf, wie etwa Sehenswürdigkeiten, volkstümlich angelegte Bräuche oder Steuerverhältnisse. Dort liessen sich belustigte Laute wie erstauntes oder zustimmendes Raunen aus der Menge vernehmen. Die Vergleiche entstanden dank Mithilfe vom Ortsmuseum Richterswil und den Mitarbeitern beider Gemeinden.
Nachdem die nächtlichen Wanderer über Wurzeln, Steine und Wasserzuläufe gestiegen waren, ging es weiter über die Brücke beim Sternenweiher, links um das Ende vom Mülibachtobelwald. Im Schellhammer, beim Haus des Holzskulpteurs Thomas Hausenbaur, wurden sämtliche Besucher gratis mit Hörnli & Ghackets (eine Idee der Kulturkommission Wollerau) verköstigt und Getränke ausgeschenkt. Musste wegen des Andrangs zum Lichterspektakelevent darauf geachtet werden, dass sich die zahlreichen Gruppen während der Führungen nicht in die Quere kamen, so wurden hier immer weitere Tische aufgebaut, damit alle Gäste Platz nehmen konnten. Dann wurde gegessen, geredet und ausgetauscht, was das Zeug hielt – Richterswiler und Wollerauer gleichermassen. Wer wollte, konnte zu nächtlicher Stunde mit einem Shuttlebus wieder an den Ausgangspunkt fahren und sich von dort aus auf den Heimweg machen. (rb)
Und hier geht es zu den drei weiteren Anlässen des Festivals:
Musik mit Traktormotoren
Seeballett in rot-gelb
Festival-Lauf: Grenzen überschritten