Richterswil

Ein Schwede lässt Traktoren auf der Schanze brummen

Im Rahmen des Kulturfestivals RIWO Grenzenlos wird der Bevölkerung das erste Traktorenkonzert der Schweiz vorgeführt. Eigens dafür engagiert und aus Berlin angereist ist Sven-Åke Johansson. Der 1943 in Schweden geborene Audiokünstler erklärt sein Werk:

Sie dirigieren das Traktorenkonzert in Samstagern, das erste schweizweit, aber nicht das erste überhaupt: wo fand ein solches Konzert mit Motoren schon statt?
Konzerte fanden schon mehrfach in Schweden, Deutschland, Österreich und Spanien statt.

Haben Sie eine musikalische Grundausbildung genossen, durch die Sie ein solches Gespür für Klänge jeder Art entwickelt haben?
Mit einer musikalischen Grundausbildung ist so etwas, glaube ich, gar nicht in Verbindung zu bringen. Das Gespür für solche Klänge und Kunstarten habe ich entwickelt.

Wie gehen Sie vor, wenn ein solches Konzert entstehen soll?
Wenn ich eingeladen werde, bitte ich den Veranstalter, erst einmal einen Mittelsmann zu organisieren, der die ganzen Traktoren zusammensuchen muss. Dann kontrolliere ich, ob mir die Maschinen zusagen, sortiere auch solche aus, die ich nicht brauchen kann. Nach einem erneuten Besuch kommen dann Probe, Generalprobe und schliesslich die Aufführung. Eigentlich so, wie bei einem Orchester. 

Wie reagieren die Landwirte, wenn Sie sie bitten, einmal ihren Traktor hören zu dürfen?
Sie «spielen» gerne ihre Maschine vor, sie sind ja stolz auf ihre Geräte. Ich habe ja auch einige Erfahrung und kann mich über Pferdestärken, Bauart des Traktors und dergleichen austauschen. Deshalb führen die Landwirte ihre Traktoren gerne vor. Sie kennen sich aus damit und sind sehr kooperativ.

Es ist vermutlich das erste Traktorenkonzert für die teilnehmenden Fahrzeugbesitzer: wie empfanden Sie die Zusammenarbeit, wie die Besitzer?
Die Zusammenarbeit ist meistens gut mit den Fahrzeugbesitzern, schon von Anfang an waren sie immer bereit, mit mir zu arbeiten. Sie wissen erst mal ja nicht, was auf sie zukommt, und so sind sie wahrscheinlich gespannt auf die Proben. 

Mussten Sie lange überlegen, ob Sie beim RIWO-Projekt mitmachen wollen?
Ich musste da nicht lange überlegen. Es kamen zwei sehr motivierte Damen auf mich zu, die mir das Projekt erklärt haben, deshalb habe ich sofort zugesagt.

Nach welchen Kriterien lassen Sie die Fahrzeuge beim Konzert in Samstagern aufstellen?
Als Komponist weiss ich um Arrangements und ordne die Motoren so an, dass sie miteinander harmonieren. Nicht etwa zwei laute nebeneinander, sondern verteilt unter den 12 teilnehmenden Traktoren. So erzeuge ich eine (Kunst-)Harmonie.

Der Platz dafür wurde im Vorfeld schon ausgesucht. Nicht alle meine Kriterien werden erfüllt, aber wir hoffen und geben das Beste. Auf dieser flachen Ebene kann es dazu führen, dass, wenn viele Leute kommen, die hinteren Reihen vielleicht nicht alles sehen können. Ich stelle die Traktoren dann im Halbkreis auf und zwar so, dass ich sie gut einsehen kann. Den «Solisten» platziere ich immer in der Mitte.

Sie leben in Berlin, keine Umgebung mit besonders vielen Traktoren…
In Berlin sind keine Traktoren, das stimmt. Aber im Umland gibt es so einige und speziell die alten Produktionen aus der sozialistischen Zeit. Mit denen habe ich auch viele Aufführungen gemacht. 

Werden Sie in der Grossstadt klanglich inspiriert?
Kann ich nicht behaupten. 

Wie gefällt Ihnen die Zürichsee-Gegend?
Bis jetzt sehr gut. Es steht ja noch die Probe und die Aufführung bevor. Aber ich hoffe, dass ich diese Gegend ins Herz schliessen und wieder kommen kann, wenn das gewünscht wird.

Die Fragen stellte Reni Bircher

www.riwogrenzenlos.ch

www.oldifreunderundumdsihl.ch

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