Allgemein Wädenswil

Chilbi und Begegnungsfest – ein Tag der Emotionen

Am Anfang der Ferien findet in Schönenberg traditionellerweise die Chilbi statt. Dieses Jahr stand sie ganz im Zeichen des Zusammenschlusses und der Begegnung. Darum gab es auch ein paar besondere Höhepunkte.

Erinnern Sie sich noch, wie wir als Schulkinder jeweils die grossen Sommerferien herbeigesehnt haben? Voller Ungeduld und Vorfreude zählten wir die Tage. Wir träumten von Sommertagen am See, in der Badi oder sogar – wer besonderes Glück hatte – vom Meer. Wir hofften auf heisse Temperaturen, zählten auf die Sonne, die auf unsere Haut brennen und sie bräunen sollte und freuten uns darauf uns mit einem kühnen Sprung ins prickelnde Nass wieder abzukühlen. Tage des Nichtstuns. Schwimmen, tauchen, spielen, lesen, wandern, campen, radfahren, ein paar Abenteuer erleben und so vieles mehr erhoffen sich die Kinder immer noch jeden Sommer von ihren grossen Ferien.

Und ganz am Anfang all dieser Wonnen steht in Schönenberg schon seit geraumer Zeit die Chilbi. Seit am 19. Juli 1897 die vier neuen Kirchenglocken der reformierten Kirche von Schülern aufgezogen worden sind, feiert man im Dorf auf dem schönen Berg die Kirchweih. Irgendwann vor zehn Jahren hat man die Chilbi dann eine Woche vorverschoben, sodass sie nun am Anfang der Ferien steht und möglichst viele mitfeiern können.

Dieses Jahr stand die Chilbi Schönenberg unter einem besonderen Motto. Am Chilbisonntag wurde im dörflichen Wädenswiler Bergquartier das Begegnungsfest gefeiert, aber davon ein wenig später.

Chilbisamstag
Zuerst war nun endlich Samstag und die Schönenberger Chilbi konnte losgehen, die Festbänke gut besetzt, wir schätzten mit 400 bis 500 Leuten. Man sieht viele bekannte Gesichter. Auch darum ist man hier, um Freunde und Bekannte aus dem Dorf zu treffen. Ein wichtiger Grund, warum so viele gerne kommen, an dieses kleine, feine Fest. Man ist in netter Gesellschaft und begegnet Leuten aus dem Dorf – auch jenen, die man womöglich schon seit geraumer Zeit nicht mehr getroffen hat. Beim Beobachten des gesellschaftlichen Tuns und dem Aufmarsch der Jugend – von denen unterdessen der eine oder die andere schon ein Baby auf dem Arm trägt – realisiert wohl so mancher, wie viele Jahre schon vergangen sind, seit man mit den eigenen Kindern hier war und noch einen Batzen spendierte für das Fallbrett, den Autoscooter oder für eine Zuckerwatte. Während man das obligate Schnitzel mit Pommes oder gemischtem Salat verdrückt – für die gute Verpflegung sorgt traditionellerweise der Turnverein Schönenberg – kommt man mit dem Sitznachbar ins Gespräch, der extra von Solothurn angereist gekommen ist, dessen Schwester sogar von Australien. Die Chilbi ist eine gute Gelegenheit, die Familie zu besuchen. So gräbt man dann in Erinnerungsversatzstücken, um herauszufinden, ob oder warum man sich eigentlich kennt.

Auch wenn man nicht im Schönenberg 

aufgewachsen ist, kommen die heimatlichen Gefühle spätestens im Sommer an der Chilbi auf und man hört Raphi Fuchs’ Ländlerklängen zu, auch wenn man sonst Jazz bevorzugt und denkt, wie schön es doch auch sein kann, in einem kleinen Dorf zuhause zu sein, wo sich jeder kennt und selbst die Chilbi nur aus einem Autoscooter, einem Kinderkarussell, dem geliebten Fallbrett der Pfadi und einem Lebendtöggelikasten-Spiel besteht. Hat man seine Bratwurst oder das Steak verdrückt, bieten ein paar Stände Magenbrot und andere süsse Leckereien zum Zwetschgen-Lutz. Wenn man in die Runde schaut, sieht man vorwiegend zufriedene Gesichter und fragt man diese, was ihnen zur Chilbi in ihrem Dorf so einfällt, dann ist man sich einig: nette und bekannte Gesichter, Leute vom Dorf treffen und zusammen eine gute Zeit haben, Familie, Tradition, Ländlermusik, ein Highlight für die Kinder, Ausgang im Dorf, man trifft alle, die man kennt, klein und gemütlich, gutes Essen, Harmonie und Geselligkeit.

Begegnungsfest am Sonntag
Im selben Tenor ging es am nächsten Tag, am Begegnungsfest, weiter. Schon zum ökumenischen Gottesdienst fanden sich etwa 250 Leute ein. Pfarrer Thomas Villwock und Diakon Michael Kerssenfischer führten durch das kirchliche Unterhaltungsprogramm. Mit Kronen auf dem Haupt und den Gebotstafeln in der Hand hielten sie den Gottesdienst ab und schickten dabei Stadtpräsident Philipp Kutter und Alt-Gemeindepräsident Willi Schilling mit einer Kiste mit den «Gebotstafeln» auf Wanderschaft durch die Zuschauerreihen. Begleitet von Kindern und Gesang bildete sich schnell ein Umzug tanzender Gemeindemitglieder, der musikalisch vom Musikverein Schönenberg begleitet wurde. Dieser ist an diesem Tag für die musikalische Unterhaltung besorgt. Leicht und beschwingt leitete Philipp Kutter nach Abschluss des Gottesdienstes dann zu seiner Rede über. Zuerst begrüsste er die Schönenberger, die Leute vom Schönen Berg und auch die Schönen vom Berg und stellt dann die anwesende «Politprominenz» vor. Er sprach vom gemeinsamen Willen zum Zusammenwachsen und auch von den Eigenheiten der verschiedenen Regionen von Wädenswil, die es zu bewahren gilt. Sogar zwei Viehschauen habe man neuerdings, und auch verschiedene Klimazonen könne unsere Gemeinde nun aufweisen. «Im Frühling haben die vom Berg noch Schnee, währenddem unten am See die Leute schon im T-Shirt herumlaufen.» Wir alle wurden aufgefordert, unsere Traditionen zu pflegen, aber auch die der anderen Stadtteile bzw. Dörfer kennenzulernen – uns kennenzulernen, uns einzubringen.

Nach dieser launigen Rede und nachdem die Mägen wieder gefüllt waren, stand einigen der Sinn danach, die verschiedenen «Spezial-Angebote» zu nutzen. Wie gemacht für einen Verdauungsspaziergang war der stündige Rundgang, den Ueli Landis, Präsident des neuen Dorfvereins, zusammengestellt und «Grübi» Brupbacher, Wädenswiler Stadtrat, ausgeschildert hat. Er führte vom Dorfhuus zum ehemaligen Gemeindehaus, dann zur Tirggelbäckerei und über die Langwis, die Sagi, das Neubad und die Stollenweid zum Schulhausplatz, wo die Feuerwehr mit ihrer ausfahrbaren Drehleiter auf Mutige und Schwindelfreie, die einmal einen Blick über das Gemeindegebiet und in die Ferne tun mochten, wartete. Dann ging es weiter zur «Dorfmitti» und zurück auf den Dorf­huus­platz. Da zeigte das Polizeiteam neben dem Festzelt Fahrzeuge und Material und kam mit der Bevölkerung ins Gespräch. Einen schönen Ausblick genoss man auch vom Kirchturm, den man unter der Leitung von Sigrist Severin Moser besteigen durfte. Dazu gab es noch ein paar geschichtliche Leckerchen zum Bau der Kirche, zu den imposanten Glocken und dem nicht weniger interessanten Uhrwerk. Ein letztes Foto vom Festplatz ist gemacht.

Diese Tage der Begegnung werden noch lange in guter Erinnerung bleiben und hoffentlich etwas zu einem zukünftigen guten Miteinander beitragen können.        (iel)

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