Anfang Mai sichtete ein Student und Hobbyfotograf einen Biber im Ausee. Seit der Ausrottung der Biber in der Schweiz war kein Biber mehr am oder um den Zürichsee herum gesichtet worden.
In der Schweiz verschwand der Biber schon Anfang des 19. Jahrhunderts. Er wurde gejagt wegen seines Fleisches, seines Pelzes und nicht zuletzt auch wegen des Castoreums oder Bibergeils, ein Drüsensekret, mit dem der Biber sein Revier markiert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Biber in Eurasien bis auf wenige Standorte verschwunden. Rund 1000 der ehemals 100 Mio. Tiere blieben noch übrig: 20–30 in Frankreich, 200–300 in Norwegen, und der Rest in Russland, der Mongolei und in China. Dank striktem Schutz und Wiederansiedlungen in vielen europäischen Ländern haben sich die Bestände seither wieder erholt. Heute beträgt der geschätzte Bestand des Europäischen Bibers wieder rund 750 000 Individuen.
Und nun also eine Bibersichtung in der Au: Dominic Frei, Student Umweltingenieurwesen an der ZHAW, staunte nicht schlecht, als er wie so oft als Hobbyfotograf in der schönen Umgebung des Ausees unterwegs war: «Als ich mit einem Kollegen am Abend des 7. Mai um den Ausee lief, ist uns plötzlich ein Biber ins Blickfeld geschwommen. Wir konnten ihn eine gute Zeit lang beobachten, und er ist auch zweimal an Land gegangen, um sich an Weiden zu bedienen.» Frei meldete die ungewöhnliche Beobachtung umgehend den entsprechenden Stellen, namentlich der kantonalen Biberfachstelle, dem kantonalen Amt für Landschaft und Natur, dem kantonalen Gebietsbetreuer und dem Schweizerischen Zentrum für die Kartografie der Fauna (SZKF). «So können hoffentlich von Anfang an geeignete Massnahmen getroffen werden, damit man im Einklang mit dem Biber leben könnte», meint Frei, der sich auch im Wädenswiler Naturschutz engagiert.
Wobei Urs Wegmann, Leiter der Biberfachstelle des Kantons Zürich relativiert: «Biber besiedeln laufend neue Gewässer oder Gewässerabschnitte, ohne dass man Massnahmen treffen muss.» Gemäss SZKF handelt es sich, aufgrund der Grösse, bei diesem Tier um ein subadultes, wahrscheinlich zweijähriges Tier, und um die erste Sichtung eines Bibers in dieser Region.
Einschätzungen, die Urs Wegmannteilt: «Zu diesem Zeitpunkt sind die Jungtiere gezwungen, ihre Familienreviere zu verlassen und sich selber irgendwo niederzulassen.»
Seit 1962 geschützt Der Biber ist in der Schweiz seit 1962 bundesrechtlich geschützt. Während des 20. Jahrhunderts wurde er auch in verschiedenen anderen europäischen Staaten unter Schutz gestellt. Mittlerweile gibt es im Norden des Kantons Biberpopulationen sowie in der Zentralschweiz und im Aargau entlang der Reuss.
Der nördliche Teil des Kantons Zürich wurde vom Biber seit 1970 besiedelt, ausgehend von der Thur und vom Rhein, wo 1977 die letzten Biber ausgesetzt wurden. Der Bestand entwickelte sich anfänglich langsam, ab Mitte der Neunzigerjahre schneller. Bei der letzten Bestandeserhebung im Winter 2010/11 wurden 64 Reviere gezählt mit einem geschätzten Bestand von 250 Bibern. Der Biber besiedelte damals die meisten Gewässer im Norden des Kantons, die Glatt bis zum Greifensee (Mündung der Aa) sowie die Reuss und Lorze, insgesamt rund 175 km Fliessgewässer-Strecke. Die Sihl und der Zürichsee hingegen liess der Biber hingegen bis jetzt links liegen, auch bei der letzten Bestandeserhebung waren diese Gewässer nicht besetzt.
Ob sich der Biber im Ausee niederlässt oder ob er bereits weitergezogen ist? Beides ist denkbar. (stb)
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Anfang Mai sichtete ein Student und Hobbyfotograf einen Biber im Ausee. Seit der Ausrottung der Biber in der Schweiz war kein Biber mehr am oder um den Zürichsee herum gesichtet worden.
In der Schweiz verschwand der Biber schon Anfang des 19. Jahrhunderts. Er wurde gejagt wegen seines Fleisches, seines Pelzes und nicht zuletzt auch wegen des Castoreums oder Bibergeils, ein Drüsensekret, mit dem der Biber sein Revier markiert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Biber in Eurasien bis auf wenige Standorte verschwunden. Rund 1000 der ehemals 100 Mio. Tiere blieben noch übrig: 20–30 in Frankreich, 200–300 in Norwegen, und der Rest in Russland, der Mongolei und in China. Dank striktem Schutz und Wiederansiedlungen in vielen europäischen Ländern haben sich die Bestände seither wieder erholt. Heute beträgt der geschätzte Bestand des Europäischen Bibers wieder rund 750 000 Individuen.
Und nun also eine Bibersichtung in der Au: Dominic Frei, Student Umweltingenieurwesen an der ZHAW, staunte nicht schlecht, als er wie so oft als Hobbyfotograf in der schönen Umgebung des Ausees unterwegs war: «Als ich mit einem Kollegen am Abend des 7. Mai um den Ausee lief, ist uns plötzlich ein Biber ins Blickfeld geschwommen. Wir konnten ihn eine gute Zeit lang beobachten, und er ist auch zweimal an Land gegangen, um sich an Weiden zu bedienen.» Frei meldete die ungewöhnliche Beobachtung umgehend den entsprechenden Stellen, namentlich der kantonalen Biberfachstelle, dem kantonalen Amt für Landschaft und Natur, dem kantonalen Gebietsbetreuer und dem Schweizerischen Zentrum für die Kartografie der Fauna (SZKF). «So können hoffentlich von Anfang an geeignete Massnahmen getroffen werden, damit man im Einklang mit dem Biber leben könnte», meint Frei, der sich auch im Wädenswiler Naturschutz engagiert.
Wobei Urs Wegmann, Leiter der Biberfachstelle des Kantons Zürich relativiert: «Biber besiedeln laufend neue Gewässer oder Gewässerabschnitte, ohne dass man Massnahmen treffen muss.» Gemäss SZKF handelt es sich, aufgrund der Grösse, bei diesem Tier um ein subadultes, wahrscheinlich zweijähriges Tier, und um die erste Sichtung eines Bibers in dieser Region.
Einschätzungen, die Urs Wegmann teilt: «Zu diesem Zeitpunkt sind die Jungtiere gezwungen, ihre Familienreviere zu verlassen und sich selber irgendwo niederzulassen.»
Seit 1962 geschützt
Der Biber ist in der Schweiz seit 1962 bundesrechtlich geschützt. Während des 20. Jahrhunderts wurde er auch in verschiedenen anderen europäischen Staaten unter Schutz gestellt. Mittlerweile gibt es im Norden des Kantons Biberpopulationen sowie in der Zentralschweiz und im Aargau entlang der Reuss.
Der nördliche Teil des Kantons Zürich wurde vom Biber seit 1970 besiedelt, ausgehend von der Thur und vom Rhein, wo 1977 die letzten Biber ausgesetzt wurden. Der Bestand entwickelte sich anfänglich langsam, ab Mitte der Neunzigerjahre schneller. Bei der letzten Bestandeserhebung im Winter 2010/11 wurden 64 Reviere gezählt mit einem geschätzten Bestand von 250 Bibern. Der Biber besiedelte damals die meisten Gewässer im Norden des Kantons, die Glatt bis zum Greifensee (Mündung der Aa) sowie die Reuss und Lorze, insgesamt rund 175 km Fliessgewässer-Strecke. Die Sihl und der Zürichsee hingegen liess der Biber hingegen bis jetzt links liegen, auch bei der letzten Bestandeserhebung waren diese Gewässer nicht besetzt.
Ob sich der Biber im Ausee niederlässt oder ob er bereits weitergezogen ist? Beides ist denkbar. (stb)