Wädenswil

Agroscope lud zu „Soup & Science“

Neue Apfelsorten, die resistenter sind; wie aus Früchten Edelbrände entstehen und Pflanzenschutzmassnahmen gegen Pilz-Krankheiten, die Gemüsewurzeln befallen – dies waren die Themen, die Agroscope Wädenswil den angemeldeten Besuchern bei «Soup & Science» in je 20-minütigen Vorträgen näherbrachte.

Die Forschung von Agroscope zielt auf eine wettbewerbsfähige und multifunktionale Landwirtschaft, hochwertige Lebensmittel für eine gesunde Ernährung sowie eine intakte Umwelt. Am Standort Wädenswil, für dessen Zukunft bis Ende 2019 ein Detailkonzept ausgearbeitet wird, gab es früher den Tag der offenen Tür, um Interessierten einen Einblick in verschiedene Forschungsgebiete bzw. Tätigkeitsbereiche zu ermöglichen. Es seien jeweils bis zu tausend Besucher empfangen worden. «Um die Sache ein wenig schlanker und weniger aufwändig zu gestalten, empfängt man nun zu «Soup & Science», einem Abend mit drei Vorträgen und nachfolgendem Suppenessen und geselligen Austausch», sagte Carole Enz, die diesen Anlass organisiert hat.

Kurz vor Ausbruch des Regens wurden an diesem Donnerstag, 2. Mai, rund 60 Besucher von Willi Kessler, dem Standortverantwortlichen, begrüsst, und Philipp Kutter, anwesender Stadtpräsident von Wädenswil, betonte in einer kurzen, launigen Ansprache, wie wichtig der  Agroscope-Standort auch für die Stadt Wädenswil ist.

Aufgeteilt in drei Gruppen wurden wir zu den jeweiligen Themenbereichen geführt und erfuhren in der Sortierhalle zuerst Interessantes über die Apfelzucht. 

Markus Kellerhals legte dar, wie DNA-Analysen gemacht werden, anhand derer versucht wird, Qualitätseigenschaften zu eruieren. Verschiedene Sorten werden gekreuzt, mit dem Ziel sie resistenter zu machen, und natürlich geht es auch um Farbe und Geschmack. Auch die richtige Lagerung ist entscheidend. Zum Schluss päsentierte Kellerhals neue Apfelsorten mit Namen Mariella, Rustica oder ADW18252 und reichte Schnitze zum Probieren. Die säuerlich-süsse Sorte Rustica ist schorfresistent und fand allgemeinen Anklang in der Besuchergruppe, zu der auch zwei Kinder gehörten.

Die nächste Station befand sich im Keller. Ein riesiger kupferner Brennkessel, eine Destille, erwartete die Besucher, und Lebensmittelingenieurin Sonia Petignat-Keller erklärte, wie ein guter Schnaps gebrannt wird. Im Auftrag der Brennerei-Branche erstellen sie und Sensorik-Spezialist Jonas Inderbitzin chemische und sensorische Beurteilungen von Bränden. Über die vergangenen zehn Jahre waren es gegen 6000 Destillate. In Kursen geben die Forscher Destillateuren ihr Wissen, wie gute Qualität erreicht werden kann, weiter. Sie werden zudem in diverse Jurys von Prämierungen geladen.

Um die eigene Sensorik zu testen, zumindest unsere Nasen, durften wir an diversen Bränden schnuppern und raten, worum es sich handelt. Dabei noch ein wichtiger Tipp: Wein schwenkt man im Glas, damit er den Geruch entfalten kann. Beim Brand steigt einem nur der Alkohol in die Nase. Also Achtung: Nicht schwenken! Doch in jeder Herde hat es ein schwarzes Schaf. Ein Herr vor mir mimte den «Connaisseur» und schwenkte die Quitte wie verrückt, bevor er sie ex hinunterstürzte. Von trinken war nicht die Rede, aber ein wahrer Liebhaber will richtig und ganz verkosten!

Noch im Bann der Destillat-Düfte erwartete uns an der dritten Station weniger Erbauliches. Schwarz verfaulte Karotten sind das Anschauungsmaterial von Matthias Lutz und Brigitte Baur. Verschiedenste Pilze können Lagerkarotten befallen. Die  beiden Wissenschaftler forschen nach natürlichen Feinden von schädlichen Bodenpilzen und Mikroorganismen, die Wurzeln befallen und bis zum Absterben der Pflanze führen können. Solche «bodenbürtige Krankheiten» können für Produzenten zum grossen Problem werden. Die Forschung hier sucht nach positiven Mikroorganismen, die als natürliche Feinde eingesetzt werden und somit nicht die Umwelt belasten. Man will die Produzenten darin unterstützen, Ernteausfälle zu vermeiden und gleichzeitig den Einsatz von Pflanzenschutzmittel zu verringern oder möglichst ganz darauf zu verzichten. Ein spannendes und sehr wichtiges Arbeitsfeld. 

Zum Schluss liessen wir Äpfel, Schnaps und faule Karotten hinter uns und wandten uns den lukullischen Freuden zu. Drei verschieden Suppen und Wein aus der forschungseigenen Produktion warteten auf die Besucher. Auch ein paar gebrannte Erzeugnisse durften zum Schluss wirklich auch verkostet werden. Alles in Allem ein spannender Anlass, bei dem auch der Gaumen nicht zu kurz kam! (iel)

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