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Klosterfrauen erzählen

In der Stadtbibliothek Wädenswil fand am Mittwochabend des 20. März 2019 ein besonderer Anlass statt: die Journalistin und Buchautorin Susann Bosshard-Kälin erzählte aus ihrem Buch «Im Fahr», das in sehr persönlichen Porträts siebzehn Benediktinerinnen aus dem Kloster Fahr im Zürcher Limmattal zu Wort kommen lässt.

Ein lebendiger, berührender und offener Blick hinter die Klostermauer wurde dem Zuschauer an diesem Abend zuteil. Wer kennt schon die persönlichen Lebenswelten einer Klosterfrau? Und wer weiss, was es bedeutet, ein Leben im Kloster zu verbringen? Darüber ist nur wenig bekannt, und dem normalen Bürger entzieht sich meistens jegliche Kenntnis. In der barocken Klosteranlage Fahr, seit 1130 ein Benediktinerinnenkloster und an der Stadtgrenze von Zürich gelegen, leben heute zwanzig Ordensfrauen und führen jahrhundertealte Traditionen fort, obwohl sich auch hinter den Klostermauern viel verändert hat. Im Buch öffnen sie ihre Türen und erzählen viel Persönliches. Sie nehmen aber auch kein Blatt vor den Mund, wenn es um die dringenden Neuerungen geht, vor denen die katholische Kirche heute steht. Entstanden ist ein spannendes zeitgenössisches Dokument, das durch die wunderbaren Schwarz- Weiss-Bilder von Christoph Hammer beeindruckt.

Unterschiedliche Lebenswege
Das Buch entstand im Jahr 2017. 17 von 20 Schwestern sagten dazumal «Ja» zu einem Buch über ihre Lebensgeschichten und ihren Alltag. Insgesamt 120 Stunden dauerten die Gespräche mit den Schwestern, die Susann Bosshard-Kälin führte. Dabei musste sie sich sehr der rhythmisierten Tagesordnung der Klosterfrauen anpassen, die um 4.50 Uhr beginnt und erst um 19.45 Uhr bei der Komplet (Nachtgebet) endet. Dazwischen fand sich Zeit für die Gespräche. Die Autorin las aus vier Lebensgeschichten vor und erzählte daraus spannende Passagen. Zum Beispiel über Schwester Fidelis, die am 27. August 1933 in Schüpfheim (LU) geboren wurde und 1956 in die Bäuerinnenschule des Klosters Fahr eintrat. Während ihrer Ausbildung ging ihr immer wieder der Gedanke durch den Kopf für immer im Kloster Fahr zu bleiben. Es fühlte sich an, wie wenn sie dorthin gehörte und bedeutete aber auch den Verzicht auf eine eigene Familie. Schlussendlich blieb Schwester Fidelis und leitete während Jahren die klösterliche Werkstatt. Nach dem plötzlichen Tod der langjährigen Vorsteherin Schwester Raphaela Rast wurde Schwester Fidelis 1988 zur Priorin des Klosters Fahr gewählt. Damit gab es für sie viel Neues zu lernen. Sie trug eine grosse Verantwortung, die sie aber ruhig und gut meisterte. Natürlich gab es auch stürmische Zeiten, zum Beispiel, als ein Pyromane in den frühen Morgenstunden die nahe Scheune in Brand setzte und das Gebäude bis auf die Grundmauern niederbrannte. Glücklicherweise kamen weder Mensch noch Tier zu schaden, aber es gab danach unendlich viel zu tun. Mit 70 Jahren durfte sie ihr Amt an Priorin Irene Gassmann weitergeben und ist seither wieder Schwester Fidelis. Susann Bosshard-Kälin ist mit dem Buch «Im Fahr» ein sehr authentisches und einfühlsames Werk gelungen, das aufgrund des grossen Erfolgs schon in der 4. Auflage erscheint. Fazit: Sehr lesenswert! (ott)

Im Fahr
Die Klosterfrauen erzählen aus ihrem Leben
Hier und Jetzt Verlag 2018
300 Seiten, gebunden ISBN 978-3-03919-444-5
CHF 39.00

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