Aktuell Richterswil

Richterswil – ein Dorf wehrt sich gegen den Strukturwandel

Mit dem Begriff Strukturwandel bezeichnen wir die veränderten Einkaufsgewohnheiten der Konsumenten, die immer mehr Ware und Lebensmittel über Webshops bestellen. Dies ist einer der Hauptgründe dafür, weshalb in vielen Dörfern die Fachgeschäfte ums Überleben kämpfen müssen.

Richterswil mit dem malerischen Dorfkern wird oft als das schönste Dorf am Zürichsee bezeichnet, worauf ihre Einwohner sehr stolz sind. Seit einigen Jahren spannen die Fachgeschäfte, die Gemeinde Richterswil sowie andere Vereine und Interessengemeinschaften zusammen, um den Dorfkern zu revitalisieren, die Infrastruktur zu modernisieren und dadurch die Rahmenbedingungen für die Fachgeschäfte zu optimieren.

Im Jahr 2013 gab die Gemeinde dem externen Amt «Netzwerk Altstadt» den Auftrag die Situa­tion zu analysieren. Während des zweieinhalb Jahre andauernden Prozesses wurden Einwohner und Firmen bezüglich des Dorfkerns befragt und die Meinungen beim Erstellen der Nutzungsstrategie berücksichtigt. Dieses 60-seitige Dokument zeigt das grosse Potenzial von Richterswil auf, und es werden dabei – anhand mehrerer Beispiele anderer Dörfer –  die Entwicklungsmöglichkeiten durch Umsetzung verschiedener Projekte aufgezeigt.

Die Kerngruppe RED (Revitalisierung Dorfkern) entschied sich dazu, drei der vorgeschlagenen Projekte zu verfolgen und umzusetzen, wofür wiederum drei Arbeitsgruppen gegründet wurden. 

Es handelt sich dabei um folgende drei Projekte: Die Aufwertung des Wisshusplatzes, die Erschaffung einer Begegnungszone und die Weiterentwicklung des Freitagsmarkts.

Mit grossem Rückhalt aller politischen Parteien und vieler Vereine wurde die Vorlage für die Begegnungszone im Dorfkern am 6. Juni 2018 an der Urne angenommen. Dieses Ja war ein wichtiger, mutiger Schritt in Richtung Revitalisierung und Standortförderung von Richterswil. 

Die Gemeinde, lokale Architekten sowie die Kerngruppe arbeiten im Moment an der Detailplanung dieses Projekts, wobei sehr viele Faktoren mitberücksichtigt werden müssen: Parkplätze sollen bleiben, von den Veränderungen betroffene Liegenschaftsbesitzer müssen informiert werden, die Entwässerungssituation soll verbessert werden, der Räbechilbi-Umzug weiterhin ungehindert durch das Dorf führen usw. Das sind nur einige der vielen Anforderungen und Herausforderungen, die bei der Umsetzung der Begegnungszone auf die Architekten sowie alle involvierten Parteien zukommen.

Einer der meistgenannten Störfaktoren bei der Befragung zur Ortsanalyse war der Wiss­hus­platz, der von vielen Einwohnern als leblos bezeichnet wurde. 

Den Wisshusplatz beleben
Natürlich werden regelmässig Veranstaltungen auf dem Platz durchgeführt, doch die meiste Zeit über liegt der Platz ungenutzt und für die Anwohner unattraktiv brach. Die dafür zuständige Arbeitsgruppe einigte sich auf einige Schwerpunkte: Ein Mühlespiel, eine Jeu-de-Boules-Bahn, flexible Sitzgelegenheiten und eine verbesserte Ausleuchtung sollen dafür sorgen, dass der Wisshusplatz in mediterranem Flair neu erstrahlt. Ziel ist es, diesen auch ausserhalb von Veranstaltungen für die Öffentlichkeit als Dorftreffpunkt attraktiv zu machen.

Der Wochenmarkt auf dem Wisshusplatz findet zwischen dem Frühlingsmarkt und Weihnachten jeweils freitags am Morgen statt. Erklärtes Ziel der hierfür zuständigen Arbeitsgruppe ist es, die Anzahl Marktstände erheblich zu vergrössern und den Markt durch die entstehende Vielfalt noch attraktiver zu machen.

Der Verein der Fachgeschäfte Richterswil war von Anfang an aktiv bei diesem Revitalisierungsprojekt involviert und trägt durch verschiedene, jährliche Veranstaltungen massgeblich zur Belebung des Dorfes bei. Während den beliebten Modeschauen, dem Bierfest im Sommer und dem Adventsplausch kommen Einwohner und Geschäftsinhaber zusammen und haben gemeinsam Spass. Dieses Konzept scheint aufzugehen, denn wird ein Ladenlokal im Dorfkern frei, ist die Liegenschaft meistens schnell wieder vermietet, wodurch einige neue, attraktive Geschäfte entstanden sind. Die Vielfalt an Einkaufsmöglichkeiten im Dorfkern wird immer grösser, und trotz Verlusts des Eisenwaren- und Haushaltsgeschäfts Wohlwend führte dies nicht zu weniger Frequenz und den befürchteten Umsatzeinbussen. Die ehemalige Eisenhalle wurde aufgeteilt und wird jetzt erfolgreich von zwei innovativen Geschäftsfrauen betrieben. 

Für das Dorf einstehen
Anhand der aktuellen Werbekampagne des Fachgeschäftevereins – dabei wirbt jeweils ein Geschäft für das andere und umgekehrt – wird deutlich, dass es sich lohnt, gemeinsam für das Dorf Richterswil als Einkaufsort einzustehen. Die Kosten der Kampagne werden zu einem Drittel aus der Kasse des Vereins bezahlt, was wiederum durch den Ertrag aus den Verkäufen des Richtersweiler Biers möglich ist.

Natürlich sind sich die Geschäftsinhaber bewusst, dass ein attraktives Angebot und kompetente Beratung die wichtigsten Faktoren für dauerhaften Erfolg darstellen. Die gute Zusammenarbeit, die regelmässigen Veranstaltungen, das Richtersweiler Bier, die positiven Rückmeldungen seitens der Bevölkerung und nicht zuletzt die Pläne für die Revitalisierung des Dorfkerns lassen die Geschäftsinhaber in Richterswil zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Durch Ihre Einkäufe im Dorf und das Trinken eines Richtersweiler Biers unterstützen Sie nicht nur die Fachgeschäfte Richterswil, sondern helfen nachhaltig dabei diesen Strukturwandel aufzuhalten und Richterswil für Bewohner und Besucher noch schöner, bunter und lebendiger werden zu lassen. (e)

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