Aktuell Wädenswil

Hüttner und Schönenberger feierten erstmals als Wädenswiler

Am 2. Januar lud die Stadt Wädenswil ihre Bewohner zu einem bunten Neujahrsempfang in die Kulturhalle Glärnisch ein – erstmals feierten die hinzugekommenen Einwohnerinnen und Einwohner der Berggemeinden als Wädenswilerin, Wädenswiler.

Wohin gehen jetzt die Hüttner und Schönenberger, wenn sie einen Anlass in Wädenswil besuchen? Auch «ins Dorf», wie die alteingesessenen Wädenswiler sagen? Oder eben «id Stadt abe» oder ganz einfach «uf Wädi»? Wie auch immer: Am 2. Januar lud die Stadt Wädenswil die Bevölkerung zum Neujahrsempfang ein – eben erstmals mit den neuen Aussenwachten Hütten und Schönenberg.

Um 16 Uhr sollten die Pforten für den Festanlass öffnen – doch schon vor der Zeit war die Kulturhalle gut besetzt, und immer noch strömten neue Gäste aus allen Ortsteilen hinzu.

Besucher aus allen Ortsteilen

Stapi Philipp Kutter konnte so in einer vollen Halle weit über 500 gutgelaunte Wädenswilerinnen und Wädenswiler begrüssen – nachdem der Männerchor Hütten mit tollen Liedvorträgen den musikalischen Auftakt machte. «Wädenswil ist nun mit rund 35 Quadratkilometern Fläche die drittgrösste Gemeinde im Kanton – und wir grenzen neuerdings an Schwyz und Zug. Wir breiten uns aus!», konnte Kutter dem Volk zurufen. Doch nicht nur das: «Wir leben nun in verschiedenen Klimazonen!» 

Wädenswil breitet sich aus

Tatsächlich erstreckt sich das neue Gemeindegebiet nun vom tiefsten Punkt am See mit 407 m ü. M. bis zum höchsten Punkt am Höhronen auf 1229 m ü. M. «So kann es nun sein, dass es in einem Ortsteil schneit, während im anderen Ortsteil immer noch T-Shirts getragen werden.» Mit diesen humoristischen Ausführungen zur neuen Gemeinde leitete der Stapi über zu einer kurzen Zusammenfassung, wie dieser Gemeindezusammenschluss auf die Wege gebracht wurde. 

Kutter versprach auch, dass alles daran gesetzt werde, dass sich alle Bewohnerinnen und Bewohner wohl fühlen werden. Gleichzeitig ist er aber auch frohen Mutes, da die Voraussetzungen sehr gut seien: Alle Ortsteile hätten ein starkes, gutes Eigenleben.

Stellvertretend für die aufgelösten Gemeinden, also neuen Ortsteile, betraten schliesslich Verena Dressler, Hütten, sowie Willi Schilling, Schönenberg, die Bühne. Verena Dressler, aus den Ferien in Bivio angereist und nach ihrem Gemütszustand befragt, erzählte, dass sie am Neujahrsmorgen nicht so recht gewusst hätte, ob sie nun Hüttnerin, Wädenswilerin – oder sogar beides sei. Willi Schilling hingegen bereitete der Neujahrsmorgen etwas Kopfweh, äusserte sich aber nicht über die Gründe. Seine Gefühlslage sei aber etwas gemischt, ein «sowohl als auch». Einerseits ein gutes Gefühl, was in der Vorbereitungszeit geschafft wurde, andrerseits aber schwinge auch Wehmut mit. Verena Dressler blieb besonders der Abstimmungssonntag, der 21. Mai 2017, in besonderer Erinnerung. «Hütten hat mit 80% Stimmbeteiligung und 80% Ja-Stimmen für die Fusion gestimmt. Wäre diese nicht zustande gekommen, hätte sie weiter für ihr «kleines Hütten» gekämpft – «der Kanton hätte mich dann kennengelernt!», meinte Dressler augen­zwinkernd, auch mit einem Seitenhieb auf Bruder und Regierungsrat Ernst Stocker. Die Frage, ob die ehemalige Gemeindepräsidentin und der ehemalige Gemeindepräsident ein «Anschlussprogramm» hätten, konnten beide positiv beantworten. Verena Dressler wurde zur Präsidentin der Oberstufenschulpflege gewählt, Willi Schilling konnte vermelden, dass «einer der jüngsten Schönenberger» zu seinem Hobby werde.

Schliesslich überreichte Dressler als Geschenk eine Kopie des ersten Hüttner Gemeindeversammlungsprotokolls vom 15.12.1799 sowie einen symbolischen Schlüssel zum neuen Ortsteil Hütten.

Regierungsrat wohnt jetzt im Wädenswiler Zentrum

Weiter im Programm ging’s mit dem Zouftchor Fäldchuchi 39, ehe Regierungsrat Ernst Stocker die Grussworte der Regierung überbrachte. Ihn freute es ausserordentlich, an diesem Anlass teilnehmen zu dürfen. Nicht nur, dass er selten so viele bekannte Gesichter an einem Anlass sehe, nein, auch das Gerangel in der Regierung, wer denn nun die Grüsse überbringen dürfe, sei gross gewesen – immerhin seien in drei Monaten Wahlen! Auch er freute sich sichtlich über die geglückte Eingemeindung: «Als ich heute morgen vom Himmeri Richtung Tanne schaute, dachte ich ‹die Grenze ist weg›. Als ich zur reformierten Kirche Schönenberg schaute, weiter an den leicht gezuckerten Hängen bis zum Gottschalkenberg: ‹alles Wädenswil!› Und so wohne ich, ohne etwas dafür gemacht zu haben, im Zentrum von Wädenswil!» Doch der kernige Redner schlug auch ernstere Töne an, erzählte von anderen Gemeindefusionen im Kanton oder von der Fusion im Glarnerland, gab auch Einblicke in den Finanzhaushalt des Kantons. Schliesslich zeigte er auch Verständnis, wenn die Hüttner, die Schönenberger, Ängste hätten, ihre Identität oder Wurzeln zu verlieren. Stocker wies auf die Au hin, die schon lange ein Ortsteil, aber gut integriert sei. Besonders die «Chropfleerete», der Infoabend des Quartiervereins Au, sei ein wichtiger Anlass, auch für den Wädenswiler Stadtrat. Und so legte der ehemalige Wädenswiler Stadtpräsident den neuen Ortsteilen nahe, ebenso einen ähnlichen Anlass zu organisieren. Stocker zeigte sich überzeugt, «dass wir vom oberen linken Zürich­see­ufer unsere Werte, unsere Wurzeln und unseren Charakter bewahren – unabhängig von Gemeindegrenzen!»

Mit dem Liedvortrag des Musikvereins Schönenberg und einem weiteren Intermezzo des Fäldchuchi-39-Chor endete der offizielle Teil des unterhaltsamen ersten Neujahrsempfang der neuen Grossgemeinde Wädenswil. Beim gemütlichen Teil – mit Pilzrisotto und dem einen oder anderen Kaltgetränk – liess es sich noch bestens Kontakte knüpfen oder auffrischen. (stb)

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