Auf Einladung der Lesegesellschaft Wädenswil referierte der bekannte Berliner Philosoph und Bestsellerautor Wilhelm Schmid in der Reformierten Kirche zum Thema Gelassenheit. Fazit: Gelassener werden hat viel mit Üben und Weglassen zu tun.
Aus Anlass des 250-Jahr-Jubiläums luden die Lesegesellschaft Wädenswil und die Reformierte Kirchgemeinde zu einer ganz besonderen Veranstaltung zum Thema «Gelassenheit – was wir gewinnen, wenn wir älter werden» ein. Wir alle kennen stressige, unerfreuliche und ärgerliche Situationen, in denen wir uns mehr Gelassenheit wünschen. Da tönt das Thema doch wie ein Versprechen, dass mit dem Älterwerden die Gelassenheit schon kommen wird. Nur: diese Gelassenheit will sich dann doch nicht immer automatisch einstellen. Die Homepage von Wilhelm Schmid heisst «Lebenskunst Philosophie». Ist es also eine Kunst, Gelassenheit zu gewinnen?
Wilhelm Schmid konnte die rund zweihundert sehr aufmerksamen und interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer beruhigen: «Nein, es ist keine Kunst. Aber wenn jemand nicht von sich aus gelassen ist, kann er daran arbeiten es zu werden.» Viel hange mit dem Stress zusammen, den sich moderne Menschen selber auferlegten. Moderne heisse, immer Neues zu tun und aktiv zu sein und alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Was dann in Stress münde: mehr verwirklichen zu wollen, als in die Wirklichkeit hineingehe. «Gelassenheit kommt von Lassen, heisst also auch, Möglichkeiten, die ich realisieren könnte, zu lassen.» Das gelte auch für ihn selber, meinte Wilhelm Schmid. Er selber sei nicht immer gelassen gewesen. Der 60. Geburtstag habe ihm überhaupt nicht gefallen. Er sei in eine tiefe Unruhe geraten. Es sei ihm schlagartig bewusst geworden, dass die Lebenszeit überschaubar geworden sei und dass Gelassenheit viel damit zu tun habe, wie man älter werde und wie man diese Phase des Lebens wahrnehme.
Er geniesse heute viel stärker den Moment. In Wädenswil habe er einen Spaziergang am See gemacht und sich am aufgehenden Mond erfreut. Und auch sogleich einen Ort gefunden, wo er einen feinen Espresso getrunken habe. Das mache er an jedem Ort, an dem er auftrete, sagte er später im persönlichen Gespräch.
Gekonnt leitete der Referent die stimmigen musikalischen Intermezzi von Organistin Esther Lenherr ein, welche den Zuhörern erlaubten, das Gehörte aufzunehmen und für sich selber weiterzuspinnen.
Nach einer kurzen Fragerunde erwartete ein Apéro die Anwesenden, von denen einige das persönliche Gespräch mit dem Philosophen suchten und andere, angeregt von dessen Ausführungen, sich am Tisch der Buchhandlung Kafisatz das entsprechende Buch besorgten.
Wilhelm Schmid überzeugte mit seinem grossen Wissen, durch seine auch für Laien verständliche Argumentation und begeisterte mit seiner frischen und humorvollen Art.
Ein in jeder Hinsicht nachklingender und sinnlicher Anlass.
(e)
Auf Einladung der Lesegesellschaft Wädenswil referierte der bekannte Berliner Philosoph und Bestsellerautor Wilhelm Schmid in der Reformierten Kirche zum Thema Gelassenheit. Fazit: Gelassener werden hat viel mit Üben und Weglassen zu tun.
Aus Anlass des 250-Jahr-Jubiläums luden die Lesegesellschaft Wädenswil und die Reformierte Kirchgemeinde zu einer ganz besonderen Veranstaltung zum Thema «Gelassenheit – was wir gewinnen, wenn wir älter werden» ein. Wir alle kennen stressige, unerfreuliche und ärgerliche Situationen, in denen wir uns mehr Gelassenheit wünschen. Da tönt das Thema doch wie ein Versprechen, dass mit dem Älterwerden die Gelassenheit schon kommen wird. Nur: diese Gelassenheit will sich dann doch nicht immer automatisch einstellen. Die Homepage von Wilhelm Schmid heisst «Lebenskunst Philosophie». Ist es also eine Kunst, Gelassenheit zu gewinnen?
Wilhelm Schmid konnte die rund zweihundert sehr aufmerksamen und interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer beruhigen: «Nein, es ist keine Kunst. Aber wenn jemand nicht von sich aus gelassen ist, kann er daran arbeiten es zu werden.» Viel hange mit dem Stress zusammen, den sich moderne Menschen selber auferlegten. Moderne heisse, immer Neues zu tun und aktiv zu sein und alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Was dann in Stress münde: mehr verwirklichen zu wollen, als in die Wirklichkeit hineingehe. «Gelassenheit kommt von Lassen, heisst also auch, Möglichkeiten, die ich realisieren könnte, zu lassen.» Das gelte auch für ihn selber, meinte Wilhelm Schmid. Er selber sei nicht immer gelassen gewesen. Der 60. Geburtstag habe ihm überhaupt nicht gefallen. Er sei in eine tiefe Unruhe geraten. Es sei ihm schlagartig bewusst geworden, dass die Lebenszeit überschaubar geworden sei und dass Gelassenheit viel damit zu tun habe, wie man älter werde und wie man diese Phase des Lebens wahrnehme.
Er geniesse heute viel stärker den Moment. In Wädenswil habe er einen Spaziergang am See gemacht und sich am aufgehenden Mond erfreut. Und auch sogleich einen Ort gefunden, wo er einen feinen Espresso getrunken habe. Das mache er an jedem Ort, an dem er auftrete, sagte er später im persönlichen Gespräch.
Gekonnt leitete der Referent die stimmigen musikalischen Intermezzi von Organistin Esther Lenherr ein, welche den Zuhörern erlaubten, das Gehörte aufzunehmen und für sich selber weiterzuspinnen.
Nach einer kurzen Fragerunde erwartete ein Apéro die Anwesenden, von denen einige das persönliche Gespräch mit dem Philosophen suchten und andere, angeregt von dessen Ausführungen, sich am Tisch der Buchhandlung Kafisatz das entsprechende Buch besorgten.
Wilhelm Schmid überzeugte mit seinem grossen Wissen, durch seine auch für Laien verständliche Argumentation und begeisterte mit seiner frischen und humorvollen Art.
Ein in jeder Hinsicht nachklingender und sinnlicher Anlass.
(e)