Noch während ihrer Lehrzeit kamen zwei Laborantenlehrlinge der ZHAW in Wädenswil zu ungewöhnlichen Ehren. In Bodenproben aus dem Reidholz entdeckten sie zwei bisher unbekannte Bakterienarten. Urs Hilber, Leiter des Departements Life Sciences und Facility Management, wertete diesen Erfolg auch als Bestätigung für das duale Berufsbildungssystem.
Biologielaborantinnen oder -laboranten lernen im Rahmen ihrer Ausbildung Arten zu bestimmen. Dabei geht es darum, diverse Analysemethoden und Prozesse kennenzulernen und zu verstehen. Die Lernenden haben im Sommer 2014 Proben im nahe gelegenen Wald beim Campus Reidbach in Wädenswil genommen. Diese wurden mikrobiologisch analysiert und Bakterienarten (Pseudomonaden) daraus isoliert, die es zu charakterisieren galt. Bei der Überprüfung durch den ZHAW-Experten David Frasson aus der Fachgruppe Mikro- und Molekularbiologie zeigte sich, dass zwei Stämme genetisch eine neue Bakterienart sein könnten. Das weckte die Neugier und den Forschergeist bei den Lernenden. Mittels biochemischer Untersuchungen und Sequenzierung des gesamten Genoms der zwei Bakterienisolate stand im Frühjahr 2015 fest, dass die angehenden Laboranten zwei neue Bakterienarten entdeckt haben. Sie wurden nach ihrem Fundort im Wädenswiler Reidholz benannt: Pseudomonas wadenswilerensis sp. nov. und Pseudomonas reidholzensis sp. nov.
Die Entdeckung und das enorme Engagement der Lernenden motivierten die involvierten ZHAW-Forschenden zu einer wissenschaftlichen Publikation. «Es ist eher aussergewöhnlich, dass Lernende als Autoren bei wissenschaftlichen Publikationen aufgeführt werden. Doch uns als Forschern war es wichtig, den Lernenden so unsere Anerkennung auszudrücken», so David Frasson, einer der beiden Hauptautoren der Publikation. Ende 2016 wurde diese dann beim international renommierten Wissenschaftsjournal «International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology» eingereicht. Der grosse Einsatz wurde im April 2017 belohnt, als die Publikation angenommen wurde und dann in der August-Ausgabe des Wissenschaftsjournals erschien.
Die beiden neuen Bakterienarten sind in der nationalen Stammsammlung CCOS Culture Collection of Switzerland AG, Wädenswil, einem Spin-off der ZHAW, hinterlegt und können dort bezogen werden. Es gibt bereits Anfragen aus anderen Ländern, so zum Beispiel vom Institut Pasteur in Paris, einem weltweit führenden Grundlagenforschungszentrum. Die Forschung geht nun an der ZHAW weiter, um die beiden Bakterienarten, die aus Waldboden isoliert wurden, noch näher zu beschreiben und ihr mögliches Nutzungsgebiet zu definieren.
Forschung und Praxis bereits in der Berufslehre verknüpft
Anlässlich einer kleinen Feier Anfang September freute sich Urs Hilber, Direktor des ZHAW-Departements Life Sciences und Facility Management in Wädenswil und selbst Molekularbiologe über den Erfolg: «Wädenswil ist immer für eine Überraschung gut!» Gleichzeitig sieht er auch noch weitere positive Aspekte: «Zusammen mit den Lernenden haben Kolleginnen und Kollegen der Berufsbildung, der Fachdisziplinen Genetik und Mikrobiologie dieses Projekt vorangetrieben. Diese Kooperation freut mich enorm. Damit beweisen wir einerseits, dass wir über eine hochstehende Infrastruktur verfügen, die diese Analysen und Vorgehensweisen erst ermöglichte. Andererseits zeigen wir, dass es für die Realisation eines solchen Projektes und die Publikation alle braucht – vom Lernenden bis zum Direktor – und dass Forschung und Praxis nicht erst im Studium aufeinandertreffen.»
Auch Stadtpräsident Kutter freute sich, dass nun auch eine Bakterienart den Namen «Wädenswil» trägt. Ausserdem sieht er im Erfolg der jungen Forscher ein schönes Beispiel für die Bildungs- und Forschungsstadt Wädenswil: «Wir haben hier die ganze Kette der Berufsbildung!»
Die beiden ehemaligen Lernenden sind stolz auf ihre Leistung. «Keiner von uns beiden hätte zu Beginn der Ausbildung gedacht, dass wir am Ende mit einem wissenschaftlichen Paper dastehen», erklärt Tara Picozzi. Sie selbst ist nun am Institut für Chemie und Biologische Chemie bei der ZHAW in Wädenswil angestellt. Michael Opoku, der nun derzeit die Berufsmaturitätsschule in Zürich besucht will nachher studieren. Zu seinem Fund meint er: «Man lernt die Theorie besser verstehen, wenn man die Praxis kennt.»
(zhaw / stb)
Noch während ihrer Lehrzeit kamen zwei Laborantenlehrlinge der ZHAW in Wädenswil zu ungewöhnlichen Ehren. In Bodenproben aus dem Reidholz entdeckten sie zwei bisher unbekannte Bakterienarten. Urs Hilber, Leiter des Departements Life Sciences und Facility Management, wertete diesen Erfolg auch als Bestätigung für das duale Berufsbildungssystem.
Biologielaborantinnen oder -laboranten lernen im Rahmen ihrer Ausbildung Arten zu bestimmen. Dabei geht es darum, diverse Analysemethoden und Prozesse kennenzulernen und zu verstehen. Die Lernenden haben im Sommer 2014 Proben im nahe gelegenen Wald beim Campus Reidbach in Wädenswil genommen. Diese wurden mikrobiologisch analysiert und Bakterienarten (Pseudomonaden) daraus isoliert, die es zu charakterisieren galt. Bei der Überprüfung durch den ZHAW-Experten David Frasson aus der Fachgruppe Mikro- und Molekularbiologie zeigte sich, dass zwei Stämme genetisch eine neue Bakterienart sein könnten. Das weckte die Neugier und den Forschergeist bei den Lernenden. Mittels biochemischer Untersuchungen und Sequenzierung des gesamten Genoms der zwei Bakterienisolate stand im Frühjahr 2015 fest, dass die angehenden Laboranten zwei neue Bakterienarten entdeckt haben. Sie wurden nach ihrem Fundort im Wädenswiler Reidholz benannt: Pseudomonas wadenswilerensis sp. nov. und Pseudomonas reidholzensis sp. nov.
Die Entdeckung und das enorme Engagement der Lernenden motivierten die involvierten ZHAW-Forschenden zu einer wissenschaftlichen Publikation. «Es ist eher aussergewöhnlich, dass Lernende als Autoren bei wissenschaftlichen Publikationen aufgeführt werden. Doch uns als Forschern war es wichtig, den Lernenden so unsere Anerkennung auszudrücken», so David Frasson, einer der beiden Hauptautoren der Publikation. Ende 2016 wurde diese dann beim international renommierten Wissenschaftsjournal «International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology» eingereicht. Der grosse Einsatz wurde im April 2017 belohnt, als die Publikation angenommen wurde und dann in der August-Ausgabe des Wissenschaftsjournals erschien.
Die beiden neuen Bakterienarten sind in der nationalen Stammsammlung CCOS Culture Collection of Switzerland AG, Wädenswil, einem Spin-off der ZHAW, hinterlegt und können dort bezogen werden. Es gibt bereits Anfragen aus anderen Ländern, so zum Beispiel vom Institut Pasteur in Paris, einem weltweit führenden Grundlagenforschungszentrum. Die Forschung geht nun an der ZHAW weiter, um die beiden Bakterienarten, die aus Waldboden isoliert wurden, noch näher zu beschreiben und ihr mögliches Nutzungsgebiet zu definieren.
Forschung und Praxis bereits in der Berufslehre verknüpft
Anlässlich einer kleinen Feier Anfang September freute sich Urs Hilber, Direktor des ZHAW-Departements Life Sciences und Facility Management in Wädenswil und selbst Molekularbiologe über den Erfolg: «Wädenswil ist immer für eine Überraschung gut!» Gleichzeitig sieht er auch noch weitere positive Aspekte: «Zusammen mit den Lernenden haben Kolleginnen und Kollegen der Berufsbildung, der Fachdisziplinen Genetik und Mikrobiologie dieses Projekt vorangetrieben. Diese Kooperation freut mich enorm. Damit beweisen wir einerseits, dass wir über eine hochstehende Infrastruktur verfügen, die diese Analysen und Vorgehensweisen erst ermöglichte. Andererseits zeigen wir, dass es für die Realisation eines solchen Projektes und die Publikation alle braucht – vom Lernenden bis zum Direktor – und dass Forschung und Praxis nicht erst im Studium aufeinandertreffen.»
Auch Stadtpräsident Kutter freute sich, dass nun auch eine Bakterienart den Namen «Wädenswil» trägt. Ausserdem sieht er im Erfolg der jungen Forscher ein schönes Beispiel für die Bildungs- und Forschungsstadt Wädenswil: «Wir haben hier die ganze Kette der Berufsbildung!»
Die beiden ehemaligen Lernenden sind stolz auf ihre Leistung. «Keiner von uns beiden hätte zu Beginn der Ausbildung gedacht, dass wir am Ende mit einem wissenschaftlichen Paper dastehen», erklärt Tara Picozzi. Sie selbst ist nun am Institut für Chemie und Biologische Chemie bei der ZHAW in Wädenswil angestellt. Michael Opoku, der nun derzeit die Berufsmaturitätsschule in Zürich besucht will nachher studieren. Zu seinem Fund meint er: «Man lernt die Theorie besser verstehen, wenn man die Praxis kennt.»
(zhaw / stb)