Wädenswil

Im Gespräch mit Remo Buchser, Schausteller

Der 57-jährige Remo Buchser ist Schausteller aus Leidenschaft. Mit seinen Fahrgeschäften ist er regelmässig an der Wädenswiler Chilbi anzutreffen; dieses Jahr mit dem Kinderkarussell beim «Glettise» sowie dem Rundfahrgeschäft «Snow Dream» auf dem Seeplatz. Ausserdem hat seine Firma, die Buchser Freizeittechnologie GmbH, ihren Firmensitz in Wädenswil.

Der Wädenswiler Anzeiger traf Schausteller Buchser an seinem Wohnort, dem Schausteller-Areal an der Bändlistrasse in Zürich-Altstetten.

Du bist Stammgast an der Wädenswiler Chilbi, seit manchem Jahr stehen Deine Geschäfte hier in Wädenswil. Wie aber kamst Du selbst zur Schaustellerei?
Ich bin durch meine Frau zur Schaustellerei gekommen. Ich war schon als Bub auf den Chilbiplätzen unterwegs, habe mir so das Sackgeld aufgebessert und habe so auch meine Frau auf einer Chilbi kennengelernt. Sie kommt aus einer Schaustellerfamilie und so kam ich auch in dieses Metier.

Schausteller – immer noch ein Traumberuf?
Ich habe nach wie vor Freude daran. Ich mache meinen Job sehr gerne und schätze auch den Kontakt mit den Leuten.
Wenn man einmal in der Schaustellerei drin ist, kommt man auch nicht mehr los davon.

Wie viele Tage im Jahr bist Du unterwegs?
Wir starten etwa Anfang April, um Ostern herum geht’s los. Aufgehört wird meistens am 24. Dezember, mit Ende der letzten Weihnachtsmärkte. Da sind war dann aber eher mit den kleineren Geschäften unterwegs, zum Beispiel mit dem Berliner-Stand. Anschliessend beginnt das grosse Reinemachen: putzen, malen, was alles anfällt.

Und begleitet Dich Deine Familie?
Unsere zwei erwachsenen Töchter sind auch bereits in der Schaustellerei tätig, sind aber selbstständig unterwegs – aber man schaut natürlich füreinander.
Was war das spannendste Erlebnis auf der Tournee?
England war eine ganz besondere Herausforderung. In Londons Hyde-Park bauten sie einen Weihnachtsmarkt auf, das Winterwonderland. Durch Kontakte wurde ich dazu angefragt und nach einer kurzen Prüfung sagten wir da zu. Da mein Englisch für die ganzen Formalitäten nicht ausreichte, begleitete uns der Wädenswiler Dani Kägi, der die ganze Reise auch für die Schausteller-Zeitung festhielt. So reisten wir mit vier LKWs und drei Personenwagen von Zürich nach London. Das war bestimmt ein spezielles Erlebnis. Wir waren jeweils eineinhalb Monate in London, und das machten wir drei Jahre lang.

Dein Fahrgeschäft «Snow Dream» ist schon älteren Baujahrs, fasziniert aber immer noch. Was macht den Reiz dieser klassischen Chilbibahn aus?
Es ist ein Familien-Fahrgeschäft. Der Grossvater kann erzählen, wie er sein «Muetti» kennengelernt und mit ihr im Tunnel hinten geschmust hat. Die ältere Generation hat ihre Erinnerungen – und die Jungen haben Spass daran, weil’s eben immer noch auch eine schnelle Bahn ist und die Fliehkräfte wirken. Das macht Spass, vor allem, wenn man nette Begleitung neben sich hat. Die Musik ist bei uns auf dem neusten Stand. Auf dem neusten Stand ist auch die ganze Technik, die Bahn wird liebevoll gepflegt – und so kommen die Leute auch gerne!

Man hört oft Geschichten von Schaustellern, denen es nicht so gut läuft, die mit dem letzten Tropfen Diesel auf einem Chilbiplatz ankommen. Wie wichtig ist es, ein Standplatz in Wädenswil zu haben?
Sagen wir’s so: es würde bestimmt jeder Schausteller gerne nach Wädenswil kommen. Es ist ein guter Platz, es hat immer viel Volk, freundliche Leute. Das ist toll hier. Für uns sind solche Plätze, wo’s wirklich gut läuft, auch sehr wichtig. Wir kommen alle gerne nach Wädenswil!

Auf jedem Chilbiplatz gibt’s auch einen Platzchef. Manchmal ist das auch ein Schausteller selbst, in Wädenswil wird die Chilbi von der Chilbikommission des Verkehrsvereins organisiert. Wie läuft die Zusammenarbeit hier?
Ich hatte ein tolles Verhältnis zur alten Führung und ich kenne auch die neue Führungscrew schon lange, und sie machen’s auch gut. Von daher her ist die Zusammenarbeit problemlos und gut.

Einige Chilbibesucher fragten sich, wieso man den Gasiplatz nicht weiter als zusätzlichen Chilbiplatz weiterbenutzte, auch nachdem der Bahnhof fertig umgebaut war. Nun sollte man meinen,
dass dies auch die Schausteller befürworten würden – im Sinne von «grössere Chilbi gleich mehr Umsatz». Dem ist aber nicht so?
Nein. Der typische Chilbibesucher hat einen bestimmten Geldbetrag in der Tasche, und wenn der aufgebraucht ist, ist’s weg. Wenn das Angebot grösser wird, teilt sich dieser Betrag auf. Den zusätzlichen Fünfliber, den ich bekomme, fehlt dann einem anderen. Die Wädenswiler Chilbi soll so bleiben wie sie ist!

Die Wättischwiler Chilbi findet jeweils Ende August statt, die Sommerferien sind vorbei, bald hält der Herbst Einzug. Was aber ist das beste Chilbiwetter für Schausteller?

Das beste Wetter ist, wenn’s nicht regnet und nicht zu heiss ist. Ist’s zu heiss geht das Volk in die Badi, wenn’s regnet kommen sie auch nicht. Von daher ist ein «durchzogenes» Wetter für uns das Beste!

Na, dann hoffen wir auf nicht allzu heisses, aber trockenes Wetter mit etwas «Wulchegschlirp». Dir wünsche ich gute Geschäfte an der Wädi-Chilbi.
Stefan Baumgartner

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