Lokalsport Vereine Wädenswil

Monika Makelaar, Wertungsrichterin Gymnastik

Die Turnsaison hat wieder begonnen und damit auch die Wettkämpfe. Am Rande der Gymnastikflächen stehen immer die Wertungsrichter. Sie sind bei einem Wettkampf genau so wichtig, wie eine gut funktionierende Infrastruktur.

Ein Gymnastikwettkampf ohne Wertungsrichter ist kein Wettkampf und «weil es eben Wettkampf ist», so Monika Makelaar, Wertungsrichterin Gymnastik, «ist ein Wertungsrichter auch immer unter Beobachtung und schnell mal der ‹Buhmann›, wenn die Wertung Unzufriedenheit hervorruft. Aus diesem Grund werten immer fünf Richter. Gerade in der Gymnastik sind die Darbietungen nicht nach messbaren Kriterien zu beurteilen,» erklärt mir Monika.

Wie wird denn bewertet und wie objektiv ist man als Wertungsrichter wirklich?
Jeder Wertungsrichter hat ein Notenblatt, das er während und nach jeder Darbietung ausfüllt. Es werden zwei Hauptkategorien beurteilt: das Programm mit Kriterien wie Interpretation, Konzeption, Vielseitigkeit, Originalität und Schwierigkeit, die jede wieder Subkriterien als Bewertungsbasis haben. Dazu kommt die Technische Beurteilung mit Kriterien, wie Bewegungsausführung, Bewegungsausführung mit Handgerät, Harmonie, Synchronität, Formationen, Engagement mit ihren jeweiligen Subkriterien.
Jedes Kriterium, sowohl des Programms, wie auch der technischen Beurteilung, wird mit einer Punkteskala bewertet. Die Richter geben ihre Bewertung dem Oberwertungsrichter ab, der dann die Toleranzbreiten kontrolliert.
Es ist zum Beispiel möglich, dass eine Gymnastik einem von fünf Richtern weniger gefällt als den Anderen. Dann entscheidet der Oberwertungsrichter aufgrund der Punktezuordnung der Mehrheit.
Natürlich ist das Programm nur schätzbar und nicht nach völlig objektiven Kriterien messbar. Trotzdem gibt es gewisse Anhaltspunkte, die bewertet werden. Jede Gymnastik muss nach den «Weisungen Gymnastik» gestaltet sein. Jeder Wertungsrichter kennt sie in- und auswendig und auch die Riegenleiter sollten diese kennen.

Ich nehme an, Du musstest eine Ausbildung machen, um Wertungsrichter zu werden?
Ja, die Ausbildung ist in vier bis fünf Modulen aufgebaut, die in einem halben Jahr an Wochenenden absolviert werden. Dazu kommt das Selbststudium, z.B. eben der Weisungen und am Schluss eine theoretische und praktische Prüfung. In den letzten Modulen wird zusammen mit dem Ausbildner das Taxieren an Wettkämpfen geübt. Die praktische Prüfung findet auch während eines Wettkampfes statt. Deshalb hatte es am letzten Wettkampf in Elgg so viele Wertungsrichter auf dem Platz.

Wie kamst Du dazu?
Ich machte schon als kleines Mädchen Gymnastik und Kunstturnen im TV Oberburg BE, die sogar mal Schweizer Meister wurden.
In Schönenberg habe ich die Gymnastikgruppe auf die Beine gestellt. Das war vor etwa zwanzig Jahren. Es hat immer noch Leute, die seither und auch in Elgg wieder teilgenommen haben. Vom Zürcher Turnverband gab es irgendwann die Vorschrift, dass jeder startende Verein einen Wertungsrichter stellen oder, wenn nicht, ein Bussgeld zahlen muss. Das hat mich dazu bewogen, die Ausbildung zu machen.
Natürlich auch, weil es mich interessiert hat. Zudem hat es mir auch bei der Zusammenstellung der Gymnastikpro­gram­me geholfen.

Half Dir Deine eigene Turnerkarriere oder ist sie gar Voraussetzung?
Ja und ja! Die meisten Wertungsrichter leiten eine Gymnastikgruppe. Eine Zeit lang war es sogar Voraussetzung. Das verlangt viel Engagement. Es ist sehr zeit­intensiv, weil man wochenendweise weg ist.
Aufgrund meiner Erfahrung wurde ich fürs Kader angefragt. Jetzt bin ich schon seit drei Jahren im Kader und seit letztem Jahr Regionenverantwortliche der Region Zürich/Schaffhausen. Das ist natürlich noch intensiver. Jedes Jahr gilt es sowieso für jeden Richter einen zweitägigen Fortbildungskurs zu absolvieren. Sonst wird einem das Brevet entzogen. Als Regionenverantwortliche muss ich jährlich an vier Sitzungen vom STV in Aarau teilnehmen und an zwei Wochenenden haben wir Kaderkurs und Regionenverantwortlichen-Sitzung.

Wir teilen die Richter auch an die verschiedenen Wettkämpfe ein. Jeder muss 3-4 Einsätze in der eigenen Region und einen ausserregionalen Einsatz leisten. Wir sind auch für die Fortbildungskurse und Neuausbildungen verantwortlich.

Turnst Du selber noch?
Nein, seit zwei Jahren nicht mehr. Zusammen mit Dominique Rupp wurde ich noch Vize-Schweizermeister in der Gymnastik zu Zweit 35+. Nachher habe ich mit dem aktiven Turnen aufgehört. Ich bin jetzt nur noch beratend tätig und konzipiere auch keine Gymnastiken mehr.

Mir fällt gerade auf, dass es innerhalb der Kategorie Gymnastik verschiedene Gruppen gibt.
Es gibt Vereinsgymnastik auf der Bühne oder auf dem Klein- oder Grossfeld (Rasen). Dafür braucht es mindestens 6 Turnerinnen/Turner. Man kann eine Gymnastik aber auch Einzeln oder zu Zweit auf der Bühne turnen. Natürlich gibt es verschiedene Alterskategorien mit separater Rangliste. Jugend (bis 18 Jahre), Aktive (ab 18 Jahren) und neu auch 35+ (davon müssen die Hälfte der Turnerinnen/Turner über 35 Jahre alt sein).

Bist Du an den Wettkämpfen des TV Schönenbergs auch dabei?
Man sollte, wenn möglich, seinen eigenen Verein nicht werten. Einmal im Jahr ist es zudem Pflicht, in einer anderen Region zu werten. Das ist spannend, denn man sieht auch mal andere Gymnastiken. In möglichst vielen Regionen zu werten gibt eine gute Durchmischung der Wertungsrichter.

Alles in allem eine spannende Aufgabe, die viel Einsatz und Wissen erfordert – natürlich, wie so vieles, zu einem symbolisch kleinen Lohn.

Die nächsten Wettkämpfe:
Schweizer Meisterschaften/Vereinsmeisterschaft Geräte + Gymnastik in Gruppen: 9./10. September 2017 in Schaffhausen. Schweizer Meisterschaften Gymnastik Einzel und zu Zweit: 23./24. September 2017 in Bad Ragaz. Schweizer Meisterschaften Vereinsturnen Jugend:
2./3. Dezember 2017 in Willisau .

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