Wädenswil

Johanniter IV: frisch getauft in den Einsatz

Am letzten Samstag im April taufte der Seerettungsdienst sein neues Einsatzboot im Rot­hus. Konnten die Feierlichkeiten noch bei schönem und trockenen Wetter abgehalten werden, zog gegen Abend ein Sturm auf – und die Seeretter wurden zu ihrem ersten Ernst­einsatz im neuen Boot gerufen.

Luzius Klemm, Obmann des Seerettungsdienstes, konnte im Rothuus viele Personen begrüssen, die der christlichen Seefahrt zugetan sind. «Wieso ein Schiff taufen?», fragte er sich in seiner Begrüssungsrede. «Zum ersten ganz einfach: man kann es so von anderen Schiffen unterscheiden.» Eine Schiffstaufe habe aber auch einen fast mystischen Grund: «Mit der Taufe haucht man dem Schiffskörper eine Seele ein.» Nach einem kurzen geschichtlichen Abriss zum Seerettungsdienst im Allgemeinen und zur Bootsevaluation im Speziellen war es für den Obmann Zeit, Danke zu sagen: dem Bootsbeschaffungsteam, dem Leiter Sicherheit und Gesundheit der Stadt Wädenswil, Sebastian Epp, sowie dem Bootsbauer Urs Faul für den «Swiss Finish».

Danach war es soweit: Die Seepolizei sowie die Seeretter anderer Gemeinden mit ihren Booten standen Spalier, als sich das neue Boot – begleitet vom Ballei, dem zweiten Einsatzboot der Seeretter –, von der Giessen-Halbinsel her durch den Zürichsee pflügte, einige Kurven ballettähnlich in rasanter Fahrt drehte und schliesslich stolz den provisorischen Landungssteg im Rothus anfuhr. An Land warteten die Mannschaft der Seeretter, die Taufgotte, Verteter aus den vier Vertragsgemeinden Wädenswil, Richterswil, Männedorf und Stäfa, ehemalige Seeretter sowie Regierungspräsident Ernst Stocker – und den Zürichseefluten entstieg auch Neptun, der Wassergott, überbrachte Glückwünsche und wünschte dem neuen Schiff «allzeit eine Handbreit Wasser unter dem Kiel».
Astrid Furrer, Wädenswiler Stadt- und Kantonsrätin, hatte schliesslich die Ehre, den Taufakt zu vollziehen. Nach Verlesen der von ihr und Neptun gezeichneten Taufurkunde zerschmetterte sie eine Flasche mit perlendem Inhalt am Bug des fortan als Johanniter IV fahrenden Schiffes.

Als erster in die Reihen der Gratulanten trat Regierungsratspräsident Ernst Stocker, den es mit Freude erfüllte, seine letzte Rede als Vorsteher der Zürcher Regierung auf seinem bevorzugten Badeplatz halten zu können. Stocker betonte die Wichtigkeit dieser Rettungsorganisation und erwähnte die vorbildliche Zusammenarbeit der Vertragsgemeinden. Jonas Erni, als Stadtrat Vorsteher von Sicherheit und Gesundheit in Wädenswil, bedankte sich für die wichtige Arbeit, die der Seerettungsdienst leistet. Er erwähnte, dass bereits im 4. Jahrhundert vor Christus Schiffe getauft wurden, und dass der englische Prinzregent George IV Frauen als Schiffs­tauf­gotten zuliess.
«Ich bin vo äne am See», stellte sich eine weitere Rednerin vor: Heidi Burkhardt, Männedörfler Gemeinderätin und somit Vertreterin der am anderen Ufer gelegenen Vertragsgemeinden, überreichte der Mannschaft «etwas Gutes» in flüssiger Form, ebenso wie Taufgotte Astrid Furrer eine Buddel Rum kredenzte. Die Seeretter-Veteranen schliesslich überreichten einen Kompass, «falls einmal die Elektronik ausfällt».

Erster Einsatz noch am selben Abend

Nach Abschluss der Reden stand das knapp sieben Tonnen schwere Boot für Besucherfahrten bereit. So konnten sich Interessierte von der Leistungsfähigkeit des mit zwei 330 PS starken Dieselmotoren ausgerüsteten und in der Spitze 44 Knoten (81 km/h) schnelle Boot überzeugen. «Wir brauchen diese Leistung», meint Roger Kälin, einer der Seeretter, «denn bei einem Notfall auf stürmischem See gehen wir erst raus, wenn alle anderen Boote längst im sicheren Hafen sein sollten.» Und tatsächlich kam es an diesem Tag auch noch zu einem Ernstfall. Während immer mehr Wolken aufzogen, kam der Notruf, dass ein Schiff in Seenot sei. So bewährte sich Johanniter IV nach der Schiffstaufe auch gleich, denn die Seeretter konnten Schiff mit Eigner sicher aus dem Sturm bergen.

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