Vereine Wädenswil

Chronik der Lesegesellschaft digitalisiert

Der Kulturgüterschutz des Zivilschutzes digitalisierte im Rahmen eines Projektes den ersten Band der handschriftlichen Chronik, die die Lesegesellschaft Wädenswil zwischen 1797 und 1886 führte. Der zweite Band ist in Bearbeitung.

Die Lesegesellschaft Wädenswil gibt es seit 1790. Gegründet wurde die Lesegesellschaft als «Bücher-Einkaufsgenossenschaft», wie deren Homepage zu entnehmen ist. Gegründet in der Zeit der Aufklärung war sie den Künsten zugetan, war aber durchaus auch politisch: «… mit dem Ziel, Lesestoff zu beschaffen, den die Mitglieder frei von aller behördlichen und pfarrherrlichen Bevormundung und auch unabhängig von den städtischen Leih­bi­blio­theken selbst auswählen und erwerben wollten, um darüber […] zu debattieren», liest man weiter zur Lesegesellschaft. Ein Vereinsmitglied wurde jeweils als Chronist bezeichnet. Seine Aufgabe war es, zum Jahresende alle aus seiner Sicht wichtigen Ereignisse in Wädenswil zu beschreiben. Auch kantonale oder eidgenössische Gegebenheiten werden darin gestreift. So wird auf die Helvetik eingegangen, und auch der Bockenkrieg ist Thema. Aktuelles Beispiel ist etwa die Erwähnung der Gründung der Sparcassa 1816. Immer wieder findet man Hinweise zur Witterung oder Statistiken zur Bevölkerung oder zu Lebensmittelpreisen.
Diese Chronik ist damit ein einzigartiges, historisch wertvolles Do­­ku­ment und eine der bedeutendsten Quellen für die Wädenswiler Geschichte im 19. Jahrhundert. Die Bände der Chronik werden in der Dokumentationsstelle Oberer Zürichsee aufbewahrt und sind dort für das interessierte Publikum zugänglich – auch noch nach abgeschlossener Digitalisierung.
Der erste Band, enthaltend die Jahre von 1797 bis 1855 und mit Register 638 Seiten stark, wurde nun in einem Projekt vom Kulturgüterschutz der Zivilschutzorganisation Wädenswil–Schönenberg–Hütten nach wissenschaftlichen Standards digitalisiert. Zwei Zivilschutz-Offiziere – Markus Hofstetter und Moritz Schenk –, sowie ein Soldat (der Richterswiler Steve Portoyan) waren für die digitale Fotografie besorgt, stets unter viel ehrenamtlicher Mitwirkung und Beratung von Historiker Adrian Scherrer. Er war vor allem für die technische und wissenschaftliche Begleitung der Arbeit zuständig.
Ein solches Digitalisierungsprojekt auf lokaler Ebene, das nur unter Nutzung verschiedener Synergien überhaupt möglich war, hat Pilotcharakter. Von Anfang an war es das Ziel, die wissenschaftlichen und technischen Standards von e-codices zu erfüllen. Ziel von e-codices ist es, alle mittelalterlichen und eine Auswahl neuzeitlicher Handschriften der Schweiz durch eine virtuelle Bibliothek frei zugänglich zu machen. Zurzeit sind 1458 digitalisierte Handschriften aus 63 verschiedenen Sammlungen verfügbar, die virtuelle Bibliothek wird laufend ausgebaut.
Link zur Chronik auf
www.dokumentationsstelle.ch

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