Veranstaltungen Vereine Wädenswil

Doppelte Premiere in der Kulturhalle

Vergangenen Freitag feierte «Der nackte Wahnsinn», das neue Stück des Volkstheaters Wädenswil, Premiere. Und zum ersten Mal spielte das Ensemble – nach jahrelangem Gastrecht auf dem ZHAW-Areal im Grüental – in der Kulturhalle Glärnisch.

Ungewohnt war der neue Spielort nicht nur für die Schauspieler; auch das Publikum musste sich ganz neu orientieren. Denn dort, wo bei anderen Veranstaltungen in der Kulturhalle der Eintritt in den Saal ist, ist nun beim Volkstheater das Theaterbistro und der Nebeneingang wird zum Haupteingang. «Alles etwas anders» zieht sich so wie ein roter Faden durch die Produktion: Die Bühne der Kulturhalle ist nicht Bühne, sondern Tribüne. Und das Volkstheater spielt ein Stück im Stück. Die Schauspieler spielen also Schauspieler.
Dies tun sie brillant, das Stück strapaziert die Lachmuskeln aufs äusserste, ohne jedoch auf Schenkelklopfer-Niveau zu sinken. Und auch das Publikum musste aufpassen, dass es den Faden nicht verliert. Denn obwohl die Geschichte simpel ist, verlangt sie mit den schauspielernden Schauspielern die nötige Aufmerksamkeit. Rasant reiht sich Szene an Szene.
Im ersten Akt verfolgt das Publikum die Hauptprobe – oder war‘s nun die Generalprobe?
– des Stückes «Nackte Tatsachen». Alle sind nervös, der Regisseur Bruno Thalbach (gespielt von Marco Trevisan) ist am Rand der Verzweiflung, darf aber noch eine gewisse Überheblichkeit an den Tag legen. Nur noch wenige Stunden bis zur Premiere – ob das gut kommt? Dora Ottler (Luzia Hitz), die Mrs. Clackett spielt, vergisst die Sardinen, Fredy Feller (André Lee), der den vermögend Hausbesitzer Philip Brent gibt, möchte in letzter Sekunde noch Szenen geändert haben, weil er sie nicht begreift – und zwischendurch immer wieder Anspielungen, wer wohl mit wem … Und wo ist Vickys Kontaktlinse? Und welches ist nun die richtige Türe?

Dann ist Pause, es folgt der zweite Akt. Überraschung: das Publikum sieht nun die Thea­ter­kulisse von hinten. Und sieht nun auch, was alles abläuft. Denn die fiktive Theaterproduktion ist nun seit einem Monat auf Tournee. Es «menschelt», Animositäten treten nun offen zu Tage, Eifersucht ist ausgebrochen – jeder gegen jeden. Gerry Lejeune (Stefan Marthaler) und Fredy Feller mögen sich nicht mehr sehen. Die Autorität des Regisseurs ist dahin. Zwischendurch wird nach Sämi Frei (Walter Streuli) gesucht, der einen Einbrecher spielt, dem aber auch ein Alkoholproblem unterstellt wird.
Und auch Belinda Bach (Sigrid Wittl), die Brents Frau spielt, bekommt zunehmends Mühe mit all den Türen und Sardinen … Regisseur Thal­bach scheint nicht nur mit der Regieassistentin (Stefani Markov) ein Techtelmechtel zu haben, auch mit Kim Ashton (Daniela Brodbeck), die sehr freizügig die Vicky spielt, hat er angebandelt. So weiss die Inspizientin Tia Greuter (Martina Hitz), die immer wieder auch für scheinbar ausgefallene Kollegen einspringen muss, gar nicht so genau, wieviele Blumensträusse sie nun und für wen kaufen soll.
Im dritten Akt erlebt der Wahnsinn den Höhepunkt. Türen öffnen und schliessen sich immer schneller, immer unkontrollierter, dazwischen Sardinen, immer wieder Sardinen …

Das Volkstheater hat viel gewagt: ein neuer Spielort, verbunden mit einem Stück, dass nicht nur von den Schauspielern alles abverlangt, sondern auch das Publikum auf die Probe stellt. Aber die Premiere ist geglückt. Die Lachmuskeln waren im Dauereinsatz. Muss man gesehen haben.

Weitere Spieldaten:
24. September, 25. September, 26. September je 20 Uhr; 27. September, 16 Uhr;
30. September, 01. Oktober, 02. Oktober, 03. Oktober (Dernière) je 20 Uhr.
Kulturhalle Glärnisch,
Wädenswil
Vorverkauf: online unter www.volkstheater-waedenswil.ch, bei «Kafisatz», Schönenbergstrasse 1, 8820 Wädenswil, jeweils freitags 15 bis 18 Uhr und samstags 10 bis 13 Uhr oder telefonisch: 079 866 45 27.

Teilen mit: