Der Kirchen- und Oratorienchor Wädenswil (KUOW) gab am Wochenende des Ewigkeitssonntags ein beglückendes Konzert.
Die Zugereiste spürte schon im Zug die spezielle Atmosphäre: Das ganze Abteil war gefüllt mit Musikern mit Instrumentenkoffern und schön gekleideten, erwartungsvollen Konzertgästen. In Wädenswil dann strömten die Scharen alle zur Kirche. Schon vor Konzertbeginn zeigte sich die Anziehungskraft des KUOW: die Kirche war fast vollständig ausverkauft, und das Summen und Brummen des vorfreudigen Publikums mischte sich mit Einspiel-Läufen der Instrumentalisten.
Bald war die Sängertribüne ebenso gut gefüllt wie der Kirchenraum: der KUOW bestritt dieses besondere Konzert gemeinsam mit dem Oratorienchor Zürich, der ebenfalls unter der Leitung von Felix Schudel steht.
Das Konzert stand im Zeichen der italienischen Musik, und den Anfang machte eine relativ neue Entdeckung, die sich als wahre Perle herausstellte: die Motette «O coelitum beati amores» von Joseph Haydn. Das Werk wurde erst 1983 in einer antiquarischen Buchhandlung gefunden.
Fast sphärisch erklangen die ersten Töne des Abends: Streicher, Querflöten und Fagott schufen mit feinen Tönen eine Klangwelt, zu der sich die eröffnende Sopran-Arie entspann.
Das Programmheft studierend, zeigte sich der Schreibenden, dass diese Arie auch einen inhaltlichen Bezug zum Ewigkeitssonntag herstellte: Die Musik wendet sich an die Glückseligen im Himmel, die uns Sterbliche am ersehnten Tage in ihr Reich einladen mögen.
Und zuhörend, wähnte man sich schon fast da angekommen. Denn die Sopranistin Maria C. Schmid sang unaufgeregt, klar, schön moduliert, und mit samtenem Schmelz auch in den höchsten Tönen. Schön!
Unter diesen Einstieg setzte der Chor einen kurzen, knackigen Schlusspunkt: das «Alleluja!» drückte in seiner sprudelnden Freude gleichsam die Essenz dieses Werks aus.
Die zweite Perle an diesem Abend zeigte, dass der KUOW nicht nur exzellente SolistInnen engagieren kann, sondern selber in der gleichen Kategorie mitspielt:
Dass zwei Chöre, die zusammen aus rund 130 Kehlen bestehen, singen und atmen wie aus einem Mund; dass sich fünf Stimmen ohne Orchesterbegleitung mit reiner Intonation ineinander verschlingen; dass ein so grosser Chor einen weichen und samtenen Klangteppich weben kann: dafür braucht es Können und Fleiss von Dirigenten- und Chorseite her.
Das ist hier offensichtlich vorhanden, denn das fünfstimmige, besinnliche A-capella-«Pater noster» von Giuseppe Verdi war ein Ohrenschmaus, mit homogenem Klang und innig vorgetragen von den beiden Chören.
Mit Modulationen in Dur und Moll, mit der italienischen Sprache, mit einer wunderbaren Bass-Figur, die das Amen einleitet, ist dieses Stück so farbig und vielfältig komponiert und gestaltet, dass man sich fragte, wozu der Mensch überhaupt ein Orchester erfunden hat. Diese (nicht ganz ernstzunehmende) Frage wurde mit dem dritten, längsten und wohl bekanntesten Stück des Abends eindrücklich beantwortet: Das Neue Glarner Musikkollegium, das auch von Felix Schudel geleitet wird, rüstete sich mit Pauken und Blechbläsern auf für die «Messa di Gloria» von Giacomo Puccini.
Auch dieses Werk begann ruhig: mit dem «Kyrie», das sich mit hohen, feinen Tönen in die Ohren der Zuhörer schlich.
Das folgende «Gloria» dagegen mutete wie ein Volksfest an – tänzerisch, hüpfend fast zu Anfang, steigerte es sich zu reiner Freude mit Pauken, Trompeten und Streicher-Sechzehnteln. Der Chor darüber gestaltete sich wahrhaft glorios, aber trotzdem fein und zart.
Einen herrlichen Zwischenpunkt setzte der Tenor Davide Fior mit «Gratias agimus tibi».
Nichts Schrilles, Gepresstes war da zu hören; Stimme und Streicher verschmolzen zu einem harmonischen Miteinander, das von Bläser-Kantilenen abgerundet wurde. In diesem namensgebenden, glanzvollen Gloria zeigten sich auch Witz und Augenzwinkern: Puccini komponierte Effekte wie ein Glissando, das durch den ganzen Chor geht, genussvolle Dissonanzen und prunkvolle Schlussakkorde, die sogar spontanen begeisterten Zwischenapplaus provozierten.
Das Orchester zeigte sich hier, wie im ganzen Programm, als einfühlsamer Partner, der den Chor und die Solisten farbig und flexibel unterstützte. Dies auch mit vielen Partien, in denen die Klangqualität der einzelnen Instrumente schön zur Geltung kam.
Im anschliessenden «Credo» ging gleichsam die italienische Sonne auf: warme Klänge, schön moduliert, vom Chor fein wie aus einer einzigen Kehle gesungen.
Das Bass-Solo «Crucifixus etiam pro nobis» wurde unterstützt von Fagott und Hörnern, kontrapunktiert von den Geigen. René Koch gestaltete diesen Part warm, weich und wohlklingend.
Ein weiterer Höhe- und gleichzeitig der Schlusspunkt was das «Agnus Dei». Hier wähnte man sich fast in einem Kaffeehaus, so unglaublich süffig sind Puccinis Melodien. Und wie im Kaffeehaus entspann sich ein angeregtes Gespräch, hier natürlich musikalischer Art, zwischen Tenor, Bass und Chor. Davide Fior und René Koch harmonierten im Duett ideal miteinander. Der Chor zeigte sich dazu als ebenbürtiger Partner, mit ausgeglichenem Klang und wunderbarem Piano.
Das Publikum dankte dafür und für das ganze herzerwärmend schöne Programm mit langem, begeistertem Applaus. Und für die, die gerne noch länger zugehört hätten: im November nächstes Jahr gibt es wieder Gelegenheit dazu, mit Mozarts c-Moll-Messe. Bericht: Marianne Amsler
Der Kirchen- und Oratorienchor Wädenswil (KUOW) gab am Wochenende des Ewigkeitssonntags ein beglückendes Konzert.
Die Zugereiste spürte schon im Zug die spezielle Atmosphäre: Das ganze Abteil war gefüllt mit Musikern mit Instrumentenkoffern und schön gekleideten, erwartungsvollen Konzertgästen. In Wädenswil dann strömten die Scharen alle zur Kirche. Schon vor Konzertbeginn zeigte sich die Anziehungskraft des KUOW: die Kirche war fast vollständig ausverkauft, und das Summen und Brummen des vorfreudigen Publikums mischte sich mit Einspiel-Läufen der Instrumentalisten.
Bald war die Sängertribüne ebenso gut gefüllt wie der Kirchenraum: der KUOW bestritt dieses besondere Konzert gemeinsam mit dem Oratorienchor Zürich, der ebenfalls unter der Leitung von Felix Schudel steht.
Das Konzert stand im Zeichen der italienischen Musik, und den Anfang machte eine relativ neue Entdeckung, die sich als wahre Perle herausstellte: die Motette «O coelitum beati amores» von Joseph Haydn. Das Werk wurde erst 1983 in einer antiquarischen Buchhandlung gefunden.
Fast sphärisch erklangen die ersten Töne des Abends: Streicher, Querflöten und Fagott schufen mit feinen Tönen eine Klangwelt, zu der sich die eröffnende Sopran-Arie entspann.
Das Programmheft studierend, zeigte sich der Schreibenden, dass diese Arie auch einen inhaltlichen Bezug zum Ewigkeitssonntag herstellte: Die Musik wendet sich an die Glückseligen im Himmel, die uns Sterbliche am ersehnten Tage in ihr Reich einladen mögen.
Und zuhörend, wähnte man sich schon fast da angekommen. Denn die Sopranistin Maria C. Schmid sang unaufgeregt, klar, schön moduliert, und mit samtenem Schmelz auch in den höchsten Tönen. Schön!
Unter diesen Einstieg setzte der Chor einen kurzen, knackigen Schlusspunkt: das «Alleluja!» drückte in seiner sprudelnden Freude gleichsam die Essenz dieses Werks aus.
Die zweite Perle an diesem Abend zeigte, dass der KUOW nicht nur exzellente SolistInnen engagieren kann, sondern selber in der gleichen Kategorie mitspielt:
Dass zwei Chöre, die zusammen aus rund 130 Kehlen bestehen, singen und atmen wie aus einem Mund; dass sich fünf Stimmen ohne Orchesterbegleitung mit reiner Intonation ineinander verschlingen; dass ein so grosser Chor einen weichen und samtenen Klangteppich weben kann: dafür braucht es Können und Fleiss von Dirigenten- und Chorseite her.
Das ist hier offensichtlich vorhanden, denn das fünfstimmige, besinnliche A-capella-«Pater noster» von Giuseppe Verdi war ein Ohrenschmaus, mit homogenem Klang und innig vorgetragen von den beiden Chören.
Mit Modulationen in Dur und Moll, mit der italienischen Sprache, mit einer wunderbaren Bass-Figur, die das Amen einleitet, ist dieses Stück so farbig und vielfältig komponiert und gestaltet, dass man sich fragte, wozu der Mensch überhaupt ein Orchester erfunden hat. Diese (nicht ganz ernstzunehmende) Frage wurde mit dem dritten, längsten und wohl bekanntesten Stück des Abends eindrücklich beantwortet: Das Neue Glarner Musikkollegium, das auch von Felix Schudel geleitet wird, rüstete sich mit Pauken und Blechbläsern auf für die «Messa di Gloria» von Giacomo Puccini.
Auch dieses Werk begann ruhig: mit dem «Kyrie», das sich mit hohen, feinen Tönen in die Ohren der Zuhörer schlich.
Das folgende «Gloria» dagegen mutete wie ein Volksfest an – tänzerisch, hüpfend fast zu Anfang, steigerte es sich zu reiner Freude mit Pauken, Trompeten und Streicher-Sechzehnteln. Der Chor darüber gestaltete sich wahrhaft glorios, aber trotzdem fein und zart.
Einen herrlichen Zwischenpunkt setzte der Tenor Davide Fior mit «Gratias agimus tibi».
Nichts Schrilles, Gepresstes war da zu hören; Stimme und Streicher verschmolzen zu einem harmonischen Miteinander, das von Bläser-Kantilenen abgerundet wurde. In diesem namensgebenden, glanzvollen Gloria zeigten sich auch Witz und Augenzwinkern: Puccini komponierte Effekte wie ein Glissando, das durch den ganzen Chor geht, genussvolle Dissonanzen und prunkvolle Schlussakkorde, die sogar spontanen begeisterten Zwischenapplaus provozierten.
Das Orchester zeigte sich hier, wie im ganzen Programm, als einfühlsamer Partner, der den Chor und die Solisten farbig und flexibel unterstützte. Dies auch mit vielen Partien, in denen die Klangqualität der einzelnen Instrumente schön zur Geltung kam.
Im anschliessenden «Credo» ging gleichsam die italienische Sonne auf: warme Klänge, schön moduliert, vom Chor fein wie aus einer einzigen Kehle gesungen.
Das Bass-Solo «Crucifixus etiam pro nobis» wurde unterstützt von Fagott und Hörnern, kontrapunktiert von den Geigen. René Koch gestaltete diesen Part warm, weich und wohlklingend.
Ein weiterer Höhe- und gleichzeitig der Schlusspunkt was das «Agnus Dei». Hier wähnte man sich fast in einem Kaffeehaus, so unglaublich süffig sind Puccinis Melodien. Und wie im Kaffeehaus entspann sich ein angeregtes Gespräch, hier natürlich musikalischer Art, zwischen Tenor, Bass und Chor. Davide Fior und René Koch harmonierten im Duett ideal miteinander. Der Chor zeigte sich dazu als ebenbürtiger Partner, mit ausgeglichenem Klang und wunderbarem Piano.
Das Publikum dankte dafür und für das ganze herzerwärmend schöne Programm mit langem, begeistertem Applaus. Und für die, die gerne noch länger zugehört hätten: im November nächstes Jahr gibt es wieder Gelegenheit dazu, mit Mozarts c-Moll-Messe. Bericht: Marianne Amsler