Feuilleton Wädenswil

W wie Wahlen – W wie Wirtschaft

Nun sind sie Vergangenheit, die Wahlen in den USA. Millionen von US-Dollars wurden von beiden Kandidaten-Seiten für einen Wahlkampf verschleudert, der letztlich nichts an der wirtschaftlichen Lage des Landes und am Wohlbefinden des Volkes ändert. Millionen die vielleicht besser im Spitalwesen, den Schulen usw. eingesetzt worden wären. Höhere Steuern werden kategorisch abgelehnt; aber Millionen für den Wahlkampf sammeln – das spielt keine Rolle. Wie passt das zusammen?
Denn finanziell steuern die USA im Dezember einmal mehr auf eine Bankrott-Erklärung zu. Da sich an den Machtverhältnissen im Repräsentanten-Haus nichts geändert hat, muss in kurzer Zeit ein Sparkompromiss her, sonst könnte das schwache Wirtschaftswachstum durch Budgetkürzungen und Steuererhöhungen gebremst werden. Da könnten die Republikaner wieder ihre Verzögerungstaktik anwenden und vor lauter eigener politischer Interessen das Wohl des Landes aus den Augen verlieren. Dies schadet dem Vertrauen, welches man diesem Staat entgegenbringt und verunsichert die Weltmärkte unnötig.
Was wir jetzt brauchen sind klare Aussagen und griffige Taten. «Wir sind bereit uns führen zu lassen – nicht als Demokraten oder Republikaner, sondern als Amerikaner.» Dies sagte der Sprecher des republikanischen Abgeordnetenhauses, John Boehner, gleich nach den Wahlen. Ein Schritt in die richtige Richtung – warum nicht schon früher? Es hätte der Welt einiges erspart.
Europa kann im Augenblick nicht so viel Interesse wecken. Die Schuldendiskussion dreht sich im Kreise. Nachdem Griechenland nun das x-te Sparpaket geschnürt hat, erhält es wieder Geld aus der EU-Kasse. Gespart wird vor allem bei den Renten und das Rentenalter wurde erhöht. Die Demonstrationen zeigen, dass die Zitrone bereits ausgepresst ist. Sparen allein, und das am falschen Ort, reicht nicht. Dies gilt auch für andere europäische Staaten. Es braucht grundlegende Änderungen im staatlichen System um eine Gesundung herbeizuführen. Arbeitsreformen, Steuerreformen, Sozialreformen, Gesetzesreformen u.ä. sind notwendig, um überhaupt einen Weg aus den Schulden zu finden. Wie kann es sein, dass z.B. griechische Reeder per Gesetz keine Steuern bezahlen müssen? Warum gibt es zwischen der Schweiz und Griechenland kein Steuerabkommen wie mit Deutschland oder England? Hier muss von der EU der Hebel angesetzt werden, um nachhaltig eine Verbesserung herbeizuführen. Man kann auch sparen bis zum Untergang – und damit ist niemandem gedient.
Die Schulden und ihre Nebenwirkungen haben uns nach wie vor fest im Griff. Aufhorchen lässt die Meldung, dass die Arbeitslosigkeit in der Schweiz angestiegen ist. Auch, dass sich das Wirtschaftsklima im Euroraum erneut verschlechtert hat. Fehlende Nachfrage und hohe Arbeitslosigkeit sind u.a. die Gründe, dass die Entwicklung deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt liegt. Eine wirtschaftliche Erholung ist leider noch nicht in Sicht.
Für den Obligationen-Anleger heisst dies weiterhin, im Schweizer Franken die Liquidität zu halten und falls er bereit ist, mit Zumischung von Fremdwährungs-Obligationen wie Norwegische und schwedische Kronen oder auch Australische Dollar den Ertrag zu steigern.
Der Aktien-Anleger muss sich überlegen, ob er die in diesem Jahr erzielten Gewinne sichern will. Ein Umstieg in ein Derivat-Produkt, Kombination aus Obligation und Aktien, hoher Zins und Aktienrisiko, könnte sich als lohnenswert erweisen.

Marco Heldner ist eidg. dipl. Bankfachmann und betreibt in Wädenswil ein Vermögensverwaltungs- und Treuhandbüro.

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