Richterswil

Samstagern zwischen Wandel und Tradition

Die grosse Herbstausstellung «Man trifft Freunde in Samstagern» im Ortsmuseum widmet sich ganz den «Berglern», deren Brauchtum, Persönlichkeiten, der Geschichte sowie Sehenswürdigkeiten und den Veränderungen des oberen Dorfes im Laufe der Zeit.

Text: Reni Bircher
Bilder: Guido Bircher

Ein Sammelsurium an Themen präsentiert sich liebevoll zusammengestellt in den Stuben und dem Gewölbe des altehrwürdigen Haus zum Bären, doch sie haben einen gemeinsamen Nenner: Samstagern. Der Ortsteil am Berg geht manchmal etwas vergessen im kollektiven Bewusstsein der Dörfler, obwohl er viel zu bieten hat.
Am ehesten verbindet man Samstagern mit Naherholungsgebieten oder der tollen Bahnanbindung in die Innerschweiz, ins Luzernische, nach Appenzell, St. Gallen bis zum Bodensee – deshalb auch die Stationsglocke vor der Freitreppe des Museums.
Doch Samstagern hat eine reichhaltige Geschichte. Noch heute existiert beim Sternenweiher ein Teil des Schutzwalls aus der Zeit der Villmergerkriege, die Sternenschanze. Sie ist allerdings nur eine von mehreren auf Gemeindegebiet gewesen. In einer alten Scheune wurden bei deren Umbau in den Dachbalken Kanonenkugeln gefunden aus besagtem Krieg – zu bestaunen an der Ausstellung.
Bei der Verteidigung des Dorfes beteiligten sich die Frauen aktiv. Um die Bellenschanze geht es im Richterswiler Bellenlied – zu hören im Bären –, und in Strophe 27 heisst es: «Nicht allein die Männer trieben / Vil der Feinden auf die Jagt / Sonder auch die Weiber blieben / Wolgetröst und unverzagt. / Also kan man billich sagen / Dass sie dörften Hosen tragen.» Eine vorbildliche und von emanzipierten Männern getragene Sichtweise, welche im Gegensatz zur «Allmig» (Allmendkorporation) – auch sie ist Thema in der Ausstellung – steht, wo es noch heute den Frauen untersagt ist, das Land ihrer Vorfahren zu erben.

Die Menschen am Berg

Das Dorf am Berg konnte sich immer wieder auf Menschen stützen, welche für Samstagern das Beste wollten. So etwa Albert Maag und Fredy Hitz, welche das Chilbi-Komitee-Samstagern gründeten, ein eigenes Karussell und eine nostalgische Schifflischaukel kauften, welche noch heute an der Bergchilbi regen Zulauf verzeichnen. Oder Alfred Hitz und Albert Baur, welche die Sagi vor dem Abbruch retteten und ein Museum daraus machten.
Auch ein paar Berühmtheiten wohnten in Samstagern, wie der dreifache Töff-Weltmeister Luigi Taveri, von dem einige Erinnerungsstücke ausgestellt sind. Ebenso ist ein Teil des Herbariums von Ernst Oberholzer zu bewundern, dessen Wissen und Können als Naturforscher sogar an der Universität Zürich hoch geschätzt war.
Und was wäre ein Dorf ohne Vereine! Musik, Sport, Brauchtum, Landwirtschaft … Samstagern lebt diese besondere Art von Zugehörigkeit.
Lernen Sie die «Bergler» näher kennen, entdecken Sie zwischen Aktivitäten und liebevoll zusammengetragenen und präsentierten Trouvaillen die Vielfalt der Richterswiler Sonnenterrasse.
Ein wunderbares Buch mit vielen Bildern und schönen Texten vervollständigt die Herbstausstellung über Samstagern. Es kann im Ortsmuseum erstanden werden.

Ausstellung «Man trifft Freunde in Samstagern»
bis Sonntag, 30. November
Öffnungszeiten:
Mi & Fr, 16.00–19.00 Uhr,
Sa, 10.00–12.00 & 14.00–16.00 Uhr, So, 10.00–12.00 Uhr
Finissage 10.00–14.00 Uhr
Haus zum Bären,
Dorfbachstrasse 12, Richterswil

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