Auch wenn die Künstliche Intelligenz (KI) immer mehr in unser Leben dringt, glauben die Pfarrer Benjamin Stückelberger und Christian Scharpf nicht, dass sie zum neuen Gott wird.
«Braincode», das ist eine neue Art von künstlicher Intelligenz, die im Gegensatz zur bisherigen KI wirklich intelligent und demzufolge äusserst wirkungsmächtig ist. Darum senden die Weltmächte ihre Geheimdienste los, um sich das in der Schweiz entwickelte Produkt zu schnappen. Dabei sind ihnen alle Mittel recht …
Dies ist die Ausgangslage im Krimi «Feuertaufe» des Theologen Benjamin Stückelberger. Der Pfarrer nutzt dabei zwar die dichterische Freiheit, um eine äusserst spannende Geschichte zu erzählen, der Hintergrund ist aber real. Am Braincode wird vom Schweizer Pascal Kaufmann wirklich geforscht.
Wenn der Mensch der Maschine dient
Über den Braincode sagt Benjamin Stückelberger: «Er kann im Gegensatz zu bisheriger KI ein Problem lösen, ohne dass man ihm vorher Lösungsmuster gegeben hat. Das ist eine Intelligenz, wie sie der Mensch hat. Er kann auf ein Problem stossen, das er bisher noch nie hatte, und dieses früher oder später lösen. Das soll mit dem Braincode auch die Maschine können.»
In seinem Roman «Die Wolke des Wissens» schildert Luca Zacchei, der für den Thinktank der Reformierten Landeskirche «RefLab» arbeitet, eine Gesellschaft, die sich immer mehr einer KI unterordnet. Es geht so weit, dass die KI führt und der Mensch nur noch ausführt, was ihm die KI vorgibt. Die Maschine dient nicht mehr dem Menschen, sondern der Mensch der Maschine.
Die KI wurde nach höchst moralischen Grundsätzen programmiert mit dem Ziel, dass die Menschen keine Kriege mehr führen, die Umwelt nicht mehr zerstören und ein angenehmes Leben bei bester Gesundheit führen können. Dies gelingt – aber das erhoffte Paradies auf Erden tritt nicht ein. Das Leben der Menschen fühlt sich langweilig und sinnlos an.
Schafft der Mensch einen KI-Gott?
In der Bibel hat Gott den Menschen erschaffen, mit dem Braincode oder einer KI à la Zacchei erschaffen nun aber Menschen umgekehrt eine Art Gott. Wird Gott, wird die Kirche bald durch eine künstliche Intelligenz ersetzt? Pascal Kaufmann hat Benjamin Stückelberger gesagt, dass es genau sein Ziel sei, «dem da oben» ein Schnippchen zu schlagen». Sein Vorbild sei Prometheus, der den Göttern das Feuer gestohlen hat. Er möchte jetzt quasi die Intelligenz von Gott stehlen.
Pfarrer Christian Scharpf findet es gefährlich, Gott zu spielen oder einen Menschen zu einem Gott zu machen. «Wir sind nicht Gott!» Auch Benjamin Stückelberger warnt: «Es passiert immer das Gleiche, wenn Menschen Gott sein wollen: Es kommt schief heraus.» Darum ist es für ihn umso wichtiger, «dass wir die Chefs der Maschinen bleiben.»
Angst davor, dass uns Menschen eine gottgleiche KI in Zukunft überflüssig macht, haben die beiden Pfarrer nicht. Christian Scharpf weist in diesem Zusammenhang auf einen Gedanken des Psychologen und Emotionsforschers Steven Pinker hin: «Es gibt die Befürchtung, dass die KI selbständig wird und beginnt, Dinge zu bauen und schliesslich den Planeten zu übernehmen. Die Angst, dass uns die KI dabei ausrottet, ist eine Projektion unserer eigenen dunklen Seiten.»
Die Kirche bleibt
Benjamin Stückelberger sagt: «Ich verstehe die Ängste, teile sie aber nicht unbedingt. Ich will Chef von meinem Leben bleiben und erwarte von den anderen Menschen, dass auch sie dies bleiben wollen. Ich glaube darum nicht, dass sie ihre Selbstbestimmung so schnell an Maschinen abgeben wollen.» Er hat den KI-Forscher Pascal Kaufmann auf solche Ängste angesprochen. Dieser entgegnete, er habe mehr Angst vor den Menschen als den Maschinen. «Es ist ja nicht so, dass die gut acht Milliarden Menschen sich alle bei der Hand halten und Kumbaya singen, es muss nicht schlechter werden, wenn die Maschinen mehr übernehmen», findet Pfarrer Stückelberger.
Die Kirche wird weiterhin im Dorf bleiben, davon ist Stückelberger überzeugt: «Gewisse Dinge werden sich nicht ändern, da kann eine KI noch so intelligent sein. Darum beginnt mein Krimi mit einer klassischen Taufe. Wir werden weiterhin Kinder haben und diese mit Ritualen in unserer Welt begrüssen. Die Stärke der Kirche wird bleiben, dass sie den Menschen und die Interaktion zwischen Menschen und die soziale Wärme ins Zentrum stellt.»
Hansjörg Schmid, Kirchenpfleger Reformierte Kirche Wädenswil
Buchtipps
Kommt Pfarrer Gabathuler dem Braincode auf die Spur? Kann Tara die Menschheit davor retten, komplett von einer KI gesteuert zu werden?
Lesen Sie die beiden Romane: Benjamin Stückelberger: Feuertaufe; Atlantis
Luca Zacchei: Die Wolke des Wissens; Chiemsee Verlag
Auch wenn die Künstliche Intelligenz (KI) immer mehr in unser Leben dringt, glauben die Pfarrer Benjamin Stückelberger und Christian Scharpf nicht, dass sie zum neuen Gott wird.
«Braincode», das ist eine neue Art von künstlicher Intelligenz, die im Gegensatz zur bisherigen KI wirklich intelligent und demzufolge äusserst wirkungsmächtig ist. Darum senden die Weltmächte ihre Geheimdienste los, um sich das in der Schweiz entwickelte Produkt zu schnappen. Dabei sind ihnen alle Mittel recht …
Dies ist die Ausgangslage im Krimi «Feuertaufe» des Theologen Benjamin Stückelberger. Der Pfarrer nutzt dabei zwar die dichterische Freiheit, um eine äusserst spannende Geschichte zu erzählen, der Hintergrund ist aber real. Am Braincode wird vom Schweizer Pascal Kaufmann wirklich geforscht.
Wenn der Mensch der Maschine dient
Über den Braincode sagt Benjamin Stückelberger: «Er kann im Gegensatz zu bisheriger KI ein Problem lösen, ohne dass man ihm vorher Lösungsmuster gegeben hat. Das ist eine Intelligenz, wie sie der Mensch hat. Er kann auf ein Problem stossen, das er bisher noch nie hatte, und dieses früher oder später lösen. Das soll mit dem Braincode auch die Maschine können.»
In seinem Roman «Die Wolke des Wissens» schildert Luca Zacchei, der für den Thinktank der Reformierten Landeskirche «RefLab» arbeitet, eine Gesellschaft, die sich immer mehr einer KI unterordnet. Es geht so weit, dass die KI führt und der Mensch nur noch ausführt, was ihm die KI vorgibt. Die Maschine dient nicht mehr dem Menschen, sondern der Mensch der Maschine.
Die KI wurde nach höchst moralischen Grundsätzen programmiert mit dem Ziel, dass die Menschen keine Kriege mehr führen, die Umwelt nicht mehr zerstören und ein angenehmes Leben bei bester Gesundheit führen können. Dies gelingt – aber das erhoffte Paradies auf Erden tritt nicht ein. Das Leben der Menschen fühlt sich langweilig und sinnlos an.
Schafft der Mensch einen KI-Gott?
In der Bibel hat Gott den Menschen erschaffen, mit dem Braincode oder einer KI à la Zacchei erschaffen nun aber Menschen umgekehrt eine Art Gott. Wird Gott, wird die Kirche bald durch eine künstliche Intelligenz ersetzt? Pascal Kaufmann hat Benjamin Stückelberger gesagt, dass es genau sein Ziel sei, «dem da oben» ein Schnippchen zu schlagen». Sein Vorbild sei Prometheus, der den Göttern das Feuer gestohlen hat. Er möchte jetzt quasi die Intelligenz von Gott stehlen.
Pfarrer Christian Scharpf findet es gefährlich, Gott zu spielen oder einen Menschen zu einem Gott zu machen. «Wir sind nicht Gott!» Auch Benjamin Stückelberger warnt: «Es passiert immer das Gleiche, wenn Menschen Gott sein wollen: Es kommt schief heraus.» Darum ist es für ihn umso wichtiger, «dass wir die Chefs der Maschinen bleiben.»
Angst davor, dass uns Menschen eine gottgleiche KI in Zukunft überflüssig macht, haben die beiden Pfarrer nicht. Christian Scharpf weist in diesem Zusammenhang auf einen Gedanken des Psychologen und Emotionsforschers Steven Pinker hin: «Es gibt die Befürchtung, dass die KI selbständig wird und beginnt, Dinge zu bauen und schliesslich den Planeten zu übernehmen. Die Angst, dass uns die KI dabei ausrottet, ist eine Projektion unserer eigenen dunklen Seiten.»
Die Kirche bleibt
Benjamin Stückelberger sagt: «Ich verstehe die Ängste, teile sie aber nicht unbedingt. Ich will Chef von meinem Leben bleiben und erwarte von den anderen Menschen, dass auch sie dies bleiben wollen. Ich glaube darum nicht, dass sie ihre Selbstbestimmung so schnell an Maschinen abgeben wollen.» Er hat den KI-Forscher Pascal Kaufmann auf solche Ängste angesprochen. Dieser entgegnete, er habe mehr Angst vor den Menschen als den Maschinen. «Es ist ja nicht so, dass die gut acht Milliarden Menschen sich alle bei der Hand halten und Kumbaya singen, es muss nicht schlechter werden, wenn die Maschinen mehr übernehmen», findet Pfarrer Stückelberger.
Die Kirche wird weiterhin im Dorf bleiben, davon ist Stückelberger überzeugt: «Gewisse Dinge werden sich nicht ändern, da kann eine KI noch so intelligent sein. Darum beginnt mein Krimi mit einer klassischen Taufe. Wir werden weiterhin Kinder haben und diese mit Ritualen in unserer Welt begrüssen. Die Stärke der Kirche wird bleiben, dass sie den Menschen und die Interaktion zwischen Menschen und die soziale Wärme ins Zentrum stellt.»
Hansjörg Schmid, Kirchenpfleger Reformierte Kirche Wädenswil
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Lesen Sie die beiden Romane: Benjamin Stückelberger: Feuertaufe; Atlantis
Luca Zacchei: Die Wolke des Wissens; Chiemsee Verlag